Zunächst denke ich, dass man gar nicht trennen muss zwischen stationär und Internet. Denn die allermeisten Händler mit Ladengeschäft verkaufen ihr Sortiment auch im Internet. So schwer ist es ja auch nicht, einen Online-Shop oder jedenfalls eine Preisliste mit Bestellinformation ins Netz zu stellen.
Markus Vahlefeld hat geschrieben:
Früher gab es mit den Mövenpick-Filialen so eine Art Treffpunkt der jeweiligen Weinszene, aber bereits seit einigen Jahren überzeugt mich das Angebot von Mövenpick nicht mehr. Die "individuellen" Fachhändler (also die keiner Kette angehören) sind mir bisher nur dadurch aufgefallen, dass sie einfach schlecht sind.
Wie der Fachhandel aussehen könnte, der Zukunft hat? Da würde ich wirklich gerne Armin Busch fragen und ihn mal erklären lassen, was ihr Konzept ist. Zumindest ihr Konzept, das in Frankfurt funktioniert. Ob es in Stuttgart auch so gut gelingen würde? Ich habe meine Zweifel, weil der fußläufige Fachhandel sehr viel mit Regionalität zu tun hat. Für Stuttgart wäre dann ein Statement von Bernd Kreis aufschlussreich. Und so weiter...
Das mit dem Treffpunkt finde ich ganz wichtig. Für mich hat der stationäre Weinhandel zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem reinen Internethandel:
1. Das Gespräch mit dem Inhaber (oder kundigem Fachpersonal)
2. Man kann probieren.
Ich habe einen tollen Weinhandel direkt ums Eck. Ich gehe zu fast jeder Probe, gehe auch ansonsten öfter einfach so mal hin. Ich nehme eigentlich immer ein paar Flaschen mit oder lasse sie mir zurücklegen, wenn sie rauskommen, und hole sie später ab. So wie ich machen es viele auch. Der Laden, so klein er ist, ist definitiv ein Treffpunkt für Weinfreunde, man kommt ins Gespräch, wir laden uns gegenseitig zu Proben ein, informieren uns über Veranstaltungen, usw. Das kann mir kein reiner Online-Shop bieten. Zusätzlich gibt es alle paar Monate ein Dinner in einem nahegelegenen Restaurant mit Weinen aus dem Shop, aus dem Restaurant oder von befreundeten Händlern. Auch das trägt zur Kundenbindung bei und lässt mich neugierig auf die Weine werden.
Es scheinen hier im Forum einige aus dem Stuttgarter Raum zu kommen (nougat, Oh Dae Su, budi, usw.), die immer wieder von den Bernd Kreis Proben in Stuttgart berichten. Große Klasse! Ich bin jedesmal extrem neidisch, wenn ich das lese. Das kann einem kein reiner Online-Shop bieten. Diejenigen aus dem Stuttgarter Raum mögen mich berichtigen, aber ich würde davon ausgehen, dass sie nicht probieren und schon währenddessen auf dem Smartphone nach dem günstigsten Preis suchen, sondern auch immer mal was aus Kreis' tollem Programm kaufen.
Ich gehe übrigens auch immer noch CDs und Schallplatten im klassischen Plattenladen und Bücher im Buchladen kaufen, auch wenn ich hin und wieder aus Faulheit bei Amazon bestelle. Das Gespräch mit dem Platten- oder Buchhändler, das Gespräch mit anderen anwesenden Kunden, die Empfehlungen, das ist alles Gold wert und macht Spaß.
Grundvoraussetzung ist natürlich immer, dass der Händler bzw. sein Personal mächtig viel Ahnung haben. Nur dann funktioniert das. Wenn man das Gefühl bekommt, man wird verarscht (z.B. durch Resteverwertung) oder der Gegenüber hat weniger Ahnung als man selbst, dann wird es schwierig.
So sehr mir das um die Ohren gehauen wird, ist aber leider eine zweite Voraussetzung für mich, dass die Preise im stationären Handel nicht völlig absurd über denen der Konkurrenz liegen. Einen kleinen Aufschlag bezahle ich jedoch gerne für Beratung und Begegnung. Quantifizieren kann ich das nicht.
Ich bin übrigens demnächst in einer französischen Kleinstadt mit 50.000 Einwohnern. Dort gibt es sage und schreibe fünf stationäre Weingeschäfte, von denen für mich zwei nur auf Basis ihrer Website nach "Reise wert" ausschauen. Dass der stationäre Weinhandel keine Chance mehr hätte oder dem Tode geweiht ist, kann man jedenfalls an dieser Kleinstadt nicht erkennen. Es kommt immer darauf an, was man aus den gegebenen Chancen macht.