Meyer-Näkel

mixalhs
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von mixalhs »

Hallo zusammen,

bei mir ist gestern mein M-N-Paket eingetroffen: 4 x Pfarrwingert 2022 und 2 x Blauschiefer 2022. Ich hatte die Weine bei der M-N-Präsentation im Mai im Kloster Marienthal probiert und fand sie in ihrer jeweiligen Preisklasse deutlich am besten. So hatte ich den Pfarrwingert deutlich vor den anderen GGen des Hauses. Bei der Vorpremiere in Wiesbaden vor vier Wochen haben Felix Bodmann und Christoph Raffelt allerdings nicht ganz so euphorisch über diesen Wein geschrieben. Er würde im Vergleich zu den anderen GGen von M-N doch eher in die Breite gehen: mehr Power, aber weniger Eleganz. Ich bin eigentlich nicht so der Powerweintrinker und bin daher ein wenig skeptisch geworden, freue mich aber dennoch sehr darauf, meine Käufe zu probieren. Eigentlich sollte ich damit vier/fünf Jahre warten, aber ich vermute, dass die Neugier siegen wird und ich irgendwann im Winter die erste Pulle aufreißen werde. Wie auch immer, ich bin sehr gespannt.

Herzliche Grüße

Michael
Nora
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von Nora »

Vielen Dank, Michael für die Nachricht!

Hattest du eventuell die Möglichkeit, auch die 21er zu probieren und mit dem aktuellen Jahrgang zu vergleichen? Beim Jahrgang 21 war Felix Bodmann ja sehr begeistert.

VG, Nora
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AmonA
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von AmonA »

Meine 22er Weine sind auch angekommen, darunter der Pfarrwingert und der Blauschiefer. Die habe ich aber noch nicht probiert.
Vom 21er Blauschiefer war ich auch sehr begeistert, genau meine Stilrichtung. Sehr fein und intensiv in der Frucht, am Gaumen setzt sich die Feingliedrigkeit fort und endet fruchtig auf sehr feinen Tanninen - so die Erinnerung, Notizen hatte ich mir keine gemacht.
Zum Vergleich der 20 er Spätburgunder vom Johner für 20,-- ist nicht so elegant, wuchtiger am Gaumen.
Den 22er Blauschiefer werde ich die Tage mal öffnen...und vom 21er garantiert etwas nachbestellen, falls noch vorhanden :D
Grüße
AmonA (aka Volker)
mixalhs
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von mixalhs »

Nora hat geschrieben: Fr 20. Sep 2024, 10:51 Vielen Dank, Michael für die Nachricht!

Hattest du eventuell die Möglichkeit, auch die 21er zu probieren und mit dem aktuellen Jahrgang zu vergleichen? Beim Jahrgang 21 war Felix Bodmann ja sehr begeistert.

VG, Nora
Vom 2021er Pfarrwingert liegen sechs Flaschen in meinem Keller, vor einem Jahr eingetroffen und noch nicht angerührt.

LG, Miichael
Nora
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von Nora »

Vielen Dank, Volker und Michael für eure Rückmeldungen!

Ich würde mich sehr über spätere Notizen zu den Weinen freuen.

VG, Nora
mixalhs
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Meyer-Näkel

Beitrag von mixalhs »

Gestern habe ich dann doch die beiden Pfarrwingerte 2021 und 2022 geöffnet und war sehr erfreut.

Ich hatte noch den Rest eines Aloxe-Corton "Le Suchot" 2010 von der Domaine Simon Bize & Fils vom Vortag, so dass ich Burgund und Ahr vergleichen konnte -- und die Ahr hat gewonnen. Der Pfarrwingert 2022 gefiel mir gestern etwas besser als der 2021er (kühler, straffer, eleganter), aber heute war es umgekehrt. Der 2021er präsentierte sich sehr harmonisch, da passte alles zusammen (ahrtypische Schieferaromatik, verhaltene Frucht, feine Säure, sehr gut eingebundenes Holz), während der 2022 in der Säure eine kleine Spitze hatte, aber das ist Klagen auf sehr hohem Niveau. Ich würde beide auf meiner Skala so bei 94/95 sehen, und finde, dass sie ihr Geld (65 bzw. 70 Euro) absolut wert sind.

