Hallo zusammen,
im vergagenen Jahr habe ich zur Abwechslung sechs osteuropäische Pinots(-weit weg) probiert ... und weitere 33 andere osteuropäische Weine aus anderen Rebsorten. In Teilen war das ein ziemlich überraschender Spass.
Die anderen 33 findet ihr hier:
https://wine-zeit.blogspot.com/2024/02/ ... d-you.html
die Pinots findet ihr hier:
Sagmeister Pinot Noir 2018, Kanias – Serbien
Ein Monument eines super würzigen Pinot aus dem Fruska Gora National Park in Serbien. Viel Wacholder, Nelken, Piment, dunkle Kirschen, Pflaumen, schwarzer Pfeffern, sogar Sojassoße und zuckerfreies herbes Shortbread. Das alles mit einem eisernen Faustschlag untermalt. Ein sehr dichter, fast schon schwer und sehr komplexer Pinot mit enorm viel Potential. Ob seiner Schwere dürfte er auch ein wenig herausfordernd sein, wobei Eleganz durchaus ebenfalls vorhanden ist. Er ist eben recht anders!
Jaroslav Springer Terasy Pinot Noir 2017, Morava – Tschechische Republik
Sehr schlanker, kühler und kräutergetriebener Pinot Noir. Sehr klare und makellose Frucht von Himbeeren und roten Johannisbeeren untermalt mit tee-anmutenden würzigen Aromen. Ein recht subtiler Einstiegs-Pinot mit sehr schnell in die Kehle fließendem Qualitäten
The Icon Estate Kronos Pinot Noir 2014, Dealu Mare – Rumänien
Ein ziemlich verwegener Pinot mit gewisser Wankelmütigkeit und sehr feiner Struktur. Von Plätzchenteig bis gesalzener roter Beete, aber auch reife dunkle Waldbeeren bis hin zu würzigem Wacholder. Doch auch Kuhstallambiente und ein etwas zu starkes Liebstöcklvibrato, ohne zu sehr gealtert zu wirken, sollte ich erwähnen. Am meisten Probleme hatte ich mit seiner sehr kruden Erdigkeit und einem leider sehr intensiven Einfluss von Kandiszucker. Eigentlich ziemlich interessant, doch die gefühlten 10 g Restzucker haben mir diese Pinot weit weg Erfahrung verdorben.
Milan Nestarec Podfuck 2018, Morava – Tschechische Republik
Zwar ist Milan Nestarecs berüchtigter Podfuck kein reiner Pinot, aber der 2018 ist zu 80% Pinot Noir und 20% Pinot Gris. Das qualifiziert ihn für mich. Zumindest heute. Enorm helle Farbe mit strenger Trübung und leicht ins Bräunliche gehende Reflexe. In der Nase sehr floral und viele Himbeeren, weisser Pfeffer, Dill und Salatgurke in sehr kühler Stilistik. Am Gaumen verspielt, knackig frisch, Granatapfel, Himbeeren, Tee, Sellerie, weissem Pfeffer, Grukenhaut und sehr feingliedrigen Tanninen. Gar nicht so polarisierend, wie es sich anlesen mag.
Bikicki Sfera Noir Pinot Noir 2018, Fruska Gora – Serbien
Sehr strammes Aroma von Rindfleisch, Orangenschalen, BBQ Soße, Schwarzkirschen und geköchelten roten Johannisbeeren. Leider ganz schön alkoholisch und flüchtig natural-nervös. Etwas sehr stressig und komplett überwürzt. Nicht wirklich meins ...
Winnica Wieliczka Pinot Noir 2020, Małopolska – Polen
Nicht mein erster Pinot aus Polen! Verglichen mit Agnieszka Rousseaus, das ist wirklich der Name der Winzerin, erstaunlichen Rieslingen, hat dieser Pinot so manche Schwierigkeiten. Sehr dunkelkirschig wirkte er. Leider versteckte er seine ins Grüne gehenden unreifen Aromen nicht all zu gut. Die Salzigkeit der Rieslinge konnte der Pinot auch zeigen. Das Traubenmaterial für diesen Pinot sind auch auf einer ehemaligen Salzmine gewachsen. Sonst geizte er nicht mit Rauch, Menthol, Petersilie und Lakritze. Am zweiten Tag zeigte er sich etwas freundlicher und integrativer. Die starken Noten von gewisser Unreife blieben natürlich. Ich werde in geraumer Zeit einen weiteren Pinot von Winnica Wieliczka probieren.
Besten Gruss
Chris
PS: Hat von euch jemand letztens einen Pinot weit weg im Glas gehabt?