Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Ich bin wahrlich kein BDX Auskenner; ganz, ganz selten verirrt sich ein solcher in meine Kehle. Bislang haben mir Pomerol immer am meisten gefallen. Da ich hier im Forum über den Rolland de By sehr empathische Notizen las und sich im Supermarkt die Chance auftat, den 2009er recht günstig zu erwerben, verspürte ich den Drang, meinen Horizont zu erweitern.
Leider hat es nicht so funktioniert wie erhofft:
Der erste Schluck aus der Flasche noch verheissungsvoll: Frucht gepaart mit Struktur. Ich lese aber, dass der Wein Luft braucht. Die habe ich ihm gegeben, über 5 Tage verkostet; er hat dabei nicht abgebaut, also sind durchaus positive Anlagen vorhanden. Aus dem ersten durchaus positiven Eindruck wurde dann ein säuerliches Holzbrett, ab dem vierten Tag hat sich die Situation insoferne "gebessert", dass ich erahnen konnt, dass es sích um eine wein-ähnliches Getränke handelt. Wahrscheinlich hat die so "beliebte" Verschlussphase begonnen. BDX ist also nur etwas für Auskenner, der ich sicher nicht bin.
Im Hinblick auf die durchaus positiven Bewertungen und mein absolutes Nicht-Auskennen mit BDX Weinen habe ichh mich doch zu 84P hinreissen lassen; ohne diesen Kontext hätte ich ihn mit 81P eingestuft.
danke für den aktuellen eindruck.
nur zur sicherheit und meinem verständnis nochmal die nachfrage bzgl. der geschmacksassoziation "brett"....meinst du damit einen total überholzten wein (da du "holzbrett" schreibst) oder den klassischen, durch brettanomyces verursachten brett-ton ?
danke für den aktuellen eindruck.
nur zur sicherheit und meinem verständnis nochmal die nachfrage bzgl. der geschmacksassoziation "brett"....meinst du damit einen total überholzten wein (da du "holzbrett" schreibst) oder den klassischen, durch brettanomyces verursachten brett-ton ?
Entschuldige bitte meine schlampig österreischische Ausdrucksweise. Mein "Brett" beim Rollan de By war das "über drüber Holzbrett", das dem Wein jeglichen Charme genommen hat.
Chateau Bourgneuf (2009, Pomerol, FRA)
Ende 03/2013 zum Abendessen getrunken. Zwei 0,75 L Flaschen; die Flaschen wurden vom Gastgeber ca. 2 Stunden vorher geöffnet, nicht dekantiert. Verkostungsnotiz: Dichtes Schwarzrot. In der Nase Vanillin, Kirschen, Milchschokolade und Trüffel. Im Mund mollig und samtweich, leichte Adstringenz im Abgang. Kommentar: Modernes Pomerolkino! Ob der Wein 20-30 Jahre hält? Egal, trinkt sich zur Zeit sehr schön! Bewertung 6/10 PPP (ca. 91-92/100 Punkte)
gestern hatten wir im Rahmen unseres Weinkreises eine 2009er Probe. Im Mittelpunkt standen preiswürdige Bordeaux der Cru-Bourgeois-Klasse. Die Weine wurden blind, direkt aus der Flasche serviert. Hier meine Notizen:
1. Charmail, Haut-Medoc
Nase: Toskana-Ähnlichkeit. Etwas Kräuter.
Gaumen: stark extrahiert, blaue Frucht, Übersee, reifes Tannin, süß im Abgang, passable Länge.
Technisch korrekter Wein, nicht als Bdx erkennbar, nicht mein Fall.
Analytische 16,5 P.
2. Le Crock, St.Estephe
Nase: Holunder
Gaumen: ziemlich mild in der Struktur, wenig Tannin, weich. Holundersaft, chilenisch, reife Kirschen. Eher geringes Potential. 16-16,5 P.
3. Lilian-Ladouys, St. Estephe
Nase: gewiße Noblesse ausstrahlend, etwas Vanille
Gaumen: ausgewogen, mittlerer Körper, im Vgl. zu den beiden Vorgängerweinen erfrischenderweise nicht überextrahiert. Blaue Frucht. Das Tannin sorgt für Frische. Gute Länge. Macht den Eindruck, als würde er recht bald seinen Höhepunkt erreichen. 17 P.
