Bordeaux 2018

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UlliB
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von UlliB »

Sauternes hat geschrieben: So 3. Aug 2025, 12:52 Man hat so das Gefühl, das der Jahrgang 2018 schwierig in der Entwicklung vorher zu sehen ist.
Hallo Heiko,

ich halte 2018 nicht für einen wirklich guten Jahrgang, sondern für einen sehr heterogenen mit hier und da ganz erheblichen Problemen.

Dort, wo regelmäßig schlanke und in knapp reifen Jahren auch mal magere Weine produziert werden, wie z.B. beim von Jean weiter oben erwähnten Ferrière, kann der durch die klimatischen Bedingungen in 2018 verursachte zusätzliche Reifeschub positive Auswirkungen gehabt haben. Aber bei den Betrieben, bei denen die Traubenreife immer sehr hoch ist und hohe Konzentration ohnehin ein Thema ist, bestand das Risiko, zu übertreiben. Und beim Cos hat man es für meinen persönlichen Geschmack übertrieben.

Was daraus wird, muss man abwarten. Aber optimistisch bin ich nicht: das enorme Tannin wird sehr lange brauchen, um auf ein erträgliches Maß abzuschmelzen, und ob die gar nicht mal sehr ausgeprägte und auch etwas eingekocht wirkende Frucht bis dahin durchhält, halte ich für wenig sicher.

Gruß
Ulli
Alba
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Alba »

Hallo in die Runde,

zu Ulli`s Cos Eintrag auch noch kurz mein Senf zum Jahrgang ...
über meine bisher einzige (Flasche) 2018 Montrose hatte ich ja im April schon berichtet, das geht schon in Richtung Ulli`s Erfahrung mit Cos, vielleicht bin ich etwas optimistischer aber die Weine sind ja, zumindest früher, auch stilistisch schon deutlich auseinander.

Aber, um zum Jahrgang eine positive Erfahrung anbringen zu können, vor einigen Wochen mit einem Freund einen weiteren Canon 18 geöffnet (bzw. angestochen) und der war, wie schon die erste Flasche im April erneut fantastisch (die Beschreibung kann ich 1:1 übernehmen). Den Jahrgang eigentlich verleugnend, keine Mastigkeit oder monolithische Schwere. Im Gegenteil eine überraschende Frische - ich denke die immer wieder genannte Kühle- Frische des Kalksteinterroirs kommt hier wirklich zum Tragen.
Zwar nicht 18, aber im direkten Vergleich am selben Nachmittag weiters Canon 2016 (Finger weg - Komplettverschluss) und, der Grund der kleinen Vertikale, der 2022 - der mir/ uns ebenfalls sehr, sehr gefallen hat.
Der kommt dem 2018er sehr nahe und ähnlich in der Stilistik (Verwechslungsgefahr!), m.M.nach der 22er im Moment aber noch nicht ganz am Genussniveau von 18 ist. Weitere Entwicklung und ein späterer Vergleich mit den dazwischen liegenden 19 und 20 ern wird spannend.
Ich weiß, andere hier im Forum (Harti, Nora wenn ich mich recht erinnere) waren bei ihrer ersten Begegnung mit Canon 2022 eher kritisch, für mich passt das schon; weder unangenehmer Alkohol (hoch ja, aber im Rahmen, zu warm getrunken sollte der aber vielleicht nicht werden) noch Strukturdefizit das mich in Sachen Alterungsfähigkeit beunruhigen würde.

