Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Berichte von Verkostungen mit Weinen aus mehreren Ländern/Regionen (sonst bitte im Länderforum einstellen)
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Wir waren am Freitag wieder zu Gast im Frankfurter Westend im immer empfehlenswerten „Allgaiers“ und wurden nach Strich und Faden, aber ohne Chi-chi, kulinarisch (und servicemäßig) verwöhnt zu unserer Pontet Canet-Vertikale mit Charity-Motiv (die Weinumlage geht komplett an die Krebshilfe). Gut essen, gut trinken, gutes Tun!

Und alle Akteure haben gut mitgespielt – einschließlich der Weine und ihrer Genießer!

Los ging’s mit einem Peter Jakob Kühn Nikolaus Riesling GG 2015: wirkte für mich erstaunlich fortgeschritten, aber sehr schön, mit spürbaren kandierten Früchten.

Dann ging’s zur Sache mit Pontet Canet 2003 vs. 2004: Die 03er-Nase gleich bombig. Am Gaumen sehr schöne Frucht, rund, schön und hedonistisch mit einer leichten Tendenz zur Brandigkeit/Alkohol, in dem Jahrgang ja nicht ungewöhnlich (18-19 P.). Der 04er fand hingegen in der Nase kaum statt und war auch am Gaumen flacher und leichter, für einen Pontet Canet schon eher elegant. Aber allemal nicht belanglos oder langweilig (17-18 P.). In dieser Form sicher eher aber solo als im Quervergleich mit anderen Schwergewichtskämpfern zu genießen.

Pontet Canet 2005 vs. 2006: Der 05er nach rd. 15 Minuten im (Burgunder-)Glas mit einer sehr expressiven Nase und – schön - auch etwas Banane. Am Gaumen überraschend und erfreulich offen, da hatte ich nach diversen Erfahrungen mit störrischeren, verschlosseneren Jahrgangsvertretern Schlimmeres befürchtet. Sehr konzentriert, dunkelbeerig, ein Bolide – aber dennoch mit toller Harmonie. Eine gewisse Frische gibt dem Wein eine schöne Balance. Tolle Länge auch! (19 P.). Der 06er schon in der Nase natürlich zurückhaltender, aber auch sehr schön. Am Gaumen ebenfalls ein Genusswein mit Cassis und roten Beeren, aber etwas ruppiger, ungeordneter und kürzer. Legt mit Zeit aber deutlich zu (18-19 P.).

Pontet Canet 2009 vs. 2010: Der 09er gleich mit der absoluten „Nose of the Night“! Für einen modernen Pontet Canet recht bordeaux-typisch und unfassbar intensiv und komplex. Am Gaumen ähnelt er dem 05er, ist aber komplexer und noch hedonistischer. Sind 19-20 P. da zu geizig? Eigentlich egal. Dann kommt der 10er, dem wir als einzigen Wein etwas Zeit (zwei Stunden) in der Karaffe gegönnt hatten. Verhaltener in der Nase, am Gaumen ein Monster an Wein. Was für eine massive Struktur, ein echter Bodybuilder, und – wie schon mal bei Arrivage ertrunken – gefühlt mit höherer Komplexität als der 09er. Wohl der Wine of the Night, nicht heute (da ist der 09er einfach noch hedonistischer, obwohl der 10er auch jetzt wirklich schon gerne probiert werden darf: Struktur soll hier bitte nicht mit Tannin gleichgesetzt werden), aber in zehn oder zwanzig Jahren wird der 10er klar überlegen sein (19-20 P. mit klarer Reise Richtung 20 P.).

Pontet Canet 2008 vs. 2012: Der 08er erst mit einer sehr schönen Nase, dann aber mit etwas Luft etwas seltsam fruchtdropsig. Am Gaumen schön, aber nach dem Flight zuvor einfach chancenlos (18 P.). Der 12er, diverse Male mit hohem Genuss verkostet, will heute nicht. Die Runde verneint einen Fehler, aber irgendwie ist diese Flasche seltsam. In der Nase anfangs eine schöne, offene Beerenfrucht, dann aber leichte Pilztöne. Und am Gaumen geht es seltsam weiter mit künstlich wirkenden Fruchtaromen und etwas Plastik(!), das ist schon äußerst merkwürdig. Mit Luft fängt sich der Wein aber und zeigt unterliegend eine schöne laktische Note (17-18 P.?).

Zu den beiden Dessertweinen (Dank an Sascha und Matthias!) habe ich mir keine Notizen gemacht, waren aber beide klasse! Meinen Dank überhaupt an alle Teilnehmer, auch im Namen der Deutschen Krebshilfe! Übrigens gibt’s aufgrund des großen Interesses an der Probe in zwei Wochen eine Neuauflage mit anderem Teilnehmerkreis, mal schau’n, ob die Eindrücke bestätigt werden oder nicht. Die Wahrheit liegt bekanntermaßen ja in der Flasche!!
IMG_2674.JPG
Zuletzt geändert von duhart09 am Mo 16. Sep 2024, 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Nach getaner Arbeit...
Nach getaner Arbeit...
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Zur Zweitauflage der vorstehenden Pontet Canet-Probe am Samstag, dem 28.9. (19.00 Uhr), ist noch ein Platz freigeworden, bei Interesse bitte rasch per PN bei mir melden! Schwellenangst braucht definitiv niemand zu haben!
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
Benutzeravatar
weingollum33
Beiträge: 309
Registriert: Di 30. Okt 2012, 13:20
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: neben den Weinreben

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von weingollum33 »

Schade, leider schon einen anderen Termin! :roll:
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Heute vor einer Woche trafen wir uns in unserer Frankfurter Bordeaux-Runde zur traditionellen Gänseprobe.

