Als dritter im Bunde für die Begleitung von Ente und Reh auserkoren war
Domaine de la Mordorée, Châteauneuf-du-Pape «Cuvée de la Reine des Bois» 2001
Beim letzten Versuch gefiel er mir ziemlich gut; gestört hatte mich der zu prominente Alkohol. Das war heuer anders, und auch die Aromatik präsentierte sich deutlich verändert:
Die Robe mitteldicht bis dicht, im Kern dunkles Granatrot, am Rand schmale lachsfarbene Aufhellung.
Superintensive Nase: Viszeral, leicht oxidiert, dann nach Schwenken Schwarzkirsche, Pflaumen in Armagnac (ohne den Sprit), angedeutet Mokka und Herbstlaub. Wird mit Luft eher fruchtiger, "weniger oxidiert". Ist es doch Mourvèdre? Oder volatile Säure?
[+10'] Am Gaumen dito, aber roter wirkend. Unauffällig frische Säure; noch schön stützende, sehr feine Tannine. Ein Hauch Eau de Vie, nicht unangenehm oder spritig.
[+1d] Die leicht oxidative Note ist heute ausgeprägter, wenngleich nicht i.S.v. unangenehm oder fehlerhaft. Auch wirkt er heute adstringenter – liegt's an mir?
Der Charakter ist ganz anders als vor 2½ Jahren: Der Alkohol sticht nicht mehr hervor, die Aromatik ist weniger schwarzwürzig (Wacholder, Tapenade finde ich nicht mehr). Aber vor allem zeigt die deutlich einsetzende Oxidation, daß hier langsam das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Der Korken war übrigens perfekt, fast porenfrei und gerade ½mm oder so eingefärbt. Die Lagerung war in den ersten Jahren nicht perfekt; die letzten 13 hat er im WK verbracht.
Die 100 PP habe ich übrigens in keiner meiner 3 Flaschen gefunden, auch nicht knapp dran.
Nicht, daß das wichtig wäre, oder ich auch nur punkten würde...
Rhone - Châteauneuf du Pape
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Besten Gruß, Karsten
- Jochen R.
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Bei klirrender Kälte zum Wildschweinbraten ...
Dom. de Cristia - C9dP "Renaissance" 2007:
Braucht gut 45 min Luft um aufzudrehen. In der mittelkräftigen
Nase Gewürze, Leder, Kaffee, Tabak und allmählich auch die
Grenache-typischen Fruchtnoten. Dann auch florale Noten und
kräftig Minze. Komplex!
Für einen C9 am Gaumen erstaunlich „schlank“ und trinkig und
das bei 15 %Vol. - gerade so mittelgewichtig, der Naseneindruck
setzt sich hier fort, würzig, mittellang bis lang mit fruchtigem
Nachhall. Hervorragend! 91-92 P.
Viele Grüße,
Jochen
Dom. de Cristia - C9dP "Renaissance" 2007:
Braucht gut 45 min Luft um aufzudrehen. In der mittelkräftigen
Nase Gewürze, Leder, Kaffee, Tabak und allmählich auch die
Grenache-typischen Fruchtnoten. Dann auch florale Noten und
kräftig Minze. Komplex!
Für einen C9 am Gaumen erstaunlich „schlank“ und trinkig und
das bei 15 %Vol. - gerade so mittelgewichtig, der Naseneindruck
setzt sich hier fort, würzig, mittellang bis lang mit fruchtigem
Nachhall. Hervorragend! 91-92 P.
Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Mal eine Frage an die Chateauneuf-Experten:
Ich habe gestern folgenden Wein geöffnet:
Chateau Fortia Tradition, 2010 (65% Grenache, 20% Syrah, Mourvèdre)
Der Wein war überhaupt nicht mein Fall. Was mich störte, war die nach meinem Empfinden sehr dominante Kuhstallnote im Abgang. Zudem fehlte jegliche Frische (was wohl v.a. am Jahrgang liegt), so dass ich keine Lust hatte, diesen Wein weiter zu trinken (habe dann auch für mich etwas anderes geöffnet). Ich habe von dem Wein später zur Entenbrust noch einen Schluck getestet, da war die Stallnote durch das Essen deutlich abgemildert. Meiner Frau hat der Wein sehr gut geschmeckt, woran man sieht, dass es natürlich sehr subjektiv ist.
