Huch, was versteckt sich denn hier für eine "nette" Diskusion in diesem Thread?
Ich bin da auch bei Chris und Klaus-Peter, dass die jetzige Situation dem spanischen Weinbau mehr schadet als es wirklich not täte...
Das Problem daran ist, dass alles nicht als JM oder NM -Punkte, sondern als RP - Punkte verkauft wird, weil nur mit RP - Punkten kann der gemeine Verbraucher etwas anfangen - RP ist die Marke von jeher und die kennen sogar eingefleischte Nur-am-Rande-Weintrinker. Wahrscheinlich ist RP der einziger Verkoster, von dem Lieschen Müller und Thomas Meier und wie sie alle heißen, schon mal was gehört haben... Und dem blind vertraut wird, außer von den paar alle hinterfragenden Freaks, die in sich in einem Weinforum beteiligen.
Und hier demontiert die Marke Parker sich selbst - und zwar zu Lasten einer Winzerschaft, die durch die Krise in Spanien ohnehin schwer gebeutelt ist. - und die, die da drunter am meisten leiden müssen, sind die, die wirklich großartige Weine machen, die zu entdecken sich lohnen würde und nicht die, die in der La Mancha für die Billigweinschwemme sorgen...
Durch die Reduzierung des Weines auf RP - Punkte sieht es de facto nun so aus, als würden Spaniens Winzer qualitativ schwächeln und nur noch Mittelmass bis Schrott produzieren - tun sie aber nicht, wie ich letztes Jahr zur Fira Verkostung zumindest für das Priorat und einigtes Angrenzende feststellen konnte. Für den Verkoster, der in der Materie steckt, sind die Weine gleichgut geblieben oder haben sich jahrgangsbedingt von 2008 auf 2009 oft leicht verbessert.
Sprünge oder gar Brüche, wie es die RP - Bewertungen durch den Verkosterwechsel suggerieren, gibt es nicht wirklich - im Gegenteil, man ist noch bei aller miserabler, seit Jahren anhaltender Krise bemüht, nicht zu Lasten einer Qualitätseinbuße zu produzieren. Im Gegenteil, man hat den Eindruck, viele Winzer mühen sich aus purer Verzweiflung mehr...
Wie häufig habe ich letztes Jahr über die (NM) RP- Punkte den Kopf schütteln müssen, bis hin zur Erkenntnis, die Punkte können so nur durch Auswürfeln entstanden sein...
Ich habe auch vorher schon meine eigenen Sinne bemüht, um die Weine des Priorats in iirgendeiner Weise qualitativ in Reihe zu bringen, aber der RP-hörige Käufer wird nun nicht mehr bedient, er müßte sich selbst durch die Region trinken und das will und/oder kann er nicht...
Jürgen wird seine teuren Weine alle selbst rinken müssen, weil es keine Hype-Parkerpunkte mehr geben wird, ich werde überlegen müssen, besser, mir selbst nicht schmeckende , wirklich alkoholmastige Rhône-Parker-Bomben zu verkaufen, weil der punktehörige Käufer schnell das Interesse am Priorat verlieren wird
Oder ich steige auf Bordeaux um oder beantrage besser gleich Hartz IV... - schöne Alternativen bieten sich mir da... - nur stur wie ich bin, will ich die alle nicht.
Letztlich ist es aber so, dass ich von allen massgeblichen Spanien-Verkostern Miller hier und da ab und an noch ein bisschen was abgewinnen konnte, manches, lange nicht alles konnte ich nachvollziehen. Jetzt aber ist momentan gar keiner mehr da, dessen Bewertungen ich nachvollziehen und daher auch ein stückweit trauen kann.
Fürs Priorat mach ich´s mir zwar selber und koste mich durch, so gut ich es kann, aber den ganzen großen Rest schaff auch ich nicht, da wäre auch ich auf einen "Guru" angewiesen, der mir was empfiehlt - und den gibt es nicht (vielleicht hat es ihn für Spanien auch nie wirklich gegeben).
Ein Weinkritiker meines Vertrauens sollte mich als Konsumenten leiten, mir Empfehlungen geben, die ich nachzvollziehen kann - jemanden, dessen Tipps in den Bereich von Glücksspiel gehen, brauch ich nicht als Leit-Tier. Beim Gang über die morsche Brücke einstürzen kann ich schon alleine. Neil Martin durch Spanien zu folgen, hieße aber irgendwann vereinsamt, verunsichert und verirrt im Nebel auf der Wiese zu stehen - wahrscheinlich schon im Baskenland direkt hinter den Pyrenäenpässen...