Bordeaux 2000

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Benutzeravatar
harti
Beiträge: 2599
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 15:49
Wohnort: Deutschland

Re: Bordeaux 2000

Beitrag von harti »

Lars Dragl hat geschrieben: Fr 21. Mär 2025, 08:26 Hallo!
Gestern gab es Tronquoy-Lalande 2000. Farblich erstaunlich dunkel. Auch die Nase lässt das Alter nicht erkennen, dafür aber die Region. Wenig Frucht in Richtung Pflaume und schwarzer Johannisbeere, dafür Paprika, staubiger Feldweg, minimal animalische Noten und etwas Zedernholz. Tiefe und Feinheit sind durchaus erkennbar, das ist aber ein eher bodenständiger und leicht burschikoser Wein, der jetzt in einem guten Trinkfenster ist und vor allem durch tollen Trinkfluss glänzt. Der Abgang ist mindestens gut und endet eher mineralisch; die Gerbstoffe sind sehr schön integriert. Der dürfte auch im Sommer zum Grillen viel Spaß machen. 5 Fl. sind noch da. Die hier war mit Abstand die beste. Hat damals 25 DM gekostet und hat dafür wirklich lange gebraucht, um zu liefern.

Viele Grüße

Lars
Hallo Lars,

Dein Update kommt mir gerade Recht ;) . Ich habe mich an meine Flaschen schon des Längeren nicht mehr herangetraut, der Wein war einfach zu sperrig. Nun werde ich nächste Woche einen neuen Versuch unternehmen.

Grüße

Hartmut
Lars Dragl
Beiträge: 750
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 23:24

Re: Bordeaux 2000

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo Hartmut!

Den Rest der Fl. habe ich gerade zum Abendbrot. Heute gefällt er mir noch etwas besser. Ich empfehle 2 Std. in der Karaffe. Erwarte dir nicht zu viel, denn das ist ein kleiner bis mittlerer, relativ altmodischer Wein ohne viel Tamtam, aber er trinkt sich echt gut. Etwa unsauber wirkt mitunter auch, aber gerade so, dass es schon wieder spannend ist.

Viel Spaß jedenfalls!

LG

Lars
Benutzeravatar
Jochen R.
Beiträge: 2908
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:53
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Bordeaux 2000

Beitrag von Jochen R. »

Lars Dragl hat geschrieben: Fr 21. Mär 2025, 20:12 ... Erwarte dir nicht zu viel, denn das ist ein kleiner bis mittlerer, relativ altmodischer Wein ohne viel Tamtam, aber er trinkt sich echt gut. Etwa unsauber wirkt mitunter auch, aber gerade so, dass es schon wieder spannend ist.

Viel Spaß jedenfalls!

LG

Lars
Hallo Lars,
schön, dass es solche Weine (noch) gibt und hier auch beschrieben werden! Dass nach 25 Jahren noch (bzw. in dem Fall erst) so toll abgeliefert wird, würde ich eher als positives Qualitätsmerkmal ansehen. Liegt aber sicher auch ein Stück weit am Jahrgang, der inzwischen zu einem meiner Lieblingsjahrgängen zählt. In manchen Fällen ist halt Geduld gefragt.
Ob die heutzutage in dieser Liga produzierten - teilweise geschminkt/aufgetakelten - auf frühen Genuss getrimmten BDX das in 25 Jahren auch können, würde ich mal bezweifeln. Aber vermutlich kann mir das egal sein.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Benutzeravatar
Jochen R.
Beiträge: 2908
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:53
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Bordeaux 2000

Beitrag von Jochen R. »

Reserve de la Comtesse 2000:
Into neck, Korken ca. 2 mm durchsuppt. Weinrot mit Aufhellungen zum Rand. Gleich nach dem Öffnen der so Comtesse-typische Duft, florale Noten und Gewürze, dazu Bittermandeln, Zigarrenkiste, nasser Waldboden. Später Mon Cherie im Hintergrund.
Mittelgewichtig mit Heidelbeeren und Kirschen, frische Säure, seidig, dezent adstringierend, mit wenig Luftzufuhr wird´s ebenfalls dezent würzig/tabakig, mittellanger (bis anfangs langer) Abgang. 91-92 P.