Herzliche Grüße, Michael
Nora
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von Nora »

Vielen Dank, Michael für die schnelle Rückmeldung! Das hört sich verlockend gut an.

Herzliche Grüße, Nora
Ollie
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von Ollie »

Gestern Abend also der 2022 Dernauer Pfarrwingert Spätburgunder GG (13 Vol%).

Sehr dunkel für einen Ahrburgunder. In der sehr expressiven, ja fast lauten Nase viel dunkles Holz, ein paar Nelken, aber vor allem Tonnen von Vanille. Rote, sirupige, fast kandiert wirkende Beeren (Johannisbeere, mit aromatischen Obertönen von Walderd- und Himbeere), süße Amarenakirschen (aber leicht künstlich), unterlegt von einer kräutrigen Note - aber nicht Küchenkräuter, sondern eher "Botanicals", die man in Gin reindonnert. Leichte Nussigkeit. Die Frucht wirkt so kandiert, daß irgendjemand "Mäusespeck!" ruft, also Marshmellows mit einem sehr künstlichen Erdbeergeschmack. Mit Luft verschwimmt die Nase zu "kandierte Rote Grütze auf Walnuss-Ahornsirup-Eis in kräftiger Vanillesauce ertränkt". Und alles, wie gesagt, enorm intensiv. Das Holz ist völlig anders als der "Bordelaiser Milchkaffee" und wirkt mit Luft immer mehr wie frisch gesägtes Eichenholz. Hervorragende Schreinerei haben die Mayer-Näkels da.

Jedoch: Die intensive Nase stellt Schecks aus, die der Gaumen nicht einlösen kann. Fast völlig abwesendes Tannin, dafür aber eine enorm ausgeprägte Säure - architektonisch nicht meine bevorzugte Struktur, und auch eine, die ich problematisch finde, aber dazu unten mehr. Sehr süßliche Rotfrucht mit Säure; aromatisch spielt sich ein mit roten Früchten (Him- und Erdbeeren) aromatisierter aceto balsamico ab. Das vanillige Holz ist sehr deutlich ausgeprägt und müht sich redlich, etwas Dunkelheit in die Sache zu bringen. Nicht wirklich schlecht, aber nicht sonderlich komplex und irgendwie auch... nun ja, sagen wir: apart? Viel Aroma, aber recht schlanker Körper, denn es ist noch nicht mal Tannin da, um den Mund zu füllen (das hätte eigentlich der geographische give-away sein sollen). Und dann ist da ein sehr deutlicher und deutlich vegetabiler Bitterton, wie von Radicchio oder Chircorée (und ich bin normalerweise nicht sehr empfindlich gegen Bitterkeit). Aromatisch spielt sich also ein im Abgang immerhin lang anhaltendes, aber wenig ausladendes Beziehungsdreieck aus kräftiger Säure, süßlich-kandierter Frucht und Bitterkeit ab, das eher von kleinen Eifersüchteleien als von echter und dramatischer Leidenschaft oder gar tiefer Hintergründigkeit geprägt ist - mehr telenovela als Shakespeare. Buckaroo Banzai bleibt heute mal in der 2. Dimension.

Aromatisch hätte ich den Wein nie an die Ahr gepackt, weil ich sie mit Schiefer assoziiere. Und tatsächlich, der Pfarrwingert ist gar keine Schiefer-, sondern eine Grauwackelage. Ich musste erst nachschauen, und hatte auf Lösslehm getippt, so neutral kam mir der Wein vor. Wieso gehe ich an die Ahr und kaufe anything but Schiefer?! Keine Ahnung, was mich da geritten hat. Wahrscheinlich der Rabatt. Naja, ganz sicher der Rabatt. FML.