4. Tronquoy-Lalande, St. Estephe
Nase: zunächst etwas Glühweingewürz, danach grüne Paprika.
Gaumen: bereits recht zugänglich. Im Gegensatz zu manch anderen Weinen dieser Probe (positive) leicht grüne Töne. Durchaus elegant. Feinkörnig in der Struktur. Tannine machen einen etwas grünen Eindruck, stört m.E aber nicht. Interessanter Abgang von guter Länge. 17+ P.
5. Les Ormes de Pez, St. Estephe
Nase: eher eindimensional blaufruchtig
Gaumen: verhältnismässig leicht, laktisch, gute Balance, mittlere Intensität, ziemlich straffes Tannin. Könnte sich ganz gut entwickeln. 16,5+ P.
6. Meyney, St. Estephe
Nase: feinwürziges Aroma
Gaumen: sehr ausgewogen, reif, Kaffee, vielschichtig, reifes Tannin, langer Abgang. Bis jetzt der klassischste Wein. Gefällt mir persönlich sehr gut. 17-17,5 P.
7. Phelan-Segur, St. Estephe
Nase: sehr viel Kaffee!
Gaumen: wiederrum Kaffee und ähnliche Röstaromen. Für mich zu viel getoastetes Barrique.
16,5 P.
8. D´Agassac, Haut-Medoc
Nase: zunächst recht verhalten, danach schöne kräuterartige Aromen
Gaumen: ziemlich präsente Säure, eher schlank, sehr gut ausbalanciert in Frucht und Struktur. Klassisch!
17 P.
9. Cambon la Pelouse, Haut-Medoc
Nase: verhalten, wenig Aussagekraft
Gaumen: wiederrum wenig Aussage. Mau in der Struktur. Unkompliziert zu trinken. 16 P.
10. Belle-Vue, Haut-Medoc
Nase: elegante Nase. Zwar recht viel röstige Aromen, aber dennoch in sich stimmig.
Gaumen: sehr homogen, sehr reif, alle Komponenten schön eingebunden. Feinkörniges Tannin. Langer Abgang. Großartige Leistung! 17,5 P.
11. Jahrgangs-Pirat: 2010 Belle-Vue, Haut-Medoc
Nase: etwas vordergründiges Barrique, blaubeerig, recht fein
Gaumen: gutes klassisches Tannin, gute Säure, sehr gut balanciert.
Ich würde zwar den 2009er vorziehen, aber auch der 2010er weiß auf seine dezent klassische Art zu überzeugen. 17-17,5 P.
12. Senejac, Haut-Medoc
Nase: feines Nasenbild, frisch, Eucalyptus, vegetabil, elegant
Gaumen: reife, aber frische Frucht, wirkt bereits in der Reife fortgeschrittener, in seiner "Mitte", mittelgewichtig, sehr reifes Tannin, recht lang. 17-17,5 P.
13. Poujeaux, Moulis
Nase: der erste Wein mit dunkler Ausstrahlung. Noch etwas verhalten. Braucht noch Zeit.
Gaumen: gaumenreinigendes Tannin, tolle Balance, klassisch, hat auf alle Fälle Potential. Der Wein liegt mir sehr gut. 17+ P.
15. Gloria, St.Julien
In bin ja bekennender Gloria-Fan, aber dieser Wein hat mich doch recht enttäuscht. Zuviel Toast, ziemlich disharmonisch. Entweder ist der Wein nix oder der Wein macht gerade eine schwierige Phase durch. Keine Bewertung!
16. Cantemerle, Haut-Medoc
Zu diesem Wein habe ich mir nichts notiert. Eigentlich schade, denn der Wein gehörte für mich zu den besten der Probe. Zeigte sich Bdx-typisch mit Potential. 17-17,5 P.
Zusammenfassung: Fast alle Weine zeigten sich offen, keiner befand sich in einer reduktiven Phase. Die meisten Weine waren geprägt von üppiger, sehr reifer Frucht. Oft hatte ich "blaue Frucht" im Sinn. Teilweise hohe Alkoholgrade von 14 und mehr Prozent. Der Alkohol war aber meist gut eingebunden. Die Tannine waren durch die Bank reif. Allerdings fehlte mir oft die Säure, welche ich bei klassischen Jahrgängen sehr schätze.
