Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

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Oh Dae-Su
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Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von Oh Dae-Su »

Hallo alle zusammen,

heute möchte ich euch in kurzer Stakkato-Form von meinen Eindrücken der gestrigen Spanien Probe in der Weinhandlung Kreis in Stuttgart berichten. Meiner Ansicht nach wahrscheinlich eine der besten Verkostungen bei Herrn Kreis die ich miterleben durfte. Es gab zwar einige wenige Enttäuschungen, doch die Bandbreite an außergewöhnlichen, teilweise faszinierenden, überraschenden und qualitativ hochwertigen Weine überwiegte alle mal. Ich möchte mich mit meinen Eindrücken sehr kurz fassen um eure und meine Zeit nicht unnötig lang in Anspruch zu nehmen. Deshalb bleiben Unzulänglichkeiten bei der Beschreibung einzelner Weine wahrscheinlich nicht aus. Mein Bewertungssystem weicht von dem üblichen 100 Punkte System ab. Daher eine kurze Einführung:

(++++) = die Engelchen tanzen im Himmel und ich gleich mit
(+++) = großartiger, fantastischer Wein
(++) = sehr guter Wein
(+) = guter Wein
(o) = so La La, nichts Schlimmes und nichts Besonderes
(-) = klare Schwächen vorhanden
(--) = miserabel
(---) = gutes Horrorpotential
(----) = Pisse


Cava

Mas Bertran

Cava Balma Reserva Brut Nature 2007 (+)
Spaßbringender und prickelnder Apfelsaft, sehr angenehm für Brut Nature, sehr zugänglich, alles andere als kompliziert, ein Cava an dem sich wenige stoßen werden, gutes PLV

Cava Argile Prestige Gran Reserva Brut Nature 2007 (+)
Eleganter und etwas mehr fordernder Typ, schöne Alterungsnoten, vermutlich leichtes Holz, zurückgesetzte Frucht, komplexere Struktur, sicher kein Spaßvogel

Weissweine


Bodegas Vidal Soblechero, Rueda

Rueda Viña Clavidor Cepas Viejas 2009 (o)
Sehr frischer und grün aromatischer leichter Sommerwein, runder Geschmack, leichte Cremigkeit, kräftige Säure, unkompliziert, wahrscheinlich ganz gut zu Schalentieren

Rueda Verdejo 2010 (-)
Ein reiner Verdejo der mich nicht sonderlich beeindruckte, eher breit, kaum Frische, Aromen von grünen Bananen, schwächliche Säure, gewisse Würzigkeit, etwas einschläfernd

Rueda Pagos de Villavendimia Finca El Alto 2006 (++)
Ein reiner Verdejo auf die ganz andere Art, schöne Reifenoten, im Duft finde ich rauchige Anklänge, Feuerstein, der Geschmack ist äußerst mineralisch, beerig, gute Säure die eine jugendliche Beschwingtheit und Frische garantiert, straffer schlanker Körper, dabei dennoch eine angenehm leichte Fruchtigkeit, sehr eleganter Stil, gute Länge, ein toller Wein, der sicherlich nicht jedem schmecken dürfte, da er doch über Ecken und Kanten verfügt

Coto de Gomariz, Ribeiro

Ribeiro Gomariz X 2010 (++)
Aromen von Birnen, Bananen Äpfel, etwas Grapefruit, dazu enorm viel Mineralität, meiner Ansicht nach noch sehr verschlossen, ein wenig hart, stramme Säure, leichte cremige Ansätze, tolles Potential, absolut kein Langweiler, wird in wenigen Jahren erstaunlich schön sein

Escoda-Sanahuja, Conca de Barberá

Conca de Barberà Els Bassots 2007 (+)
Sicher der polarisierensde Wein an Abend der aus Chenin Blanc ohne Schwefelung gefertigt wurde, die Farbe war sehr dunkel, eigentlich orange mit extrem viel Trübstoffen, der Geruch war dominiert von Eiern, Backstube, Sesamaromen und doch einer gewissen Frische, der Geschmack war nicht fett oder breit, dennoch sehr ungewöhnlich intensiv und relativ hart (fast ein wenig bitter und gerbstoffbetont), Geschmacksaromen von Sesam, Marzipan und Kinderbrei. Sehr zupackender Typ mit anständiger Säure, ein Wein der sicher im Gedächtnis bleibt. Ich bin mir sicher, dass 80 bis 90 % der Verkoster nicht sehr begeistert waren ;-)

