Clos de Vougeot 1997 (Henri Rebourseau) 13,5%Vol. Auf den ersten Blick ist das ein großzügiges Geschenk: ein grand cru, und mit 16 Jahren wohl schon trinkreif. Bei näherer Beschäftigung trübt sich das Bild dann doch deutlich ein: der Jahrgang ist bestenfalls mittelmäßig; Clos de Vougeot gilt zusammen mit Corton und Echezeaux als der grand cru mit der am wenigsten konstanten Qualität; und am schlimmsten: Rebourseau genießt laut Literatur den zweifelhaften Ruf, einer der größten underperformer der ganzen Côte zu sein. Ich war demzufolge auf alles vorbereitet - bis hin zu einer Leiche im Glas.
Nun, so schlimm war es dann ganz und gar nicht. Immer noch vergleichsweise dunkles, gesundes Granatrot. Ganz am Anfang gab es einen kurzen, wackeligen Moment, in dem Oxidationsspuren und herbstliche Töne auftauchten; der Wein hat sich aber in wenigen Minuten komplett gefangen. In der Nase sofort als Burgunder zu erkennen, nicht übermäßig intensiv, aber durchaus fein; im Gaumen weich und geschmeidig, fast seidig, eher üppig und mit mittlerer Länge. Volle Trinkreife, baut aber über den Abend verfolgt nicht ab.
Was hier fehlt, ist Vielschichtigkeit und Tiefgang; der Wein ist etwas einfach gestrickt und gefällig - so etwas bekommen Top-Erzeuger in besseren Jahren auf dem Villages-Niveau hin. Dennoch, alles andere als schlecht, und ein sehr netter Begleiter an einem Montagabend. Gar nicht so schlecht gewählt, das Geschenk

Gruß
Ulli