Madiran; Pacherenc du Vic Bilh; Tursan und Saint Mont

[octopussy]

Mir hat mal jemand zur generellen Jahrgangseinschätzung gesagt: Madiran = Pi mal Daumen Bordeaux rechtes Ufer. Überprüfen konnte ich das bislang noch nicht. Aber die genannten 1995, 1996, 1998 und 2000 für die 90er (und das Millennium) würden diese Aussage ja bestätigen, 1994 beschränkt und 1993 eher nicht.

Einen weiteren Punkt möchte ich nochmal als Frage in die Runde werfen (mir fehlt dazu die Erfahrung): Wurden denn in den 80ern wirklich viele richtig gute Madirans erzeugt oder beschränkt sich das vor allem auf die Weine von Alain Brumont und vielleicht noch ein oder zwei andere Erzeuger?

[Ostbelgier]

Hallo zusammen,

noch liegt Schnee in Ostbelgien, Zeit, nochmal einen Montus 1998 zu öffnen. Den ganz normalen ohne Prestige oder VV. Ich mag ihn seit Jahren und 98 ist vielleicht mein Lieblingsjahrgang. Der Wein hat nur 12,5 Vol.%, aber einen herrlich ausgereiften Duft und Geschmack, den ich jetzt als auf den Punkt gereift empfinde. Immer noch tiefdunkel, und dieser Duft: Kaminfeuer, Cassis und Holunder. Starkes, aber inzwischen "rundes" Tannin, sofern man das von einem Madiran sagen kann. Herrliche Länge im Nachhall.
Der älteste Madiran, der mir geschmeckt hat, war ein 82er, den man durchaus mit einem recht guten Bordeaux des gleichen Jahres hätte vergleichen können. Es stand noch nicht Chateau Montus auf dem Etikett, aber er war von Monsieur Brumont. Ältere Exemplare kenne ich leider auch nicht.

Viele Grüße

Markus

[austria_traveller]

Servus Markus,
Da du ja öfters solche Sachen trinkst, wie verhällt es sich denn mit Magnums von Montus. Hast du da schon Erfahrungen machen können, speziell mit der Trinkreife ?

[Ostbelgier]

Hallo Gerhard,

nein, mit Magnums von Montus besitze ich keinerlei Erfahrungen. Wenn ich mir eine Magnum kaufe, ist der Grund ja immer eine Verlängerung des Trinkfensters. Und genau das scheint mir bei Montus, wo selbst 17jährige Weine noch nicht reif erscheinen, nicht nötig zu sein . Montus hält etwas länger als Bouscasse. und die 90er waren dort das goldene Zeitalter. Was man aus dieser Zeit findet, kann man bei guter Lagerung eigentlich fast blind kaufen.

Viele Grüße

Markus

[Weinbertl]

die Tage im Glas:

1995 Ch. Bouscassé Vieilles Vignes

Auge: keine Reifeanzeichen, sehr reines intensives Kirschrot. Selten habe ich so eine frische Farbe bei einem 18 Jahre alten Wein gesehen. Praktisch kein Wasserrand.

Nase: (nicht dekantiert, 1,5 Stunden vorher entkorkt) für ein paar Minuten feinwürziges Holz. Kurioserweise an guten Sangiovese (Toskana) erinnernd. Reifes eingelegtes Steinobst. Likörartig (verfliegt nach gut 30 Minuten wieder). Wirklich gut verwobenes Bouquet. Die längste Zeit dann rotfruchtig und auch etwas Leder. Eine zum Schluss wirklich blitzsaubere Nase.

Gaumen: zu Beginn staubiges Tannin, sehr straffe Struktur, in seiner Struktur durchaus als komplex einzustufen. Maximal mittelgewichtig. Gewinnt an Schmelz. Tannine binden sich nun besser ein. Nähert sich retronasal dem Nasenbild. Gute Balance. Abgang mittellang bis lang.

Fazit: dieser Bouscasse besitzt viel Persönlichkeit, macht jetzt Spaß zu trinken. Die Tanninstruktur lässt auf weiteres Potentials mutmaßen, der Frische wegen würde ich ihn allerdings jetzt und die nächsten 3-5 Jahre trinken. 17-17,5 P.

[Ostbelgier]

Hallo zusammen,

bei herbstlichem Feeling in Ostbelgien muss es ein Madiran sein, animiert durch meinen Vorschreiber ist es der Chateau Bouscasse VV 1994. Die VKN von Robert kann man beinahe auch auf diesen Wein übertragen. Extrem tiefe Farbe für das Alter, keinerlei Reifenoten. Feiner schwarzfruchtiger Duft mit feinem Leder. Starkes, sich aber abrundendes Tannin. Ist nun in sich stimmig und ich würde auch hier die Restflaschen in den nächsten 2-4 Jahren trinken. Sehr schön !

Viele Grüße

Markus

[Panamera]

Ich hatte neulich einen jungen Montus im Glas...



Mehr dazu: http://weinblogpanamera.blogspot.ch/201 ... ateau.html

[Gerald]

Sehr gut gefallen hat mir dieser "Einstiegs-Madiran":



Sicher hat er nicht die Komplexität eines echten Topweins, aber sonst gibt es meiner Ansicht nach nichts zu bemängeln. Für einen Basiswein jedenfalls wirklich bemerkenswert. Er ist auch jetzt schon - mit entsprechender Belüftung - gut zugänglich, wenn man mit sehr intensiven (aber harmonischen, nicht etwa trocknenden, bitteren o.ä.) Tanninen keine Probleme hat.

Frage an die Kenner der Region: ist auch bei einem jungen Basiswein dieser Art zu erwarten, dass er sich in absehbarer Zeit verschließt und erst nach Jahren wieder öffnet? Oder tun das nur die "großen Brüder"?

Grüße,
Gerald

[Ostbelgier]

Hallo zusammen,

@Gerald: Ich weiss es nicht genau, denn die Einstiegsweine trinke ich immer jung, selbst wenn die Tannine etwas am Gaumen schmirgeln .
Bei gruseligem Herbstwetter im Glas ist der Bouscasse 2000 in der "normalen" Version, und hier zeigt sich zum ersten Mal für mich bei einem guten 2000er so etwas wie Trinkreife. Immer noch beinahe schwarz, mit einem herrlichen Leder-Cassis-Rauchduft, aber gut abgeschliffenem Tannin und einem schönen Nachhall. Jetzt wunderbar zu trinken !

Viele Grüße

Markus

[BuschWein]

Frage an die Kenner der Region: ist auch bei einem jungen Basiswein dieser Art zu erwarten, dass er sich in absehbarer Zeit verschließt und erst nach Jahren wieder öffnet? Oder tun das nur die "großen Brüder"?

Hallo Gerald
Nach meinen bisherigen Erfahrungen gibt es bei den Madiran-Weinen nicht so sehr eine echte Verschlussphase, auch die Topweine sind nicht jung gut und verschließen sich dann. Madiran und die Rebsorte Tannat ist jung schlicht dermaßen hart, dass sie in der Jugend eher keinen Spaß machen, sprich die Weine brauchen die Reife um das Tannin weicher werden zu lassen.

Insofern und nach meiner bisherigen Erfahrung, allerdings nur bis ca. 5 Jahre Lagerung beim Origine gibt es da keine Verschlussphase. Beim Origine ist ja auch das Ziel des Winzers ganz bewusst, dass der Wein jung schon zugänglich ist, deshalb auch der Anteil Cabernet zum Tannat.