Hatte den 22er LCHB tatsächlich auch am WE, frisch auf direkt ins Glas, startete er relativ verhalten, etwas kantig und unrund. Von den Aromen her dunkle Früchte, Kirsche und Brombeere, etwas Flieder und Lakritze, kräutrig, würzig, Pfeffer, Menthol. Im Mund mit kühler Anmutung, sehr rein, dicht und elegant. Mittlere Säure und Intensität, Länge im Moment ebenfalls eher mittel. Im Mund fühlt sich das schon alles recht nobel an aber so richtig in Fahrt kommen wollte er selbst nach 2 Stunden Luft nicht. Anlagen sind auf jeden Fall vorhanden, der hohe CF Anteil macht ihn natürlich für einen linksufrigen Wein schon besonders, deshalb kann man ihn auch schlecht vergleichen. Am zweiten Tag hat sich der Wein für meinen Geschmack leider verschlossen und hat noch weniger performt.
Schlussendlich kann ich sagen, dass die große Euphorie ausblieb, weit weg von 100 Punkten, wenn ich ihn für diese Momentaufnahme bewerten müsste, dann würde ich ihm wohlwollende 94+ geben.
Ich hoffe, dass die nächste Begegnung mehr Euphorie versprüht.
Bordeaux 2024
Re: Bordeaux 2024
Vielen Dank für die ausführliche VKN! Das passt bis auf den Verschluss am zweiten Tag ziemlich gut zu meinen Eindrücken.
VG Nora
VG Nora
Re: Bordeaux 2024
In der AOC Pessac-Léognan, wo die Produktion von Weißweinen traditionell fest verankert ist und der grand cru - Status vieler Betriebe sowohl für Rot- als auch für Weißwein gilt, verlangen die Top-Betriebe Haut Brion, La Mission, Domaine de Chevalier und SHL schon seit Jahren für ihren Weißwein höhere Preise als für ihren Rotwein.
Jetzt ist es auch im Médoc so weit, wo Weißwein bis vor einigen Jahren gar keine Rolle gespielt hat und auch nicht AOC-fähig ist - die Weine müssen als generischer Bordeaux verkauft werden. Heute früh kam Cos d'Estournel heraus, der rote für 118 € EVP, der weiße aber für 151 € EVP. Das selbe Preisverhältnis gilt auch bei den Zweitweinen, Pagodes de Cos, in rot und weiß, 37 € vs. 50 € EVP.
Ich hatte weiter oben schon geschrieben, dass in der Absatzkrise die Produktion von Weißwein auch in den Gegenden, wo es dafür keine Tradition gibt, eine Möglichkeit ist. Ganz offensichtlich sogar eine sehr lukrative Möglichkeit, und ich denke, dass jetzt verstärkt auch darauf gesetzt wird. Und vielleicht lässt sich das INAO auch irgendwann erweichen und öffnet die AOCs des Médoc auch für Weißweine.
Gruß
Ulli
Jetzt ist es auch im Médoc so weit, wo Weißwein bis vor einigen Jahren gar keine Rolle gespielt hat und auch nicht AOC-fähig ist - die Weine müssen als generischer Bordeaux verkauft werden. Heute früh kam Cos d'Estournel heraus, der rote für 118 € EVP, der weiße aber für 151 € EVP. Das selbe Preisverhältnis gilt auch bei den Zweitweinen, Pagodes de Cos, in rot und weiß, 37 € vs. 50 € EVP.
Ich hatte weiter oben schon geschrieben, dass in der Absatzkrise die Produktion von Weißwein auch in den Gegenden, wo es dafür keine Tradition gibt, eine Möglichkeit ist. Ganz offensichtlich sogar eine sehr lukrative Möglichkeit, und ich denke, dass jetzt verstärkt auch darauf gesetzt wird. Und vielleicht lässt sich das INAO auch irgendwann erweichen und öffnet die AOCs des Médoc auch für Weißweine.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2024
Wie kommt der höhere Verkaufspreis für weiße Bordeaux zustande?
Deutlich knapperes Angebot? Oder gibt es da andere Gründe?
Meine Erfahrung mit weißem Bordeaux ist marginal, aber ich frage mich ob, dass das Getränk ist was der "große" Markt haben will. Wenn in meinem Umfeld Wein getrunken wird, dann ist das meist ein ziemlich geschmacksloser weißer mit niedrigem Alkoholgehalt. Diese keinesfalls repräsentative Wahrnehmung lässt mich vermuten, dass es sich höchstens um ein Nischenprodukt handeln kann und gewiss nicht die allgemeinen Probleme lösen wird.
Gruß Armin
Deutlich knapperes Angebot? Oder gibt es da andere Gründe?
Meine Erfahrung mit weißem Bordeaux ist marginal, aber ich frage mich ob, dass das Getränk ist was der "große" Markt haben will. Wenn in meinem Umfeld Wein getrunken wird, dann ist das meist ein ziemlich geschmacksloser weißer mit niedrigem Alkoholgehalt. Diese keinesfalls repräsentative Wahrnehmung lässt mich vermuten, dass es sich höchstens um ein Nischenprodukt handeln kann und gewiss nicht die allgemeinen Probleme lösen wird.
