La Petite Eglise 2012 (Pomerol) 14%Vol. Der Zweitwein von L'Eglise Clinet.
Als ich vor vier Jahrzehnten von einem Kollegen mit dem Bordeaux-Virus infiziert wurde, waren Zweitweine mit sehr wenigen Ausnahmen das, was der Name andeutet: zweitklassig. Manchmal auch nur drittklassig. Das soll sich nach Meinung der Profis inzwischen gründlich geändert haben, aber wie das mit Vorurteilen so ist: die sind hartnäckig, und ich bin seitdem misstrauisch geblieben.
Hier wäre allerdings kein Misstrauen angebracht gewesen. Dunkles Rot ohne Violett- oder Purpurtöne, schmaler Rand ziegelfarben, erkennbar etwas gereift. Völlig offen, Merlot-betont, dunkelfruchtig, Pflaume - aber frisch und nicht getrocknet oder gebacken, seidig feines Tannin, trotz 14% nur mittelgewichtig, der Alkohol aber völlig eingebunden. Passende Säure, wenig Holz, "trinkig".
Jetzt voll da, und wird auch noch ein Weilchen halten, aber nicht mehr besser werden. Gelungen, und macht neugierig auf den Erstwein. Schade, dass der so teuer ist.
Gruß
Ulli
BORDEAUX 2012
Re: BORDEAUX 2012
Hui, da freu ich mich gleich
Hab einige 2020-er im Keller und 2023 subskribiert.
Gruss, Sascha
„Riesling geht immer“!
„Riesling geht immer“!
Re: BORDEAUX 2012
Ja, die Petite Eglise ist eigentlich immer recht gut gelungen. (2014 ist auch sehr gut.) Den 2012er gab's vor einigen Wochen auch bei uns, aber leider war ich postcovidär noch völlig geruchsblind (es sollte ein Testwein sein). Mir wurde aber glaubhaft
versichert, daß der Wein so ist, wie UlliB ihn beschrieben hat, besonders die Pflaume war wohl sehr deutlich. (Auch aus meiner Erinnerung an andere Flaschen ist das so.) Übrigens ist der 2012er schon seit einigen Jahren in dieser Form, zumindest aus meinem Keller.
Den Erstwein kenne ich natürlich nicht, aber wenn ich mich richtig erinnere, ist die Petite Eglise von einem anderen, sandigeren Areal als die Eglise Clinet. Also eigentlich ein "zweiter Wein".
Cheers,
Ollie
Den Erstwein kenne ich natürlich nicht, aber wenn ich mich richtig erinnere, ist die Petite Eglise von einem anderen, sandigeren Areal als die Eglise Clinet. Also eigentlich ein "zweiter Wein".
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Re: BORDEAUX 2012
Kurznotizen zu einer 2012er Probe vor einigen Tagen, drei Weine vom rechten Ufer, drei vom linken:
Beau-Séjour Bécot klar Merlot-betont, weich, entwickelt, gut zu trinken, aber keine großen Reserven mehr.
Beauséjour (Duffau-Lagarrosse) interessanterweise völlig anders als der Nachbar, die Farbe viel dunkler, mehr Tannin, mehr Säure, primärfruchtig (!), wirkt viel jünger, als er tatsächlich ist. Neben der Frucht eine irritierende, scharfe, krautige, fast metallische Note. Dürfte noch lange halten, aber was daraus mal wird?
Vieux Chateau Certan den beiden Vorgängern in jeder Hinsicht klar überlegen - tiefgründiger, harmonischer, ruht in sich. Keine Eile, der wird eher noch zulegen.
Léoville Barton farblich schon erkennbar gereift, breite Randaufhellung ohne Brauntöne, Cabernet-betont, schön, jetzt vermutlich auf dem Punkt, wird sich da noch eine Weile halten.
Léoville Las Cases viel dunkler als der LB, fester, komplexer, tiefer, erst am Anfang der Trinkreife. Erstklassig.
Rauzan Ségla eine ziemliche Überraschung - kommt qualitativ fast an LLC heran, etwas weniger fest, etwas floral-verspielter, aber insgesamt auch stilistisch schon sehr nahe dran. Ebenfalls für die lange Strecke.