Nicht ganz auf dem Niveau der letzten Flasche von vor 2,5 Jahren, trotzdem (für meinen Geschmack) eine "kleine Spaß-Comtesse" mit unverschämten Trinkfluss und einer phantastischen Nase.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
pessac-léognan
Beiträge: 1005
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:57

Re: Bordeaux 2000

Beitrag von pessac-léognan »

Nachdem die Temperaturen nun wohl definitiv in einen bordeauxtauglicheren Bereich gefallen sind und ich in letzter Zeit höchstens mit Jungweinen aus dem Bordelais in Kontakt gekommen bin, war nun gestern wieder einmal ein reiferes Gewächs angesagt:
Leoville Barton 2000 (12.5% ABV)
Den Wein habe ich auch deshalb geöffnet, weil mir sämtliche 3 Flaschen Ducru Beaucaillou aus selbigem Jahr, die ich über die letzten Jahre hatte (und die seit der Sub genau gleich gelagert wurden), mehr Verdruss als Freude bereitet hatten (ganz im Gegensatz zu sämtlichen 12 Flaschen Giscours 2000).
Um es vorwegzunehmen: Der LB 2000 hat mich mit dem 2000er Jahrgang Saint-Julien versöhnt.
Gleich beim Öffnen (tadelloser, höchstens 2 mm angenässter Kork, ganz im Gegensatz zu den bröseligen Korken des DB) nach der Entnahme aus dem WKS entströmt der Flasche ein wunderschöner Duft nach Waldfrüchten, Pflaumen, Zwetschgen und Lehm. Die Farbe des direkt aus der Flasche eingegossenen Weins ist durchaus jugendlich (nach einem Vierteljahrhundert!), dunkles, aber nicht schwarzes Purpur. Sofort voll da!
Nase: Auch im Glas und über die nächsten Stunden bei steigender Temperatur (eher nicht über 18° erwärmen lassen!) ist der Duft von Waldbeeren und von Pflaumen und Zwetschgen geprägt, daneben auch Reste von Cassis, etwas Wacholder, Lehmboden.
Am Gaumen dieselbe, durchaus jugendliche Fruchtigkeit, gepaart mit altem Sattelleder und Kuba-Tabak.
Die Tannine sind dezent spürbar, aber doch weitgehend abgeschmolzen, wie von feinem Samt umhüllt, zusammen mit einer (i. Gegensatz zum DB) nicht unangenehmen Säure verheißt das mindestens 10, eher 15 weitere Jahre Genuss auf diesem Niveau.
Mittellanger bis langer Abgang, in dem Pflaumen und Kuba-Tabak das Sagen haben - mit irgendeiner, für mich gerade nicht bestimmbaren Herbstblume. Passt.
Für mich sind das 95(+)
Und: Keinerlei Alkoholbeiklang!
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 5003
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Bordeaux 2000

Beitrag von UlliB »

Eine Nummer kleiner als Léoville Barton:

Haut Bages Libéral 2000 (Pauillac 5e GCC) 12,5%Vol. HBL hatte damals nicht das qualitative Niveau, das hier mit den letzten Jahrgängen erreicht wurde. Das Gut war unbeständig, und in schlechteren Jahren wie 2002 wurden sehr schwache Weine erzeugt. In guten Jahren passte es aber, wie auch dieser 2000er zeigt:

Dekantiert in eine schmale Karaffe und etwa 30 Minuten belüftet. Dunkle, gesunde Farbe, im nicht sehr breiten Rand ziegelfarben. Anfänglich eine scharfe, esterige Note (Ethylacetat), die glücklicherweise schnell verfliegt. Dann eine zwar leise, aber ganz typische Nase eines Bordeaux vom linken Ufer, Bleistiftschabsel und Johannisbeere. Die Frucht im Gaumen etwas intensiver, lebendige, aber passende Säure, noch etwas Tannin, nicht sehr langer und etwas stumpfer Abgang. Unerwartet legt der Wein an der Luft laufend zu und gewinnt an Fülle, das letzte Glas war das beste.

Das ist kein Feiertags-Bordeaux, auch kein Sonntagswein, aber ein wirklich schöner und gut gereifter Pauillac für alle Tage. Parker hat dem Wein im April 2003 89 Punkte gegeben, das war noch in der Zeit, in der er konservativ bewertet hat, bevor er sich in den letzten Jahren seiner Tätigkeit der allgemeinen Punkteinflation ergeben hat. Mit 89 Punkten kann ich gut leben. Womit er allerdings falsch lag: das Trinkfenster hat er mit 2005 bis 2018 angegeben. Der Wein ist jetzt noch völlig intakt, er war wahrscheinlich in der Vergangenheit nie besser, und wird immer noch ein paar Jahre machen.

Gruß
Ulli
Antworten

Zurück zu „Bordeaux und Umgebung“