Alle relevanten Appellationen sollten vertreten und das "gemeinsame Band" sein, dass jeder dieser Weine entweder von Rene Gabriel und/oder von Robert Parker perfekte Bewertungen erfahren hatte. Klar waren vorab zwei Dinge: eine ordentliche Fallhöhe, sprich: Enttäuschungspotenzial, bei diesen Vorgaben und das Risiko, einige Weine zu jung/verschlossen zu erwischen! Letzteres traf dann auch auf das 100 PP-2021er Dellchen von Dönnhoff zu. Natürlich präzise, aber halt noch mit sehr angezogener Handbremse. Ähnlich erging es auch L'Eglise Clinet 2012 - wer hat, bitte noch laaange warten damit - sowie mit Einschränkungen dem 2005er Palmer, der aber mit Luft und in der Restenachverkostung ordentlich zulegte und es in der Gruppenwertung auf Platz 2 brachte. Gruppenfavorit (und auch mein eigener Favorit) war der unfassbar elegante Leoville Las Cases 1986 mit noch sehr dunkler Farbe im Glas und ich habe mir dazu notiert: wie ein dicker Buddha in sich ruhend. Für mich perfekt! Drittplaziert und für mich eine der Positivüberraschungen (relativ zu meinen Erwartungen) der tolle Pape Clement 2015, der mit etwas Luft jetzt doch tatsächlich schon Mordsspaß macht! Und Larcis Ducasse 2005, ein Parker 100 Punkte-Favorit, überraschte mich insofern positiv, als kein dickes Parker-Monster im Glas war, sondern ein erstaunlich feiner Wein. Für mich dennoch der schwächste Wein des Abends (18-19 P.). Erwartungsgemäß groß auch der Cos d'Estournel 2003 sowie der Mouton 1983. Mit etwas Luft konnte sich auch der Mouton 2002, vor Jahren von mir noch als eher enttäuschend empfunden, zu diesen beiden aufschließen. Zusammen mit dem Pape Clement stellten diese auch hinter dem göttlichen LLC aus meiner Sicht praktisch das Verfolgerfeld. Wenn man sich die heutigen Preise der verkosteten Weine anschaut, ist der PLV-Sieger wohl klar der 2015er Pape Clement.

Abschließend natürlich noch ein dickes Dankeschön ans Restaurant Allgaiers in Ffm. für's Verwöhntwerden sowie an meine lieben Mittrinker!
IMG_2797.JPG
Gruß
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
Benutzeravatar
Winedom
Beiträge: 476
Registriert: Di 3. Mai 2011, 22:36

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von Winedom »

Vielen Dank für die Notizen. Macht Spaß zu lesen.
Für mich als Einzeltrinker ist diese Weinklasse kaum zugänglich.
Als Gruppe aber wohl super machbar.
Leider weiß ich in München von keinen ähnlichen Verkostungs-Treffen.
Aber vielleicht hat ja jemand einen Tipp.
Viele Grüße
Rainer


"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Winedom hat geschrieben: So 1. Dez 2024, 18:35 Vielen Dank für die Notizen. Macht Spaß zu lesen.
Für mich als Einzeltrinker ist diese Weinklasse kaum zugänglich.
Als Gruppe aber wohl super machbar.
Leider weiß ich in München von keinen ähnlichen Verkostungs-Treffen.
Aber vielleicht hat ja jemand einen Tipp.
Schön, wenn's gefällt! Ich freue mich auch sehr, ein paar treue Mittrinker gefunden zu haben, mit denen Weine und Verkostungseindrücke geteilt werden können. So etwas müsste sich doch in einer Stadt wie München auch auf die Beine stellen lassen? Mal mit einer Initiative hier oder ggf. auch auf Facebook versucht? So kam diese Runde hier ja auch zustande! Also, fühl' Dich ermutigt - einfach (noch?)mal versuchen! Viel Glück!
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Am Samstagabend trafen wir uns in kleiner Runde zu einer Babymord-Pontet Canet-Vertikale. Auf dem Programm standen die eher jüngeren Weine dieses großartigen (wenn auch nicht unbedingt typischen) Pauillac-Chateaus.