Rotweine

Palacios Remondo, Rioja

Rioja La Vendimia 2010 (+)
Dunkel beerig, rauchig, stahlig frisch, fruchtbetonte Kühle, viele Heidelbeeren und Johannisbeeren, noch sehr jung, bis jetzt der beste Jahrgang von diesem Wein, den ich je getrunken habe, er wirkt balancierter als frühere Ausführungen

Rioja La Montesa 2008 (++)
Erdige Nase, Pilze, zurückhaltende angenehme Fruchtdüfte, der Geschmack zeigt dunkle Fruchtaromen, mehr Komplexität als der La Vendimia, eine gute konservierende Säure, leichte vanillige Töne (Dennoch sicher kein typisch holziger Rioja), Schärfe, eine im positiven Sinn schöne Gefälligkeit mit kantigem Charme, sehr gutes PLV

Olivier Rivière, Rioja

Rioja Rayos Uva 2010 (o)-(+)
Düfte von Kinderhustensaft und Cassis steigen mir in die Nase, auch Rauch darf nicht fehlen, im Geschmack ist er keineswegs hart oder kompliziert, breite und runde dunkle Fruchtaromen (nicht schwächlich) und eine omnipotente Gefälligkeit tun sich hervor, ein absoluter Partywein, hat etwas von einem „Everybodys Darling“, mein Fall ist er nicht, also doch nicht ganz everybody

Rioja Ganko 2009 (+)
Erscheint etwas ausgereifter als der Rayos Uva, hat mehr Tiefe und Erdigkeit, ziemlich geschmeidig und dennoch einiges an Tanninmaterial, auch ein Wein mit wenig Ecken und Kanten aber viel Frucht, ein Wein für die gehobenere Party in 2 Jahren ;-)

Coto de Gomariz, Ribeiro

Ribeiro Abadia de Gomariz 2009 (++)
Düfte von schwarzen Steinen, Erde, Rauch, Oliven und dunkler intensiver Frucht, der Geschmack kommt mir sehr mineralisch vor (Schieferböden), zeigt noch ein hartes und etwas abweisendes Gesicht, viele erdige Aromen, Leder, Öl und noch zurückhaltende Frucht, meines Erachtens ein fantastisches Potential mir super PLV, zeigt mehr eine portugiesischen Stil (oh je, was für eine dämliche Verallgemeinerung, doch rein geographisch passt das fast)

Adega Algueira, Ribeira Sacra

Ribeira Sacra Algueira Tinto 2009 (+)
trübe Farbe, außergewöhnlicher Geruch von frischem Bambus, etwas Grass und eher leichten tierischen Düften, der Geschmack ist schlank, fruchtbetont (Kirsche und Johannisbeere), gut viel Säure, nur minimal nerviger Charakter (wie es Mencia für mich gerne hat), eher wenig animalisches Potential, außergewöhnlicher und überraschender Wein mit viel Frische, gutes PLV

Ribeira Sacra Algueira Barrica 2006 (++)-(+++)
Bei weitem nicht so trübe wie der erste, Duft hat viel von Kirschen, Kaffee, dunklen Aromen, viel Eleganz, fast etwas „burgundisches“ (Sorry für den platten Ausdruck, mir fällt nichts besseres ein – passt meiner Meinung nach in diesem Fall), der Geschmack ist dicht, komplex und schlank zugleich, ich verspüre viel Tiefe, Mineralik, Kraft, Eleganz, eine fantastische Länge, im Geschmack nicht sonderlich „burgundisch“

Descendientes de J. Palacios, Bierzo

Pétalos del Bierzo 2008 (+)
Meiner Einschätzung nach mehr ein typischer Mencia wie die beiden vorigen, viel dunkle Frucht, etwas nerviges Tier, kräftigere Tannine, etwas kühler Charakter, der Abgang erschien mir in anderen Jahrgängen länger zu sein, dennoch sehr angenehmer Wein der noch Zeit braucht, etwas Bäuerlichkeit würde ich ihm zuschreiben wollen

Bierzo Villa de Corullón 2005 (+++)
Sehr dunkel und dickflüssig, die Nase ist intensiv, ätherisch, extraktreich, hoch komplex, kaffeelastig, der Geschmack ist überaus dicht und konzentriert, hat eine super Länge, etwas elegantes Holz, viele Aromen von dunklen Früchten, starker Körper mit Eleganz, ein wenig wie ein arroganter und stolzer Großgrundbesitzer mit adligen Wurzeln


