gestern hat Martin, berlinkitchen, in dankenswerter Weise seine wunderbare Gastfreundschaft erneut bewiesen und Jürgen, Bibbel, hat mit vollen Händen in seinen Weinkeller gegriffen, um sechs anderen Weinfreunden einen grandiosen Abend mit sechs Jahrgängen Sociando Mallet und jeweils einem Herausforderer zu schenken. Wir brachten dann jeder auch noch den ein oder anderen oder sogar einen Wein mehr mit und es wurde ein langer schwelgerischer Abend bei Pastete, Lammfilet und dem besten Gratin, das ich je gegessen habe.

Wir haben blind jahrgangsweise verkostet. Sociando hat sich formidabel geschlagen. Die Flights waren sehr gut zusammengesetzt. Ein wenig Pech gab es natürlich auch. Sociando 1990 hatte - ihr ahnt es - Kork und die ein oder andere Flasche schwächelte. Aber das gehört dazu.
Die älteren Jahrgänge waren nach einhelliger Ansicht die besten. Sociando braucht bekanntlich immer einen Tick länger, weshalb mir bei einem Wein wie dem 2000er Sociando nicht bange ist, auch wenn er mich im Moment nicht anspricht.
Ach ja, und weil es so schön blind passierte, habe ich alle Weine, auch die die ich kannte, komplett falsch herum identifiziert.

1995
Sociando 1995
Duftig und fruchtig. Nicht sehr vielschichtig. Am Gaumen eher leicht. Rotfruchtig und easy drinking. Trinkt sich gut, trinkt sich aber auch schnell weg. Anhand der groben und immer noch nicht aufgelösten Tannine und der immer noch sehr präsenten Frucht deutlich als Vertreter des Jahrgangs 1995 zu erkennen. 88 Punkte
vs.

und später noch - ein besonderer Dank an Martin:

1996 Der stärkste Flight und der stärkste Sociando

vs.

1997 - die Überraschung, wobei das bei mir positive Vorteile bzgl. dieses angeblich misslungenen Jahrgangs bestätigt hat

vs.
Poujeaux 1997
Rote Beeren gepaart mit exotischen Früchten. Warm und rund. Aber am Gaumen eher ruppig, dafür aber saftig und länger als zuletzt. Grossartig 92
Beide Weine zählen 1997 anerkanntermaßen zu den mittlerweile bekannten Geheimtipps, was sie beide eindrücklich bestätigen konnten.
1998

vs.

1999 - war lange Zeit einer meiner Lieblingsjahrgänge, wenn es um leicht verständliche, reife Weine ging. Schwächelte hier. Johnson meint, alle 1999er sollten binnen eines Jahrzehntes getrunken sein. In diesem Fall hat er Recht behalten.
Sociando 1999
eigentlich eine sicher Bank, aber heute leider ganz schlecht. Spitze Säure. Rotfruchtig. Unausgewogen. Wahrscheinlich ein Ausbrecher.
vs.
Poujeaux 1999
Unausgewogen, metallisch. Irgendwie über dem Berg. Sehr schade und keine Wertung. Schmeckte 1 h später in der Rückverkostung dann aber wieder etwas besser
Die Ehre des Jahrgangs sollte dann später aber noch ein Wein retten, nämlich

2000

vs.

dass die großen 2000er in einer Übergangsphase sind, bewies für mich später auch noch

Das war eine wundervolle Probe. Am Schluss gab es dann noch einen Grund mehr Demut ins Glas. Beerenauslese spendierte blind Rollan de By 2003. Was soll ich sagen? Der Wein hat alle positiven Vorurteile bestätigt.

Beste Grüße und nochmals vielen Dank.
wolf