J. Miller

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Markus Vahlefeld
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Re: J. Miller

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Na, die Artikel auf elmundovino sind schon sehr gewaschene dreckige Wäsche. Casado schreibt über Miller, Miller schreibt zurück... das Ganze auch sehr persönlich (bis hin zu der Beschreibung Millers als depressive Persönlichkeit).

Where is the beef?

Es geht wohl um zwei Dinge: hat Miller sich bezahlen lassen für Verkostungsdienste, die dann auf seine Bewertungen im WA Einfluss hatten? Das ist genau die Grauzone, die so schwierig zu bewerten ist. Es scheint aber mit Pancho Campo ein sehr agiler aber dubioser Zwischenmann eingeschaltet gewesen zu sein. Weiterhin hatte Parker gerade Miller ja erst 2009 verwarnt, weil herausgekommen war, dass er sich hat nach Australien einladen lassen, was gegen die ethische Richtlinien das WA verstösst. Auf jeden Fall haben wir mit diesen hohen Geldflüssen eine mögliche Erklärung für die hohen Punkte, die spanische Weine die letzten Jahre erhalten haben. EINE mögliche Erklärung - von der Hand zu weisen ist sie nicht.

Was aber IMHO fast schwerer wiegt: obwohl langsam durchsickert, dass bereits im März 2011 die Ablösung von Miller beschlossen (und Neal Martin als Nachfolger bestimmt) wurde, hat das Gespann Campo/Miller sich weiterhin in Spanien einladen lassen. D.h. es wurden horrende Summen von Weingütern und Consejos an das Gespann bezahlt, die natürlich mit der Hoffnung verbunden waren, im WA gut besprochen zu werden. Und das Geld floss dann an jemanden, der bereits wusste, dass er ausscheiden würde. Ich glaube, dass nur dadurch der ganze Sumpf jetzt hochkocht, weil sich einige Geldgeber genasführt vorkommen. Und das macht immer böses Blut.
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octopussy
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Re: J. Miller

Beitrag von octopussy »

Hallo Markus,

deine Einschätzung scheint mir recht treffend. In der besagten Grauzone lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Zahlungen der regionalen Verbände und Bewertungen durch Jay Miller ganz höchstwahrscheinlich nicht nachweisen. Ein ungutes Gefühl bleibt. Nach allem scheint Jay Miller ja überwiegend nicht selbst die Initiative ergriffen zu haben, wo und was er probiert. Vielmehr hat er diese Entscheidung offenbar in vielen Fällen einem Vermittler (Pancho Campo) überlassen. Das eröffnet jedenfalls ein deutliches Potenzial für eine bevorzugte Behandlung der Regionen, die Seminare und sonstige kostenpflichtige Services buchen.

Zu den Punkten: ich frage mich, ob der Abgang von Miller für Spanien als Weinbaunation nicht wenigstens kurzfristig ein Problem darstellt. Ein ganz maßgebliches Verkaufsargument waren ja eine ganze Weile lang hohe Parker (=Miller) Punkte, gekoppelt mit niedrigeren Preisen als für vergleichbar hoch bepunktete Weine. Neil Martin kann sich entsprechend hohe Punkte bei seiner Reputation im Zweifel gar nicht leisten. Seine Bordeaux-Bewertungen sind ja selten inflationär hoch, vielmehr im Vergleich zu anderen Kritikern moderat. Wenn er in Spanien jetzt reihenweise 90 Punkte für 6 Euro Weine und 93-98 Punkte für alle möglichen Semi-Premium-Rotweine mit viel Neuholz, usw. vergibt, kratzen sich doch die Leute am Kopf. Und ob sich bestimmte "Schema F" Weine noch so gut verkaufen werden, wenn es "nur" noch 85-89 Parker (=Martin) Punkte gibt? Vielleicht können die Spanien-Experten zu den Auswirkungen noch etwas mehr sagen.
Beste Grüße, Stephan
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Markus Vahlefeld
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Re: J. Miller

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Ja, ich sehe die Gefahr ähnlich wie Du. Auf Spaniens Weine und ihre Händler (wie die internetoase) kommen schwere Zeiten zu, wenn nicht mehr mit Riesenmengen an Punkten geprotzt werden kann. Trotzdem sei auch die Gegenfrage erlaubt: wer hat die Miller-Punkte überhaupt noch ernst genommen? Von den WA-Abonnenten sicher die wenigsten (Miller galt bei einer Umfrage als der am wenigsten vertrauenswürdigste der WA-Verkoster). Die Punkte dienten vornehmlich dem Handel (und IMHO nicht dem hochwertigen und seriösen Fachhandel), um Mengen an den Mann und die Frau zu bringen.

