Die New York Times über deutschen Riesling ...

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
MichaelWagner
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Re: Die New York Times über deutschen Riesling ...

Beitrag von MichaelWagner »

Das deutsche Weinrecht ist daran nicht unbedingt Schuld. Ich kann meine "2011er Königslay-Terrassen Riesling Auslese feinherb" auch einfach "Peter" oder "Karl" nennen und aufs Rückenetikett irgendwo deutscher Tafelwein schreiben.

Diese extreme Abstufung stellt mir das deutsche Bezeichnungsrecht ja frei und würde mir auch einiges an Verwaltungsaufwan sparen (AP-Nr, Jahrgangswechsel und hastenichgesehen) Habe allerdings starke Bedenken, dass dann die Diskussion in die gegenteile Richtung losgeht, dass dieser Wein ja theoretisch irgendwo aus Deutschland kommen kann, bestimmt garkeine Auslese ist und garantiert total überteuert, weil ja nur Tafelwein draufsteht etcpp.

Oder wie sehr ihr das???

Gruß, Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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UlliB
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Re: Die New York Times über deutschen Riesling ...

Beitrag von UlliB »

MichaelWagner hat geschrieben: Oder wie sehr ihr das???
Michael,

wenn wir mal kurz bei der Mosel bleiben wollen: in einer Gegend, in der schon aus einer einzigen Rebsorte eine ganz enorme Bandbreite von Weinen erzeugt wird, in völlig verschiedenen "Gewichtsklassen", und von ganz trocken bis wirklich extrem süß, muss das Bezeichnungswesen eine gewisse Komplexität haben, wenn die Angaben auf dem Etikett dem Kunden überhaupt etwas über den Inhalt der Flasche sagen sollen. Insofern kann es hier auch kein wirklich "unkompliziertes" und gleichzeitig aussagekräftiges Bezeichnungswesen geben.

Das Problem ist aber in Deutschland ganz mutwillig verschärft worden, indem man laufend neue Bezeichnungen hinzugefügt hat: Hochgewächs, Classic oder Selection, und um bei Deinem Besipiel zu bleiben: feinherb, was im Gegensatz zur weinrechtlich klar definierten Bezeichnung "halbtrocken" völlig undefiniert ist und bei manchen Winzern schon ziemlich pappssüß sein kann. Und das Rumfuhrwerken des VDP (erinnert sich da eigentlich noch einer, wofür das "P" im Namen steht?) macht die Sache nur noch konfuser: Prädikatsverbot für Weine bis 9,00 Gramm Restzucker, ab 9,01 Gramm dann aber doch mit Prädikat, und der obskure "Lagenverbrauch" treibt bezeichnungstechnisch absolut skurrile Blüten.

Deutsche Weinbezeichnungen: kompliziert? Aber ja. Sie müssen es, bis zu einem gewissen Grad, sein. Aber sie werden ganz mutwillig laufend noch komplizierter gemacht, als es nötig wäre.

Gruß
Ulli
MichaelWagner
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Re: Die New York Times über deutschen Riesling ...

Beitrag von MichaelWagner »

Hi Ulli,

Klar, gebe ich dir recht. Nur was ist die Lösung? Alle schreien nach Vereinfachung nur keiner weiß wie.

Classic & Selection waren ein Versuch der Vereinfachung. Mit bekanntem Ergebnis...

Es soll einfach sein, aber auch nicht zu einfach, aber auch nicht zu kompliziert. Und es soll die Unterschiede und Wertigkeiten widerspiegeln. Und nichtmal über diese Wertigkeiten besteht Einigkeit (Öchsle, physiologische Reife, Lagengüte, Handlese, Rebalter, welches Gebiet mit welcher Sorte etcpp).

Und dann noch eine hohe Anzahl an Interessengruppen mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen (Kellereien, Winzer, Kunden etcpp)

Und das alles in ein bezeichnungsrecht packen mit dem alle zufrieden sind?!

Es wird auch in Zukunft unmöglich bleiben ;)
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UlliB
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Re: Die New York Times über deutschen Riesling ...

Beitrag von UlliB »

MichaelWagner hat geschrieben: Classic & Selection waren ein Versuch der Vereinfachung. Mit bekanntem Ergebnis...
Das Problem mit den ganzen "Vereinfachungen" ist ja, dass immer etwas Neues hinzugefügt wird, ohne dafür im Gegenzug gleichzeitig etwas Bestehendes zu eliminieren. Der VDP wollte das mit dem Prädikatsverbot ja eigentlich, aber konnte es dann schließlich doch nicht :?

Aber rein "deutsch" ist dieses Problem wohl nicht, siehe die parallele Diskussion um die österreichische DAC. Einfach etwas Neues dazu, aber das vorher Bestehende bleibt weitestgehend unangetastet :cry:
Und das alles in ein bezeichnungsrecht packen mit dem alle zufrieden sind?!

Es wird auch in Zukunft unmöglich bleiben ;)
Ja, das sehe ich auch so. Leider.

Gruß
Ulli
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