, das ist sehr passend beschrieben. Ich kenne auch für alle drei Typen einen typischen Vertreter, wobei Nr. 3 mir tatsächlich noch am liebsten ist.
UlliB hat geschrieben:Alle drei Kategorien blenden aus, dass es tatsächlich gute und weniger gute Jahrgänge gibt, und sich kein Winzer wirklich schlechten äußeren Bedingungen vollständig entziehen kann, was man den Weinen am Ende auch deutlich anmerkt.
Das ist sicher richtig. Gleichwohl gilt für mich weiterhin die Gleichung wie folgt:
1. Winzer (am wichtigsten)
2. Jahrgang (wichtig, aber deutlich weniger wichtig)
3. Terroir (ebenfalls wichtig, aber deutlich weniger wichtig als Nr. 1)
Weine von mir unbekannten (und eher als mittelmäßig bekannten) Winzern aus gutem Jahrgang oder aus guten Lagen haben mir allenfalls in Ausnahmefällen bislang Freude bereitet. Gerade im Burgund ist mir im Zweifel ein Village Wein eines der guten Erzeuger aus einem mittleren Jahr lieber als der Grand Cru eines mittelmäßigen Erzeugers aus einem Spitzenjahr.
Stilistische Unterschiede zwischen Jahrgängen kann man auch schätzen lernen. Ein großer Jahrgang zeichnet sich für mich durch mehrere Komponenten aus, die für mich in etwa so aussehen könnten: gute, aber nicht übertriebene Traubenreife, Säure für die Lagerfähigkeit, die nicht spitz sein sollte, klare Aromen und gute Konzentration ohne Schwere. Für bestimmte Weine gibt es sicher noch weitere Komponenten, die mehr oder weniger wichtig sein können (Botrytis ja/nein, Tanninqualität, etc.).
Jetzt ist es aber so, dass einige Komponenten, die Größe
in der Zukunft versprechen (z.B. viel Säure, massives Tannin, hohe Konzentration, o.ä.), einen Wein lange Zeit nur begrenzt vergnüglich zu trinken gestalten. Ich denke da an 1996er und 2005er rote Burgunder, 2010er Rieslinge, 2005er Rote Bordeaux, etc. Wer seit Jahrzehnten Wein kauft und sich beherrschen kann, ist irgendwann im Zyklus drin, dass er/sie stets ausreichend trinkreife Weine im Haus hat. Ich bin aber der Ansicht, dass es
mindestens 10 Jahre, eher 15 Jahre, dauert, bis man einen solchen Keller aufgebaut hat (und man muss sich beherrschen und liegen lassen können
). Für die Zwischenzeit sind m.E. nicht große, aber zugängliche Jahrgänge eine Wonne. Eine Wonne sind sie auch häufig als Essensbegleiter. Jedenfalls ich mag es zum Essen häufig gerne ein bisschen einfacher und nicht zu komplex.
Auch ich kann mich nicht freimachen von dem Gedanken, weniger gute Jahrgänge schlicht auszulassen. Nach allem kommt stets der Gedanke: Jahrgang x von Wein x kostet das Gleiche wie Jahrgang y von Wein x. Warum soll ich den schlechten Jahrgang nehmen? Soll ich nicht lieber statt Wein x aus Jahrgang y, Wein y (kostet die Hälfte von Wein x) aus Jahrgang x nehmen und habe damit mehr Vergnügen als mit Wein x aus Jahrgang y?
Aus meiner Sicht lohnt es sich trotzdem, auch in nicht so guten Jahrgängen ein paar Flaschen seiner Lieblingsweine zu kaufen, erstens um sich selbst ein Bild von dem Jahrgang machen zu können, zweitens, um seine Lieblingswinzer (und auch die Händler, die sie führen) auch in weniger optimalen Jahrgängen zu unterstützen, und drittens, weil aus meiner Sicht fast jeder Jahrgang am Ende doch für eine bestimmte Gelegenheit gut ist, sei es, dass man mal einen säurearmen oder -reichen Wein braucht, einen zum früher trinken, o.ä.
Trotz alledem werde ich mich bezüglich der deutschen 2013er eher zurückhalten. Das eine oder andere, was ich immer kaufe, werde ich auch dieses Jahr kaufen. Aber nach größeren Käufen deutscher Rieslinge in 2012 werde ich dieses Jahr diesbezüglich etwas kürzer treten.