Champagner

Ollie
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Re: Champagner

Beitrag von Ollie »

Kle hat geschrieben:Lese ich zB. einen Roman mit irritierend vielen Liebeszenen, kann der Verdacht aufkommen, der Autor will mich mehr dadurch zum Weiterlesen animieren, während die Geschichte vielleicht nicht so gut ist. Oder vielleicht ist sie sehr gut, und er bringt sie nur aus dem Kalkül, viele Leser würden sein Buch ohne die Szenen vielleicht nicht zu Ende lesen. Vielleicht gefallen mir die Szenen und überhaupt alles super. Falls aber nicht, frage ich mich unweigerlich nach ihrem Zweck.
Und außerdem: Natürlich will ich ein besserer Mensch werden. Vielleicht auch, wenn ich zu verstehen versuche, warum mir etwas gefällt. Und ich weiß, Zucker im Champagner mit Liebeszenen zu vergleichen ist doof und menschenverachtend, je nach Perspektive.
I must think on this further. (Spoiler alert)

Cheers,
Ollie
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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

Climins hat geschrieben:Wichtig ist Liem deshalb nicht, wie viel genau verwendet wird, auch nicht ob non dosage oder was auch immer drauf steht. Wichtig ist den Wein vom Ergebnis her zu denken. Deshalb weißt er auch noch einmal darauf hin, dass die Grundweine eines non dosage und eines dosage Wein in den meisten Fällen grundsätzlich anders hergestellt werden. Ob es dann am Ende gelingt einen Wein zu machen, der in dieser Balance ist, das hängt einfach von den Produzenten und den Bedingungen ab unter denen sie Wein machen.
...das ist grundsätzlich schon richtig, was da ausgesagt wird, nur fehlt eines leider völlig: wer definiert denn, ob die Balance nun paßt? Die ist nämlich m.E. höchst subjektiv von den Vorlieben des EV abhängig, für den einen paßt's, für den anderen überhaupt nicht, genau das erlebe ich bei den Brutnaturingern immer wieder. Und ich selbst kann bei vielen -für mich- zu süß geratenen Schäumern überhaupt keine Balance mehr erkennen. "Brut nature für alle", das dürfte der falsche Weg sein, wenn man ihn denn beschreiten wollte, das wird m.E. eher eine schöne Nische bleiben...
Viele Grüße
Erich

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Ole
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Re: Champagner

Beitrag von Ole »

"Watt dem Een' sin Uhl, is dem Annern sin Nachtigall . . ."
Eigentlich macht es Champagner der Menschheit ja leicht: Wer's süß will, findet was; wer's süß und elegant will, geht auch nicht leer aus; wer süß und pappig sucht, kann ebenfalls zugreifen. Dasselbe gilt für 0g, 2g, 4g usw. usw. Dosage. Es ist für jeden was dabei. Nur kann man den Fisch nicht davon überzeugen, daß Fliegen doch so toll ist . . .
Wir haben halt alle unsere Vorlieben bzw. sind konditioniert. Wir sind wahrscheinlich alle mit Zucker/Süße sozialisiert. Süße begleitet uns von den ersten Kindertagen an. Zucker ist der Babynahrung beigemengt, Zucker findet sich im Senf, Tomatenmark, ganz zu schweigen von Fruchtsäften; und Marmelade, auf deren Etikett Früchte prangen, kann zu 70% aus Zucker bestehen. Zucker ist allgegenwärtig, Zucker prägt. Kein Wunder, daß man da bei einer Wahl – evtl. unbewußt – zum eher Süßen greift. In vielen Fällen ist Zucker einfach Kosmetik oder – Tünche. Ein Kaffee-Freak schwärmte mir mal was von dem Nuancenreichtum seines Lieblingsgetränks vor, fügte dann hinzu, man müsse dieses allerdings unbedingt ohne Zucker genießen, weil der die multiplen und differenzierten Aromen verstelle. Es gibt beim Champagner sicher Fälle, ich vermute eher in der 3g,4g,5g-Ecke, wo die Dosage den Charakter recht eigentlich zur Geltung bringen kann. (An der Mosel sprach man früher von "dienender Süße", ich hab den Ausdruck lange nicht mehr gehört und weiß auch nicht, ob ich den hier im richtigen Kontext verwende.) Oft genug verkleistert sie, die Süße aber auch einfach Fehler! Tja, hm . . ., wer entscheidet, was gut oder böse ist?!
Champagner macht es der Menschheit auch sehr schwer! Kann man Champagner eigentlich sinnvoll vergleichen? Sind nicht Champagner-Proben von vornherein Blödsinn? [Wobei Blödsinn durchaus Spaß und Spiel bedeuten kann, Spiel vor allem . . .] Denn vergleicht man nicht immer Äpfel mit Birnen! Jeder Champagner ist ein Individuum – und das mehr als etwa Riesling-GGs. Stammt er von alten oder jungen Reben oder von beiden? Wie lange hat er auf der Feinhefe gelegen und wie lange der Vergleichspartner? Ist er in Holz oder Inox oder gar in der Amphore ausgebaut, etwa in einer aufrecht stehenden oder querliegenden? Reifte er unter Kronkorken oder sous liège, in der Cave, im Weinberg vergraben, in dem er aufwuchs oder auf dem Meeresgrund? Und dann soll es ja noch bis zu sieben verschiedenen Trauben geben, aus denen er bestehen darf – als Cuvée oder reinsortig, Jahrgang oder Reserve, auf Lehm, Kaltmergel oder Kreide gewachsen usw. usw. Da ist dann die Dosage auch eben nur ein kleiner, in seiner Wirkung schwer zu bestimmender Faktor! Sind doch null Gramm Dosage in einem Chardonnay etwas anderes als in einem Pinot Noir, ganz zu schweigen von einem Pinot Blanc. Neulich hatten wir den Letzteren (von Fleury), der war faszinierend harmonisch mit einer eleganten Honignote, man hätte 4g, 5g oder 6g geschätzt, aber er stand nackt da: zéro, nix!
Schwierig, schwierig das alles! Zum Haareraufen oder doch eher ein unendlicher Spaß! Weil: Champagner ist unvergleichlich!
Ole
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Re: Champagner