Anima Negra, Mallorca

2009 AN/2 (o)
In der Nase erschien mir dieser gestern etwas nervig zu sein, bräunliche Düfte, viel Rauch, etwas Fischöl, der Geschmack ist breit und etwas kurz, einiges an warmem Holz, viel Tannin, leicht liqueurartig, macht ein wenig auf Effekthascher, hatte ich schon bessere Jahrgänge

Escoda-Sanahuja, Conca de Barberá

Conca de Barberà Coll del Sabater 2006 (+)
Ganz leichte oxidative Noten aufgrund der schwachen Schwefelung, im Geruch viel Tabak, Erde, Mineralität und zurückhaltende Frucht, der Geschmack ist nicht so oxi lastig, er erscheint relativ leicht, sehr würzig, viel mehr Frucht als in der Nase, noch sehr jung, tolle Möglichkeiten in der Zukunft

Conca de Barberà La Llopetera 2007 (++)
Ein Pinot Noir mit sehr schwer zu beschreibender Nase, vielleicht dunkle Beeren und Würze von Eukalyptus, ziemlich zurückhaltend, ein wenig alkoholisch, der Geschmack ist sehr dicht aber noch sehr verschlossen, strömt viel Kraft und vermutbare Frucht aus, unheimlich schwer einzuschätzen, ich sehe ein fantastisches Potential für diesen Wein in einigen Jahren

Conca de Barberà Les Paradetes 2005 (+)
Sehr erdrig und lederig im Duft, auch dunkler Pfeffer fehlt nicht, im Geschmack sehr kräftig, viel dunkle Frucht mit erdigen Aromen, etwas hart und brutal, weniger polarisierend und anstrengend als die anderen Escoda Weine, ein Wein für einen Männerabend

Jiménez-Landi, Méntrida

Bajondillo 2010 (o)
Leichte und fruchtige Nase, fruchtig und frischer Saufwein mit sauberen Aromen von dunklen Früchten und viel Anmutungen von Kinder Emeukal Hustenbonbons, geht gut runter hat aber auch etwas leicht nerviges, eher für den früheren Genuss gedacht

Méntrida Sotorrondero 2009 (+)
Sehr dunkle und warme Nase, obwohl die Früchte im Geschmack fast hell erscheinen, gut viel Brombeere, schöne cremige und weiche Art, hat viel Körper, weniger kantig

Méntrida Pielago 2007 (+)
Die Nase erscheint dunkle, etwas kühl, leicht und säurebetont, der Geschmack zeigt viel Fruchtkomponenten, Schokolade, Erde, Herbe Würzigkeit, interessante Dualität von Leichtigkeit und kräftigem Körper zugleich


Bodegas Ponce, Manchuela
(vorab zugegeben tat ich mich mit der Einschätzung dieser Bobal Wein schwer, wahrscheinlich auch deshalb weil ich kaum Erfahrung mit Solchigen habe, dazu kam noch, dass sich während der Zeit ein Unfall ereignet bei dem mehrere Flaschen über den Tisch und Boden kurgelten, dieser für etwas Ablenkung gesorgt – nur eine ging zu Bruch, gute Glasqualität ;-))

Manchuela Clos Lojen 2008 (o)
Die Nase war etwas ausdrucksschwach, sehr dunkel und eher leicht, der Geschmack hatte etwas von reifen Früchten, leicht mehr Säure als nötig, etwas flach vielleicht, nichts zum lange aufheben

Manchuela La Casilla 2008 (+)
Breite Frucht war zu verspüren, doch verschlossen kam er mir ebenfalls vor, ziemlich kräftige Säure gibt dem Wein eine Frische Art, ungewöhnlicher Wein, Unfall!

Manchuela P.F. 2008
Leider nur sehr kurz und abgelenkt probiert, sehr schwer einschätzbarer Wein, zeigt intensive aber eher zurückhaltende Frucht kombiniert mir Erdigkeit, keine Bewertung

Bodegas Gallego Zapatero, Ribera del Duero

Ribera del Duero Yotuel Roble 2008 (o)
Etwas grünliche und brandige Nase, dennoch sehr angenehmer und leichter Duft, ein unkomplizierter und fruchtbetonter Joven für wenig Geld, kein Schwächling

Ribera del Duero Yotuel Selección 2007 (++)
Eine Nase die einem ins Gesicht springt, hat viel Frucht und für Ribera del Duero Verhältnisse wenig Holzeinschlag, der Geschmack ist sehr warm, äußerst elegant für eine Ribera, schon sehr zugänglich, viel angenehme Fruchtsüße, vorhandenes aber passende Holz, tolles PLV, Achtung Hammer viel Depot!

