Griechenland

Nora
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Re: Griechenland

Beitrag von Nora »

Toller Bericht! Vielen Dank, Michael!

Das Restaurant CTC werde ich mir auf jeden Fall merken, vielleicht verschlägt es mich ja doch wieder Mal dahin.

VG Nora
mixalhs
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Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Hallo zusammen,

im März war ich gleich zweimal in Griechenland, zuerst ein paar Tage auf Santorini und dann am 31. März auf der Thessaloniki Wine Show.

Santorini

Leider empfing Artemis Karamolegos wegen Renovierungsarbeiten, die sich aufgrund der Erdbeben im Februar verzögert hatten, keinen Besuch. Überraschend gut fand ich die Genossenschaftsweine von Santo, die für mich bisher das Mittelmaß griechischer Weine (bei gehobenen Preisen) repräsentiert hatten. Grande Reserve 2018 war sogar richtig großes Kino (93). Bei Hatzidakis gemischte Erlebnisse: Skitali aus verschiedenen Jahrgängen war toll: salzig, mineralisch, focussiert, Familia und Nykteri dagegen sehr gelbfruchtig und nicht mein Ding. Sehr schön auch der restsüße Rotwein Liassimo, ein nach dem Solera-Verfahren aus Mandilaria-Trauben hergestellter Wein mit toller Säure und aktuell noch etwas zu vordergründiger Süße (92). Argyros hat einen grandiosen Santorini 2022 gemacht. Wegen zu geringer Erträge aufgrund großer Trockenheit gab es keine der teuren Cuvées aus den besten Lagen, sondern alles ist in den "einfachen" Wein geflossen - und der ist großartig geworden: zitrisch, schlank, mineralisch, fokussiert, wie man sich den idealen Assyrtiko von Santorini vorstellt (93).

Thessaloniki
Großes Kino war Naoussa 2017 von Argatia, ein Wein, der in GR noch zu bekommen ist, in DE leider nicht: ein Bilderbuch-Xinomavro aus einem Superjahr, in dem ein es paar andere Weingüter geschafft haben, dicke überextrahierte Weine zu machen, die nichts mit dem zu tun haben, was man von einem nordgriechischen Xinomavro erwartet. Bei Argatia dagegen passt alles: konzentriert, ohne überhaupt ein bisschen in die Breite zu gehen, mit toller Tanninstruktur und der typischen Aromatik von getrockneten Tomaten und schwarzen Oliven (92). Sehr schön auch die aktuelle Driopi Reserve 2022 von Tselepos, natürlich ein ganz anderer Stil mit viel Kirsche und spürbarem Holz, aber toll gemacht und besser (92) als das Flaggschiff des Hauses, Cava 2019. Girlemis hat einen hervorragenden Assyrtiko 2022 gemacht (91), ebenso Biblia Chora 2020 (91). Total spannend waren die Retsina-Weine von 1979, einem neuen Weingut in Goumenissa, das nur Retsina macht und dabei ausprobiert, wie sich das Harz aus verschiedenen Pinienhainen (in Küstennähe in Chalkidiki vs. in den Bergen Mittelgriechenlands) auf den Wein auswirkt. Der Grundwein ist dabei der gleiche und stammt aus Assyrtiko-Reben, die bei Goumenissa wachsen. Das kann man demnächst (Mitte April 2025) auch bei Ariston in Berlin-Schöneberg kaufen, und ich freue mich schon sehr darauf.

Herzliche Grüße

Michael
officertommy
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Re: Griechenland

Beitrag von officertommy »

Sehr interessanter Bericht, danke dafür, Michael!
Kle
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Re: Griechenland

Beitrag von Kle »

wenn die Insel den Beinamen „der Apokalypse“ hat, das dortige Weltkulturerbe-Kloster ebenso, dann stimmt skeptisch, wenn auch ein Weingut von dem Mythos profitieren will, dass auf Patmos ein gewisser Johannes die Offenbarung geschrieben haben soll. Tatsächlich schmeckt der goldgelbe, fast ein wenig bronze aussehende ASSYRTIKO 2023 von „Patoinos Domaine Del'Apocalypse“auf den ersten Schluck eher solide kräftig und braucht Zeit, um zartere Nuancen zu entfalten. Ab dann hält er sein Niveau, zieht auch in den Bann, als sich aus einer überschaubaren Frucht-Säure-Konstruktion feine, wie kandierte Citrusaromen lösen. Zeitweise entwickelt sich ein überraschend dominanter Zitronengeschmack. Der Wein bleibt differenziert und balsamisch dicht mit getrockneten Kräutern, Bitterstoffen und verschiedenen Früchtetupfern, die für geschmackliche Farbigkeit sorgen - dezent und geschickt Raum lassend für mineralische und andere, immer frische Anmutungen. Schweizer Önologen sind mitverantwortlich für die biodynamisch produzierten Weine - auch einem „Orange“- des 2-Hektar- Gutes , das u. a. In Kooperation mit schweizerischer Weinbauschule den Anbau auf Patmos wiederbeleben will. Für mich hier mit einem weiter neugierig machenden Beispiel.
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Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
mixalhs
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Registriert: Mi 7. Sep 2011, 11:29

Re: Griechenland

Beitrag von mixalhs »

Vor ein paar Tagen trafen sich ein paar Berliner Weinnasen in der Liesl Weinwirtschaft und haben dort griechische Weine probiert.


Wir hatten ein paar wirklich sehr schöne Weine, aber dieser hier war herausragend gut: Girlemis Rimpatrio 2018 aus Greco Bianco, einer Rebsorte, die jetzt in Kampanien heimisch ist, der aber nachgesagt wird, dass sie mit den alten Griechen während einer der Migrationswellen zwischen 800 und 300 AC nach Süditalien gekommen ist. Wie auch immer: Der Wein wurde mir im Sommer 2022 von einem Weinhändler in Thessaloniki empfohlen; ich fand ihn damals schon toll, aber er wird immer besser. Hier meine Notizen:

https://verkostungsnotizen.net/vkn_details.php?ID=75742
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