Moin zusammen,
als Nordlicht bin ich vor Kurzem wieder zurück in meine Heimat gezogen. Zuvor hatte ich u.a. 11 Jahre in Franksfurts Speckgürtel gewohnt, in dieser Zeit habe ich auch meine Sammlung von etwas über 700 Weinflaschen aufgebaut. Die meisten Weine habe ich bei Besuchen auf den Weingütern gekauft, von Frankfurt ist es ja nicht weit in die deutschen Weinanbaugebiete. Burgund, Bordeaux, Champagne, C9dP, Südtirol, Steiermark, Wachau, Toskana und Porto waren auch schon Einkauf-Stationen. So habe ich auch schon das Weingut von Stefan Paeffgen im Bordeaux besucht vor 2 Jahren, dank Stefan's Beiträgen hier im Forum. Der andere Einkauf-Schwerpunkt sind Käufe ohne vorheriges Probieren in einem bekannten Internet-Weinhandel mit Sitz in Bremen. Das Positive am Umzug aus weintechnischer Sicht war, dass der Keller hier in Schleswig-Holstein etwa 4 - 5 Grad kälter ist als der in FFM. Zum Weintrinker bin ich durch einen Freund geworden, der ein absoluter Freak auf diesem Gebiet ist. Meine Frau ist Nicht-Trinkerin, daher habe ich meinen Weinkeller ganz für mich alleine und trinke idR nur 1 Flasche pro Woche, seit Kurzem präserviert durch Coravin. Nordlichter trinken ja eher Bier und 'n Korn und das im Übermaß, was ich seit Kurzem wieder leidvoll in meiner Umgebung beobachten muss. Besuch wird daher eher mit Bier oder mit günstigen jungen Basisweinen abgespeist, es sind idR sowieso keine Weinkenner unter ihnen.
Der Weinkeller ist eigentlich bunt gemischt: regionaler Schwerpunkt sind Deutschland (60%) und Frankreich (30%), ergänzt durch Italien, Österreich und Portugal. 2/3 ist weiss, 1/3 ist rot. 5/6 sind trocken, 1/6 sind edelsüß. Die Weissen werden dominiert von Riesling und Chardonnay, die Roten von Spätburgunder/Pinot Noir. Blubber ist nicht so mein Fall. Ich bin mit meiner Sammlung eigentlich ganz zufrieden, ich habe beim Kauf wert gelegt auf lange Haltbarkeit, denn bei meinem sparsamen Konsum werden die letzten Flaschen bis zu 20 Jahre lagern. Mit den Jahren habe ich die Grenzen meines Wein-Geschmacks dank meines Weinfreak-Freundes kontinuierlich erweitert. Meine Leidenschaft gilt jedoch dem Burgund, sowohl in weiss als auch in rot.
Inzwischen lagern einige Weine schon ein paar Jahren bei mir, und ich konnte die Entwicklung einiger Weine verfolgen. Die erste Flasche wird ja immer zu jung getrunken, und die beste ist die letzte Flasche. Aufgefallen ist mir dies insbesondere bei den Chardonnays und den weissen Bordeaux, meine Rieslinge sind bisher eher geschmackskonstant. Zum Beispiel war der Bechtheimer Chardonnay 2014 von Dreissigacker letztens herausragend: intensiv cremig-würzig mit seeehr langem Abgang. Meine DdCs entwickeln sich zur Zeit ebenso. Meine Roten sind eigentlich noch zu jung, um etwas zur Entwicklung sagen zu können, trinke derzeit idR eher weiss. 90% meiner Weine sind Jahrgang 2015 oder jünger, nur 2 Flaschen Portwein stammen knapp aus dem vorigen Jahrtausend.
Ich lese in diesem Forum schon seit langem mit ohne mich je angemeldet zu haben, die Diskussion um Wein finde ich spannend. Andererseits könnt ihr von mir keine ellenlangen Texte zu Weinbeschreibungen und Assoziationen erwarten, für mich muss ein Wein in der Hauptsache gut und nach Wein(rebe) schmecken. Würde ich Tabak, Leder oder Aprikose als Geschmack erwarten, würde ich entsprechend an meinen Schuhen lecken oder eine Zigarre rauchen oder mir einen Obstsalat schnippeln

. Ich bin da als Amateur-Trinker und Kaufmann eher simpel gestrickt.
In diesem Sinne freue ich mich auf befruchtende Diskussionen
JP