Bordeaux 2000

[harti]

Dennoch - bitte die nicht als Meckern mißzuverstehen, er wirkt nicht alkoholisch oder breit, sondern lediglich voll. Die Nase verspricht zur Zeit aber mehr als der Gaumen halten kann. Eile ist hier nicht angeagt.

Er wirkt im positiven Sinne Bourgeois und ich kann dem durchaus etwas abgewinnen und ihn mit exzellenten 93+/100 Th. adeln. Erst war ich bei sehr guten 92+, aber er legt zu und die Flasche ist noch nicht leer. Wenn er nicht sobald weg bricht, dann zu Gunsten des Angeklagten..

Darf man durchaus gern im Keller haben...

Hallo Torsten,

warum nur lesen sich 93+ für ein 15 €-Bdx bei Dir immer noch wie eine Verriss

Grüße

Hartmut

[thvins]

Hallo Harti,

das soll sich nicht wie ein Verriß lesen - das ist nur so, dass ich die positiven Eigenschaften unterstrichen habe, aber auch sage, dass er am Gaumen der Nase hinterher hängt - die Nase ließ durchaus Größe erwarten. Am Gaumen fehlte mir die Eleganz und Tiefe eines großen Weines, aber bürgerliche Gewächse dürfen ja doch wohl auch mit dem Attribut "rustikal" leben.

Und Schwere wird ja auch gern negativ assoziiert, da wollte ich den Druck rausnehmen, in dem ich noch mal betont habe, dass er eben nicht alkoholisch wirkte, sondern nur voll am Gaumen (und da nicht wie viele klassische Bordeaux).

Unterm Strich bleibt meine Empfehlung, dass man diesen Wein gern im Keller haben darf - ein Verriß sähe anders aus.

Gut auf das Preis-Genuss-Verhältnis bin ich nicht eingegangen, weil ich gestern nicht noch mal nachgeschaut habe, was ich dafür bezahlt habe. Aber wenn da nur 15 € stehen, dann ist das natürlich eine unbedingte PGV - Empfehlung.

Wie gesagt, der Gaumen hat noch etwas mehr erwartet nach der Nase und auch den Lorbeeren des Guide Hachette vielleicht... Und zum anderen ist mein Punktsystem ja auch Zahlen - euphorischer - du hättest vielleicht 88 bis 90 punkte verteilt, denke ich mal. Es relativiert ich dann eben mit der verbalen Einschätzung. 93 ist bei mir ein Schüler, der grad noch so die Note 1 bekommen hat... Jochen ist z.B. bei 85 schon verbal da, wo ich erst bei 93 bin...

Würde mich dennoch mal interessieren, wie du den Wein siehst, falls du ihn kennst...

PS: Im Übrigen brach er nicht weg, sondern ließ sich bis zum Schluß so trinken -und vor allem riechen...

[harti]

Hallo Torsten,

habe aus einer angebrochenen Kiste noch ein paar Fläschchen zu liegen, ich werde demnächst eine öffnen und berichten. Deine Einschätzung, dass ich den Wein bei 88-90 sehen würde, ist bisher übrigens durchaus zutreffend . Ich empfinde den Wein als sehr herkunftstypisch, wie bei den Poujeaux aus der Theil-Ära kann man diesen Wein Moulis gut zuordnen: Im Duft wie südliche Haut-Médoc, d.h. nicht so fein wie Weine aus Margaux, und am Gaumen eher schlank und kernig.

Grüße

Hartmut

[thvins]

Hallo Harti,

ich habe inzwischen mal geschaut, ich habe 20,50 € für die Flasche Brillette gezahlt, was halt daran liegt, dass ich erst nach dem Erscheinen des Guide Hachette 2004 nach diesem Wein geschaut habe und nicht schon in der Subs. Mövenpick ist vielleicht auch nicht der günstigste Anbieter, aber damals war ich noch nicht so weit internetaffin...

Für den Preis würde ich ihn noch als korrekt ansehen, von gutem PGV würde ich aber nicht mehr sprechen, die Krone setze ich dann anderen auf...

Vielleicht diesem hier - wobei das wieder ein SubsPreis war --- 17 € paar zerquetschte für

Château Tour de Pez; Cru Bourgeois; Saint Estephe; 2000 rot;

Leider nicht so eine schöne offene Nase wie der Brillette, damit schrammt er knapp an einem großen Wein vorbei. Ich bin eben ein Riechfanatiker... - und da kamm es nicht all zu üppig, aber doch nobel aus dem Glas. Der Wein braucht auch nach wie vor Luft, um sich am Gaumen zu entfalten, aber etwa ab der nur noch zwei Drittel vollen Flasche (oder etwa 3 Stunden nach dem Öffnen und eine nach dem ersten Glas zum Essen) ging hier am Gaumen die Post ab, explosive Aromen, subtil und sehr stoffig, sich immer weiter entwickelnd und mit sehr viel Spaß zu trinken. Das ist für mich schon mehr als bürgerliches Niveau, da kommen schon Ansätze zur Finesse auf. Da hatte ich schon schlechtere Cru Classés im Glas...