WOTN war unbestritten LLC, hinsichtlich Platz 2 war die Runde geteilt: VCC oder Rauzan Ségla. Von "mäßigem Jahrgang" war da nichts zu merken. Léo Barton und BSB recht weit entwickelt, was schon eher der verbreiteten Meinung entspricht, dass die 12er nicht für die lange Lagerung geeignet sind. Und Beauséjour HDL ist rätselhaft.
Gruß
Ulli
Beau-Séjour Bécot klar Merlot-betont, weich, entwickelt, gut zu trinken, aber keine großen Reserven mehr.
Beauséjour (Duffau-Lagarrosse) interessanterweise völlig anders als der Nachbar, die Farbe viel dunkler, mehr Tannin, mehr Säure, primärfruchtig (!), wirkt viel jünger, als er tatsächlich ist. Neben der Frucht eine irritierende, scharfe, krautige, fast metallische Note. Dürfte noch lange halten, aber was daraus mal wird?
Vieux Chateau Certan den beiden Vorgängern in jeder Hinsicht klar überlegen - tiefgründiger, harmonischer, ruht in sich. Keine Eile, der wird eher noch zulegen.
Léoville Barton farblich schon erkennbar gereift, breite Randaufhellung ohne Brauntöne, Cabernet-betont, schön, jetzt vermutlich auf dem Punkt, wird sich da noch eine Weile halten.
Léoville Las Cases viel dunkler als der LB, fester, komplexer, tiefer, erst am Anfang der Trinkreife. Erstklassig.
Rauzan Ségla eine ziemliche Überraschung - kommt qualitativ fast an LLC heran, etwas weniger fest, etwas floral-verspielter, aber insgesamt auch stilistisch schon sehr nahe dran. Ebenfalls für die lange Strecke.
WOTN war unbestritten LLC, hinsichtlich Platz 2 war die Runde geteilt: VCC oder Rauzan Ségla. Von "mäßigem Jahrgang" war da nichts zu merken. Léo Barton und BSB recht weit entwickelt, was schon eher der verbreiteten Meinung entspricht, dass die 12er nicht für die lange Lagerung geeignet sind. Und Beauséjour HDL ist rätselhaft.
Gruß
Ulli
Re: BORDEAUX 2012
Das mit der krautig-metallischen Note habe ich schon einige Male erlebt - beim 2012er Beausejour DL zweimal, aber auch bei einigen anderen Weinen. Es waren immer nominell hochwertige Weine vom rechten Ufer. Anscheinend ist auch die Empfindlichkeit für diese Note sehr unterschiedlich ausgeprägt, denn das Spektrum am Tisch reichte von "doch eigentlich in Ordnung" bis "abstossend und untrinkbar". Ich selbst bin da leider sehr empflindlich. Ich habe keine Ahnung, was das für eine Geschmacksnote ist, was sie verursacht, und ob sie mit weiterer Lagerung verschwindet.Beauséjour (Duffau-Lagarrosse) interessanterweise völlig anders als der Nachbar, die Farbe viel dunkler, mehr Tannin, mehr Säure, primärfruchtig (!), wirkt viel jünger, als er tatsächlich ist. Neben der Frucht eine irritierende, scharfe, krautige, fast metallische Note. Dürfte noch lange halten, aber was daraus mal wird?
Viele Grüsse,
Erik
Re: BORDEAUX 2012
Interessant. Für mich war es eine Erstbegenung, was auch damit zusammenhängen kann, dass ich viel mehr Weine vom linken Ufer trinke als vom rechten.
Als "untrinkbar" hat keiner den Wein empfunden. Aber alle fünf Mittrinker waren sich einig, dass da etwas nicht stimmt.Anscheinend ist auch die Empfindlichkeit für diese Note sehr unterschiedlich ausgeprägt, denn das Spektrum am Tisch reichte von "doch eigentlich in Ordnung" bis "abstossend und untrinkbar".
Ich bin nicht sehr optimistisch, was den Effekt einer weiteren Lagerung betrifft. Die 12er sind ja jetzt schon mehr als zehn Jahre in der Flasche, das sind keine Jungweine mehr.Ich habe keine Ahnung, was das für eine Geschmacksnote ist, was sie verursacht, und ob sie mit weiterer Lagerung verschwindet.
Gruß
Ulli