Hallo,pessac-léognan hat geschrieben:Ich glaube, das hängt durchaus auch von den persönlichen Vorlieben ab. Es gibt (hier ist ja eher von kleineren bis mittleren Weinen die Rede) auch Gegenbeispiele. Gestern z.B. hatte ich einen Serilhan (Saint- Estèphe CB) 2010. Der hat in den letzten 6 Jahren immer viel Spass gemacht, gestern war er nur noch bitter, kein Genuss, und ich bereue, nicht auch die letzten 2 Flaschen früher getrunken zu haben... Deshalb öffne ich bei Weinen, von denen ich viele Flaschen habe, immer mal wieder eine, um die Entwicklung zu verfolgen.Frankie Wilberforce hat geschrieben:Wenn ich hier im Forum so lese, stell ich immer wieder fest, wie jung auch potentiell sehr große Weine von sehr namhaften Erzeugern, die langlebige Weine erzeugen, getrunken werden. Egal ob nun Bordeaux, Burgund, Piemont, Rioja, Ribera del Duero, etc. Solche Weine entkorke ich heutzutage das erste Mal, wenn sie mindestens 15 oder 16 Jahre alt sind.
Rene Gabriel hat heute erst auf seiner Facebookseite auch einen Kommentar dazu abgegeben.
Also ganz gerade heraus, ich bin da auch voll auf der Linie "persönliche Vorlieben und jeder soll öffnen / trinken wenn er Lust dazu hat, mit der These frühestens ab 15 Jahren gehe ich nicht konform". Statement R.G. hin oder her.
Es gibt auch die von meiner Seite durchaus berechtigt These "ein großer Wein muss in jeder Lebensphase schmecken" (ich glaube sie stammt von einem berühmten Modernisten in Barolo ...). Klar gibt es da in der Praxis viele Beispiele die anderes belegen und außer Frage steht für mich die Erwartungshaltung, dass ein großer Wein sich über viele Jahre hält und positiv entwickelt.
Ich bin leider sehr empfindlich gegen "nicht optimal gereifte" Weine, nur ein Hauch von Oxidationsnoten (Liebstöckl & Co.) sind mir schon zu viel - egal ob Barolo (habe viele gereifte im Alter 15+ Jahre getrunken die ich dann gerne um einige Jahre zurückgedreht hätte, natürlich aber auch fantastische), Toskana oder eben Bordeaux. Aber zurück zum B.-16er Strang.
Beispielsweise hatte im letzte Jahr mehrmals Lafon Rochet 16 (St. Estephe jung - was für ein Frevel

Aber, wie Alles im (Wein-) Leben, eben nur persönliche Vorlieben. Chapeau an Alle die es schaffen nach 10 oder 15 Jahren erstmals die Weine einer jungfräulichen Kiste zu öffnen.
Gruß
Manfred
PS - in dem Zusammenhang, Kapitel "Die Frage der Genussreife" finde ich die rund 25 Jahre zurückliegenden Publikationen (damals noch ausschließlich in Buchform!) des hier im Forum zum Teil noch immer hoch verehrten Kritikers R.P.jr. sehr interessant. Das geht jedenfalls komplett konträr in die Gegenrichtung - also weg vom späten Öffnen und "Kopf zerbrechen über die vollendete Trinkreife" - auch bei großen Bordeaux und Rhone Weinen meint er dass sie "bei ihrer Freigabe getrunken werden können", und der gute Mann hatte ja doch einiges an Erfahrung gesammelt. Was er über die Alterungswürdigkeit zu Burgundern schrieb ist fast unglaublich und noch deutlich krasser.