Bordeaux 2000

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Latour
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von Latour »

susa hat geschrieben:2000 Sociando Mallet, Haut-Médoc

dem hat ein zweistündiges Warten in der Karaffe allerdings sehr gut getan, zu Anfang zeigte er neben allen wunderbaren Eigenschaften auch eine leichte grüne Note, so als ob ein Teil des Lesegutes nicht ganz reif geworden wäre.
diese leicht grüne Note hat auch die Comtesse. Hat mich irritiert, weil unreifes Lesegut sollte es bei diesen Gütern in 2000 nicht geben. Was könnte das sein?
Zahlreiche Grüße
Artur
weinfex
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von weinfex »

Latour hat geschrieben: Was könnte das sein?
Moin,
das zieht sich kreuz und quer durch den kompletten Jahrgang,
auch rechtsseitige Weine zeigen diese "scheinbare Unreife",
meine Vermutung ist einfach wie banal, es ist einfach
5 bis 10 Jahre zu jung (zumindest fällt mir nichts besseres ein,
denn "das Problem" tauchte mit der "Evolution" auf, jung war
es nicht existent)...
Grüsse weinfex
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susa
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von susa »

Oh Mann, Artur, ich glaube wir zwei setzen uns mal mit unserer befreundeten Versicherungsmathematikerin zusammen, lassen uns unsere statistische Lebenserwartung ausrechnen und machen danach einen Trinkplan - ich vermute, bald kommt der Tag, wo's eng wird ;).

lieben Gruß
susa
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Jürgen
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von Jürgen »

Wie woanders schon geschrieben, hatte ich den Sociando 2000 im letzten Jahr auch zweimal im Glas. Beim ersten Mal (auf einer Probe) war er so überirdisch gut (ca 95P) und schon sehr gut zu trinken, will nicht sagen auf dem Höhepunkt, daß ich mir recht bald selbst ein paar Flaschen gekauft habe. Die erste dieser gekauften Flaschen war dann eher ernüchternd. Wahrscheinlich wird der Wein noch aber diese Flasche war er einfach zu jung (keine 90P). Ich lasse die restlichen Flaschen nun einige Jahre liegen.
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nougat
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von nougat »

Schwerpunkt bei einer bdx-Probe am Di waren 2000er. Hier ein paar Eindrücke.

Chasse Spleen 2000 sehr klassisch, ganz leicht grün in der Nase, straffe Struktur, mittlere Länge 16,5 nP

Talbot 2000 tiefe ‚weiche’ Nase nach Früchten, Milchschokolade, Kaffee. Wunderbare Fruchtsüße am Gaumen und im mittellangen Abgang. Gut balanciert und strukturiert. Überraschend weit abgeschliffenes Tannin. Der trinkfertigste Wein bei den 2000ern an diesem Abend. Könnte ich flaschenweise abpumpen 17,5 nP

La Lagune 2000 Deutet in der Nase schon an : “zu jung”, dafür überraschend weich am Gaumen. Hatte ich in der Vergangenheit immer mit ‚zu kurz im Abgang’ kritisiert. Erstaunlich, dass sich das nicht mehr reproduzieren ließ. Können Weine auch ‚länger’werden mit der Zeit? 16,5 + nP

Smith-Haut-Lafitte 2000 Beerenfrucht mit Holzwürze, Waldboden und etwas Animalik in der Nase. Geht Richtung voller Körper, leicht säurelastig. Der war mir in der Vergangenheit immer zu konzentriert, wird aber mit der Reife gnädiger. Ich mutiere langsam zum Fan dieses Weins. Jetzt schon viel Trinkspaß im Glas. 17 nP

Canon 2000 klassischer St. Emilion, straff, schlank, leicht säurebetont. Geradlinig und dennoch komplex. Langer Abgang. Mein Ding, wenn auch noch zu jung für meinen Geschmack. 18 nP

Canon la Gaffeliere 2000 Ganz anders als Canon. Moderner Stil. Volle reife Frucht in der Nase, Schokolade, Röstnoten Noch ziemlich verschlossen. Auch am Gaumen dicht und voll, tanninbetont. Zeigt noch keinerlei Komplexität, langer Abgang. Landete in der Vergangenheit bei mir regelmäßig im Schüttkübel, jetzt zeigt er immerhin schon ansatzweise Entwicklung. Wir werden aber sicherlich keine Freunde mehr in diesem Leben.

