Rhone - Châteauneuf du Pape

[nougat]

So,
Villeneuve muss noch warten, dafür habe ich von
Roger Sabon, Prestige 2006 und 2004
aufgezogen.

06 mit dichter Nase, warme dunkle Frucht aber auch frischere hellere Fruchttöne wahrnehmbar. Pfefferwürze und Animalik. Am Gaumen ausladend breit, konzentriert, bissiges Tannin, viel dunkle warme und leicht gekochte Frucht. Die Säure hält ihn lebenbdig. Langer pfeffriger und fruchtiger Abgang. Alkohol brennt leider nach. Die 15Vol% kann er nicht verleugnen.
Zwar weit entfernt vor dicken Konzentrationsmonstern, mir pers. aber schon zu viel. Zum Rinderschmorbraten ein Glas genossen war ok. Abends dann solo musste ich mich schon zwingen, nach einem weiteren Glas noch mal nachzuschenken. Meiner Frau konnte ich ihn auch nicht aufdrängen, sie störte sich noch mehr am Brandigen als ich. Am 2. Tag so stabil wie am ersten. Kann (oder sollte?)man noch lange liegen lassen.

04 als Kontrastprogramm. Reifer als es die 2 Jahre Unterschied vermuten lassen. Deutlicher braunroter Reiferand. In der Nase eine ausgesprochen frische Frucht, feine Würze. Am Gaumen sich wieder findend. Auch hier voller Körper aber weniger konzentriert. Durch die bereits runden Tannine rollt er auch weicher und nicht so anstrengend über den Gaumen. Unkomplizierter geradliniger frischer Grenache. Schöner Wein aber ohne die Facetten des 06ers. Dafür am optimalen Trinkzeitpunkt.
Für Freunde des Südrhone-Styles möglicherweise schon zu dünn oder zu wenig komplex oder zu wenig opulent. Oder alles zusammen.

[Moulis]

Die beiden Weine kenne ich auch ganz gut.
Ich hatte bisher nicht den Eindruck das der 2004er weiter entwickelt ist. Allgemein bei den Jahrgängen nicht.
Beide können m.E. nach noch liegen, sind aber schon trinkbar.
Vielleicht war der 2004er nicht gut gelagert, oder Flaschenvarianz?
Einen Wasserrand hatte ich noch nie bei dem Wein, und ich abe sicher schon je 12 - 15 Flaschen davon entkorkt.
Ich halte 2004 für mindestens genauso langlebig wie 2006, eher noch mehr.

[nougat]

@Moulis

Danke fürs Zurechtrücken.
Habe nur Einzelflaschen zum Antesten besorgt. 2006 habe ich zuerst geöffnet, weil ich 2004 intuitiv für jugendlicher hielt. Zumindest waren die wenigen 2004er Südrhones, die ich bisher getrunken habe, für meinen Geschmack immer zu jung
Schade, der 2004er in Topform wärs gewesen. Die Frische hat mich gleich vereinnahmt. Etwas mehr Rückgrat und der Wein hätte Potential in meinem Keller zu landen.

[Grenache]

Daß ein 2004 Ch9dP bereits einen deutlichen braunroten Reifegrad am Rand des Glases zeigt, ist recht überraschend, noch dazu, wenn es sich um eine Sondercuvée hier handelt. Die Weine der Domaine Roger Sabon haben mich nie begeistern können, sie sind nicht schlecht gemacht, mehr aber auch nicht. Bei 16ha Rebfläche sich mit 4 Cuvées zu verzetteln, bleibt mir ein Rätsel.
2004 ist ein "Vin de Garde" und so wie er sich hin und wieder trinkt, hat er noch ein langes Leben vor sich.

Unkomplizierter geradliniger frischer Grenache.

Ganz so einfach ist das nicht, Die Cuvée "Prestige" setzt sich aus 60% Grenache, 15% Syrah, 10% Mourvèdre und 15% Cinsault, Terret Noir, Counoise, Vaccarèse und Muscardin zusammen. 2004 war ein Jahr der reifen Mourvèdre und die setzt sich da ganz schön mit Gewürznoten durch.
Der 2006 befindet sich in einer Verschlußphase, wo die Primäraromen langsam verschwunden sind, der Alkohol deshalb nicht eingebunden geschmacklich gefühlt wird. Seine Attribute für Langlebigkeit sind noch stärker ausgeprägt als bei 2004.