Dennoch kann man von einem sehr guten Niveau sprechen. Vor allem Agassac, Senejac und Belle-Vue konnten mit einem hervorragendem PGV aufwarten.
Tolle Notizen. Vielen Dank. Aus dem Feld habe ich Poujeaux, Meyney, Senejac und Cantemerle. Habe ich wohl Glück gehabt Da fällt die eine Pulle Gloria kaum ins Gewicht. Und da kann ichnauch noch warten.
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
was ein paar Monate mehr doch ausmachen können. Es gab also mal wieder einen ganz kleinen 2009'er in Form des Demoiselle de By ins Glas. Alles Harsche hat der Wein abgelegt. Eher unkomplziert aber nicht banal, eine sehr schöne fruchttbetonte Nase, in der dunkle Kirsche und Brombeere zun tragen kommen. Die Nase setzt sich von den Fruchtkomponenten am Gaumen fort wird aber von leicht erdigen Tönen bereichert . Die Tanine sind jetzt rund und stützen den Wein sehr gut. Mit mehr Zeit im Glas wird die Nase etwas hellfruchtiger und es gesellt sich ein wenig Himbeere hinzu. Ich habe auch schon schlechtere kleine Cru Bourgeois im Glas gehabt.
Volker
Zuletzt geändert von Volker am So 5. Mai 2013, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.
Volker hat geschrieben:was ein paar Monate mehr doch ausmachen können. .... Alles harsche hat der Wein abgelegt. Volker
Erstaunlich wie sich die einfachen 2009er gerade entwickeln. Scheinen jetzt erst so richtig aufdrehen zu wollen. Sehr zufriedenstellend in diesem Zusammenhang Haut Madrac 2009 aus der 0,375 l Flasche. Ganz feine Tanninstruktur, elegant und doch mit Druck. Super reifer Cabernet, ohne nur die geringste Spur von Überreife. Erstaunlich lang. Noch zu haben für 12,50€. Wieviele Weine können damit mithalten?
Später habe ich nochmal geschaut, ob es den Wein noch gibt. Es gibt ihn noch. Und weil die poetischen Worte von Herrn Hilse den Wein wirklich sehr gut beschreiben und man noch einige zusätzliche Informationen dadurch erhält, poste ich mal seine Beschreibung:
Kurznotiz:Von Château Haut-Madrac haben Sie vermutlich noch nicht viel gehört, und doch ist das ein Name, den man sich nicht nur, weil man ihn auch leicht aussprechen kann merken sollte. Im Portfolio der Familie Castéjà, die auch Eigentümer der Châteaux Batailley und Trotte Vielle ist, stellt das Weingut den Einstiegsmédoc in das 19 Weingüter umfassende Sortiment dar.
Seit Arnaud Durand, der zugleich auch für Batailley und Lynch Moussas als Kellermeister verantwortlich ist, vor ein paar Jahren in das Familienunternehmen eintrat, geht es auch mit diesem Wein steil bergauf. Kein geringerer als Denis Dubourdieu steht ihm bei der Weinbereitung als Önologe zur Seite.
Der überaus saftig-frische Haut-Madrac (60% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot) zeigt eine in dieser Preisklasse mehr als beachtliche klare und reine Rotbeerenfrucht, die von reichen Würzaromen mit mineralischem Einschlag begleitet wird. Am Gaumen kommen zur Beerenfrucht noch leicht erdige Töne und eine Prise Graphit hinzu. Die virile Frucht ist unterlegt von reifen Tanninen, die durch den Faßausbau ihre Körnigkeit gänzlich verloren haben und nun wunderbar eingeschliffen sind. Gerade die Saftigkeit der Frucht bei feiner Säurebalance macht den Haut-Madrac zu einer Empfehlung aus dem Segment der alten Schule.
Ein bodenständig-klassischer Médoc ohne Starallüren und Überfrucht.
Trinkreife: 2012 - 2020 90+
Ähnlich lobend auch die Bacchus Vinothek.
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)