Ribera del Duero Yotuel Viñas Viejas 2005 (++)
Sehr konzentrierte, dichte, süßholzige Nase mit viel Substanz, die Substanz setzt sich im Geschmack fort, viel Kraft, sehr starke Konzentration, viel Würze und süße Frucht (die nicht aufgesetzt oder überbordend ist), sehr warmer Charakter, schon zugänglich, tolle Länge und der Preis geht in Ordnung wenn auch nicht ganz billig, ein Wein der wahrscheinlich nicht soviel Gegner haben dürfte was in diesem Fall ganz sicher nicht negativ auszulegen ist, ebenfalls Tonnen von Depot!

Terroir Al Limit, Priorat
(die ersten beiden Weine enttäuschten mich sehr, sehr ungewohnt zu den Jahren zuvor, der Dritte machte dann Vieles wieder gut)

Priorat Vi de la Vila Torroja 2009 (?)
Wenn es kein Korkgeschmack war mache ich mir Sorgen, etwas grünspanige Nase, nicht jeder war der Meinung, vielleicht war es auch nur ein persönliches Problem von mir, das ausgeklammert bin ich von dem Wein, den ich vor zwei Jahren auch verkostet habe (und sehr begeistert war) ziemlich enttäuscht, sehr flach und ausdrucksschwach

Priorat Arbossar 2009 (?)
Sehr leicht, flach und schon fast dünn im Vergleich zu vor 2 Jahren, damals auch ein leichter und verträglicher (aufgrund angenehmeren Alkohols und eleganterer Struktur) Priorat, aber dieses mal sehr ausdrucksschwach, ich hoffe es war nru ein Flaschenfehler, sonst ganz sicher nicht empfehlenswert, schon gar nicht für solch einen hohen Preis jenseits der 50 Euro

Priorat Dits del Terra 2009 (++)
Sehr konzentrierte und intensive Nase, der Geschmack war lange Anhaltend, sehr intensiv, erdig und fruchtig zugleich, Würze fehlt auch nicht, sehr komplex und aufgrund der leichteren Typizität nicht so anstrengend wie manch andere Priorat Weine. Sehr sehr dichter und unheimlich kräftiger Geselle.

War eine wirklich hochklassige Probe mit vielen eigenständigen, charaktervollen und positiv-ungewöhnlichen Weinen! Leider wurden viele Kaufreflexe bei mir ausgelöst :( :D
Zuletzt geändert von Oh Dae-Su am Di 17. Jan 2012, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Budi
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von Budi »

Vielen Dank für den Bericht!

Schade, dass ich keine Zeit finden konnte...
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nougat
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von nougat »

Ebenfalls vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Ich war auch da, meine Eindrücke sind (bei den Roten) aber zwiespätltiger. Insgesamt aber sehr spannend aufgrund einiger mir bis dahin unbekannten Rebsorten.

Rioja La Montesa 2008 wird aufgrund seines sehr guten PLV in meinem Einkaufskorb landen, wahrscheinlich auch der grandiose Ribeira Sacra Algueira Barrica 2006 . Dass Spanien so fein sein kann! Ich habe ebenfalls "Anklänge an Burgund" notiert :oops:

Mein pers. Favorit war anfangs Bierzo Villa de Corullón 2005.Als ich zum Abschluss mit angeschlagenem Gaumen meinen Eindruck verifizieren und nachtrinken wollte, hatte ich eine leichte Oxisationsnote mit in der Nase. Der freundliche junge Mann am Ausschank war verwundert, hat es aber bestätigt.
Den Pinot Noir Conca de Barberà La Llopetera 2007 fand ich ebenfalls sehr gut. Nachdem aber die beiden (auch ganz guten) anderen Weine der Bodega leichte Ox-Noten aufwiesen, lasse ich die Finger von diesen Weinen.

Gespannt war ich auf den Favoriten des jungen Manns am Ausschank Ribera del Duero Yotuel Viñas Viejas 2005 Na ja, auch hier wieder eine Ox-Note. Musste er zu seiner Verwunderung bestätigen

Mit den Terrior al Limts konnte ich auch wenig anfangen. Den Priorat Vi de la Vila Torroja 2009 fand ich noch ok, PLV indiskutabel. Die anderen Beiden sind reinsortige Carignans, mit denen ich noch nie etwas anfangen konnte. Für meinen Geschmack zu wild und unkultiviert am Gaumen.