LG
Manfred
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von pessac-léognan »

Danke, Ulli und Manfred, für eure Notizen zu Cos und Canon 2018 und für Manfreds Erweiterungen zu Canon 2016 und 2022.
Ich finde es sehr spannend zu lesen, wie unterschiedlich sich (hochklassige) Weine aus demselben Jahrgang zeigen können und wie Wein-Stile quasi "geeignet" sein können für einen Jahrgang oder eben auch nicht.
Persönlich habe ich zwar aus 2018 außer dem weiter oben erwähnten Ferrière fast nichts (die Weine waren mir en primeur und auch bei der Arrivage einfach überteuert, gleichsam in einer preislichen Aufwärtsbewegung seit 2015, vor dem coronabedingten Einbruch beim 2019er), doch kann man möglicherweise tatsächlich aus 2018 den einen oder anderen Erfahrungswert für 2022 ableiten (während doch die meisten 19er etwas und fast alle 20er deutlich tiefere Alkoholwerte aufweisen und deshalb wohl als "klassischer" gelten können).
Da ich von 2022 wieder (wenn auch nur mäßig viel) subskribiert habe, interessiert mich Manfreds Vergleich von Canon 2018 und 2022 durchaus, wobei die von ihm selber bemerkte ausgeprägte Disparatheit der Bewertungen (nicht nur hier im Forum, sondern z.B. auch auf CT) natürlich etwas ratlos macht. Ich persönlich bin da sehr unschlüssig, ob ich eine meiner Canon 2022 schon (oder noch?) öffnen (ich weiß, dass das eigentlich nicht hierher gehört, aber der Jahrgangsvergleich ist nun einmal hier eröffnet worden) oder mich eher an den (nach der Arrivage auch nicht ganz so einhellig euphorisch bewerteten) Montrose 2022 heranwagen soll. Bei anderen 22ern fällt mir die Wahl nicht so schwer, aus Gründen der Preiskategorie und/oder der Quantität der gekauften Weine.
Gruß
Jean
Sauternes
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Sauternes »

UlliB hat geschrieben: So 3. Aug 2025, 16:38 ich halte 2018 nicht für einen wirklich guten Jahrgang, sondern für einen sehr heterogenen mit hier und da ganz erheblichen Problemen.
Danke Ulli für deine Einschätzung, das hilft mir sehr, wobei nun meine Intension bezüglich Nachkauf von 2018, eher gegen 0 geht.

Und auch den anderen Schreibern danke ich für ihre Beurteilungen, immer schön wenn doch ein paar Leute ihre Meinungen hier niederschreiben.

Gruß Heiko
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harti
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von harti »

harti hat geschrieben: Mi 3. Apr 2019, 10:26 Es ist wirklich zum Verzagen, nun ist Parker in Rente und trotzdem steht uns ein Parker-Jahrgang ins Haus ;) . Für meinen Geschmack sind diese Monster-Weine nicht gemacht. Wenn ich z.B. an die Verkostung des 2009er Pape Clement denke (viewtopic.php?f=21&t=4780&p=102797&hili ... na#p102797), der all diese Eigenschaften vereint, die man den Parker-Weinen zuschreibt, kann ich mir nicht vorstellen, dass mir die 2018er Spaß machen werden. Mein Entschluss steht fest: Diese Kampagne findet ohne mich statt.

Grüße

Hartmut
Jenes schrieb ich in 2019 und so wie es scheint, habe ich nichts falsch gemacht. Dumm nur, dass ich beim ähnlich gelagerten 22er familienzuwachsbedingt einer Art Kaufzwang ausgesetzt war. Dieser Jahrgang wird in Zukunft ebenfalls für viele Enttäuschungen gut sein :? .

Grüße

Hartmut
Sauternes
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Sauternes »

