Celler de L'Encastell

[thvins]

Und es läßt nicht nach, ich verstehe jetzt Klaus-Peters kryptische Andeutung in seinem ersten heutigen Posting.

Nein, ich hab noch keinen weiteren Schluck genommen, aber stattdessen noch ein viertes Glas geschnappt und den 2007er eingegossen - jetzt stehen 2004 bis 2007 nebeneinander die Nase wandert von links nach rechts und zurück - alles unterschiedliche Nasen, aber eine so genial wie die andere.

Es erinnert mich, wie ich als kleines Kind begeistert ein Xylophon entdeckte und den Tönen lauschte - nur nehme ich jetzt einfach verschieden große Chinese Gongs - die passen besser zur Fülle der Aromen hier...

Schade, dass ich das Glas mit dem 2002er schon geleert habe, das ist der Ton, der auf der Tonleiter noch fehlt.

Aber ich bin jetzt diszipliniert und freu mich statt dessen auf morgen, wo ich dann 6 Gläser nebeneinander stellen werde.

[vinos]

Statt Pinien lese ich schon Pistazien, tststs

Immer noch schnüffle ich am leeren 2004er Glas, was für ein Wein!

Aber jetzt zu den vollen Gläsern und was sich nasenmäßig da vor mir aufbaut, kann ich nur als Killerflight bezeichnen , Zeit den Anker zu werfen, damit ich nicht davonfliege .
Aufmachen, eingiesen und staunen: Drei absolute Nasentiere: 2005 - es geht nicht dichter, das große Glas ist definitiv zu klein und scheint vor lauter Aromen zu platzen, tiefschwarz und kaum zu erfassen.
2006: Deutlich leichter, trotzdem immer noch üppig, noch etwas vom Holz geprägt, daneben Kaffee und Zartbitterschokolade. 2007: Ein üppiger süßer Fruchtkorb, Karamell, feine Kräuter, ständig wandelnd, zum Einsaugen. Ein Nasentraum, dieser Jahrgang auch beim Roquers!

[thvins]

Ich hab Tränen in den Augen und wünsche mir, dass mich jemand von der Decke kratzt...

Irgendwann muß ich es wagen und ich beginne mit dem

Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; Priorat - Porrera; 2006 rot;,

Um bei der Musik zu bleiben, ich hab jetzt Apocalypticas 7. Symphonie aufgelegt und hier ist der hellste Ton bei all den Nasen,
aber as für eine Wucht am Gaumen, verführend, betörend - um es nur noch mal gesagt zu haben, alle vier Nasen machen für sich Gänsehaut. Bigarreau-Kirschen, Himbeeren, ein frischer Wind auf nassem Schiefer, ich setze mich in den Schatten der Nordlage und versinke... Wie nichtsnutzig und klein erscheint von dieser Aussicht die spießige Welt der Ordnungsämter, wie unwirklich die Uniform der Milizen dieser Welt - so ein Wein macht hellwach, keine Spur von Alkohol, aber wir sind in Porrera, genießen regionale Drogen und grinsen... Sanfte Verführung, zärtlicher Gaumensex, ein Wein zum totalen Entspannen. Nein, bitte keine Zensur - das ist wirklich so, wie es geschrieben steht. Und das ist erst der erste Tag... 97-98+/100 Th. Weltklasse.

[vinos]

Eigentlich bin ich ja sehr müde und will ins Bett, aber diese Weine elektrisieren mich:

Roquers de Porrera 2006
Hat mich zu Beginn noch etwas der holzgeprägte Duft gestört, ist dieser Eindruck nun komplett verflogen und die Nase präsentiert sich dicht, schwarz, mineralisch und vielschichtigst. Ein Kräuter-Oliven Gemisch lässt mich nicht los und es fällt mir fast schwer überhaupt an dem Glas zu nippen.
Am Gaumen erstaunlich frische Säure, geheimnisvoll, dunkel und dicht, lang anhaltender Abgang, kommt in Wellen immer wieder zurück. Zum meditieren. 96+ VP

[thvins]

Ja holla, die Waldfeen tanzen...

Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; Priorat - Porrera; 2007 rot;

All die hübschen Töchter Porreras (und das sind nicht wenige!), schwarz gekleidet, herausgeputzt und bestens gelaunt für den Samstag Abend in Donatos Pub... hier wabert ihr Parfüm aus dem Glas, benebelt meine Sinne und setzt in mir den Wunsch frei, nicht mehr klar denken zu müssen für diesen Moment. Nein, ich traue mich nicht, diesen Nektar zu trinken, die Übermacht verführerischen Potentials macht mir schlichtweg Angst. Und wie ein Süchtiger greife ich immer wieder zum Glas, nur um zu riechen.

