Wenn wir schon bei Margaux sind, ich trink grad Giscours 2012, hat mir immer ganz gut gefallen.
Mir wird hier gar wenig über Giscours und Malescot 19 diskutiert. Preislich (46 bzw. 41€) doch in einem überaus interessanten Rahmen. Malescot ist für mich ein unbeschriebenes Blatt, aber Giscours ist doch eine Art Batailley des Südens: Nicht ganz top, aber verlässlich mit Typizität und gutem P/L. Für mich in 19 gerade mit <14°Alk. sehr interessant, wobei Ferrier für Margaux-Trinker offensichtlich mittlerweile eine (etwas elegantere) Alternative darstellen könnte.
Gruß, Toska
Bordeaux 2019
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Re: Bordeaux 2019
Durfort Vivens wie auch Ferriere haben die Strategie gewählt, vor dem Release keine Muster herauszugeben. Beide Weingüter scheinen mir dafür - gemessen an den Marktpreisen für die Jahrgänge 2009, 2010, 2015, 2016 und 2018 (hier besonders bei Durfort Vivens, wo es nur 7.000 Fl. gab) - extrem günstig zu sein.
Durfort Vivens ist aktuell der einzige Deuxieme Cru, der biodynamisch arbeitet (auch Demeter, wie Ferriere). Offensichtlich verändert das seine Stilistik, wie man das aus Pauillac von Pontet Canet her kennt. Wer also mit dem Protopauillac seine Probleme ob der Abschweifungen beim Thema "Klassik" hat, sollte die Finger davon lassen. Wem jedoch Pontet Canet zusagt, könnte hier einen Margaux finden, den es sonst aktuell so nicht gibt.
Ähnlich wie bei dem Pauillac-Duo Batailley und Lynch Moussas, die beide im gleichen Familienbesitz sind, scheint mir bei den Perrodo's eine Differenzierung in der Stilistik stattzufinden. Während der Marquis d'Alesme vorzüglich fein und elegant daherkommt, ist der Labegorce eher das Muskelpaket.
Lynch Moussas kommt in diesem Jahr auch wesentlich breitbeiniger als bisher daher (man nehme nur die ostentativ fette Flasche) als der filigrane Batailley.
In dem Maße, in dem bei den sehr stark zurückgehenden Preisen die Differenzierung über den Kaufpreis schwieriger wird, dürfte man versucht sein, der Kannibalisierung im eigenen Stall durch stilistische Positionierung zu entgehen.
Es könnte natürlich auch alles ein wenig damit zusammenhängen, dass die Subskription 2019 im wesentlichen ein europäisches Ereignis ist. Was früher in verschiedene Märkte diffundiert ist, gelangt jetzt in die gleichen Regale. Nach dem Verkosten von letztendlich überraschend vielen Mustern stellt sich mir die Frage, ob das ein Einzelergebnis sein wird, oder ob wir gerade am Anfang einer stilistischen Aufspreizung sind.
Es wird immer wieder erwähnt, dass die Weine heute wesentlich ähnlicher zueinander sind als in den 80er und 90er Jahren. Vielleicht erleben wir gerade die Renaissance der Unverwechselbarkeit. Ich halte das zumindest für eine lohnenswerte These.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Durfort Vivens ist aktuell der einzige Deuxieme Cru, der biodynamisch arbeitet (auch Demeter, wie Ferriere). Offensichtlich verändert das seine Stilistik, wie man das aus Pauillac von Pontet Canet her kennt. Wer also mit dem Protopauillac seine Probleme ob der Abschweifungen beim Thema "Klassik" hat, sollte die Finger davon lassen. Wem jedoch Pontet Canet zusagt, könnte hier einen Margaux finden, den es sonst aktuell so nicht gibt.
Ähnlich wie bei dem Pauillac-Duo Batailley und Lynch Moussas, die beide im gleichen Familienbesitz sind, scheint mir bei den Perrodo's eine Differenzierung in der Stilistik stattzufinden. Während der Marquis d'Alesme vorzüglich fein und elegant daherkommt, ist der Labegorce eher das Muskelpaket.
