Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

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Erdener Prälat
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von Erdener Prälat »

Von Brigaldara kommen zwei mustergültige Valpolicella, die ich kürzlich im Glas hatte.
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olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

... vor kurzem im Glas ...

Sauvignon 2007 Collio, Mario Schiopetto - Capriva del Friuli
glänzendes Grüngelb; Holunder, Brennessel, frisches Gras; wieder Holunder, Brennessel, mineralisch, leicht salzig, tief, aromatisch, gute Konzentration, die weiche aber frische Säure balanziert den Wein aus, sehr harmonisch; langer aromatischer Abgang, mit langem Säurenachhall - 16,5-17/20 op

Hervorragender Sauvignon, gekonnt gemacht und jetzt auf dem Höhepunkt - trinken! hat gegenüber der letzten Flasche vor ca. 1 1/2 Jahren nochmal leicht zugelegt.

Im Gegensatz dazu zeigte sich der Pinot Bianco 2007 von Schiopetto schon etwas über dem Horizont, evtl aber auch kleiner Flaschenfehler (komplett durchfeuchteter Korken) - hier eine deutliche Schwäche gegenüber der letzten Flasche aus obigem Zeitraum.

mittleres glänzendes Grüngelb; changierende Obstbaumblüten, deutliche Altersnoten; auch am Gaumen florale Eindrücke, etwas Haselnuss, leichte oxidative Noten, leicht schmelzig, später trockener jedoch immer 'milder' Eindruck, mittlere Konzentration, Säure wirkt nicht mehr ganz frisch, Alkohol dennoch gut gepuffert; mittellanger Abgang, leicht herb, mit zitronigen und oxidativen Nuancen - 15-15,5/20 op
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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octopussy
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

die Welt der "Naturweine", in Italien auch "vini veri" genannt, finde ich ungemein spannend, auch wenn die Ergebnisse nicht immer meinen persönlichen Vorstellungen entsprechen. Eins muss man jedenfalls konstatieren: in Frankreich wie in Italien ist einiges an Dynamik vorhanden in der Bewegung von Winzern, die mal mit mehr und mal mit weniger Dogma Verzicht üben: auf Chemie im Weinberg, auf Reinzuchthefen, auf Enzyme, auf Filtrierung und - hier bin ich persönlich sehr zwiegespalten - auf die (mehr als nur minimale) Schwefelung der Weine.

Denis Montanar begann 1989 mit seiner Azienda Agricola Borc Dodòn in Villa Vicentina südlich von Udine, zunächst durch Pacht einiger Flächen seiner Großeltern und später durch Zukauf von weiteren Flächen. Borc Dodòn ist der friulanische Name des Weilers, in dem sich seine Weinberge befinden. Denis Montanar baut nach biodynamischen Prinzipien an. Er verzichtet auf die Filtration der Weine, auf Enzyme, auf Chaptalisierung und auf Reinzuchthefen. Einige Weine werden gar nicht geschwefelt, andere (wie der Uis Neris 2003) geringfügig. Die wichtigsten Daten sind auf dem übersichtlichen und informativen Rückenetikett erkennbar.

Der Uis Neris 2003 ist ein wirklich spannender Wein. Die Zusammensetzung der Cuvée erinnert an einige Weine vom rechten Bordelaiser Ufer (50% Cabernet Franc, 50% Merlot), und auch der Wein im Glas ist rechtsufrigen Bordeaux nicht unähnlich, wenn er auch aromatisch deutlich wilder ist. Bemerkenswert ist die Frische des Weins, wobei die prägnanten Minz- und Eukalyptus-Aromen für den ein oder anderen auch etwas zu stark sein könnten. Direkt im Glas wirkt der Wein sehr stark gereift, wobei Luft dem Wein eine bessere Struktur und Lebendigkeit gibt. Am zweiten Tag aus der geöffneten Flasche ist er eher besser als am ersten Tag. Ein wirklich schöner, wenn auch sehr gewöhnungsbedürftiger Wein.

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Beste Grüße, Stephan
migy
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von migy »

Gestern gemeinsam mit Freunden zur Pute mit Ingwer und Feigen:

Amarone della Valpolicella 2003 von Bertani aus der Magnum

Überraschend war die helle Farbe und eher dünne Struktur beim Probeschluck, Enttäuschung schien vorprogrammiert.
Dann Entwarnung nach 5 Stunden Luft: schönes Rubin, wenngleich nicht so tiefdunkel wie ich es von "meinen" Burgenländern gewohnt bin. Herrliche offene Nase nach süßen Früchten und Dörrobst. Dörrobst dann auch am Gaumen, aber irgendwie sind die einzelnen Komponenten nebeneinanderstehend und noch nicht in Harmonie.
Da ist die angesprochene Dörrobstfrucht, davor -leider- spürbarer scharfer Alkohol, dann Tanninpeitsche zum Abschluss.
DAs hatte ich letztes jahr bei einem 2001er aus der Normalflasche schon viel schöner eingebunden, daher mein Optimismus, dass hier noch Entwicklungspotenzial besteht.

Vorerst eher verhaltenes Urteil, eine weitere Flasche wird im März in einer internationalen Magnumrunde geöffnet, die dann restlichen vier werde ich die nächsten Jahre in Ruhe lassen.

