Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Château Grand Corbin-Despagne
Saint-Emilion GCC (Agriculture biologique)
75% M / 24% CF / 1% CS (15% ABV)
Tiefdunkles Purpur
Nase: Gleich nach dem Eingießen aus dem Glas Düfte von schwarzer Schokolade, etwas Minze, Damaszener Rosen und reife Cassis Aromen, auch etwas Tabakiges (vom Duftbild her klar der feinste und komplexeste meiner bisher getrunkenen 22er)
Gaumen: auch hier viel Cassis, aber gepaart mit schwarzer Kirsche und etwas ungesüßtem Holundermark, Schokolade und Kaffee dezent im Hintergrund, Tabak und auch hier wieder die Rosen gegen den Abgang hin, mit einem Hauch von Minze, wunderbar harmonisch, hervorragende Frische trotz 15% Alkohol, der nicht spürbar ist. Die Tannine sind sehr zupackend (ich mag das!), aber von höchster Qualität. Das Säuregerüst verspricht zusammen mit diesen Tanninen ein beachtliches Potenzial.
Insgesamt ein hochfeiner Saint-Emilion, der in seiner Dunkelfruchtigkeit viel näher beim kürzlich getrunkenen Tronquoy steht (allerdings quasi viel weniger brachial) als bei dem extrem rotbeerigen, aktuell sehr wilden und ungestümen Mangot und diesen im Trinkgenuß um Welten übertreffend.
Noch einen Tick besser (und v.a. feiner) als der Tronquoy (95-96)
Und: Die Nähe des Weingutes zu Pomerol merkt man. Der Wein gemahnt in der Tat an einen ziemlich großen Pomerol (zu einem Bruchteil des Preises)
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AmonA
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von AmonA »

Der 2020er Grand Corbin Despagne hat mir auch gut gefallen, weshalb bereits zero Bestand im Keller ist. Den 22er werde ich mir nicht kaufen, da ich vom Tronquoy einige Kisten habe - das muss reichen :lol:
Inzwischen habe ich Tronquoy und Mangot von den 22ern mehrfach getrunken. Irgendeine Süße habe ich nicht feststellen können. Tronquoy ist deutlich besser als der Mangot. Bei letzterem habe ich den Eindruck, dass dem Wein etwas fehlt - nach dem Schlucken bleibt quasi ein Loch im Mund. Der 2020er Mangot bereitet mir noch weniger Trinkvergnügen.
Grüße
AmonA (aka Volker)
bergerOUS
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von bergerOUS »

Wegen der teils doch vorherrschenden Enttäuschung habe ich auch eine Flasche aufgerissen... (ursprünglich wollte ich die gar nicht in der Fruchtphase anfassen)
Château Siaurac
Lalande de Pomerol
75% Me / 15% CF / 10% Mb
Die Nase recht verhalten, im Mund frischer Antritt rotes Steinobst zunächst eher unreife Süßkirsche, später Pflaumen und Sauerkirschen, am zweiten Tag vielleicht etwas marmeladig aber keinesfalls süß. Im Abgang sind die Tannine dominant Anfangs überdeckt das noch nicht ganz verarbeitete Holz nahezu alles, mit etwas Zeit kommt die kräftige Würze mit Leder, Tabak, Beerenschalen und Kräutern gut zur Geltung.

Im großen und ganzen schmeckt mir Der Wein genau wie erwartet und ich möchte behaupten der hält locker 20 Jahre. Ich glaube mit dem öffnen der nächsten Flasche warte ich noch zehn Jahre.

Gruß Armin
als erstes Wunder verwandelte Jesus Wasser in Wein - na das nenne ich mal einen lebensfrohen Gott
Zaccetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Zaccetti »

Gerade die DdC 2022 Kiste geöffnet, also das kann der Herr Bernard... Glaube die schönste Weinkiste die ich bis jetzt öffnen durfte und eine nette Idee mit dem Bild.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Zaccetti hat geschrieben: Fr 6. Jun 2025, 16:25 Gerade die DdC 2022 Kiste geöffnet, also das kann der Herr Bernard... Glaube die schönste Weinkiste die ich bis jetzt öffnen durfte
Getoppt nur von Clos du Clocher... (meiner Meinung nach)
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Jochen R. »

Hallo Steffen,
ich habe mir auf deine Notiz hin am Wochenende mal wieder einen Belgrave ´22 aufgezogen. Meine ersten beiden Flaschen, getrunken Feb. und März, hatte ich anders in Erinnerung - bei dieser dritten kann ich deine Eindrücke fast 1:1 übernehmen. Interessant - zieht sich der Wein schon zurück, liegt´s an Flasche aus anderer Quelle, ... ??

Dein Gaumeneindruck: relativ leichfüßig, fehlender Tiefgang und Komplexität und mäßige Länge passt alles, aber: nix voluminös - die knackige Frucht + hohe Säure macht den Wein für meinen Geschmack so wunderbar trinkig. Preis-Leistung passen für mich, v. a. wenn ich noch berücksichtige, wie sich die ersten beiden Flaschen präsentiert haben.

