Bordeaux 2019

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Jochen R. »

Matthias Hilse hat geschrieben:La Lagune ist nach meiner Beobachtung mindestens seit dem grandiosen Zwillingsjahrgang 2009/2010 der beste Wert, den man in der "bourgeoisen" Appellation Haut Medoc bekommen kann. ...

Dagegen ist Tour Carnet ein "als-ob-Wein", Belgrave viel zu angestrengt ohne die inneliegende Substanz und Cantemerle etwas zu schwachbrüstig. Einzig Camensac kann es in Punkto Gelassenheit ein wenig mit La Lagune aufnehmen.
....
Stimmt :mrgreen: Camensac ist ja die hier im Forum
am wenigsten zitierte (also in Punkto Gelassenheit)
Megagranate :lol:
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Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Matthias Hilse »

Jochen R. hat geschrieben: Stimmt :mrgreen: Camensac ist ja die hier im Forum
am wenigsten zitierte (also in Punkto Gelassenheit)
Megagranate :lol:
Haben Sie denn den Jahrgang 2019 von Chateau de Camensac probiert?

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Jochen R. »

Matthias Hilse hat geschrieben:
Jochen R. hat geschrieben: Stimmt :mrgreen: Camensac ist ja die hier im Forum
am wenigsten zitierte (also in Punkto Gelassenheit)
Megagranate :lol:
Haben Sie denn den Jahrgang 2019 von Chateau de Camensac probiert?

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Natürlich nicht! Wie auch?
Sie sollten mal Ihre Beiträge im Ganzen lesen
(was es bei den vielen Fremdwörtern zugegebener-
maßen erschwert), auf das bezog sich mein Beitrag.
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Ach, Camensac. Den werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen. Denn der hat mir das absolut schlimmste Erlebnis beschert, dass ich jemals mit einem grand cru classé hatte - und das war ausgerechnet mit einem 1982er. Die eindringliche Aromatik eines vor sich hinmodernden alten Hafenbeckens an der Nordsee im Hochsommer und bei Ebbe... absolut grausam. Und der Wein war nicht überlagert, das war noch weit im letzten Jahrhundert, der war ganz einfach grottenschlecht. Camensac hat damals mit schöner Regelmäßigkeit solche "Perlen" in die Flasche gebracht.

Wahrscheinlich ist dort mittlerweile alles dramatisch besser geworden, wie bei vielen anderen Erzeugern im Médoc, die früher mieses Zeug in die Flasche gebracht haben. Aber ich bringe es einfach nicht über mich, es mit Camensac noch mal zu versuchen, dazu sitzt das Trauma viel zu tief :|

Dass Cantemerle, den ich schon häufiger ins Glas bekomme, dazu tendiert, ein wenig "schwachbrüstig" zu sein, stimmt schon. Aber die Aromatik ist schön, und gerade in warmen und "fetten" Jahren wie 2009, und jetzt wohl 2018 und (vielleicht) auch 2019 meine ich, dass der Wein einen Versuch wert ist. Der finanziele Einsatz ist ja überschaubar.

Gruß
Ulli
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Matthias Hilse »

Jochen R. hat geschrieben:
Matthias Hilse hat geschrieben:
Jochen R. hat geschrieben: Stimmt :mrgreen: Camensac ist ja die hier im Forum
am wenigsten zitierte (also in Punkto Gelassenheit)
Megagranate :lol:
Haben Sie denn den Jahrgang 2019 von Chateau de Camensac probiert?

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Natürlich nicht! Wie auch?
Sie sollten mal Ihre Beiträge im Ganzen lesen
(was es bei den vielen Fremdwörtern zugegebener-
maßen erschwert), auf das bezog sich mein Beitrag.
Es tut mir leid, ich verstehe Ihre Anspielung nicht. Was ich aber meine behaupten zu können, ist, dass es sich, wenn man etwas schreibt - es also nicht nur denkt - kaum vermeiden läßt, das Geschriebene eben auch zu lesen.

