thdeck hat geschrieben:
(1) Wo bekommt man Weine mit gutem PLV bis ca. 60 Euro?
(2) Obwohl ich sicher schon 100 Keller in Burgund gesehen habe: Eine Weingutsbesichtigung sollte schon sein. Was wäre da zu empfehlen (a) wenn man 2-3 Flaschen kaufen würde, (b) wenn man nichts kaufen will? Die Besichtigung muss natürlich nicht kostenlos sein.
(3) Gibt es Weingüter, die ein Mittagessen anbieten und dazu ihren Wein ausschenken?
Es folgt ein kurzer Bericht über die vor Ort gemachten Erfahrungen.
Zu (1):
Ist vor Ort irrelevant. Die Preise hier in Deutschland ab Händler sind mehr oder weniger gleich. Ein krasser Gegensatz übrigens zu Burgund, dort lohnt sich das Hinfahren durchaus.
Zu (3):
Nein. Oder so elitär, dass man genausogut in Bordeaux selbst in einem Sternerestaurant (es gibt einige davon) essen kann.
Zu (2):
Es scheint 4 Varianten zu geben:
(a) Kostenlos, auch bei Top-Adressen. Dann aber mit Warteliste und wochenlanger Vorausplanung (z.B. La Mission Haut Brion). War bei uns leider nicht gegeben.
(b) Zu vertretbaren Preisen. Das haben wir gemacht: Chasse-Spleen, 12 Euro, ca. eine Stunde. Hat sich aber nur bedingt gelohnt. Man sah nicht viel, und der Erkenntnisgewinn war gering. Aber die Leute sind nett, und ich bereue es nicht. Es gab ja keine andere Möglichkeit, so kurzfristig (am selben Tag organisiert). Ich nahm einen 2017er mit (33 Euro) und bekam dafür die 12 Euro erstattet. Meine Mutter musste dennoch löhnen, und es hätte auch keine weitere Erstattung gegeben, da diese nur "gruppenweise" erfolgt.
(c) Teuer. Cos d'Estournel wollten 70 Euro. Dafür gehe ich lieber gut essen oder kaufe mir einen entsprechenden Wein.
(d) Organisiert über eine spezialisierte Agentur. Damit habe ich mich nicht auseinandergesetzt, aber auf TripAdvisor findet man entsprechende Angebote. Fängt irgendwo bei 100 Euro an, und ich weiß nicht, welche Güter da besucht werden.
Der Urlaub (obwohl eher touristisch angelegt) war dennoch sehr lehrreich. Wir hatten ein Auto und konnten uns daher jede Appellation ansehen: Saint-Émilion, Pomerol, Margaux, Moulis-en-Médoc, Saint-Julien, Pauillac, Saint-Estèphe. Ganz anders als Burgund, aber auch in sich total verschieden. Eigentlich super interessant.
Es wurde jeden Tag Wein getrunken, mittags und abends, ca. 50% weiß und 50% rot. Erkenntnisse aus Sicht eines Burgund-Liebhabers:
Weiß (Graves und Pessac-Léognan): durchaus interessant, kommt aber an Burgund nicht ran.
Rot: Einerseits kochen sie auch nur mit Wasser. Aber ab ca. 50 Euro (Restaurant-Preis) wird es dann doch interessant. Gut gefallen haben mir:
2015 Château Roc de Boisseaux (Saint-Émilion)
2015 Le Jardin de Petit-Village (Pomerol)
Letzterer war wirklich top. Zweitwein von Château Petit-Village. Scheint in Deutschland nur schwer erhältlich zu sein. Egal, ich werde demnächst 6 rote Einzelflaschen bestellen. Querbeet durch die o.g. Appellationen, Limit 80 Euro/Flasche. 2019 Château Petit-Village (Erstwein) passt gerade noch so (79 Euro). Ansonsten denke ich an Beau-Séjour Bécot, Cantenac Brown, Batailley, Branaire Ducru, etc.