Da mein Kellerbestand bei 2018 nach einer kurzen Überprüfung etwa 50 Flaschen ergeben hat, kam gestern spontan ein Chateau Poesia zum testen auf den Tisch.
Von Verschluß war nichts zu spüren, nach kurzer Belüftungszeit, etwa 1 Stunde, zeigte sich der Wein voll präsent, sowohl in der Nase als auch am Gaumen, die 30% Cabernet Franc sind deutlich zu merken, der Wein ist deutlich angenehmer als eine reine Merlot Bombe.
Der Wein wurde seinerzeit in der Sub sehr hoch bewertet, bis zu 97 Punkte wurden von den Profis vergeben, so hoch gehe ich derzeit nicht, wäre am Tag 1 so bei 92-93P.
Ein kräftiger Wein ist das allemal, da kommt schon das Hitzejahr durch, aber die Eleganz kommt nicht zu kurz, Alkohol von 14,5% sticht nicht herraus, das Gesamtpaket mit Genuss zu verkosten.
Was aber im Nachgang nach einigerZeit zu merken ist, ein spürbarer Bitterton, einige mögen so etwas ja sehr, mein Fall ist das nicht unbedingt, vielleicht ändert sich das noch in den nächsten Tagen, ich werde beobachten und berichten.

PS: hatte den Wein jung nach der Auslieferung nicht probiert, insofern fehlt mir der Vergleich dazu.

Gruß Heiko
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Jochen R. »

Sauternes hat geschrieben: Mi 6. Aug 2025, 12:32 ...
Der Wein wurde seinerzeit in der Sub sehr hoch bewertet, bis zu 97 Punkte wurden von den Profis vergeben, so hoch gehe ich derzeit nicht, wäre am Tag 1 so bei 92-93P.
...
Gruß Heiko
Danke Heiko für die Notiz, "Ch. Poesia" - man lernt nie aus und kann wohl aus dem Nichts 97 P. generieren. Wer von den Profis hat die denn gezückt (95-96 Suckling habe ich gefunden), wenn ich fragen darf?

Viele Grüße,
Jochen
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Sauternes
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Sauternes »

Jochen R. hat geschrieben: Do 7. Aug 2025, 19:11 Danke Heiko für die Notiz, "Ch. Poesia" - man lernt nie aus und kann wohl aus dem Nichts 97 P. generieren. Wer von den Profis hat die denn gezückt (95-96 Suckling habe ich gefunden), wenn ich fragen darf?
Hallo Jochen,
Heiner Himself hat die 97 gezückt, genau 97-98+ :lol: , ja da habe ich aus dem Gedächnis etwas hoch gegriffen, aber die übrigen gehen von 94-96P durch die Bank, und das ist für ein unbekantes Weingut sicher sehr ansprechend.
Hat in der Sub 29,50€ gekostet, und dafür liefert er sehr ordentliche Qualität.
Hier noch ein Link um die Bewertungen nachzulesen: [urlhttps://www.gute-weine.de/produkt/chateau-poesi ... 18-38898h/][/url].

Gruß Heiko
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AmonA
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von AmonA »

Im Mai diesen Jahres hatte ich die letzten drei Flaschen vom Meyney getrunken. Eine davon mit Korkschleicher, bei den anderen Flaschen hatte ich mir nur "kommt leicht und dünn daher" notiert. Also insgesamt sehr enttäuschend. Als Jungwein hatte ich den nicht so schlecht in Erinnerung.
2018 habe ich nicht so viel subskribiert. Jetzt habe ich noch 17 Flaschen im Bestand (LeoB,Branaire-Ducru und Batailley).
Davon werde ich im Laufe des Jahres welche öffnen...vielleicht ist ja ein Wein für eine Sauce dabei :shock:
Grüße
AmonA (aka Volker)
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Jochen R. »

AmonA hat geschrieben: Fr 8. Aug 2025, 11:54 ...
2018 habe ich nicht so viel subskribiert. Jetzt habe ich noch 17 Flaschen im Bestand (LeoB,Branaire-Ducru und Batailley).
Davon werde ich im Laufe des Jahres welche öffnen...vielleicht ist ja ein Wein für eine Sauce dabei :shock:
Hallo Volker,
bitte berichten! Bin gespannt, wie sich der Branaire entwickelt hat - den fand ich bei Arrivage sehr vielversprechend. Würde mich allerdings nicht wundern, wenn sich der aktuell (wie auch LeoB und Batailley) nicht in einem optimalen Trinkfenster befindet.

Viele Grüße,
Jochen
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