Begleitet vom gewohnt lieben und herzlichen Service und von der großartigen Küche des Allgaiers-Restaurant im Frankfurter Westend durften wir zu einem Duo von der Foie Gras mit Feldsalat, Shiitake-Ravioli mit Rucolasalat und Parmesan sowie rosa gebratenem Taunusreh (plus Dessert) die Jahrgänge 2011, 15, 16, 18, 19 und 20 verkosten. Aus der Erinnerung heraus:

2011: offen und erstaunlich konzentriert und powerful - zumindest im Jahrgangskontext bzw. was danach zu erwarten gewesen wäre. Im Vergleich zu den anderen natürlich eher schlank, jetzt sehr schön zu trinken und vermutlich wird der auch kaum mehr weiter zulegen. Sehr solide 18 P. und für einen (der sechs) Teilnehmer WOTN!

2015: wuchtiger, aber gleichzeitig definitiv der verschlossenste Wein des Abends aus Sicht der meisten. Ich fand ihn die ersten wenigen Minuten im Glas noch halbwegs zugänglich und von kräftiger Statur, 18-19 P. ?

2016: ähnlich wie 2015 von den Anlagen her, aber eben offener mit mehr Frucht und „mehr von allem“, eher 19 P. (WOTN: 3/6)

2018: ähnlich verschlossen wie 2015, kam mir aber verdächtig dropsig vor, wenn etwas Frucht hervorlukte. 18+ P.?

2019: ebenfalls kräftige Struktur, anfangs offener und wirklich schön, zog sich aber dann etwas zurück. 19 P.?

2020: ähnlich kräftig wie 2019, aber offener und komplex mit tollen Anlagen. Aus meiner Sicht ein Wein mit ziemlich sicherem, großen Potenzial! Für mich und einen weiteren TN WOTN. 19-20 P.

Danke allen Mittrinkern und dem lieben Restaurantteam, Ihr habt Euch erneut selbst übertroffen! Am 1. März geht es dann weiter mit Pauillac 2000, darauf freue ich mich schon sehr!

image0.jpeg

Gruß
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
duhart09
Beiträge: 574
Registriert: So 11. Nov 2012, 11:37

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von duhart09 »

Gestern Abend trafen wir uns in der Frankfurter WineBank zu einer Bx 2005er-BYOB-Mittelklassenprobe. Die Weine wurden mit einer Ausnahme blind verkostet. Habe mir keine Notizen gemacht, aber aus der Erinnerung heraus würde ich die Weine (fwiw) wie folgt „raten“:

Beauregard 18+
Feytit Clinet 18
Du Tertre leider Kork
Clos de l’Oratoire 17
Haut Bages Liberal 18
Lagrange 18-19
Sociando Mallet 19
Phelan Segur 19

IMG_2863.JPG

Was die Hauptdarsteller des Abends angeht, fand ich erfreulich, dass 2005 sich nun (auch am linken Ufer) in der „Mittelklasse“ endlich öffnet und in sein Trinkfenster tritt, klar aber noch ein Jungweinvergnügen darstellt. Und bemerkenswert, wie homogen gut der Jahrgang zu sein scheint!! Bis auf den leider korkverseuchten Du Tertre (da kann man halt nichts machen) und den besonders in der Nase seltsamen und damit eher etwas enttäuschenden Clos de l‘Oratoire waren alle Weine schon recht wunderbar, für mich (und ich glaube das war auch in etwa der Konsens) Sociando und Phelan sensationell stark und Bx-WOTNs, gefolgt vom Lagrange.

Andererseits fand ich die wenigsten Weine appellationstypisch, der Jahrgang ist halt nicht nur stark, sondern auch special!

Eigentlich war der WOTN für mich – komplett ungewöhnlich – der Dessertwein (Grünhäuser Abtsberg Auslese 93 2009). Von den Schäumern (nicht gerade mein Home Turf) war ich eher beim präzisen, klaren Triumvirat als beim etwas breiteren Champagner.

Danke allen Mitbringern und Mittrinkern für den schönen Abend!

Gruß
Uli
__________________________________________________________
We're just two lost souls swimming in a fishbowl year after year
Benutzeravatar
Jochen R.
Beiträge: 2882
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 19:53
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Bordeaux-Runde Frankfurt und/oder Korkgeld-Restaurants Ffm.

Beitrag von Jochen R. »

duhart09 hat geschrieben: So 26. Jan 2025, 13:19 ...
Was die Hauptdarsteller des Abends angeht, fand ich erfreulich, dass 2005 sich nun (auch am linken Ufer) in der „Mittelklasse“ endlich öffnet und in sein Trinkfenster tritt, klar aber noch ein Jungweinvergnügen darstellt. Und bemerkenswert, wie homogen gut der Jahrgang zu sein scheint!! Bis auf den leider korkverseuchten Du Tertre (da kann man halt nichts machen) und den besonders in der Nase seltsamen und damit eher etwas enttäuschenden Clos de l‘Oratoire waren alle Weine schon recht wunderbar, ...
Sehr schön, vielen Dank Uli!
Was den Clos de l´Oratoire anbelangt: nach ein paar Jahren in der Flasche kackt der doch regelmäßig ab. Damals gehypter Merlot-Schrott, m. M.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Antworten

Zurück zu „Weinproben und Verkostungsberichte“