Beim besten Willen lässt sich hier kein Zehntelnasenpunkt mehr abziehen, am Gaumen (es muss ja doch sein) Kühle und Noblesse, bittersweet und machtvoll - der Wein hat den Gaumen gekidnappt, aber er foltert ihn nicht. Er setzt ihm mit Druck und Zärtlichkeit zu. Er gebiert Sehnsüchte und befriedigt diese, er herrscht und teilt. Die schwarzen Elfen tanzen. Ausdauernd. Apocalyptica ist genau die richtige Musik für diesen Wein. 98+/100 Th.

[vinos]

Nicht wirklich erstaunlich, dass wir wohl die gleiche Reihenfolge wählen...

Roquers de Porrera 2007

Nasentier, alles was ich an 2007 so liebe, dichte süße Frucht, gepaart mit einer betörenden Mineralik, der Gaumen wässert und wird nicht enttäuscht; dichte Frucht gut gepuffert durch die feine Säure, vielschichtig, schmiegt sich an den Gaumen und lässt ihn nicht mehr los, großes Prioratkino. 97+ VP

[thvins]

Ja Klaus-Peter,

auch ich war schon müde, doch beim ersten Reinriechen in diese Weine wurde ich hellwach - das ist nicht der Moment, die Chancen zu verpennen, oft genug machen wir das im Leben - heute bei diesen genialen Weinen gilt nur - "schlafen kannst du, wenn du tot bist"...

Wenn ich überlege, hier steht schon dekadent viel Holz auf dem Tisch, 6 mal mehr als 30 €, aber jeden Cent ist das mehrtägige Event wert, bewußtseinserweiternde Drogen, die inspirieren... - im Bordelais gibst du das inzwischen für eine Flasche ähnlichen Stoffs aus...
ich bin jetzt schon völlig aufgekratzt und hab noch nicht mal vom 2005er genascht und die anderen Gläser stehen halbvoll - oder halbleer da und warten auf die Rückverkostung.

Es juckt schon, gleich nach den Samso´s zu suchen... - unruhig wie ein Tier renne ich hin und her. Ich sollte mir ein Beispiel an Lucy nehmen, die pennt schon im 7. Katzenhimmel. Aber würde ich jetzt in den Keller stiefeln, wäre sie sofort dabei...

[vinos]

Und dann kommt noch das Glas, das ich schon den ganzen Abend nicht wirklich abstellen will....

Roquers de Porrera 2005

alles was ich mir von einem 2005er Priorato erhoffe und eigentlich auch erwarte, habe ich hier im Glas, ein Nasentier par exellence. Dicht und vielschichtig, das komplette Aromenrad wird hier bedient, kaum habe ich etwas erfasst, gibt es schon wieder neue Eindrücke. Prioratparfum in Vollendung. Am Gaumen dicht und spannend, fein gewoben und doch kräftig zupackend, langer Nachhall der nicht loslässt.
Magisch. 98+ VP

[vinos]

Torsten, der Samso liegt bereit , wobei mir gerade durch den Kopf geht noch ein leeres Glas zu holen,
kurz in den Keller zu hüpfen und dann einen 05er Monlleo aufzureißen.

[thvins]

Beseelt sitze ich da, mit geschlossenen Augen die Nase tief ins Glas rein haltend... Ich pruste und schnaube danach wie ein wilder Hengst, wohlwissend, dass du es in dem Moment genau so tust...

Celler de l´ Encastell; Roquers de Porrera; Priorat - Porrera; 2005 rot;

Perfekte schwarze Nase, sprachlos machend - und so ein Auftakt gleich am ersten Tag, der pure Wahnsinn. Am Gaumen Porrera in Vollendung. Dunkel, nobel, kaiserlich. Frisch und klar wie der ewige Jungbrunnen, natürlich Bitterschokolade und Mokka bis zum Abwinken, ein Riesenrad von Wein. Ich flirte schon mit der Perfektion, ein wenig mehr an Eleganz noch würde ich mir wünschen. Aber das ist ein Wein, der noch längst nicht all seine Trümpfe ausgespielt hat - und wer weiß schon so genau, was kommt, wenn man denkt, dass nichts mehr geht... Endloser bittersüß kühler Nachhall. Wenn es jetzt an der Tür klingelt, ist es der Großinquisitor mit dem leeren Kelch... oder die Sittenpolizei wegen der zu frei geäußerten Gedanken. 98-99+/100 Th. Nahe der Perfektion.