Wer traumatische Erfahrungen mit dem weiland gruseligen de Camensac gemacht hat, wird nicht unbedingt Lust verspüren, ihn in seiner aktuellen Verfassung auf seine Tauglichkeit hinsichtlich der Klassifikation von 1855 zu überprüfen. Wer in diesen Dingen unbelastet ist, wird bei der Verkostung des Jahrgangs 2019 nicht auf die Idee kommen, es mit einem ehemaligen absoluten Spaßverderber zu tun zu haben. "The Times They Are a-Changin" wie der Nobelpreisträger gesungen hat, als de Camensac noch zum Fürchten war.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
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Winedom
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Winedom »

Chateau Siran hat dieses Jahr ein Jubiläumsflaschen-Design.
Ganz auf schwarz getrimmt. Wie letztes Jahr bei Sociando-Mallet.
Oder der 2000er Mouton.
Das beleuchtete Weinregal freut sich über solcherlei Dinge. :|

VG Rainer
Viele Grüße
Rainer


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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

stollinger hat geschrieben:Hat jemand eine Meinung oder Erfahrung zu Malartic-Lagravier rouge? Die Bewertungen sind ja recht positiv, der Preis mit ~37€ EVP auch moderat. Einen Alkoholgehalt konnte ich leider nicht finden.

An anderer Stelle im Faden wurde ja schon mal erwähnt, dass sich die Stilistik einiger Güter sehr regelmäßig ändert. Der 2019er Malartic-Lagravier ist der erste Jahrgang mit Eric Boissenot als beratendem Önologen, vorher war es Michel Rolland.

Manchmal frage ich mich, wie viel Einfluss die Berater auf den Wein wirklich nehmen, oder ob die Berater eher für die Außendarstellung und als Marketinginstrument genutzt werden.
Ich hatte von Malartic-Lagravière die Jahrgänge 2011, 2012 und 2015 im Glas, alle jeweils als Jungwein. Die Stilistik ist dezidiert modern (was ich nicht negativ meine): dichte, tiefe Frucht, geschmeidig, dezent von Holz untermalt. Wirklich gut, und klar auf dem Weg nach oben.

Wenn man das so sehen möchte, ist das natürlich schon ein typischer Rolland-Wein, was ich aber auch nicht als so negativ empfinde. Man hat den Michel Rolland ziemlich zum Buhmann aufgebauscht, der alles, was ihm in die Finger kommt, "parkerisiert", aber so einfach ist das nicht. Etliche der Betriebe, die er berät, stellen mit die besten und charaktervollsten (!) Weine des Bordelais her.

Wie viel Einfluss die Berater auf den Wein tatsächlich nehmen, ist schwer zu sagen. Aber im Bordelais tauchen bei den renommierten Betrieben mit wenigen Ausnahmen immer nur drei Namen auf: Rolland, Boissenot, Derenencourt. Wenn man die Gesamtzahl der Betriebe sieht, die die drei beraten (da kommen jeweils auch noch welche im entfernteren Ausland dazu), bleibt da pro Betrieb nicht mehr so viel Zeit übrig.

Beispiel Rolland: der berät angeblich deutlich über 100 Betriebe weltweit. Wenn man berücksichtigt, dass er sicherlich zusammengerechnet ein paar Wochen im Jahr auf Flughäfen und in Fliegern verbringt, und ihm auch noch etwas Urlaub zubilligt (der Mann ist mittlerweile 72, da braucht der den vielleicht auch), kann man ja mal ausrechnen, wieviel Zeit ihm für jeden seiner Kunden bleibt. Viel mehr als eine Vorgabe der generellen Richtung ist da sicher nicht möglich; Detailarbeit geht da bestimmt nicht.

Gruß
Ulli
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Jochen R. »

Matthias Hilse hat geschrieben:...
Es tut mir leid, ich verstehe Ihre Anspielung nicht. ...

