Hallo Michl,
freut mich, daß mein Tip nicht ganz so nach hinten losgegangen ist, wie es vor einer Woche noch den Anschein hatte.
Den meisten Beobachtungen kann ich mich anschließen: wirklich sehr schöne und recht expressive Nase, die etwas verspricht, das der extrem leise Gaumen leider nicht hält. Man muss schon sehr, sehr angestrengt in den Wein hinein"horchen", um an dann doch ziemlich komplexe Geschmackseindrücke heranzukommen (das meinte ich im Originalpost mit "sa-gen-haft vielschichtig"). Mir persönlich ist der Wein am Gaumen zu dünn - ich bin nicht gewillt, diese Dünnheit als Finesse zu euphemisieren, ich mag meine Weine fülliger -, aber deine Wahrnehmung der Fiebrich-Sachen hat mich getriggert, dir diesen 2012er vorzuschlagen. Daß du mengenmäßig gleich zugeschlägst, war so nicht beabsichtigt
, aber umso besser, wenn dir der Wein gefällt - denn für dich war meine Empfehlung gedacht.
Bewertungsmäßig liege ich bei großzügigen 85 Punkten (mit dem Proviso, daß ich für solch anstrengende Weine in Stimmung sein muss - für sich genommen ist die numerische Bewertung also eher aussageschwach), aber ich könnte mir 88 vorstellen, falls der Stil einem zusagt (eben dir, Michl). Wenn einige Verkoster höher gehen, umso schöner für sie, dann passt auch der Preis deutlich besser. Daß einigen der Wein gar nicht zusagt, ist auch im statistischen Rahmen: Irgendjemand
muss ja die linke Seite der Glockenkurve populieren.
Jeweils eine Flasche vom 2012er und vom 2011er (den ich noch nicht kenne) habe ich noch, aber dann ist's mit diesem Erzeuger auch gut. Am Freitag habe ich es aber wie Napoleon gehalten und Champagner aufgemacht, deswegen war ich bei der Verkostung nicht dabei. Aber so schnell rühren die Preussen dann offenbar doch keinen Beton an.
Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)