Beste Grüße, Michael
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austria_traveller
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von austria_traveller »

Guten Abend Forum,

Heute abend im Glas (zu apullischen Tomaten - ich warte immer noch auf die Rubrik Essen & Wein ;) )
Ripasso 2008 Cortgiara (Alegrini)
Zu Anfang leicht kräuterwürzig, mittlere Säure, hintenrum ganz leicht Kirscharomen, die aber gleich wieder verschwinden, in der Mitte bricht der Wein ab, sehr kurzer Abgang, dreht nicht wirklich auf, ich Laufe des Abends stellen sich metallische Anklänge ein. Verliert sehr bei Kälte.
Nach gut 2,5h kommt dann dieser Süße Ton auf, den ich von einem Ripasso kenne,
Kirschkernaroma tritt in den Vordergrund.
Die Säure wirkt trotzdem etwas unharmonisch. Der Abgang bleibt kurz, die Mitte schal.
Kann mich heute nicht überzeugen, werde in den nächsten Tagen immer mal nachverkosten.
Wenn man den Ripasso von Zenato kennt, läßt man diesen jederzeit stehen - allerdings kostet der auch das doppelte.
Mal sehen, warten wir auf morgen.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

Hallo Gerhard,

da kannst du mal sehen :shock: Ripasso ist nicht gleich Ripasso, das kann auch ein Äpfel mit Birnen vergleichen sein.

Es ist wohl eher so, das es zwei - drei verschiedene Auffassungen von Valpolicella-Ripasso gibt.

Die einfachste Kategorie, zu der auch dein Cortegiara gehört, sind effektiv klassische Valpolicella, die nachdem sie eigentlich schon fertig trinkbar sind, nochmals eine Nachgärung auf den Amaronetrestern erfahren - gut, dies haben alle Ripasso gemeinsam. Entscheidend ist die Qualität des Valpolicella-Grundweins. Im Falle des Cortegiara wohl nicht so prickelnd ;) . Einen schönen 'klassischen Ripasso' gab es früher von Brigaldara - frisch, fruchtig, mit würzigen Amaroneanklängen. Brigaldara produziert glaube ich inzwischen 2 Ripasso-Typen.

Die nächst höhere Kategorie sind Ripasso, deren Grundweine bereits mit niedrigeren Hektarerträgen hergestellt werden - also gute mittlere Dichte und Konzentration, teilweiser Barriqueeinsatz, evtl. sogar durch leichtes antrocknen konzentriertes Traubenmaterial. Hier findet sich m. E. Masi - Campofiorin (der inzwischen als Rosso Veronese firmiert), oder Tenute St. Antonio - Valpolicella Superiore Ripasso.

Die vermeintliche Krönung sind dann die üblicherweise konsequent im Barrique ausgebauten Ripassi, wie z.B. der von dir erwähnte Zenato - Ripasso, oder Masi - Brolio di Campofiorin.

Die Qualitäten spiegeln sich i.d.R. direkt-proportional im Preis nieder.

Wenn du bei deinem Cortegiara Exemplar heute auf mehr hoffst, wirst du wohl eher eine Enttäuschung erleben :|
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
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austria_traveller
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von austria_traveller »

olifant hat geschrieben:Wenn du bei deinem Cortegiara Exemplar heute auf mehr hoffst, wirst du wohl eher eine Enttäuschung erleben :|
Jetzt auf jeden Fall, nachdem ich das von dir gelesen habe. Aber danke für die Aufklärung :idea:
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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octopussy
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

ganz klar in die Kategorie "Geschmackssache" fällt für mich der 2007 Colli Orientali del Friuli Cabernet Franc der Tenuta Perusini, die ganz nah an der slowenischen Grenze liegt. Geschmackssache ist er deshalb, weil er eben so schmeckt wie Cabernet Franc oft schmeckt - grün, vegetal, nach Paprika und etwas scharf. Viele mögen das nicht, Robert Parker würde wahrscheinlich <80 Punkte vergeben, und auch ich muss sagen, dass ich eine so extrem grüne Stilistik beim Cabernet Franc zumindest gewöhnungsbedürftig finde. Fein ist er jedenfalls nicht, eher rustikal. Irgendwie hat das aber auch Charme.

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Beste Grüße, Stephan
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octopussy
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

wirklich gut geschmeckt hat mir der 2007 Amarone "Paverno" von Vaona. Mit Amarone kenne ich mich null aus, aber vielleicht schreckt mich der hohe Alkohol auch zu Unrecht ab. Trotz 15,5 Umdrehungen roch und schmeckte der Paverno nämlich nicht alkoholisch und eigentlich recht frisch. Vor allem war er ein hervorragender Speisenbegleiter zu Lammkottelets mit grünen Bohnen, drängelte sich insofern nicht vor, sondern gab stattdessen einen harmonischen Kompagnon ab.

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Beste Grüße, Stephan
olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

Bei den Valpolicella Ripasso Weinen spricht man oft von 'kleinen Brüdern des Amarone'. Diese Auffassung teile ich nicht - zu unterschiedlich sind die Qualitäten.
Für mich jedoch ein echter 'kleiner Amarone' ist der kürzlich genossene Brolo di Campofiorin 2004, Masi.
Betörende Nase, bei perfekter Reife wartete dieser mit komplexen dichten Amaronefrucht-Aromen auf, ohne dabei zu süss, zu fett oder erschlagend zu wirken - feiner Trinkfluss - 17-17,5/20 op - und damit eine echte Empfehlung.
Grüsse

Ralf

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