Bitte nicht als Klugsch...ei auffassen: ich schätze dieses Weingut und die Preisgestaltung dort halt :-)

Viele Grüße,
Jochen
Charmail hat geschrieben: Mo 2. Jun 2025, 15:43 Am Wochenende gab es über zwei Tage Chateau Belgrave neben Chateau Meyney:

Chateau Belgrave:

Im Duft gibt es einen Mix aus Himbeeren und Brombeeren, ein wenig Kirsche und Johannisbeere, nicht sonderlich komplex. Das Fruchtprofil am Gaumen ist recht hell, knackig und mittel intensiv, Säure hoch, was für Frische und Auftrieb sorgt, allerdings fehlt es auch hier an Tiefgang und Komplexität. Er wirkt relativ leichtfüßig, ohne Ecken und Kanten, dieses voluminöse, was ihm attestiert wurde, konnte ich nicht nachempfinden. Die Länge ist auch eher mäßig. Im Moment hat er recht wenig zu bieten, da fällt es mir schwer zu glauben, dass da noch viel mehr kommt in Zukunft. Insgesamt wirkt ziemlich glattgebügelt und charakterlos.
Fazit: ziemlich beliebig und belanglos zugleich. Da hatte ich schon bessere Jahrgänge im Glas gehabt. 90+P

Chateau Meyney:

Der Duft ist deutlich intensiver und vielschichtiger, es gibt schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Cassis, Schwarzkirsche, Minze, Lavendel und Rauch. Das Fruchtprofil ist dunkler und mächtiger, mit viel Energie und Frische. Der Wein ist wunderbar konzentriert, die Frucht fleischig, saftig und delikat. Neben dieser Fruchtorgie gibt es auch eine mineralische Komponente in Form von Graphit und Bleistiftmine. Die Konzentration ist genau richtig, der Wein besitzt stets Kraft, wirkt aber gleichzeitig sehr natürlich und ausgeglichen. Die Tannine sind wunderbar reif und abgerundet, das Holz, sowie Säure und Alkohol sind im richtigen Maße eingebunden. Der Wein hat am zweiten Tag nochmals zugelegt, mit mehr Definition und Eigenständigkeit.
Fazit: absolut gelungener Meyney, mit strahlender Persönlichkeit, der den Belgrave locker in die Tasche steckt. 92+P (mit Potenzial)

Cheers Steffen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Charmail
Beiträge: 81
Registriert: Sa 22. Jun 2013, 13:27

Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Charmail »

Hallo Jochen,

danke für deine Eindrücke, ja vielleicht hat der Wein sich ja tatsächlich bereits zurückgezogen. Was die hohe Säure betrifft hast du absolut recht, die hat er definitiv, was meiner Flasche allerdings fehlte, war Substanz, im direkten Vergleich mit dem Meyney war dieser Mangel ganz frappierend, der Belgrave wirkte schlichtweg mager. Mit der nächsten Flasche werde ich erst einmal noch ne Weile warten und dann bin ich gespannt wie er performt.

Viele Grüße,
Steffen





Jochen R. hat geschrieben: So 8. Jun 2025, 12:44 Hallo Steffen,
ich habe mir auf deine Notiz hin am Wochenende mal wieder einen Belgrave ´22 aufgezogen. Meine ersten beiden Flaschen, getrunken Feb. und März, hatte ich anders in Erinnerung - bei dieser dritten kann ich deine Eindrücke fast 1:1 übernehmen. Interessant - zieht sich der Wein schon zurück, liegt´s an Flasche aus anderer Quelle, ... ??

Dein Gaumeneindruck: relativ leichfüßig, fehlender Tiefgang und Komplexität und mäßige Länge passt alles, aber: nix voluminös - die knackige Frucht + hohe Säure macht den Wein für meinen Geschmack so wunderbar trinkig. Preis-Leistung passen für mich, v. a. wenn ich noch berücksichtige, wie sich die ersten beiden Flaschen präsentiert haben.

Bitte nicht als Klugsch...ei auffassen: ich schätze dieses Weingut und die Preisgestaltung dort halt :-)

Viele Grüße,
Jochen
Charmail hat geschrieben: Mo 2. Jun 2025, 15:43 Am Wochenende gab es über zwei Tage Chateau Belgrave neben Chateau Meyney:

Chateau Belgrave:

Im Duft gibt es einen Mix aus Himbeeren und Brombeeren, ein wenig Kirsche und Johannisbeere, nicht sonderlich komplex. Das Fruchtprofil am Gaumen ist recht hell, knackig und mittel intensiv, Säure hoch, was für Frische und Auftrieb sorgt, allerdings fehlt es auch hier an Tiefgang und Komplexität. Er wirkt relativ leichtfüßig, ohne Ecken und Kanten, dieses voluminöse, was ihm attestiert wurde, konnte ich nicht nachempfinden. Die Länge ist auch eher mäßig. Im Moment hat er recht wenig zu bieten, da fällt es mir schwer zu glauben, dass da noch viel mehr kommt in Zukunft. Insgesamt wirkt ziemlich glattgebügelt und charakterlos.
Fazit: ziemlich beliebig und belanglos zugleich. Da hatte ich schon bessere Jahrgänge im Glas gehabt. 90+P

