Bordeaux 2015

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
TroisLacs
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von TroisLacs »

Versuche ja ab und zu etwas zu entdecken. Dieses Wochenende mit dem

Château Léognan, 2015, Pessac-Léognan
70% CS, 30% M

Schöne dunkle Farbe, aber nicht undurchsichtig.
Nach dem Öffnen etwas Rauch in der Nase, etwas Cassis, aber wenig intensiv oder beeindruckend. Kühle Stilistik.
Nach dem Karaffieren kommt später der Duft nach Nagellack heraus.
Auch am Gaumen keine Alterserscheinungen. Die Leichtigkeit fällt auf, dem Wein fehlt etwas Dichte, Fülle, Kraft. Ich würde sagen, zu „dünn“. Auch hier herrscht eine kühle Aromatik vor.


Fehlerfrei, aber nicht überzeugend, schon gar kein Nachkaufreflex. Und von dem von Gerstl versprochenen „sinnlichen Weinerlebnis“ sind wir ganz weit weg.
15/20 Punkte.
Gruss, Sascha

„Riesling geht immer“!
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UlliB
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von UlliB »

TroisLacs hat geschrieben: So 14. Sep 2025, 19:36 Château Léognan, 2015, Pessac-Léognan
70% CS, 30% M
[...]
Die Leichtigkeit fällt auf, dem Wein fehlt etwas Dichte, Fülle, Kraft. Ich würde sagen, zu „dünn“.
Ich kenne den konkreten Wein nicht, hatte aber von Ch. Léognan aus jüngeren Jahrgängen schon mehrere Weine im Glas. Das ist ganz sicher kein Spitzenbetrieb, aber in den letzten Jahren ein sehr zuverlässiger, und dass da in einem reifen Jahr wie 2015 ein "dünner" Wein entstanden sein soll, halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Ich sehe drei Möglichkeiten:

1. Ausgehende Verschlussphase.
2. Flaschenfehler. Mich irritiert der erwähnte "Duft nach Nagellack", der da überhaupt nichts zu suchen hat - für mich wäre der Wein damit übrigens sehr wohl fehlerhaft.
3. Falsche Erwartungshaltung. Ein Pessac-Léognan ist konzentrationsmäßig kein Ribera del Duero...

Gruß
Ulli
TroisLacs
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von TroisLacs »

UlliB hat geschrieben: Mo 15. Sep 2025, 09:36 ... und dass da in einem reifen Jahr wie 2015 ein "dünner" Wein entstanden sein soll, halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Ich sehe drei Möglichkeiten:

1. Ausgehende Verschlussphase.
2. Flaschenfehler. Mich irritiert der erwähnte "Duft nach Nagellack", der da überhaupt nichts zu suchen hat - für mich wäre der Wein damit übrigens sehr wohl fehlerhaft.
3. Falsche Erwartungshaltung. Ein Pessac-Léognan ist konzentrationsmäßig kein Ribera del Duero...
Danke für deine Rückmeldung.
Ich würde ihn jetzt auch nicht gerade mit einem Ribera del Duero vergleichen, aber im Vergleich mit anderen 2015-ern aus dem Bordeaux ist er doch abgefallen (z.B. Langoa Barton). Ich hätte den Wein jetzt wirklich beschrieben als - etwas böse ausgedrückt - Sirupwasser, wirklich dünn, ohne Saft ... ich habe noch eine Flasche und werde die bei Gelegenheit noch testen.
Gruss, Sascha

„Riesling geht immer“!
maxilian7
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von maxilian7 »

UlliB hat geschrieben: Mo 15. Sep 2025, 09:36
TroisLacs hat geschrieben: So 14. Sep 2025, 19:36 Château Léognan, 2015, Pessac-Léognan
70% CS, 30% M
[...]
Die Leichtigkeit fällt auf, dem Wein fehlt etwas Dichte, Fülle, Kraft. Ich würde sagen, zu „dünn“.
Ich kenne den konkreten Wein nicht, hatte aber von Ch. Léognan aus jüngeren Jahrgängen schon mehrere Weine im Glas. Das ist ganz sicher kein Spitzenbetrieb, aber in den letzten Jahren ein sehr zuverlässiger, und dass da in einem reifen Jahr wie 2015 ein "dünner" Wein entstanden sein soll, halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Ich sehe drei Möglichkeiten:

1. Ausgehende Verschlussphase.
2. Flaschenfehler. Mich irritiert der erwähnte "Duft nach Nagellack", der da überhaupt nichts zu suchen hat - für mich wäre der Wein damit übrigens sehr wohl fehlerhaft.
3. Falsche Erwartungshaltung. Ein Pessac-Léognan ist konzentrationsmäßig kein Ribera del Duero...