- Woher komt diese Stallnote? Ist sie einer bestimmten Traube (Grenache) zuzuordnen?
Vom selben Weingut trinke ich hin und wieder mal den Cuvée du Baron 2012 (45% Grenache, 45% Syrah, Mourvèdre). Der gefällt mir richtig gut, sehr guter Trinkfluss und v.a. nicht die für mich störende Stallnote. Da hier weniger Grenache drin ist, könnte ja angenommen werden, dass der Stall aus den Grenache-Trauben kommt, was aber wahrscheinlich viel zu einfach wäre. Vor allem habe ich schon einige Weine mit deutlich über 50% Grenache getrunken. Da kam es mir nicht so vor, als ob ich inmitten eines Kuhstalls stünde.
Ich habe gestern folgenden Wein geöffnet:
Chateau Fortia Tradition, 2010 (65% Grenache, 20% Syrah, Mourvèdre)
Der Wein war überhaupt nicht mein Fall. Was mich störte, war die nach meinem Empfinden sehr dominante Kuhstallnote im Abgang. Zudem fehlte jegliche Frische (was wohl v.a. am Jahrgang liegt), so dass ich keine Lust hatte, diesen Wein weiter zu trinken (habe dann auch für mich etwas anderes geöffnet). Ich habe von dem Wein später zur Entenbrust noch einen Schluck getestet, da war die Stallnote durch das Essen deutlich abgemildert. Meiner Frau hat der Wein sehr gut geschmeckt, woran man sieht, dass es natürlich sehr subjektiv ist.
- Woher komt diese Stallnote? Ist sie einer bestimmten Traube (Grenache) zuzuordnen?
Vom selben Weingut trinke ich hin und wieder mal den Cuvée du Baron 2012 (45% Grenache, 45% Syrah, Mourvèdre). Der gefällt mir richtig gut, sehr guter Trinkfluss und v.a. nicht die für mich störende Stallnote. Da hier weniger Grenache drin ist, könnte ja angenommen werden, dass der Stall aus den Grenache-Trauben kommt, was aber wahrscheinlich viel zu einfach wäre. Vor allem habe ich schon einige Weine mit deutlich über 50% Grenache getrunken. Da kam es mir nicht so vor, als ob ich inmitten eines Kuhstalls stünde.
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Ich bin nun ganz und gar kein C9dP-Experte, aber zur Kuhstallnote kann ich etwas sagen. Die hat nichts mit Grenache (oder einer anderen bestimmten Rebsorte) zu tun. Auch im Bordelais, wo Grenache überhaupt nicht verwendet wird, kommt diese Note vor und war eine zeitlang für bestimmte Erzeuger (z.B. Gruaud Larose) so etwas wie ein Markenzeichen.LaVo hat geschrieben: - Woher komt diese Stallnote? Ist sie einer bestimmten Traube (Grenache) zuzuordnen?
Ursache sind mikrobiologische Probleme im Keller. Häufig wird Brettanomyces genannt, ein Hefepilz. Die Stallnote, die hiermit in Verbindung gebracht wird, ist aber eher Pferd als Kuh. Schon ein deutlicher Unterschied, aber Städter können sich da schon mal irren
Ob's nun Brett oder eine andere Mikrobe ist: wenn Keller ganz grundlegend saniert werden, verschwindet der Ton meistens. Manche Leute bedauern das sogar, da ein Charakteristikum bestimmter Produzenten verloren geht.
Gruß
Ulli
- Jochen R.
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Ja, der weltklasse 1982er Gruaud Larose mit seiner dezentenUlliB hat geschrieben:... war eine zeitlang für bestimmte Erzeuger (z.B. Gruaud Larose) so etwas wie ein Markenzeichen.