Beitrag von Michl »

Sehr gut, Ole! So isset...
Viele Grüße

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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

Dégorgiert wurde die folgende Flasche im Juli 2023. Über die Dauer des Hefelagers und den Jahrgang bzw. die Jahrgänge der Trauben habe ich leider nichts im Netz gefunden...

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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

...vermutlich mein bisher schönster Meunier-Schaum:

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AmonA
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Re: Champagner

Beitrag von AmonA »

Der Pinot Meunier Héritage hat mir auch sehr gut gefallen!
Im Februar hatte ich als 100 % Pinot Meunier noch den deutlich teureren Arietis von Alexis probiert. Der kam bei weitem nicht an den Héritage von Heucq heran.
Zum ähnlichen Preis wie den Arietis hatte ich noch einen 100 % Pinot Noir von Marie Courtin " Efflorescence 2017 - brut nature" geschlabbert. Da hatte ich notiert:
Schaum fällt schnell zusammen (lag's am Glas?), intensive PN Frucht, Pflaume, am Gaumen fruchtig, zitronig, etwas Karamell, würzig. Sehr langer Nachgeschmack.
Es gibt schon tolle Champagner unterhalb 70,-- :mrgreen:
Demnächst rollt ein Päckle Sprudler vom Weingut John (Pfalz) an - bin schon sehr gespannt.
Grüße
AmonA (aka Volker)
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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

AmonA hat geschrieben:Demnächst rollt ein Päckle Sprudler vom Weingut John (Pfalz) an - bin schon sehr gespannt.
...wenn's in der Champagne Riesling gäb, würd's vermutlich so oder so ähnlich schmecken... :D
Viele Grüße
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Re: Champagner

Beitrag von EThC »

Dieser Meunier-Schaum verschießt sein Pulver bzw. Kohlendioxid leider viel zu schnell und wird in der Folge dann eher unattraktiv bzw. langweilig:

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Erich

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Dominik Mueller
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Re: Champagner

Beitrag von Dominik Mueller »

Henri Giraud Dame Jane Brut Rosé
Dégorgement im April 2021. 90% Pinot Noir, davon 6% als Rotwein ausgebaut, 10% Chardonnay.
Zartes Lachsrosa, feine Mousse. In der Nase zunächst etwas Orange und Pfirsich, sodann Waldbeeren, zu blaubeerig tendierend, roter aufgeschnittener Apfel. Auch ganz leicht oxidativ und entwickelt mit einem dunkleren, erdigen Unterton. Würzige, getoastete Anmutung, obwohl beim Ausbau auf Eichenholz verzichtet wird. Im Mund trocken bei mittlerem Körper und mittlerer bis hoher Säure. Die Perlage ist kremig. Wieder kleinbeerig und blaubeerig am Gaumen. Dazu dunkle Kirsche. Durchaus mit leichtem Grip und Gerbstoff. Dezent hefig, mürbe und bitter im Abgang mit Noten von Cassis und Kirsche. Dies ist ein eleganter Rosé, trocken, nicht laut und in keinem allzu fruchtigen Stil. Entwickelt dadurch keinen unaufhaltsamen Trinkfluss. Für Liebhaber von Brut-Rosé-Champagnern jedoch ein attraktiver Stil. Mir hat er gefallen. Ob ich ihn für den Preis von rund 90 Euro wieder kaufen würde, das entscheidet wohl die Tagesform. :)
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