Champagner Lagerung...!

olifant
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von olifant »

Guckst du hier ...
https://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=7&t=6096&view=unread#unread
aber war ja bereits deine eigene Frage ;)

Generell würde ich meinen, Versand ab +25°C kann eher zu Problemen führen, vorallem wenn vorab klar isrt, dass eine lange Paketlaufzeit zu erwarten ist.
I.d.R. einfach mit dem Versender eine entsprechende Vereinbarung treffen ... einige Versender / Händler fragen vor dem Versand von sich aus nach oder teilen mit, dass bspw. erst wieder ab Ende August versendet wird oder der Versand bei hohen Temperaturen nur auf ausdrücklichen Wunsch des Verkäufers erfolgt, usw.

Aber wegen nur 2,5 h im Lieferfahrzeug würde ich mir erst mal keine Sorgen machen.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Ole
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von Ole »

Einige der obigen Thesen konnten wieder einmal konkret überprüft werden, denn ein paar ältere Knochen standen auf dem Tisch:
1. Pierre Moncuit: 1996 Cuvée Millesimée. Non dosé. GC
Ins Auge fällt leichter Ocker, Hellgold und eine sehr feine Perlage; in der Nase dann Apfel, ein Hauch von Süße, Trockenfrüchte, Blütiges und – keinerlei Sherrynote, die vielleicht zu erwarten gewesen wäre; am Gaumen mürber Apfel, getrocknete Aprikose, feine Säure, ordentliche Länge, man merkte zwar, daß man es mit keinem jungendlichen Springer zu tun hatte, sondern mit etwas Reifem, aber da war nichts Gebrechliches, eher Gediegenes, Feines, jemand sprach von 'Noblesse' – und da war durchaus auch Frische. Ein bemerkenswerter Champagner!
2. Pierre Moncuit: 1996 Brut. GC
Der war farblich dunkler als der Vorgänger, in der Nase voller, wirkte weniger elegant als Nr. 1, war aber durchaus attraktiv und gut trinkbar, erschien dem Gaumen dunkler, es wurde auch auf Pinot Noir getippt, (war aber wie der erste ein Chardonnay), da war wieder Apfel, dazu ein Hauch von Maggi; er war nicht so differenziert in der Aromatik, wirkte schwerer – und vor allem da war eine leichte, aber deutlich bemerkbare Altersnote. Das widerlegte meine einmal vertretene These, daß die Dosage ja konservierend wirke und dosierte Champagner gegenüber undosierten im Alter wohl besser dastehen würden. Das war hier eindeutig nicht der Fall – bei vermutlich 8g oder mehr Dosage!
3. Fréderic Thomas: '1977 Saint-Saveur. Brut Natute'. PC. Brut Nature. Dégoriert "30. 3. 2021"
Gold im Glas! Frische in der Nase, zarte Frucht, am Gaumen feine Säure, salzig, schöne Länge; insgesamt war der einfacher gestrickt als die beiden Vorgänger, erschien gegen Ende etwas rau – und da war ein Hauch von Sherry, ein leichter Alterston, der aber durch Frische und ätherische Noten in Schach gehalten, gar übertönt wurde. Wären wir nicht auf die Altersfrage fixiert gewesen, so wäre uns die Altersnote evtl. gar nicht aufgefallen. Bemerkenswert: Gut vierzig Jahre hat der auf der Hefe gelegen! Offensichtlich ist das lange Hefelager nicht so entscheidend für den Alterungseffekt wie die Zeit nach dem Dégorgieren. Was zu überprüfen wäre . . .
4. Egly-Ouriet: 'Brut Tradition Grand Cru'. (42 mois en cave, dégor. 01/2009)
Leicht kupferfarben, an Rosé gemahnend; sehr zurückhaltende Perlage; in der Nase rauchig, Liebstöckel, entfernte Frucht; wirkt kraftvoll am Gaumen, hat aber wenig Spannung, am Ende leicht adstringierend, aber so gut wie keine Alterstöne! Vielleicht war’s allerdings Altersmüdigkeit, die spürbar wurde – etwa 12 Jahre nach dem Dégorgement.
5. Egly-Ouriet: 'Brut Grand Cru'. (54 mois en cave, dégor. 01/2019)
Golden; extrem feine und recht lebendige Perlage; in der Nase Rauch, am Gaumen Karamell, Maggi, etwas Trockenfrucht und eine feine Säure und – schöne Frische! Der machte eine gute Figur!
Dann gab’s noch drei 2002er (von Marie-Noelle Ledru, Vilmart und Pierre Moncuit), die bei aller sonstigen Verschiedenheit altersmäßig nicht nur keinerlei Zipperlein aufwiesen, sondern recht stramm dastanden!
Ole
amateur des vins
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von amateur des vins »