Gruß, Grenache

[nougat]

Danke für die detaillierte Info.
Ist mir schon bewusst, dass es sich um eine Cuvee handelt, er schmeckte lediglich wie beschrieben. Vom Mourvedre war im 06er deutlich mehr zu riechen und zu schmecken. Hab mit meiner Flasche leider Pech gehabt.
Wenn ich die beiden bepunkten müsste, würde es in den Bereich 16..16,5 nP gehen. Waren für mich als Rhone Gelegenheitstrinker keine Offenbarung.

Ich bleib diesen Winter dennoch mal am Thema Rhone verstärkt dran. Hab mir jetzt den ersten weißen C9dP gegönnt: Domaine Patrice Magni
Was isst man denn dazu?

[Moulis]

Ich persönlich finde die Weine von Roger Sabon ganz gut.
Allerdings habe ich sie auch vor einigen Jahren mal stark reduziert gekauft.
Die Jahrgänge 2004 und 2006 sehe ich etwas anders. Ich halte beide für sehr gut und im Zuge von 2007/09/10 unterschätzt.
2004 denke ich wird länger halten, eine Verschlußphase kann ich derzeit bei meinen 2006ern nicht sehen.
Aber das ist ja das schöne beim Wein, jeder hat seine Vorlieben und sieht vieles anders.

[Ollie]

Martin,

Was isst man denn dazu?

mein Standard zu Rhone-Weissweinen ist eine Dorade in Alufolie aus dem Ofen, dazu Kartoffel-Karotten-Puree (mit grosszuegig Butter) und gedaempfter, mit Olivenoel betraeufelter (Baby)Fenchel.

Cheers,
Ollie

[nougat]

Hallo Ollie,

die Dorade aus dem Ofen passte wirklich sehr gut zum weißen C9dP. Hab sie allerdings nicht in Folie gepackt, sondern auf ein Kartoffelbett gelegt. War dennoch sehr saftig.

Der Wein Domaine Patrice Magni, Chateauneuf du Pape blanc 2010 war gerade so ok. Blasses intensives gelb, verhaltene Nase nach weißer Frucht, Kräuter, etwas Stein. Holzausbau war glücklicherweise aromatisch kaum wahrnehmbar. Lebendig frisch. Verhalten und fein am Gaumen, etwas kurz für den mittelgewichtigen Körper. Hat sich am 2. Tag kaum verändert. Braves Weinchen, das durch seine Frische lebt und es als Essensbegleiter prädestiniert. 16 nP
PGV problematisch, da hatte ich mit einem weißen St. Joseph fürs gleiche Geld wesentlich mehr Spaß im Glas.
Eigentlich hätte ich es wissen müssen, der Wein war mal in einer Rhone-Probe beim Händler schon ziemlich unauffällig. Und zwar so, dass er mir entfallen ist

[nougat]

Gestern habe ich unmittelbar nach einem Burgunder einen
Domaine de Villeneuve Chateauneuf-du-Pape, Vieilles Vignes 2010
aufgezogen.

Der vermeintliche Stilbruch entpuppte sich als erstaunlich passender Übergang. Glasklare dunkle Farbe. Feine elegante Nase nach frischen hellen Beeren, likörige Kirsche, Pfefferwürze. Facettenreicher Nasenwein. Am Gaumen sehr gut balanciert, erstaunlich spielerisch und leicht wirkend trotz 15Vol%. Ausgesprochen feine Tanninstruktur, die Aromatik der Nase findet sich erfreulicherweise auch wieder, lebendige feine Säure, mittlerer Abgang. Mit der Anpassung an Zimmertemperatur kam der Alkohol in der Nase und auch am Gaumen durch. Da war die Flasche aber auch schon fast leer. Ungemein animierender Geselle.

Fällt überraschenderweise etwas leicht und zu wenig konzentriert aus als der großartige 2007er, hat aber ansonsten alle positiven Attribute, die ich an diesem Wein schätze. 17,5 nP
Im Vergleich zu Roger Sabon sogar schon fast als dünn zu bezeichnen, mir persönlich ist aber Frische und Balance allemal wichtiger als Kraft und Konzentration. Nur dies als Erläuterung für die höhere Wertschätzung.

[schneesurfer]

An Weihnachten zur Gans, leider ohne Notizen zu machen:

Clos de l'Oratoire des Papes Châteauneuf du Pape 2007
zeigt sich offener als noch vor 2 Jahren. Nach 2h dekantieren öffnet sich der Wein merklich.
CdP typisches dunkles Rot, ohne Wasserrand.
In der Nase dunkelste Beeren mit etwas Oliven und Graphit.
Im Mund erstaunlich fruchtig, mit einer angenehmen Säure. Gibt dem Wein eine angenehme Leichtigkeit.
Ein sehr schön zu trinkender Pepe, ohne große Schwächen. Hat genügend Kraft schweres Essen zu begleiten.
90-91P