Die Krise Spaniens, die lange auch schon den Weinbau getroffen hat (der Durchschnittspreis für einen Liter span. Wein ist von EUR 1,09 in 2009 auf EUR 0,95 in 2010 gesunken) wird durch Millers Abgang sicher verschärft.
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Jürgen
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Re: J. Miller

Beitrag von Jürgen »

Im unteren Preissegment war die Punktvergabe von Dr. Jay echt ein Witz. In den Preisklassen die uns interessieren lagen sie ähnlich dicht an der Wahrheit wie die Punkte vom WA für Bordeaux, Italien oder sonstwo auf der Welt. Im Klartext: Im Großen und Ganzen war's so einigermaßen ok. Ich finde aber eh, daß die professionellen Verkoster vom WA gerne ein bissel übertreiben, egal in welcher Weinregion. Manchmal liegen sie allerdings richtig und manchmal sogar zu tief und bei manchen Weinen haben sie nicht wirklich Ahnung. Genau wie ich, manchmal fische ich im Trüben und ab und zu lande ich Treffer :lol: ;)
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Erdener Prälat
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Re: J. Miller

Beitrag von Erdener Prälat »

Jürgen hat geschrieben:...Im Klartext: Im Großen und Ganzen war's so einigermaßen ok...
Gerade angesichts einer Konkurrenz namens Penin und Proensa:-)
Deshalb glaube ich auch nicht, daß dem Handel die Punkte ganz ausgehen werden.
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Markus Vahlefeld
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Re: J. Miller

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Das stimmt. Aber kein Lidl wird mit "Proensa-Punkten" werben wollen...
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octopussy
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Re: J. Miller

Beitrag von octopussy »

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Das stimmt. Aber kein Lidl wird mit "Proensa-Punkten" werben wollen...
Vielleicht kann man die Proensa Punkte als "PP" maskieren? Geht mit Penin-Punkten auch :idea: ;).
Beste Grüße, Stephan
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Re: J. Miller

Beitrag von thvins »

octopussy hat geschrieben:
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Das stimmt. Aber kein Lidl wird mit "Proensa-Punkten" werben wollen...
Vielleicht kann man die Proensa Punkte als "PP" maskieren? Geht mit Penin-Punkten auch :idea: ;).
Lidl kann sich auch auf die Berliner Wein Trophy und den SuperSchoppershopper berufen, das reicht allemale zur Verdummung der nicht weinaffinen Massen.
Oder wie wärs mit "Parker hat dem Wein vor X Jahren schon 90 Punkte gegeben"... :mrgreen: :lol:
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
Peter12
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Re: J. Miller

Beitrag von Peter12 »

Ich habe gerade vom Tausch Martin vs. Miller gelesen.

Ich glaube das ist das Beste was für Spanien passieren konnte. Nachdem Martin viele Jahre BDX bewertet hat, wird dieser Hintergrund auch in Spanien einfließen. Die Punkte werden gerade von Martin jetzt noch mehr zu einem BDX-like Style in Spanien führen. Oder die Miller-Punkte-Gegner werden die Martin-Punkte besser nachvollziehen können.

Davon kann Spanien nur profitieren. Ich persönlich glaube das die Punkte in Spanien im Querschnitt genauso hoch bleiben, wie sie bisher waren. Ich glaube an die spanische Weinqualität und daran, das man in Spanien für das gleiche Geld eine Prise "mehr Wein" bekommt.
Peter
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Markus Vahlefeld
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Re: J. Miller

Beitrag von Markus Vahlefeld »

ANMERKUNG DER ADMINISTRATOREN:

Aus verschiedenen Gründen haben wir den Strang dieses Threads, der mit den Behauptungen und Ausführungen von emmetdocbrown begann, ins Admin-Forum geschoben. Zum einen hatte der Autor seine Beiträge gelöscht, so dass die Argumentationskette unterbrochen wurde, zum anderen blieben aber einige Zitate seiner Ausführungen in den Antwortpostings stehen, so dass darin Behauptungen wiederholt wurden, für die keinerlei Beweise erbracht wurden/werden konnten und die ganz sicher für den Autor justiziabel geworden wären.

Wir bitten um Nachsicht!
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