Grüße
Martin
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thvins
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von thvins »

Hallo Martin,

der Arbossar ist eigentlich ein reinsortiger Grenache, wenn sich da nichts geändert hat.

Mit Vi de Vila und Arbossar konnte ich auch als 2008er nichts mehr anfangen, auch nicht, nachdem ich letzten Sommer mit Norbert Kreutzer davon anständig und intensiv verkosten konnte. Leider gibt es vor Ort seit den 2007ern nur so minimale Pfützen ins Glas, dass ich mich inzwischen scheue, die Weine auf der Grundlage zu beurteilen (bei anderen wird mehr ins Glas gegeben, um dieses zu avinieren) - insofern kann und möchte ich zu den 2009ern nichts weiter sagen, kann mir aber nach den Erfahrungen mit den 2008ern vorstellen, dass auch da Enttäuschungen drin sind, vor allem, wenn man auch das PGV noch mit einbezieht.

Zum anderen schade, dass du den reinen Carignans nichts abgewinnen kannst - wie tief steckst du da bislang in der Materie?

Wild mitunter ja, aber unkultiviert? Oder gehörst du zu den Leuten, die in der Musik auch Punk, Heavy Metal, Jazz und Avantgarde, Zappa und Beefheart als unkultiviert abtun?
Beste Grüße

Torsten

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Oh Dae-Su
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von Oh Dae-Su »

Hallo Martin,

schön, dass du auch wieder da warst. Auch ein regelmäßiger Kreisgänger. Oder?
Die Oxi Noten hab ich mehr oder weniger bei manchen Weinen verspürt. Doch nur bei dem Coll del Sabater sind sie mir etwas im Übermaß verstärkt vorgekommen. Ich will nicht zu viel sagen, aber doch ausgeprägt! War beim zweiten Probieren etwas milder.

Wie fandest du die Weine von Bodegas Ponce aus Manchuela? Bei denen hab ich Probleme gehabt sie zu beschreiben. Mal ganz abgesehen von dem Flaschendrama ;) . Bobal ist aber auch ein total weisses Blatt für mich :oops: .

Gruss

Chris
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nougat
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von nougat »

thvins hat geschrieben:Hallo Martin,

der Arbossar ist eigentlich ein reinsortiger Grenache, wenn sich da nichts geändert hat.
Hallo Torsten,

hm, für mich schmeckte er nach Carignan. So wird er auch beschrieben. Ich werde bei meinem nächsten Besuch bei Bernd Kreis aber nochmals nachfragen.
Zum anderen schade, dass du den reinen Carignans nichts abgewinnen kannst - wie tief steckst du da bislang in der Materie?

Wild mitunter ja, aber unkultiviert? Oder gehörst du zu den Leuten, die in der Musik auch Punk, Heavy Metal, Jazz und Avantgarde, Zappa und Beefheart als unkultiviert abtun?
Ich bin mit Punk, Indie und HM groß geworden, wenn ich auch seit Jahrzehnten fast nur noch Klassik und Jazz höre. Ich ersetze ‚unkultiviert’ durch weniger verfängliche Begriffe wie ungehobelt oder unelegant.

Meine Erfahrungen mit dieser Rebsorte sind bescheiden und auf Südfrankreich beschränkt. Meist einfache Tropfen aber auch ein paar vermeintlich bessere. Charakteristisch scheint mir aber diese Wildheit zu sein, mit der ich wenig anfangen kann. Jancis Robinson spricht von „Chaos am Gaumen“, was es auch ganz gut trifft. So zumindest mein Urteil in 1000 km Entfernung bar jeglicher Kenntnisse der dortigen Umwelt. Möglicherweise passt dieser wilde Charakter im Wein im Priorat zu Land und Leuten (im positiven Sinne, ausgelassen).

Du siehst, meine Vorbehalte sind nicht sehr gefestigt. Ein guter Carignan würde reichen, mein Weltbild zum Einsturz zu bringen :D

Oh Dae-Su hat geschrieben:
Wie fandest du die Weine von Bodegas Ponce aus Manchuela? Bei denen hab ich Probleme gehabt sie zu beschreiben. Mal ganz abgesehen von dem Flaschendrama ;) . Bobal ist aber auch ein total weisses Blatt für mich :oops: .

Gruss

Chris
Hallo Chris,

dramatisch fand ich die Ox- auch nicht ;) . Ich bin aber zum einen bei rel. jungen Weinen diesbezüglich empfindlich und zum anderen habe ich einfach Bedenken, solche Weine einzulagern.