Gruaud Larose 2000 Komplexe tiefe Nase nach frischer Beerenfrucht, Zigarre, Würze, etwas Teer. Am Gaumen sehr gute noch zu junge Gerbstoffstruktur, die Frucht kann es aber locker damit aufnehmen, mittlerer Körper, noch etwas trockener langer Abgang. Hab ich mir zw. Den St. Emilions als Rückstellprobe aufgehoben, damit ich in der Sequenz was G’scheites trinken kann, hat sich aber leider mit der Zeit verschlossen. 18+ nP

Pavie Maquin 2000 Pflaume und etwas stechender Alk. In der Nase, breit, flach, brandig. Nicht meins.

Lynch Bages 2000 Total vernagelt, einfach ein Klumpen von Wein. Man erahnt aber ein Riesenpotential, schwer zu beschreiben. Keine Wertung monentan.

Monbousquet 2000 Üppige gekochte Frucht, Teer, voller Körper, hart und trocken am Gaumen, wirkt auf mich überkonzentriert. 15,5 nP (wurde von Freunden des Stils deutlich höher eingeschätzt)

Pichon Baron 2000 Wow, umwerfende komplexe und tiefe Nase, hält am Gaumen, was die Nase verspricht. Hier ist alles in perfekter Ausgewogenheit vorhanden. Steht erst ganz am Anfang der Trinkreife, präsentiert sich aber schon ungmein trinkfreudig. Großer Wein 19+ nP

Angelus 2000 In dieser Runde mal wieder Perfektion. Da mussten wir auch alle von der Medoc-Fraktion den Hut ziehen. Vom ersten Hineinriechen bis zum langen Abgang ist das eine perfekte Homogenität. Ein Wein auf der Rasierklinge. Kippt nicht in die Überreife, kippt nicht in übertriebene Konzentration. Sprachlosigkeit, 20 Punkte notiert, sinniert, dann auf zum nächsten Wein.

l’Evangile 2000 Während der 2000er Angelus sich über die Jahre nur leicht schwankend auf höchstem Niveau bewegte, kann man beim l’Evangile eine beeindruckende Entwicklung verfolgen. Momentan noch sehr jung aber auf unglaublichem Niveau. Manche sahen ihn sogar leicht besser als Angelus, weil er den noch eleganteren Körper hat und eine ungemein verführerische Nase mit einem Hauch Espresso-Creme. Wieder ein Wein, der lässig über der Debatte, linkes oder rechtes Ufer, stand. 19+ nP

Leoville Barton 2000 Straffe jugendliche Nase, noch viel zu jung. Setzt sich am Gaumen fort. Ziemlich hart und trocken. Langer Abgang. Die Anlagen für einen besseren LB sind allemal vorhanden 18+nP

Grüße
Martin
Grüße
Martin

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sociando
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von sociando »

hallo martin,

spannende notizen...deine eindrücke zum pichon baron und leo barton kann ich nur unterstreichen. vor allem der pichon ist sein geld wert - beim leo gefällt mir der 03'er immer wesentlich besser. aber 00 ist und bleibt ein grosses klassisches jahr!

best, martin
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

wir hatten gestern im Restaurant zum leckeren Wildgulasch mit Klössen und Blaukraut ein sehr angenehmes Cru Bourgeois aus dem Haut-Medoc geordert:

2000er Chateau Grandis.

Jetzt wunderbar gereift, sehr klassisch mit Tabak- und Lederwürze, war dies ein idealer Essensbegleiter, der mit 28 EURO in der Weinkarte zudem unglaublich fair bepreist war.
Da kann man wirklich nicht meckern. Auch das reichhaltige Essen war mit 11 EURO das Gegenteil von teuer. Leider ist das nicht der Regelfall in der hiesigen Gastronomie.

Grüsse
Bodo
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innauen
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von innauen »

nicht so doll_

Bild

Habe dem Wein 86 Punkte gegeben, was möglicherweise zu streng ist. Aber wenn man 25 Euro ausgibt, sollte auch schon was bei rumkommen. Tut es aber nicht....
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Bernd Schulz
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von Bernd Schulz »

Nach den Resten des Cotes du Rhone von Guigal gibt es jetzt noch einen Bordoh:

Bild

Ich muss zugeben, dass ich bislang weder etwas von diesem Erzeuger noch etwas von der Appellation Puisseguin-St. Emilion (wie zum Geier spricht man das wohl aus?) gehört habe. Der Wein ist aber sehr ordentlich und macht mir in etwas genau so viel Spaß wie der Guigal :mrgreen:.

Beste Grüße

Bernd
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innauen
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Re: Bordeaux 2000

Beitrag von innauen »

den hatte ich auch mal und auch hier liegen unsere Eindrücke (siehe Guigal) nicht so weit voneinander entfernt:

Bild

Nachkaufen würde ich den aber nicht, weil mir der Wein letztlich zu wenig individuell ist.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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