Neues aus China

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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UlliB
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Re: Neues aus China

Beitrag von UlliB »

VillaGemma hat geschrieben: Um sich so einen Blödsinn leisten zu können, muss man nun auch noch "echtes" Geld verdienen/erwirtschaften. Oder kaufen sowas nur die Neureichen, um zu protzen. Die Antwort liegt wohl auf der Hand...ist echt schade, sowas :(
Ach, es gibt weltweit ganz einfach viele Leute, die sehr, sehr viel Geld haben. Alleine in Deutschland gibt es mittlerweile rund eine Million Personen mit einem Privatvermögen von mehr als 1 Mio Euro, und von denen könnten sich etliche ein paar Flaschen leisten, ohne dass es ihnen auch nur irgendwie wehtut - wenn sie denn wollen. Und nicht jeder, der viel Geld hat, protzt damit herum.

Das eigentlich Verrückte ist, dass man mit dem Kauf einer Flasche RC ein ganz enormes Risiko eingeht, eine Fälschung zu bekommen. Auf Grund des hohen Preises wird wesentlich mehr RC gehandelt, als von der DRC hergestellt wird :lol:

Ohne einen wirklich lückenlosen Nachweis der Herkunft geht da gar nichts. Ob das die Chinesen wissen (wenn es denn die Chinesen sind, die die Preise treiben) :?:

Gruß
Ulli
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VillaGemma
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Re: Neues aus China

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Alleine in Deutschland gibt es mittlerweile rund eine Million Personen mit einem Privatvermögen von mehr als 1 Mio Euro, und von denen könnten sich etliche ein paar Flaschen leisten, ohne dass es ihnen auch nur irgendwie wehtut - wenn sie denn wollen.
Hallo Ulli,

richtig, wenn sie denn wollen. Ich kannte auch mal so einen, der >=10 MIO auf der hohen Kante hatte. Dem war ein Wein für 10,- Euro aber schon "zu teuer". Hat lieber bei Jaques Weine für 5-7 Euro gekauft und getrunken. Gern auch Weine aus dem Aldi (der war dann auch so drauf, dass er mir erklären wollte, ich würde mich veräppeln lassen und nur für Namen bezahlen. Schmecken würde man das ohnehin "alles" nicht :roll: ) Sprich die Leute werden dann auch gern mal geizig...oder interessieren sich überhaupt nicht für Wein. Auch jetzt an der Arbeit gibt es durchaus 1-2%, die Wein mögen, die aber auch fast alle <=10 Euro ausgeben, unabhängig vom Einkommen. 12.000,- Euro würde hingegen sogar unserem GF weh tun ;) ...und es gibt eigentlich nur eine Kollegin, die - wie ich - auch Wein in der Region 10-50 Euro kauft und trinkt. Eine von ca. 700. Soll heißen, es sind einfach extrem wenige Menschen, vielleicht zum Glück, die sich wirklich für Wein interessieren und dann auch bereit sind, ein wenig Taschengeld auszugeben für tolle Weine.

Daher frage ich mich schon ein wenig, was für ein Markt das ist, mit wem als Nachfrager. Reiche Ausländer...ok. Oder der Typ, der die Leute mit Geldanlagen ..."beraten" hat, auch so einer. Aber da ist dann auch Protzen wieder im Vordergrund. Ich finde es einfach jammerschade, dass "man" sich so einen Wein nie leisten kann. Weil probieren würde ich solche Top-Weine auch gern mal. Nicht zwingend den Burgunder aus bekannten Gründen, aber den ein oder anderen Bordeaux schon gern. Nur werde ich niemals mehr als 400,- Euro ausgeben, auch nicht für Silvester oder sonstwas (Ausnahme: Lottogewinn)...und damit fallen die Top-Weine alle hinten rüber.

PS: Das mit den Fälschungen ist dann natürlich auch noch ein Thema...
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Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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sorgenbrecher
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Re: Neues aus China

Beitrag von sorgenbrecher »

:lol: , es sind tatsächlich prozentual extrem wenig menschen, die in diesen preisregionen wein kaufen, aber was die top-burgunder betrifft auch noch extrem viel weniger wein, der produziert wird......

was glaubst du, wieviele flaschen romanee conti es jährlich gibt ? (für eine weltweite nachfrage....)
Gruß, Marko.
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VillaGemma
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Re: Neues aus China

Beitrag von VillaGemma »

sorgenbrecher hat geschrieben: was glaubst du, wieviele flaschen romanee conti es jährlich gibt ? (für eine weltweite nachfrage....)
Ich würde schätzen, so wie bei mir bekannten Top-Cuvees, ca. 600-2000?

Und es gibt natürlich nicht nur diesen einen Burgunder. Es gibt ja inzwischen eine ganze Reihe von Weinen (Top-Bordeauxe), die preislich vollkommen "durch den Wind "sind (für mich > 500,- Euro die Flasche)...
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UlliB
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Re: Neues aus China

Beitrag von UlliB »

VillaGemma hat geschrieben:[...] es sind einfach extrem wenige Menschen, vielleicht zum Glück, die sich wirklich für Wein interessieren und dann auch bereit sind, ein wenig Taschengeld auszugeben für tolle Weine.
Bezogen auf die Menschheit gibt es aber auch nur extrem wenige Flaschen Romanée-Conti, im langjährigen Durchschnitt werden davon 5.500 Flaschen pro Jahr produziert. Das macht, wenn ich richtig gerechnet habe, eine Flasche auf jeweils 1,3 Millionen Menschen. Das nur mal um die Verhältnisse aufzuzeigen - es reichen wirklich extrem wenige Interessenten mit der nötigen finanziellen Ausstattung, und weg sind die Pullen...