Von Bodegas Ponce habe ich nur den Manchuela P.F. verkostet. Notiert habe ich „Frische Beeren, rassig, schlank, leider zu kurz“ Für 19 Euronen erwarte ich etwas mehr.
Die beiden anderen habe ich nicht probiert. Da ich im Alltag kaum Wein trinke, interessieren mich Alltagsweine nicht allzu sehr (keinesfalls snobistisch gemeint!). Bei Proben nehme ich aber normalerweise alle Weine eines Erzeugers mit, weil ich sehen will, ob man ein durchgängiges Qualitätsstreben erkennen kann oder nur der Prestigewein besondere Aufmerksamkeit bekam.

Sehr passend finde ich Deine Beschreibung vom sehr speziellen Chenin blanc Escoda-Sanahuja, DO Conca de Barbera. Da fehlten mir die Worte, als ich ins Glas roch. Davon sollte ich auch eine Flasche mitnehmen. Der schreit förmlich nach Beschäftigung.

Grüße
Martin
Grüße
Martin

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thvins
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von thvins »

Hallo Martin,

du musst nicht nachfragen, es ist inzwischen tatsächlich so, dass der Arbossar ein reiner oder fast reiner Carignan sein soll und nur noch der Les Manyes ist ein reiner Grenache. Bei mir hatte sich das anders im Kopf festgesetzt, manchmal lohnt es sich, dann doch noch mal nachzuschlagen, alle Cuvées und deren Entwicklungen über die Zeit habe ich auch nicht mehr einfach so im Kopf.

Nichtsdestotrotz schade, dass ein Wein der 50+ € Klasse so gnadenlos durchfällt - und das schon das mindestens zweite Jahr - wie gesagt, vom 2009er hatte ich nur so Minipfützchen im Glas, dass die Nase sich gar nicht ansprechen ließ und der Gaumen blieb auch nur ratlos zurück. Nur beim 2008er überzeugte selbst eben die Flasche über etliche Tage überhaupt nicht mehr.

Was Carignan und Südfrankreich angeht, da gebe ich dir weitgehend recht - wenn ich da an meine gemachten Erfahrungen denke, dann ist da tatsächlich oft was ungehobeltes und mitunter wildes und unelegantes. Aber im Priorat solltest du durchaus fündig werden. Nicht umsonst gibt es in Porrera die "Nacht der Carignans"... Du darfst dich auch gern vertrauensvoll per PN an mich wenden, wenn du magst - ich wüßte da schon was, was ein Angriff auf dein Weltbild sein könnte...
Beste Grüße

Torsten

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hendrik
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von hendrik »

Wunderbare Eindrucke Oh,
Danke.
Leider keine Grossartiger oder Engelchen Wein :mrgreen:

beste grusse

Hendrik
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Oh Dae-Su
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Re: Spanien Probe in Stuttgart - ein paar kurze Eindrücke

Beitrag von Oh Dae-Su »

Hi,

@Martin
Dein mögliches Vorhaben den Chenin Blanc etwas genauer unter die Lupe nehmen zu wollen kann ich absolut verstehen. Hab ich vor ca. 2 Jahren auch gemacht. Leider hab ich mir dazu keine Notizen angefertigt. Aber ich bin sicher, da fällt einem sehr viel ein. Ein redseeliger Wein ;). Dan könnte man seitenweise darüber schreiben. Egal ob man ihn schauderhaft findet oder mag. Ich bin mir nicht 100%ig sicher was ich über diesen Wein denken soll. Er hat mir tendenziell nicht sonderlich zugesagt, aber er hat ganz sicher seine Qualitäten und einen beeindruckenden Charakter. Sehr extrem eben ;). Ganz davon abgesehen bin ich aber froh, dass es solche hoch interessanten Weine gibt die einen beschäftigen und fordern.

@Hendrik
Ja die Engelchen tanzen bei mir ganz selten :mrgreen: . Das sind dann schon Weine, mal mit dem 100 Punkte System verglichen, die jenseits der 95 Punkte liegen. Mist, jetzt hab ich doch die 100ter Skala verwendet, obwohl ich immer darüber schimpfe :lol:.
Der Bierzo Villa de Corullón 2005 war schon großartig und der Ribeira Sacra Algueira Barrica 2006 war auch absolut super. Letzterer wahrscheinlich eher etwas für einen Pinot Noir Besessenen, obwohl es ein Mencia ist, wie mich :D .

Gruss

Chris
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