Gruß
Ulli
Ich kenne den 2015er tatsächlich recht gut, den gab es mal als 5+1 Aktion bei Lobenberg.
Tatsächlich zählt er zu einem meiner Lieblingsweinen aus dem Bordeaux in dem Preissegment.
Ich kann nachvollziehen, wenn den jemand leicht und kühl findet, das ist glaube ich eine Stilistik, die vom Weingut so gewollt ist.
Ich hatte mir 2022 dazu notiert: "Feine schwarze und rote Frucht, aber keine Wuchtbrumme - eher feingliedrig und mit tollen, polierten Tanninen. Für ca. 30€ sehr viel Wein und ein anspruchsvoller Bordeaux. Bin gespannt, wie er sich die nächsten Jahre entwickelt. Am fünften Tag offen super samtig, toller Wein!"
und 2024: "Weiterhin deutlich auf der eleganten, leisen und feingliedrigen Seite. Schöne Entwicklung!" (93 Punkte).
Muss man sicherlich so mögen, aber eure beiden Kommentare widersprechen sich glaube ich nicht.
Aber Nagellack hatte ich da sicher nicht, das dürfte ein Flaschenfehler sein.

Viele Grüße,
Max
Je-Mi
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Je-Mi »

Habe heute Abend eine Einzelflasche Marquis d'Alesme Becker geöffnet. Ohne Belüftung einfach ins Glas. Sehr schön zu trinken. Ich hatte einen viel wuchtigeren Wein erwartet. So hatte ich jedenfalls Beschreibungen hier im Forum abgespeichert. Für mich weich, ausgewogen und im Trinkfenster. 14,5 % Alkohol fielen nicht negativ auf.
2015 war für Margaux wohl auch ein sehr gutes Jahr. Wie sind jüngere Jahrgänge des Weines ausgefallen? Der 2015er kostet im günstigsten Fall 50 €. Ist auch nicht so wenig.
LG Jens
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Jochen R. »

Je-Mi hat geschrieben: Mo 15. Sep 2025, 21:10 Habe heute Abend eine Einzelflasche Marquis d'Alesme Becker geöffnet. ... Wie sind jüngere Jahrgänge des Weines ausgefallen? ...
Hallo Jens,
von den jüngeren Jahrgängen hatte ich mehrfach 2017 und 19 im Glas. Da war jede Flasche ein Genuss. Besonders angetan bin ich vom etwas schlankeren (auch was den Alk anbelangt) 17er.

Viele Grüße,
Jochen
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Je-Mi
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Je-Mi »

Danke für den Tipp.
LG Jens
Je-Mi
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von Je-Mi »

Je-Mi hat geschrieben: Mo 15. Sep 2025, 21:10 Habe heute Abend eine Einzelflasche Marquis d'Alesme Becker geöffnet. Ohne Belüftung einfach ins Glas. Sehr schön zu trinken. Ich hatte einen viel wuchtigeren Wein erwartet. So hatte ich jedenfalls Beschreibungen hier im Forum abgespeichert. Für mich weich, ausgewogen und im Trinkfenster. 14,5 % Alkohol fielen nicht negativ auf.
2015 war für Margaux wohl auch ein sehr gutes Jahr. Wie sind jüngere Jahrgänge des Weines ausgefallen? Der 2015er kostet im günstigsten Fall 50 €. Ist auch nicht so wenig.
LG Jens
Am zweiten Abend war ich nicht mehr ganz so begeistert. Für mich ein Anflug von Oxidation und auch der Alkohol machte sich doch etwas bemerkbar. Die halbe Flasche hatte ich verschlossen in den Kühlschrank gestellt.
LG
Jens
TroisLacs
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von TroisLacs »

Nun über 3 Tage im Glas gehabt:

Chateau Meyney, St. Estephe, 2015

Kräftige, dunkle Farbe, mit etwas Aufhellungen am Rande.
In der Nase gleich nach dem Öffnen etwas Leder, dann aber dunkle Schokolade, reife Früchte, v.a. Kirschen. Sehr wohlriechendes Bouquet.
Am Gaumen fällt sofort die Finesse auf, sehr elegant und ausgewogen. Kein Kraftpaket, aber doch "griffig". Auch hier wieder dunkle Früchte, etwas Minze (sehr angenehm), und Kaffee. Mittlere Säure, aber frisch, Gerbstoffe schon recht rund, aber noch spürbar, aber nicht rau. Mittlerer Nachhall, sehr angenehm.
Interessanterweise hatte er am 2. Abend einen kleinen Hänger, aber am dritten ist er wieder voll da. Ich mag den Wein sehr, elegant und doch mit einer gewissen Kraft. 17+/20.
Gruss, Sascha

„Riesling geht immer“!
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2015

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben: Fr 6. Jun 2025, 17:14
pessac-léognan hat geschrieben: So 2. Feb 2025, 15:34 Château Malartic-Lagravière Pessac-Léognan GCC 2015
14% ABV (53% CS / 35% M / 7% PV / 5% CF)
P&P bei 15° C
Farbe: dunkles Purpur mit ersten Alterstönen
Nase: schöne Pessac-Würze, etwas réglisse, mehr Merlot als Cabernet, frisches Schwarzbrot, ungeschwefelte Dörrbirnen und am Schluss doch auch etwas Cassis
Gaumen: schon beim ersten Schluck zeigt der Wein jenes jugendlich Ungestüme, das mir bei der ersten Flasche nach der Arrivage so gefallen hatte und das ich seither vermisste, nun aber gepaart mit einer adulten, halb Finesse, halb Power zu nennenden Grandeur aus Frucht (schwarze Kirsche, Cassis und gegen den Abgang hin auch Pflaume und wieder die Dörrbirne), Würze (Kardamom, etwas Fenchel und Anis), dezenten noblen Zedernnoten und einem Fundus von sehr geschliffenen, noch leicht aufrauhenden Tanninen, alles gestützt von einer noch leicht spürbaren, aber den Geschmack sublimierenden Säure. Gegen den Abgang hin auch eine Prise weißer Pfeffer und etwas Frühlingsblumen...
Kurz: Nach knapp 10 Jahren beginnt man zu begreifen, weshalb verschiedene Verkoster (NM, AG, JS u.a.) en primeur und nach der Flaschenabfüllung den Wein bei 95(-97) sahen.
Ich würde ihn zur Zeit (auch im Vergleich mit dem kürzlich genossenen BC) eher bei 94(+) sehen - ein guter Wert allemal!
Die VKN von vor 5 Monaten kann ich im Wesentlichen bestätigen:
Der Wein ist nach einer Stunde in der offenen Flasche voll da. Unmittelbar nach dem Öffnen der Flasche sind die Tannine noch ziemlich aufrauhend, bereits nach einer Stunde schön abgeschmolzen und nur noch als Teil eines schön abgerundeten Weinkörpers spürbar.
Wenn man etwas aussetzen möchte, dann dass die Spannung am mittleren Gaumen etwas weniger ausgeprägt ist, aber die feine Peesac-Würze im Abgang entschädigt dafür.
Kein großer Wein (wird es nie werden), aber ein sehr guter Wein, für den Preis ein schönes PLV.
93(+)
Nach einem Durchhänger vor ziemlich genau 5 Jahren (siehe meine Notiz von Dezember 2019) und einer allmählichen Steigerung über die letzten Jahre hinweg scheint der Wein nun, nach gut 10 Jahren, zu seiner Höchstform aufzulaufen. Die Tannine sind fast vollständig abgeschmolzen, das Holz schön integriert, die Frucht in hochkomplexer Symbiose mit einer wunderschönen Pessac-Würze mit reifer Cassisfrucht und Schwarzkirsche wohl dosiert und abgerundet, mit etwas dunkler Schokolade und einer Spur Tabak im langen Abgang. Nichts von Brandigkeit, die Anfang Jahr hier im Forum im Anschluss an eine Verkostung von NM diskutiert wurde, der Alkohol kaum spürbar. Ein sehr feiner Wein, mit Druck und Kontur und ohne Schwere. Den Wein sehe ich derzeit auf Augenhöhe mit den ebenfalls großartigen Brane-Cantenac und Rauzan-Ségla 2015, wobei letzterer auf Dauer vielleicht die Nase vorne hat.
Dass Hartmut von diesem Wein schwärmt, kann ich nun gut nachvollziehen.
95(-96) Aus heutiger Sicht besteht keine Eile, aber jetzt ab und zu eine Flasche zu öffnen, ist gewiss kein Fehler.
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