Und nochmal: wenn Deine ganz persönliche Schmerzgrenze bei 400.- Euro liegt, reicht es, wenn jemand 25mal mehr als Du auf der Kante hat, um mit 10.000 Euro proportional genau die gleiche Ausgabe zu tätigen - und solche Leute gibt es mit Sicherheit genug. Und wenn Du die 10.000 Euro immer noch für pervers hältst: ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung dürfte es auch schon für völlig pervers halten, für eine einzige Flasche Wein mal eben einen Hartz-IV-Regelsatz zu verballern.

Insofern wäre ich mit der Vermutung "nur was für Neureiche, die damit protzen wollen" etwas vorsichtig... ;)

Gruß
Ulli
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VillaGemma
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Re: Neues aus China

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Insofern wäre ich mit der Vermutung "nur was für Neureiche, die damit protzen wollen" etwas vorsichtig... ;)
Hallo Ulli,

jetzt drehst Du mir aber die Worte ein wenig im Mund herum, bzw. nochmal zur Klarstellung. Eigentlich ist meine Schmerzgrenze bei 35,- Euro. Die 400,- Euro waren als ein "once in a lifetime" Ding gedacht, um mal so einen 1er Grand Cru ausm Saint E. zu probieren. Einmal. Davon kann Angelus nicht leben ;) ...das so jemand wie ich einmal im Leben vielleicht so eine Flasche kauft. Weil, für das Geld zeichne ich auch viel lieber 12 Flaschen von meinem Lieblingswein ;) ...der auch nicht soooooo schlecht ist. Aber eben kein 1er G.C. Klar.

Daher bleibe ich dabei, dass ich es eben schade finde, dass Leutz wie ich, die eben noch fürs Geld arbeiten müssen, nicht in die "Verlegenheit" kommen, ein solches Spitzenprodukt zu probieren. Und wir reden am Ende des Tages ja schon über eine 0,75l Flasche Wein. Es ist kein Steinway Flügel mit einer Lebenserwartung von 150 Jahren, täglich zum Geniessen.

Pervers finde ich es letzten Endes nicht. Es ist ein Markt, wenn auch eben ein dem Mittelstand entrückter. Und im Herzen bin ich liberal, ohne dabei FDP zu wählen ...aber anders Thema :lol:
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Re: Neues aus China

Beitrag von UlliB »

VillaGemma hat geschrieben: Daher bleibe ich dabei, dass ich es eben schade finde, dass Leutz wie ich, die eben noch fürs Geld arbeiten müssen, nicht in die "Verlegenheit" kommen, ein solches Spitzenprodukt zu probieren.
Ne, natürlich. Ich würde auch mal gerne einen Romanée-Conti probieren, keine Frage. Aber das wird wohl nie passieren. Ist eben so.

Vermutlich würde ich den Preis auch nicht annähernd "abtrinken"; dazu reicht meine Erfahrung mit Burgundern zumindest im Moment nicht aus. Was Bordeaux betrifft, habe ich aber durchaus einige Erfahrungen mit 1er GCCs; einige davon liegen auch noch im Keller - es gab nämlich mal eine Zeit, in der die auch noch für Normalverdiener erschwinglich waren; so lange ist das gar nicht her. Ja, das sind schon herausragend gute Weine, manchmal sogar atemberaubend gut - aber eben nicht so viel besser als etliche der darauf folgenden "Super-2èmes", dass sich der Mehrpreis damit rechtfertigen ließe. Bezogen auf den heutigen Lafite-Preis würde ich sagen: für ein Zehntel des Geldes bekommst Du ganz locker 95% des Vergnügens. Und das wird bei den anderen "Ikonen" auch nicht viel anders sein. Für minimal mehr Performance (wenn die denn überhaupt da ist) zahlt man ganz einen ungeheuren Aufpreis.

Gruß
Ulli
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innauen
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Re: Neues aus China

Beitrag von innauen »

Hallo,

so wie Berry Brothers geht es wohl vielen im Moment. Die Subskription 2009/2010 war erst heiß und danach im abflauenden Geschäft ein Klotz am Bein und der chinesische Markt ist so einfach nicht. Rechtsstreitigkeit mit einem ehemaligen Geschäftspartner drücken das Geschäft. Das alles sind aber Indizien dafür, dass es im Weinhandel insbesondere mit Bordeauxweinen derzeit überhaupt nicht rund läuft:

http://www.yoopress.com/de/weinnews/wei ... luste.html

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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eggerp
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Re: Neues aus China

Beitrag von eggerp »

Es gab vor kurzem einen interessanten Artikel bei Spiegel-online: http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 28694.html. Und zwar hat Familie Rothschild eine Kopie ihres Weinguts Château Lafite in China errichtet, um dort Wein anzubieten.
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innauen
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Re: Neues aus China

Beitrag von innauen »

auch hübsch. Viel Geld für eine Flasche Rüdesheimer: http://www.sueddeutsche.de/panorama/sel ... -1.1867639

Grüße,

Wolf
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