pessac-léognan hat geschrieben: ↑So 11. Jun 2023, 14:02
Domaine de Chevalier Pessac-Léognan GCC 2012 13.5% alc
65% CS / 30% M / 5% PV
P&P bei zunächst 15°, langsam sich erwärmend
Auch die 5. Flasche aus der gesubsten Kiste, mit extrem jung wirkendem Langkork, ist ein Genuss. Der Wein ist nun nach meiner Ansicht auf dem Zenith, hält aber bei guter Lagerung gewiss noch mindestens 5 Jahre auf diesem Niveau durch, aufgrund einer minimal spürbaren Säure und des fast, aber noch nicht ganz abgeschmolzenen Tannins. In der Nase zurückhaltend, sind am Gaumen noch feine Fruchtnoten auf Schwarzkirsche und am mittleren Gaumen und gegen den Abgang hin von Zwetschgen und ganz leicht caramellisierten Williamsbirnen zu finden, gepaart mit etwas Weihrauch und leicht nussigen Noten. Insgesamt eine feine Komplexität, ohne zu fordernd zu sein. Erste Sekundär- und Tertiär-Noten, doch farblich mit seinem tiefdunklen Purpurgranat noch sehr jung wirkend. Fließt wunderbar rund über Zunge und Gaumen, mit tänzelnder Leichtigkeit. Ein absolutes Highlight aus einem mittleren Bordeaux -Jahr mit fantastischer QPR. Klar besser als Ducru-Beaucaillou 2000 und auch etwas besser als Pontet-Canet 2003, in letzter Zeit genossene Weine, und zumindest auf der Schwelle zu einem großen Wein (für mich Weine mit 95+):
94/95.
Meine VKN vom 11. Juni 2023 kann ich hier wörtlich stehen lassen: ein wunderbar gereifter Wein aus einem mittelprächtigen Jahr, knapp 20 Monate später mit etwas mehr Tertiärnoten. Das bisschen mehr Waldboden schüttet aber die (noch) vorhandenen Fruchtnoten nicht zu, sondern bildet nur gleichsam einen tragenden Fundus für sie, sublimiert quasi das Herbstliche an ihnen. Sensationell lang nachhallender Abgang, in welchem sich (so mein Eindruck) die tertiär sublimierten Fruchtnoten wie an die jetzt nochmals leise auftauchenden "Tanninreste" (ich finde kein besseres Wort) anhaften und so fast endlos nachklingen.
Sehr schön und nunmehr für mich klar 95 Punkte. Schade nur, dass es die letzte Flasche ist!
Die Jahrgänge ab 2014 müssen nun in die Bresche springen...
Am 2. und 3. Tag hat der Wein, ganz im Unterschied zum einen Tag früher geöffneten Doisy-Védrines 2001, einiges von seiner ursprünglichen Eindrücklichkeit verloren. In diesem Zustand noch 92 Punkte, natürlich ein (sehr) guter Wein, aber es zeigt, dass der Wein kaum noch Luft nach oben hat. Austrinken, wer noch davon hat.