... Manche Leute bedauern das sogar, da ein Charakteristikum bestimmter Produzenten verloren geht.
Gruß
Ulli
Stallnote ist (war - leider schon lange nicht mehr getrunken)
reproduzierbar ein Hammer.
Bei 2016 und 17 habe ich in der Richtung rein gar nichts wahrgenommen.
Etwas Leder vielleicht.
Viele Grüße,
Jochen
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Also für Mourvèdre ist die Stallnote schon typisch. Ob die am Ende bei der geringen Beimischung so dominieren sollte, wäre sicherlich ungewöhnlich.
Gruß
Detlef
Gruß
Detlef
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Eben. Vielleicht doch wie oben von Ulli gut beschrieben/erklärtla-vita hat geschrieben:Also für Mourvèdre ist die Stallnote schon typisch. Ob die am Ende bei der geringen Beimischung so dominieren sollte, wäre sicherlich ungewöhnlich.
Gruß
Detlef
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Vielen Dank für die gute Erklärung, Ulli!UlliB hat geschrieben: Ursache sind mikrobiologische Probleme im Keller. Häufig wird Brettanomyces genannt, ein Hefepilz. Die Stallnote, die hiermit in Verbindung gebracht wird, ist aber eher Pferd als Kuh. Schon ein deutlicher Unterschied, aber Städter können sich da schon mal irren
Jetzt, wo du es schreibst, kann es tatsächlich doch eher das Pferd gewesen sein
Ich habe letztens einen roten Pibarnon 2009 (90% Mourvèdre) getrunken. Da ist mir diese Note nicht besonders aufgefallen. Es war jedenfalls in der Intensität kein Vergleich zu dem C9dP von gestern. Werde bei den nächsten Flaschen (wohl in ein paar Jahren, der Wein war noch immer mMn deutlich zu jung) mal darauf achten. Aber es zeigt, dass es wohl nicht von dem geringen Anteil Mourvèdre kam.la-vita hat geschrieben: Also für Mourvèdre ist die Stallnote schon typisch. Ob die am Ende bei der geringen Beimischung so dominieren sollte, wäre sicherlich ungewöhnlich.
Gruß
Detlef
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Einmal ist Zufall, zweimal ist Gesetz.LaVo hat geschrieben:Aber es zeigt, dass es wohl nicht von dem geringen Anteil Mourvèdre kam.
(Alte Physiker-Weisheit)
Besten Gruß, Karsten
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
2013 Clos St Jean
Die Basiscuvee, Geschenk der Nachbarn. .Portige Nase, Brombeerlikör, schon fast widerlich süß, dahinter dann rumpelige Gerbstoffe,alles steht nebeneinander furchtbar...
Mein erster Gedanke: da steckt bestimmt mal wieder Philippe Cambie dahinter ( stimmt!) und der hat 15,5 % ( stimmt nicht, zumindest auf dem Etikett sind 14,5 angegeben. Bei den letzten Jahrgängen sind es dann auch schon einmal 16%, das mag ich mir schon gar nicht mehr vorstellen und den "deus ex machina"- um Gottes Willen..
Bibbel musste vor ein paar Jahren den 20o3 erdulden, der Empfehlung schließ ich mich an, Glühwein machen!
Die Basiscuvee, Geschenk der Nachbarn. .Portige Nase, Brombeerlikör, schon fast widerlich süß, dahinter dann rumpelige Gerbstoffe,alles steht nebeneinander furchtbar...
Mein erster Gedanke: da steckt bestimmt mal wieder Philippe Cambie dahinter ( stimmt!) und der hat 15,5 % ( stimmt nicht, zumindest auf dem Etikett sind 14,5 angegeben. Bei den letzten Jahrgängen sind es dann auch schon einmal 16%, das mag ich mir schon gar nicht mehr vorstellen und den "deus ex machina"- um Gottes Willen..
Bibbel musste vor ein paar Jahren den 20o3 erdulden, der Empfehlung schließ ich mich an, Glühwein machen!