Chateau Meyney:

Der Duft ist deutlich intensiver und vielschichtiger, es gibt schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Cassis, Schwarzkirsche, Minze, Lavendel und Rauch. Das Fruchtprofil ist dunkler und mächtiger, mit viel Energie und Frische. Der Wein ist wunderbar konzentriert, die Frucht fleischig, saftig und delikat. Neben dieser Fruchtorgie gibt es auch eine mineralische Komponente in Form von Graphit und Bleistiftmine. Die Konzentration ist genau richtig, der Wein besitzt stets Kraft, wirkt aber gleichzeitig sehr natürlich und ausgeglichen. Die Tannine sind wunderbar reif und abgerundet, das Holz, sowie Säure und Alkohol sind im richtigen Maße eingebunden. Der Wein hat am zweiten Tag nochmals zugelegt, mit mehr Definition und Eigenständigkeit.
Fazit: absolut gelungener Meyney, mit strahlender Persönlichkeit, der den Belgrave locker in die Tasche steckt. 92+P (mit Potenzial)

Cheers Steffen
Jochen R. hat geschrieben: So 8. Jun 2025, 12:44 Hallo Steffen,
ich habe mir auf deine Notiz hin am Wochenende mal wieder einen Belgrave ´22 aufgezogen. Meine ersten beiden Flaschen, getrunken Feb. und März, hatte ich anders in Erinnerung - bei dieser dritten kann ich deine Eindrücke fast 1:1 übernehmen. Interessant - zieht sich der Wein schon zurück, liegt´s an Flasche aus anderer Quelle, ... ??

Dein Gaumeneindruck: relativ leichfüßig, fehlender Tiefgang und Komplexität und mäßige Länge passt alles, aber: nix voluminös - die knackige Frucht + hohe Säure macht den Wein für meinen Geschmack so wunderbar trinkig. Preis-Leistung passen für mich, v. a. wenn ich noch berücksichtige, wie sich die ersten beiden Flaschen präsentiert haben.

Bitte nicht als Klugsch...ei auffassen: ich schätze dieses Weingut und die Preisgestaltung dort halt :-)

Viele Grüße,
Jochen
Charmail hat geschrieben: Mo 2. Jun 2025, 15:43 Am Wochenende gab es über zwei Tage Chateau Belgrave neben Chateau Meyney:

Chateau Belgrave:

Im Duft gibt es einen Mix aus Himbeeren und Brombeeren, ein wenig Kirsche und Johannisbeere, nicht sonderlich komplex. Das Fruchtprofil am Gaumen ist recht hell, knackig und mittel intensiv, Säure hoch, was für Frische und Auftrieb sorgt, allerdings fehlt es auch hier an Tiefgang und Komplexität. Er wirkt relativ leichtfüßig, ohne Ecken und Kanten, dieses voluminöse, was ihm attestiert wurde, konnte ich nicht nachempfinden. Die Länge ist auch eher mäßig. Im Moment hat er recht wenig zu bieten, da fällt es mir schwer zu glauben, dass da noch viel mehr kommt in Zukunft. Insgesamt wirkt ziemlich glattgebügelt und charakterlos.
Fazit: ziemlich beliebig und belanglos zugleich. Da hatte ich schon bessere Jahrgänge im Glas gehabt. 90+P

Chateau Meyney:

Der Duft ist deutlich intensiver und vielschichtiger, es gibt schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Cassis, Schwarzkirsche, Minze, Lavendel und Rauch. Das Fruchtprofil ist dunkler und mächtiger, mit viel Energie und Frische. Der Wein ist wunderbar konzentriert, die Frucht fleischig, saftig und delikat. Neben dieser Fruchtorgie gibt es auch eine mineralische Komponente in Form von Graphit und Bleistiftmine. Die Konzentration ist genau richtig, der Wein besitzt stets Kraft, wirkt aber gleichzeitig sehr natürlich und ausgeglichen. Die Tannine sind wunderbar reif und abgerundet, das Holz, sowie Säure und Alkohol sind im richtigen Maße eingebunden. Der Wein hat am zweiten Tag nochmals zugelegt, mit mehr Definition und Eigenständigkeit.
Fazit: absolut gelungener Meyney, mit strahlender Persönlichkeit, der den Belgrave locker in die Tasche steckt. 92+P (mit Potenzial)

Cheers Steffen
Sauternes
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Registriert: Di 31. Jan 2017, 11:40
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Sauternes »

Hallo Steffen,
mache doch bitte allen einen Gefallen, und kopiere das nächste mal bitte nicht wieder einen ganzen Roman in deine Antwort, das macht es leider sehr unübersichtlich, Vielen Dank :!: .
Nicht falsch verstehen, es ist gut wenn hier überhaupt geschrieben wird, aber sparsam mit den Zitaten umgehen.

Gruß Heiko
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Jochen R. »

Steffen,
ich danke Dir für deine Eindrücke! Jedenfalls hat mich deine Beschreibung zum Meyney angefixt, hier aktiv zu werden.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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