Lynch Moussas kommt in diesem Jahr auch wesentlich breitbeiniger als bisher daher (man nehme nur die ostentativ fette Flasche) als der filigrane Batailley.
In dem Maße, in dem bei den sehr stark zurückgehenden Preisen die Differenzierung über den Kaufpreis schwieriger wird, dürfte man versucht sein, der Kannibalisierung im eigenen Stall durch stilistische Positionierung zu entgehen.
Es könnte natürlich auch alles ein wenig damit zusammenhängen, dass die Subskription 2019 im wesentlichen ein europäisches Ereignis ist. Was früher in verschiedene Märkte diffundiert ist, gelangt jetzt in die gleichen Regale. Nach dem Verkosten von letztendlich überraschend vielen Mustern stellt sich mir die Frage, ob das ein Einzelergebnis sein wird, oder ob wir gerade am Anfang einer stilistischen Aufspreizung sind.
Es wird immer wieder erwähnt, dass die Weine heute wesentlich ähnlicher zueinander sind als in den 80er und 90er Jahren. Vielleicht erleben wir gerade die Renaissance der Unverwechselbarkeit. Ich halte das zumindest für eine lohnenswerte These.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2019
Hallo Toska,toska hat geschrieben:Wenn wir schon bei Margaux sind, ich trink grad Giscours 2012, hat mir immer ganz gut gefallen.
Mir wird hier gar wenig über Giscours und Malescot 19 diskutiert. Preislich (46 bzw. 41€) doch in einem überaus interessanten Rahmen. Malescot ist für mich ein unbeschriebenes Blatt, aber Giscours ist doch eine Art Batailley des Südens: Nicht ganz top, aber verlässlich mit Typizität und gutem P/L. Für mich in 19 gerade mit <14°Alk. sehr interessant, wobei Ferrier für Margaux-Trinker offensichtlich mittlerweile eine (etwas elegantere) Alternative darstellen könnte.
Gruß, Toska
in der Tat sind beide Weine preislich interessant. Malescot wird als sowas wie ein Geheimtipp gehandelt und das nicht erst, seit Neal Martin 95-97 P. rausgehauen hat. Er schreibt:
The 2019 Malescot St. Exupéry is richer and more flamboyant on the nose compared to its Margaux peers with ravishing red berry fruit, vanilla, iodine and touches of cassis, becoming increasingly floral with aeration. The palate has a cashmere texture on the entry matched by well judged acidity. Wonderful cohesion here, harmonious and focused with veins of black pepper and allspice towards the finish that feels reassuringly long. Deee-licious!
Ich habe trotzdem nicht gekauft, irgendwie finde ich den Stil für einen Margaux zu burschikos.
Grüße
Hartmut
Re: Bordeaux 2019
Ich hatte den 12 er irgendwann in der Demi, "burschikos" würde ich unterschreiben, aber ich dachte den hatte ich einfach zu jung oder sonst in einer ungünstigen Phase..."burschikos" interpretier ich auch im Sinne ungeschliffen, ins Rustikale tendierend...dachte dies sei ein Phänomen der Jugend und wird sich legen...harti hat geschrieben:
Ich habe trotzdem nicht gekauft, irgendwie finde ich den Stil für einen Margaux zu burschikos.
Gruß, Toska
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Re: Bordeaux 2019
Das Programm für morgen:
Margaux
Clinet
Ducru Beaucaillou
Neipperg
Brane Cantenac
Siran
u.v.a.
Zwei wirklich interessante Weine sind dabei, und damit meine ich nicht Margaux. Denn die Mengen werden so verknappt sein, dass sich jeder freuen kann, der letztes Jahr gekauft hat.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Margaux
Clinet
Ducru Beaucaillou
Neipperg
Brane Cantenac
Siran
u.v.a.