Der Wein hatte mich bereits als 1995er und 1996er immer wieder überzeugt, ich habe auch noch mindestens 2003 und 1999 liegen, dem 2000er hab ich auch schon mal 95/100 Th. gegeben und damit das Attribut "Groß" - wie gesagt, dafür fehlte es mir bei dieser Flasche etwas an der Nase. Daher diesmal 94+/100 Th. Exzellenter Wein.

Insgesamt aber ist Tour de Pez vielleicht inzwischen mein Lieblings Saint Estephe aus Preis - Genuss - Sicht.

Sehr erwähnenswert auch der lange Korken, der nicht mal einen Millimeter nach innen feucht war. Châpeau!

[Weinbertl]

der 2000er La Pointe sorgte in diesem Thread schon für einige Diskussionen. So hatte ich gestern diesen Wein ebenfalls im Glas:

Auge: normale Farbtiefe, noch keine besonderen Reifeanzeichen, allerdings leichter Wasserrand.

Nase: zu Beginn frische rote Frucht. Leicht vordergründiges Barrique, das mit der Zeit feiner wird und sich besser integriert. Merlot nach ca. 1 Stunde doch recht deutlich erkennbar. Immer wieder blitzt eine minzige Frische durch, die den Wein doch recht jung erscheinen lässt. Nach 1,5 Stunden bildete ich mir ein, Ähnlichkeiten in der Grundaromatik mit anderen La Pointe-Jahrgängen zu erkennen.

Gaumen: straffe, rote Frucht. Saftige junge Kirschen, zwischendurch fleischiger Körper. Der Wein verändert sich permanent an der Luft. Dann mal wieder toastig. Wechselt zwischen schlank und voluminös, zwischen flach und gut strukturiert. Irritierende Entwicklung. Zum Schluss (2 Std.) mit Depot am besten: gehaltvoll, strukturiert mit mittellangem Abgang.

Fazit: ich kann den Wein nur schwerlich einordnen. Fakt ist, dass der Wein sehr gute Zwischenphasen hatte, aber auch immer wieder schwächelte und meinen Mitverkoster immer wieder an modernen toskanischen Merlot erinnerte. Ob sich der Wein noch weiter entwickeln kann, ist die große Frage, ich denke eher nicht, dafür fehlts einfach etwas an Substanz.
Ich gebe ihm glatte 17/20 P.

Gruß
Robert

[Jochen R.]

Chateau Belgrave 2000:
Tief dunkles Weinrot (fast Schwarz), Schlieren (Kirchenfenster) im
Glas. Traumhafte, mittelkräftige bis intensive, Nase: Florale Noten,
Gewürze, ein Hauch Zedernholz & Tabak. Nach kurzer Zeit gesellen
sich auch dunkle Früchte (Brombeeren, Cassis, Kirschen) und etwas
Minze dazu.
Mittlerer bis voller Körper, dunkle Früchte (u. a. Kirschen) ohne Ende,
frische Säure, auch florale Noten & Tabak, schöne Adstringenz, langer
Abgang.
Großartig

Viele Grüße,
Jochen

[C9dP]

Das hört sich ja sehr gut an.

Scheinbar ist Belgrave einer der am meisten unterschätzten GCC. Der 2001er war auch sehr gut und die neuen Jahrgänge sind wirklich richtig gut. Ich hoffe, dass die preisliche Entwicklung sich nicht der von GPL und ähnlichen angleicht.

[Jochen R.]

Hallo Aloys,
ja, und ich hoffe das bleibt noch ein Weilchen so
Der 2000er hat mich gestern ebenso begeistert wie erst kürzlich wieder
der 2009er, wobei ich glaube, dass der 2009er (und evtl. auch der 2005er)
das in ein paar Jahren noch toppen können. Gespannt bin ich jetzt aber erst
mal auf den 2010er

Viele Grüße,
Jochen

[Andinaldo]

Hallo zusammen,

da klinke ich mich auch mal ein! Obwohl ich noch nicht so lange aktiver Weintrinker bin, hat mich der Belgrave auch nachhaltig beeindruckt. Auf den 2010er bin ich auch schon gespannt. Subskribiert ihr auch den 2011er? Ich bin übrigens, lieber Aloys, deinem Rate gefolgt und habe mir eine Magnum zugelegt. Wisst ihr wo man auch noch gut ältere Jahrgänge des Belgrave ordern kann? Viele Grüße, Andreas

[Jochen R.]

Hallo Andreas,
ich habe die Diskussion im 2009er BDX-Thread verfolgt und kann dich
nur beglückwünschen, dass du den Tipp von Aloys mit der Magnum
"befolgt" hast (wobei der Nectar auch extrem geil ist)

Zu deinen weiteren Fragen:
Ja, auch der 2011er landet definitiv in meinem Keller und ich hätte
dir auch eine Adresse, wo du den aktuell hervorragenden 1996er top
gelagert (und sogar zum Sonderpreis ) beziehen könntest. Du musst
eigentlich nur eines der Werbebanner auf dieser Seite anklicken - ich
kann dir aber auch die Adresse geben (bitte PN).

Viele Grüße,
Jochen