Gruß Armin
als erstes Wunder verwandelte Jesus Wasser in Wein - na das nenne ich mal einen lebensfrohen Gott
Re: Bordeaux 2024
Diese Bewegung hin zu "mehr Weißwein wagen" ist auch in anderen Appellationen bzw. Regionen zu beobachten. So möchte z.B. die südlichen Rhône den Anteil der Weißweine am Umsatz auf 40% hochfahren. Was eine Reaktion auf mehrere Aspekte ist: 1. Klimawandel generiert regelmäßig Grenache mit 16 Vol%, sowas trinkt keiner mehr. 2. Rotwein ist eh out (angeblich). 3. Man muss sich neu erfinden, um wieder in die Schlagzeilen zu kommen.
Jenseits der Richtigkeit dieser strategischen Überlegungen ist das ganze aber mit Problemen befrachtet: 1. Wenn das jeder macht, bekommen wir bald eine Weißweinschwemme, und zwar 2. in einem drastisch schrumpfenden Gesamtmarkt, was 3. die Umsatzrendite derart eindampfen wird, daß 4. damit auch nix gerettet werden kann. Den kleinen Winzer wird es nicht jucken ob er seinen 10-Euro-Merlotblend nicht losbekommt oder seinen 10-Euro-Weißwein. Aber die dafür getätigten Investitionen sind erst einmal weg und belasten die Bilanz. Und es ist ja nicht so, also ob Entre-deux-mers-Regale in den Supermärkten leergebombt seien und der Markt nach mehr schreit.
In dern Kommunalappellationen haben sie das erkannt und sofort das Luxussegment bedient, weil sie von einem Halo-Effekt ausgehen (wer guten Pauillac macht, kann auch guten Sauvignon Blanc, oder so) und sich das ganze sowieso als Profit Center selbst tragen können muss, sind ja Profis, die ein Risikomanagement mitführen. Daher die hohen Preise, plausibilisiere ich mal ganz frech.
Cheers,
Ollie
Jenseits der Richtigkeit dieser strategischen Überlegungen ist das ganze aber mit Problemen befrachtet: 1. Wenn das jeder macht, bekommen wir bald eine Weißweinschwemme, und zwar 2. in einem drastisch schrumpfenden Gesamtmarkt, was 3. die Umsatzrendite derart eindampfen wird, daß 4. damit auch nix gerettet werden kann. Den kleinen Winzer wird es nicht jucken ob er seinen 10-Euro-Merlotblend nicht losbekommt oder seinen 10-Euro-Weißwein. Aber die dafür getätigten Investitionen sind erst einmal weg und belasten die Bilanz. Und es ist ja nicht so, also ob Entre-deux-mers-Regale in den Supermärkten leergebombt seien und der Markt nach mehr schreit.
In dern Kommunalappellationen haben sie das erkannt und sofort das Luxussegment bedient, weil sie von einem Halo-Effekt ausgehen (wer guten Pauillac macht, kann auch guten Sauvignon Blanc, oder so) und sich das ganze sowieso als Profit Center selbst tragen können muss, sind ja Profis, die ein Risikomanagement mitführen. Daher die hohen Preise, plausibilisiere ich mal ganz frech.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Re: Bordeaux 2024
Ganz genau so wie bei den klassifizierten Roten: das Chateau legt den Preis fest.
Wie viel zu diesem Preis dann verkauft wird, entscheidet der Markt. Bei Cos d'Estournel denke ich, dass die schon wissen, was sie tun: es gibt vom Weißen nicht sehr viel, da findet ein Imagetransfer statt, und sicherlich sind ein paar Cos-Fans ganz einfach neugierig und kaufen ein paar Flaschen zusätzlich zu ihrer jährlichen "Cos-Dosis". Ganz ehrlich: wenn das Zeug nicht so sündhaft teuer wäre, würde ich es auch mal probieren. Die Bewertungen der Profis sind durchweg hoch und hören sich vor allem sehr interessant an.
Bei den etablierten hochpreisigen Weißweinproduzenten in Pessac-Léognan sieht es etwas anders aus. Ich habe einigermaßen umfangreiche Erfahrungen mit Domaine de Chevalier sowohl in weiß auch in rot. Der Weiße ist da ganz beständig der individuellere, interessantere und damit für mich bessere Wein, und da gibt es ganz offensichtlich viele Leute, die das so sehen. Dito mit dem weißen La Mission, von dem ich mir hin und wieder etwas gegönnt habe, als der noch Laville Haut Brion hieß und noch nicht völlig ins preisliche Nirwana abgedriftet war. Diese Weine sind stilistisch einmalig, ich kenne keinen anderen vergleichbaren Weißwein.