Zugegebenermassen hätte ein Wein vom Lehm aber viel mehr Körper gehabt, und das führt zum zweiten Problem, das ich mit diesem Wein habe: die Säure. Viel zu viel für der schlanken Körper! Bei den 2015ern war die kräftige Säure jung auch sehr erfrischend (ahem), und gerne wollte ich ihr mein Vertrauen aussprechen, aber mittlerweile hat sie sich zu einem Problem erwachsen. You fool me twice, but I won't get fooled again! (G.W. Bush)

Okay, not my president, not my problem, also zum nächsten Elefanten (tehehe) im Raum: der Preis. Qualitativ sehe ich den Wein bei 90 (mit Prinzip Hoffnung bis 92, falls der Wein komplex wird), und erstaunlicherweise bin ich da bei Hofschuster; Meininger sieht den Wein noch schlechter, gerade einmal bei 92 Punkten, umgerechnet sind das knapp 88 Falstaff oder so. Zum Vergleich: Das kriegt ein Poggione-Brunello quasi jedes gute Jahr hin (und der verpackt die Säure besser, har har har) und kostet dabei die Hälfte.

Insgesamt also eine etwas enttäuschende Darbietung, zumindest gemessen an meinen hohen Erwartungen, aber dann auch wiederum so gar nicht, irgendwie. "So sinse halt, die Burgunder!" (Etzel) Zum Lammlachs mit Kartoffelpüree, glasierten Karotten und Rosenkohl verschmolz der Wein übrigens im Hintergrund, was peinliche Fragen zur gastronomischen survivability des Weins aufwirft. Eher für die Verkostung gemacht, hm?
Bobby Wagner hat geschrieben: Fliegt heim, ihr Raben!
Raunt es eurem Herrn, was hier an der Ahr ihr gehört!
Cheers,
Ollie
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amateur des vins
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von amateur des vins »

Was für ein kunstvoller Verriß! Hätte ich Zweifel, ob ich diesen Wein... - jetzt wären sie zur Gewißheit erwachsen.
Ollie hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 17:06 Zum Lammlachs mit Kartoffelpüree, glasierten Karotten und Rosenkohl verschmolz der Wein übrigens im Hintergrund, was peinliche Fragen zur gastronomischen survivability des Weins aufwirft.
Hier bin ich allerdings gebranntes Kind: Als sich mein Weinbestand noch so auf größenordnungsmäßig ein, zwei Dutzend Flaschen belief, habe ich mal mangels Ahnung und Alternativen Burgunder zum Lamm aufgemacht. Seitdem bin ich geheilt: Eine weniger offensichtliche Anti-Marriage ist mir selten untergekommen.

Als hättest Du keinen Bordeaux im Keller... :P
Besten Gruß, Karsten
Ollie
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Re: Meyer-Näkel

Beitrag von Ollie »

amateur des vins hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 21:31 Was für ein kunstvoller Verriß! Hätte ich Zweifel, ob ich diesen Wein... - jetzt wären sie zur Gewißheit erwachsen.
Nun ja, ymmv, wie es so schön heißt. Der Wein wird genug anderen Leuten sehr gefallen, und das ist gut und richtig so. Hofschuster liegt öfter falsch als richtig.

amateur des vins hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 21:31 Eine weniger offensichtliche Anti-Marriage ist mir selten untergekommen.
Es waren extrem magere Lammlachse, und selten habe ich ein faderes Lamm gehabt. Insofern würde ich den Wein nicht so schnell vom Haken lassen, denn auch an einem Hochwild, wie es mir neulichst gar meisterhaft kredenzt wurde 8-), wäre er seiner Zerschellung nicht entgangen.

Cheers,
Ollie
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