Danke für die schönen Notizen, Ole!
(...wenn auch das meiste außerhalb meiner Reichweite liegen dürfte.)
Ole hat geschrieben:Das widerlegte meine einmal vertretene These, daß die Dosage ja konservierend wirke und dosierte Champagner gegenüber undosierten im Alter wohl besser dastehen würden. Das war hier eindeutig nicht der Fall – bei vermutlich 8g oder mehr Dosage!
Es gibt deutlich zuviele unbekannte und nichtkonstante Parameter, als daß dieser einzelne Meßpunkt die ganze Hypothese widerlegen würde.
Ole hat geschrieben:Offensichtlich ist das lange Hefelager nicht so entscheidend für den Alterungseffekt wie die Zeit nach dem Dégorgieren.
Nicht? Da Hefelager reduktiv wirkt, dürfte es neben dem Sauerstoffeintrag schon der wesentliche Faktor sein, oder?
Besten Gruß, Karsten
Kle
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von Kle »

auch von mir herzlichen Dank für die Notizen, Ole, und den schönen Abend mit ausschließlich sensationellen Getränken. Zweifel, die sich bei mir gegenüber Moncuit aufgebaut hatten, sind dabei vergangen. Zwei phantastische Champagner und suchte man einen für ein großes Fest, dann Cuvée Millesimée nehmen, das Fest absagen und ihn genießen.
Zum Saint-Saveur fällt mir noch ein: Es war ein wunderbares und ungewöhnliches Erlebnis, anders als die Moncuits nicht champagnerklassisch. Für mich stark von Himbeere geprägt,und ja, er war etwas einfach, aber so unglaublich pikant wie eine salzig eingelegte Frucht. In der geschmacklichen Tiefe beschränkt und eben dadurch faszinierend, auf beschränktem Raum immer wieder neu anregend.

Gruß, Kle
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Tristram Shandy
Ole
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von Ole »

Kle hat geschrieben:Es gibt deutlich zuviele unbekannte und nichtkonstante Parameter

Ich denke, Karsten hat Recht! Beim Champagner gibt es eine Vielzahl von Stellschrauben, die eine komplexe Rolle spielen, zusammen wirken, sich gegenseitig beeinflussen, verstärken und evtl. auch abschwächen. Da ist die Fixierung auf einen Einzelpunkt problematisch. Und so frage ich mich, wie im konkreten Fall das wenig spektakuläre Abschneiden von Egly-Ouriert mit seinem 'Brut Grand Cru' (Nr. 4!) zu erklären ist. Wir haben es hier mit einem renommierten Weingutzu tun, von dem weit mehr zu erwarten gewesen wäre. Wahrscheinlich stammt der Grundwein für die Cuvée aus dem Jahre 2004, einem recht guten Champagnerjahr. Ich kenne manche Flaschen aus demselben Jahr, die frisch und spannungsvoll daherkommen. Wieso bei diesem Wein nicht? Liegt es an den Reserverweinen? (Welche Rolle mögen die bei der Alterung spielen?) Liegt es an der Zeit nach dem Dégorgement? Nicht extrem lang, siehe die beiden Moncuits! Ist’s ein Einzelflaschenproblem? Woher stammt diese Müdigkeit und Schlaffheit des in Rede stehenden Weins? Fragen über Fragen . . .
Ole
Kle
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von Kle »

Ole hat geschrieben:
Kle hat geschrieben:Es gibt deutlich zuviele unbekannte und nichtkonstante Parameter

Ich denke, Karsten hat Recht! Beim Champagner gibt es eine Vielzahl von Stellschrauben, die eine komplexe Rolle spielen, zusammen wirken, sich gegenseitig beeinflussen, verstärken und evtl. auch abschwächen.

Stimmt, die Aussage von Amateur des Vins lasse ich mir gern in den Mund legen. Ich neige auch dazu, jede Flasche als Einzelschicksal anzusehen, die mit zunehmender Zeit und mit jedem Meter, der sie von einer Gleichartigen trennt, immer mehr zum Individuum wird.
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Tristram Shandy
amateur des vins
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von amateur des vins »

Es gibt ein altes Physiker-Sprichwort:
Einmal ist Zufall, zweimal ist Gesetz.

Ab der zweiten gleichartigen Flasche gelten die Hypothesen also als bewiesen oder widerlegt, je nach Standpunkt. :lol:
Besten Gruß, Karsten
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EThC
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von EThC »

Kle hat geschrieben:Ich neige auch dazu, jede Flasche als Einzelschicksal anzusehen
...ab einem gewissen Alter heißt es ja auch, daß es nur noch gute und schlechte Flaschen gibt... :o
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Ole
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von Ole »

Besser spät als gar nicht! Soeben wird mir aus dem Hause Pierre Moncuit mitgeteilt: Die beiden oben diskutierten 1996er sind 'novembre 2007' degorgiert worden; die Dosage des 'Brut' beträgt 6g.
Ole
HerrDittsche
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Re: Champagner Lagerung...!

Beitrag von HerrDittsche »

Eine Frage die ich mir neulich gestellt habe: Wie lagerfähig sind eigentlich Rose Champagner? Rein von der Logik her würde ich da erstmal keinen Unterschied zum weißen sehen. Was mich allerdings verunsichert ist, dass Rose Champagner oftmals in Weißglas-Flaschen daher kommt. Und die will man für die Lagerung ja eigentlich gerade nicht haben. Sind Rose Champagner also eher für den "frischen Verzehr" gemacht?
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