Primat der Rebsorte

Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
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weingeist
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von weingeist »

Hallo Bernd,
danke für Deine "Klarstellungen", ich wollte Dich mit meiner Aussage "das verstehe ich nicht ganz" auch etwas aus der Reserve locken. Dass den Lagencharakter (Terroir - ich finde das Wort gar nicht so negativ besetzt) nur eine - wenn man so sagen darf - "große" Rebsorte wirklich gut transportieren wird, ist mir schon klar. Nur werden (das ist jetzt meine Einschätzung und ich denke, Du siehst es schon auch ähnlich) eine Lage trotzdem wieder nur wenige Personen richtig zuordnen (herausschmecken) können, die sich mit einem speziellen Weinbaugebiet sehr intensiv beschäftigen.

Daher bin ich nicht so sehr der Verfechter der Theorie, dass die Lage jedenfalls über der Rebsorte stehen sollte, wie heute vielfach andiskutiert.
toff hat geschrieben:....aber bei den Einzellagen sehe ich schwarz. Und dann habe ich schon das ein oder andere mal am eigenen Leib erlebt, dass Blindproben einen ganz schön demütig machen können.Beste Grüße, Christopher
@ Christopher
Wie wohl Du mit dieser Aussage ins Schwarze triffst (und das "Demütige" beginnt oft genug schon bei der Rebsorte).
Liebe Grüße
weingeist
MichaelWagner
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von MichaelWagner »

also ich habe vor 6 Jahren ca 1000 qm einer guten Steillage (ich sagte gut, nicht die beste) mit Müller-Thurgau bepflanzt. Ich habe dort in den letzten 2 Jahren MTs geerntet die Ihresgleichen suchen. Ein befreundeter Winzer hat das gleiche Ergebnis mit einem Spätburgunder erzielt. Nicht das ich es nicht vorausgesehen hätte, aber folgendes trifft mit nahezu 100%iger Sicherheit zu:

In Toplagen - im Besonderen auch in Steil- & Steilstlagen der Mosel, mit gutem Unterboden und reichlich Sonneneinstrahlung, die traditionell dem Riesling vorbehalten sind - holt man im Vergleich bei nahezu jeder Rebsorte ein deutlich besseres Ergebnis raus, als bei Anpflanzung auf "Rübenacker".

Lage ist und bleibt beim Wein Faktor Nummer 1, denn Sie entscheidet über den reifegrad der Trauben und die enthaltene Mineralik. Ob man lieber Riesling oder Scheurebe trinkt ist der Lage eher wurscht;)

Was das Herausschmecken von Einzellagen angeht: da hilft nut ÜbenÜbenÜben. Und da es mehr Einzellagen als Stunden im Jahr gibt, würde ich sagen, das niemand je 100% erreichen wird:)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Gerald
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von Gerald »

als bei Anpflanzung auf "Rübenacker"
ist zwar ein bisschen off-topic, aber ist diese - doch abwertende - Bezeichnung als "Rübenacker" nicht eigentlich genau die Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse? Wurde der Wein nicht bevorzugt auf solchen Böden angebaut, die sich für "wertvollere" Kulturen wie eben Rüben, Getreide etc. nicht eigneten?

Ich glaube jedenfalls nicht, dass man auf den Moselterrassen Rüben erfolgreich pflanzen kann. :D

Grüße,
Gerald
MichaelWagner
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von MichaelWagner »

was zu beweisen wäre:) Wollte aber in keinem Fall der Rübe zu nahe treten...
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Charlie
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von Charlie »

Gerald hat geschrieben: ist zwar ein bisschen off-topic, aber ist diese - doch abwertende - Bezeichnung als "Rübenacker" nicht eigentlich genau die Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse? Wurde der Wein nicht bevorzugt auf solchen Böden angebaut, die sich für "wertvollere" Kulturen wie eben Rüben, Getreide etc. nicht eigneten?
"Wo der Pflug kann gehen, soll kein Weinstock stehen"
Moselfan
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von Moselfan »

Charlie hat geschrieben:
Gerald hat geschrieben: ist zwar ein bisschen off-topic, aber ist diese - doch abwertende - Bezeichnung als "Rübenacker" nicht eigentlich genau die Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse? Wurde der Wein nicht bevorzugt auf solchen Böden angebaut, die sich für "wertvollere" Kulturen wie eben Rüben, Getreide etc. nicht eigneten?
"Wo der Pflug kann gehen, soll kein Weinstock stehen"
Ich kenne nur "Wo ein Pferd kann gehen, da soll kein Weinstock stehen", aber das kommt ja aufs ähnliche raus. Aber wenn dem so sei, dann würde aber Deutschland geschätze 70% seiner Rebfläche verlieren und Rheinhessen, Pfalz und Baden wären nur noch sehr kleine Anbaugebiete ;) Da sind doch mal ganz reißerisch gesagt fast alle Großen und Ersten Lagen Kartoffeläcker ;)
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Gerald
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von Gerald »

Da sind doch mal ganz reißerisch gesagt fast alle Großen und Ersten Lagen Kartoffeläcker ;)
mag sein, aber die berühmtesten Weinlagen sind doch oft von der Art, wo Rüben, Kartoffeln etc. nicht gut wachsen würden - einfach wegen der schlechten Wasserversorgung.

Wenn ich richtig informiert bin, gilt das zumindest für das Médoc. Ich nehme an, auch die Grand Crus im Burgund wären für Rüben & Co nicht optimal geeignet. Zumindest der Boden im Montrachet ist schon sehr steinig, soweit ich mich erinnere.

Und in den Steillagen an Mosel, Wachau & Co stellt sich die Frage wohl schon so nicht, ganz egal wie die Bodenbeschaffenheit ist.

Grüße,
Gerald
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weingeist
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von weingeist »

MichaelWagner hat geschrieben: Lage ist und bleibt beim Wein Faktor Nummer 1, denn Sie entscheidet über den reifegrad der Trauben und die enthaltene Mineralik. Ob man lieber Riesling oder Scheurebe trinkt ist der Lage eher wurscht;)
Frage 1 ;) ;) ;) eines Laien - warum wird dann so viel Aufwand betrieben, wenn es darum geht die geeignete Rebsorte für einen besonderen Bodentypus (Lage) zu finden, wenn es der Lage eher wurscht ist ?
Frage 2 ;) ;) ;) eines Laien - gib mir die Trauben Deiner besten Lage und laß' mich mal versuchen, einen (trinbaren) Wein zu machen, dass wird trotz Faktor Nummer 1 total in die Hose gehen.

Bevor Ihr mich jetzt haut, ich hab' eh' viele ;) gesetzt.....
Liebe Grüße
weingeist
MichaelWagner
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von MichaelWagner »

Hallo Weingeist,

ich wollte keinesfalls sagen, dass es nicht Rebsorten gibt, die besonders vom Standort profitieren/geeignet sind. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass jede Rebsorte von einem guten Standort profitiert und Lage die absolute Grundlage ist für einen guten Wein (egal welche Rebsorte, ja auch für einen Dornfelder).

Naja, das man das Handwerk beherrscht habe ich einfach mal ohne es zu erwähnen vorausgesetzt...aber um für Klarheit zu sorgen: ja, man kann auch auch einer Top-Lage einen schlechten Wein machen;)
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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weingeist
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Re: Primat der Rebsorte

Beitrag von weingeist »

Hallo Michael!
:lol:
Liebe Grüße
weingeist
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