Korkgeschmack

Von Korken, Kapseln, Kellermessern
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susa
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von susa »

Was ich mich bei dem Spiegelartikel gefragt habe: würde das aber nicht bedeuten, dass man in dem Augenblick, in dem man an einem korkigen Wein riecht, auch für alle anderen Gerüche unempfindlich(er) wird; d.h. auch die nächste Flasche, die man öffnet, müsste dann korkig riechen. Vielleicht erklärt das auch so manche "Serie".

lg
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Gerald
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von Gerald »

würde das aber nicht bedeuten, dass man in dem Augenblick, in dem man an einem korkigen Wein riecht, auch für alle anderen Gerüche unempfindlich(er) wird; d.h. auch die nächste Flasche, die man öffnet, müsste dann korkig riechen.
das würde ich dem Artikel nicht entnehmen, es wird von einer Kinetik im Sekundenbereich gesprochen. Also wenn man eine Minute oder so später den nächsten Wein probiert, sollte der Effekt schon abgeklungen sein.

Interessant ist die Sache aber auf jeden Fall. Offenbar (zumindest vermuten das die Forscher) wird auch der muffige Geruch von TCA nicht über den "normalen" Weg ausgelöst, sondern durch die Störung der Reizweiterleitung, genauso wie die Unterdrückung anderer Aromen.

Grüße,
Gerald
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susa
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von susa »

Also sind diese Aromen bereits im Wein vorhanden, werden normalerweise nur von anderen überlagert.

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Gerald
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von Gerald »

Also sind diese Aromen bereits im Wein vorhanden, werden normalerweise nur von anderen überlagert.
Das habe ich nicht ganz verstanden. Auf welche Aromen beziehst du dich hier?

Grüße,
Gerald
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sociando
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von sociando »

ich glaube wie das genau passiert wissen auch die forscher nicht und können nur spekuieren. es könnte z.b. sein, dass das gehirn durch die hemmung dieser geruchssensoren einen "pseudogeruch" generiert und nicht unbedingt dass es plötzlich weniger schöne dinge im wein riecht bzw....
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susa
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von susa »

die Mufftöne, also der typische Korkgeruch
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Gerald
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von Gerald »

die Mufftöne, also der typische Korkgeruch
nein, so habe ich das nicht verstanden. TCA scheint "nur" die Geruchswahrnehmung über die Reizweiterleitung zu stören (statt direkt auf die olfaktorischen Rezeptoren zu wirken). Das ergibt dann zwei Effekte, einerseits die muffige Geruchswahrnehmung, andererseits die Unterdrückung anderer Gerüche.

Vielleicht ganz entfernt mit der Wirkung von Halluzinogenen vergleichbar, wo manche Sinneseindrücke verloren gehen und andere - nicht real vorhandene - neu dazu kommen.

Grüße,
Gerald
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Gerald
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von Gerald »

Extrem interessant ist aber auch diese Passage aus dem Artikel:
Unfortunately,
we currently do not have a clear understanding of
how extremely low concentrations of TCA can evoke a musty
odor. The simplest hypothesis is that TCA molecules bind certain
olfactory receptors and activate transduction currents in
ORCs at very low concentrations. However, the smallest effective
concentration of odorants known to induce responses in
individual ORCs is approximately 1 µM (20, 28, 29). On the
contrary, the levels of TCA that would evoke musty odors (<5
pM concentration, or 10^4 fold lower) are extremely low for
receptor-mediated biological mechanisms, even taking into
consideration the expected 10^2- to 10^3-fold amplification of afferent
signals achieved by convergence of ORC synaptic inputs at
olfactory glomeruli (32). We did not observe any detectable
ORC excitatory responses in the experiments in which very low
concentrations of TCA were applied to ORCs.
Ähnlich niedrige Geruchsschwellwerte (im Bereich ng/l) sind bei Wein vor allem von schwefelhaltigen Aromakomponenten bekannt, z.B. dem MMP (Cassisnote). Das könnte bedeuten, dass auch diese Stoffe nicht über die Geruchsrezeptoren wirken, sondern über Störung der Reizweiterleitung. Gerade bei schwefelhaltigen Substanzen ist das durch ihre Reaktivität (z.B. Bindung an die Metalle in Coenzymen?) durchaus denkbar. Da wäre es dann auch möglich, dass solche Geruchskomponenten die Wahrnehmung anderer Aromen blockieren oder verändern?

Grüße,
Gerald
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Charlie
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von Charlie »

So verstehe ich es auch. Die ganze Problematik die man gerne mit "schleichender Kork" umschreibt könnte so erklärt werden
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Gerald
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Re: Korkgeschmack

Beitrag von Gerald »

Die ganze Problematik die man gerne mit "schleichender Kork" umschreibt könnte so erklärt werden
da bin ich mir nicht ganz sicher. "Schleichender Kork" bedeutet doch (zumindest so wie ich den Begriff kenne), dass man TCA nicht riecht, aber die anderen Aromen versteckt werden. Bei dem zitierten Artikel war die notwendige TCA-Konzentration für die Unterdrückung der anderen Aromen aber im Bereich deutlich über der Geruchsschwelle für TCA.

Grüße,
Gerald
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