Natürlich sind hochpreisige Weißweine aus Bordeaux ein Nischenprodukt. Aber das sind hochpreisige rote Bordeaux auch, wenn man sich den gesamten Weinmarkt ansieht.[...] lässt mich vermuten, dass es sich höchstens um ein Nischenprodukt handeln kann und gewiss nicht die allgemeinen Probleme lösen wird.
Es geht ja nicht darum, im Médoc ein Drittel oder die Hälfte der Rebfläche auf weiße Sorten umzustocken, das würde mit Sicherheit nicht funktionieren. Aber irgend etwas müssen die Chateaux ja machen, wenn sie nicht mehr die produzierte Menge Rotwein mit den bisherigen Methoden absetzen können.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2024
Übrigens sind Bettane & Desseauve mit ihren Wertungen draußen und... uff! Wenn interne Konsistenz ein Merkmal plausibler Kritik ist, dann muss man ganz viel Weißen Médoc trinken, um die idiosynkratischen Ansichten (bekanntlich ja nicht erst seit gestern) zu verkraften.
Beispiele auf die Schnelle:
98 (alle)
Montrose
Ducru-Beaucaillou
Haut Brion blanc (bester Weißwein)
97-98 (alle)
Lafite
Mouton
Léoville-Poyferré
Léoville LC
Cos
Haut Brion
97 (alle)
LMHB
LMBH blanc
Margaux
Latour
Beychevelle
Pavie
Suduiraut
96-97 (alle)
Brane Cantenac
Rauzan Ségla
Calon Ségur
Angélus
Ausone
Cheval Blanc
Figeac
Larcis Ducasse
Haut Bailly
Guiraud
96 (Auswahl)
Pichon Comtesse
Gruaud Larose
Léoville Barton
La Gaffelière
DdC blanc
Weiteres (Auswahl):
95-96
BSB
Canon
Trottevieille
LCHB
DdC rouge
SHL blanc
SHL rouge
95
Belair Monange
Pavie Macquin
Coutet
94-95
Beauséjour
Grand Corbon Despagne
Jean Faure
Doisy-D
Doisy.V
94
Suduiraut Sémillon
Cheers,
Ollie
Beispiele auf die Schnelle:
98 (alle)
Montrose
Ducru-Beaucaillou
Haut Brion blanc (bester Weißwein)
97-98 (alle)
Lafite
Mouton
Léoville-Poyferré
Léoville LC
Cos
Haut Brion
97 (alle)
LMHB
LMBH blanc
Margaux
Latour
Beychevelle
Pavie
Suduiraut
96-97 (alle)
Brane Cantenac
Rauzan Ségla
Calon Ségur
Angélus
Ausone
Cheval Blanc
Figeac
Larcis Ducasse
Haut Bailly
Guiraud
96 (Auswahl)
Pichon Comtesse
Gruaud Larose
Léoville Barton
La Gaffelière
DdC blanc
Weiteres (Auswahl):
95-96
BSB
Canon
Trottevieille
LCHB
DdC rouge
SHL blanc
SHL rouge
95
Belair Monange
Pavie Macquin
Coutet
94-95
Beauséjour
Grand Corbon Despagne
Jean Faure
Doisy-D
Doisy.V
94
Suduiraut Sémillon



Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
-
- Beiträge: 8
- Registriert: Di 11. Jun 2024, 10:43
Re: Bordeaux 2024
Ich habe kürzlich eine Flasche LCHB 19 aufgemacht. Bin allerdings, aufgeladen durch die euphorischen Rezensionen und den Hype um das Weingut, mit solch hoher Erwartung an den ersten Schluck herangegangen, dass er dem (zwangsläufig) nicht gerecht werden konnte. Dieses Phänomen stelle ich gelegentlich bei Weinen fest, die kritikerseits auf einen überhohen Sockel gestellt wurden. Und manchmal auch umgekehrt, was dann die schönen Überraschungen ausmacht. Fand ihn am zweiten Tag deutlich überzeugender als am ersten: Dicht, sehr würzig, viele verschiedene Aromen auf einmal (dunkle Früchte, Tabak, Schokolade, Pfeffer) hat noch ein langes Leben vor sich. Habe ihn 22 und 23 erneut subskribiert, werde dieses Jahr trotz des verlockenden Preises aber wohl aussetzen. Trage mich eher mit dem Gedanken, mich nochmals mit einigen schönen Flaschen aus dem Jahr 2014 einzudecken. Diese sind gerade in einem super Trinkorridor angekommen und preislich auch nicht so weit weg von den 24 angebotenen Weinen. Dafür besserer Jahrgang und trinkreif.
Re: Bordeaux 2024
Chateau Figeac ist da. Bei Lobenberg für 133 Euro. Sollte man da schwach werden?
VG Nora
VG Nora
Re: Bordeaux 2024
In der Schweiz für 116.- zu haben.
AvV schreibt "Spielt in diesem Jahr zusammen mit wenigen Weinen in einer eigenen Liga." (97-100pkt) Der grossteil der Kritiker verwenden diese Aussage in diesem Sinne.
Ein Figeac zu dem Preis reizt schon sehr