Hallo Hartmut,harti hat geschrieben: Und - sind viele Zweitweine heute nicht inzwischen genauso gut wie die Erstweine vor vielleicht 15-20 Jahren? Noch geht die Diskussion an den Zweitweinen vorbei, meines Erachtens aber zu Unrecht. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass ein Zweitwein (von den Journalisten) nur deswegen eine schlechte Note bekommt, weil er das falsche Etikett trägt.
da bringst Du einen für mich wirklich interessanten Aspekt in die Diskussion ein.
Als ich angefangen habe, mich für Bordeaux zu interessieren, kamen mir noch ziemlich viele Zweitweine ins Glas. Ich habe damals (d.h. vor rund 25 Jahren) allerdings ziemlich schnell gemerkt, dass Zweitweine mit ganz wenigen Ausnahmen wirklich zweitklassiges Zeug waren - eine Art teure Abfallverwertung der Güter - und man in aller Regel mit einem soliden cru bourgeois ganz erheblich besser fuhr als mit den Zweitweinen durchaus renommierter Erzeuger (rühmliche Ausnahme waren eigentlich nur Forts de Latour und Clos du Marquis). Seit gut 20 Jahren ist mir deshalb praktisch kein Zweitwein mehr ins Glas gekommen, was aber natürlich auch heißt, dass eine mögliche positive Entwicklung dieses Segments völlig an mir vorbeigelaufen ist.
In diesem Zusammenhang gibt es übrigens im aktuellen Vinum eine einigermaßen aufschlussreiche Randbemerkung zum "Les Pagodes" 2010: "...bietet er [J.G. Prats] als klassische Alternative [zum Cos d'Estournel] den Zweitwein Les Pagodes an und antizipiert damit ganz offen die Entwicklung, an der viele Chateaux klammheimlich und im Hintergrund stricken: die Chateau-Cuvée wird zur überkandidelten, exklusiven Jagdtrophäe für neureiche chinesische Großweinjäger und der Zweitwein zur zivilisierten, klassischen Variante für die tradtionellen Märkte, qualitativ und preislich auf ähnlicher Höhe wie vor zehn Jahren der Erstwein."
Ist was dran an der Sache? Und subskribiert hier jemand Zweitweine?
Gruß
Ulli