Wer traumatische Erfahrungen mit dem weiland gruseligen de Camensac gemacht hat, wird nicht unbedingt Lust verspüren, ihn in seiner aktuellen Verfassung auf seine Tauglichkeit hinsichtlich der Klassifikation von 1855 zu überprüfen. Wer in diesen Dingen unbelastet ist, wird bei der Verkostung des Jahrgangs 2019 nicht auf die Idee kommen, es mit einem ehemaligen absoluten Spaßverderber zu tun zu haben. "The Times They Are a-Changin" wie der Nobelpreisträger gesungen hat, als de Camensac noch zum Fürchten war.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Sorry für meine umständliche Formulierung, aber Sie hatten
mich ja dann doch verstanden!

Mich hatte es halt leicht amüsiert, dass Ihrer Meinung nach in
der "bourgeoisen" App. Haut-Medoc La Lagune der einzige ist,
der´s drauf hat und die anderen GCCs weniger bis nichts auf
der Pfanne haben, aber ausgerechnet Camensac der einzige
ist, der mit Lagune mithalten kann.

Aber vielleicht ist ja der 2019er so extrem gut - nach meiner
letzten Begegnung mit dem (guten, aber einfach gestrickten)
2000er (hier finde ich "bourgeois" zutreffend) verspüre ich
tatsächlich keine Lust, das unbedingt überprüfen zu müssen.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von Matthias Hilse »

Jochen R. hat geschrieben:
Mich hatte es halt leicht amüsiert, dass Ihrer Meinung nach in
der "bourgeoisen" App. Haut-Medoc La Lagune der einzige ist,
der´s drauf hat und die anderen GCCs weniger bis nichts auf
der Pfanne haben, aber ausgerechnet Camensac der einzige
ist, der mit Lagune mithalten kann.

Aber vielleicht ist ja der 2019er so extrem gut - nach meiner
letzten Begegnung mit dem (guten, aber einfach gestrickten)
2000er (hier finde ich "bourgeois" zutreffend) verspüre ich
tatsächlich keine Lust, das unbedingt überprüfen zu müssen.

Viele Grüße,
Jochen
La Lagune dreht einsam seine Kreise in seiner eigenen Haut-Medoc-Liga. Er ist so gut, dass er der einzige große Wein der Appellation ist. Die anderen GCC spielen alle eine Klasse niedriger. Sie sind natürlich nicht schlecht (alle irgendwo zwischen 90 und 93 Punkten) und auch ihr Geld absolut in diesem Jahr wert. Der Camensac kann nur im Hinblick auf die Gelassenheit mithalten, sonst reiht er sich ins Glied der anderen nahtlos ein. Von der übermäßigen Extraktion her (meine Betrachtung, das ist aber natürlich Geschmacksache) liegt der Magrez-Wein vorne vor dem Belgrave, der schon sehr modern ist.

Es gab jahre, da haben Cantemerle und Belgrave die Hälfte von La Lagune gekostet. Dann reden wir ja mit ganz anderen Argumenten. In diesem Jahr ist der (auch in absoluten €) Abstand zwischen einem Bilderbuch Haut-Medoc, der überdies noch ein Biowein ist, und der Klasse darunter so klein, dass ich mich wundern würde, wenn man hier keine besondere Opportunität erkennen mag.

Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
duhart09
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von duhart09 »

Die Argumentation mit dem Preisunterschied kann ich nachvollziehen. Von La Lagune habe ich im letzten Jahrzehnt den 95er dreimal verkostet und fand ihn jedesmal Medoc-klassisch und sehr, sehr schön! Deswegen hatte ich dann auch 2005 und 2009 subskribiert. Ersteren leider nur ein der Verschlussphase erwischt (von der ich seinerzeit nicht wußte, dass diese in diesem Jahrgang selbst bei einfacheren Linksufrigen so lange dauern würde) und 2009 zweimal zur Arrivage mit großem Genuss getrunken. Ich bin noch etwas am Überlegen, tendiere aber dazu, meine sowieso schon zu groß gewordene Einkaufsliste für La Lagune noch einmal zu verlängern!

Gruß
Uli
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