Zwei wirklich interessante Weine sind dabei, und damit meine ich nicht Margaux. Denn die Mengen werden so verknappt sein, dass sich jeder freuen kann, der letztes Jahr gekauft hat.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2019
Den Vergleich finde ich doch etwas gewagt. Abgesehen von der prinzipiellen Arbeitsweise (biodynamisch, und mit teilweisem Ausbau in Amphoren) gibt es zwischen Pontet Canet und Durfort Vivens doch ganz fundamentale Unterschiede, die sich klar im Geschmacksprofil ausdrücken. Auf Pontet Canet zielt man auf sehr hohe Traubenreife ab, hart an der Grenze zur Überreife, was das Aromenprofil gewissermaßen nach Süden verschiebt und manchmal sogar zarte Anklänge von Port aufkommen lässt. Bei Durfort Vivens lotet man hinsichtlich der Reife das andere Ende des Möglichen aus, was dann eher "nördlich" wirkt und manchmal an die mittlere Loire erinnert. Ehrlich gesagt kann ich da nur sehr, sehr wenige Gemeinsamkeiten erkennen.Matthias Hilse hat geschrieben: Durfort Vivens ist aktuell der einzige Deuxieme Cru, der biodynamisch arbeitet (auch Demeter, wie Ferriere). Offensichtlich verändert das seine Stilistik, wie man das aus Pauillac von Pontet Canet her kennt. Wer also mit dem Protopauillac seine Probleme ob der Abschweifungen beim Thema "Klassik" hat, sollte die Finger davon lassen. Wem jedoch Pontet Canet zusagt, könnte hier einen Margaux finden, den es sonst aktuell so nicht gibt.
Was man nun gerade in Margaux klassisch findet, ist schwer zu bestimmen: die Bandbreite der dort realisierten Stilistiken irgendwo zwischen Ferrière und Lascombes ist gerade in dieser AOC besonders groß.
Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux 2019
Ich sehe eine deutliche Veränderung in der Durfort-Stilistik zwischen dem noch sehr klassischen und vollkommen dem, was Sie schreiben, Entsprechenden 2010er über den schon deutlich expressiveren 2015er hin zum 2018er neuen Stils. So wie sich derzeit das Aromenprofil von Palmer (2017 und 2018) deutlich verschiebt, nehme ich es eben auch bei Durfort Vivens wahr. Wenn es einem Margaux gelingt, das Beste von Kirwan, Ferriere und Brane Cantenac auf der einen und Giscours, Lascombes, Prieure Lichine u.a. auf der anderen Seite zu kultivieren, wäre das etwas, was es so nur in Ansätzen beim Alter Ego gibt.UlliB hat geschrieben:Den Vergleich finde ich doch etwas gewagt. Abgesehen von der prinzipiellen Arbeitsweise (biodynamisch, und mit teilweisem Ausbau in Amphoren) gibt es zwischen Pontet Canet und Durfort Vivens doch ganz fundamentale Unterschiede, die sich klar im Geschmacksprofil ausdrücken. Auf Pontet Canet zielt man auf sehr hohe Traubenreife ab, hart an der Grenze zur Überreife, was das Aromenprofil gewissermaßen nach Süden verschiebt und manchmal sogar zarte Anklänge von Port aufkommen lässt. Bei Durfort Vivens lotet man hinsichtlich der Reife das andere Ende des Möglichen aus, was dann eher "nördlich" wirkt und manchmal an die mittlere Loire erinnert. Ehrlich gesagt kann ich da nur sehr, sehr wenige Gemeinsamkeiten erkennen.
Was man nun gerade in Margaux klassisch findet, ist schwer zu bestimmen: die Bandbreite der dort realisierten Stilistiken irgendwo zwischen Ferrière und Lascombes ist gerade in dieser AOC besonders groß.
Gruß
Ulli
Ich mag mich täuschen, weil ich etwas wahrnehme, was ich gerne wahrnehmen würde. Spätestens bei der Arrivage des Jahrgangs 2019 wird man hier schlauer sein.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2019
Chateau La Lagune ist dieses Jahr mit einem sehr günstigen Preis auf dem Markt.
Da muß man viele Jahre zurückgehen um den Preis wiederzufinden.
Die Bewertungen passen soweit auch.
Sowie die Stilistiken allgemein in Bewegung sind, dienen alte Referenzen weniger.
Gruß Rainer
Da muß man viele Jahre zurückgehen um den Preis wiederzufinden.
Die Bewertungen passen soweit auch.
Sowie die Stilistiken allgemein in Bewegung sind, dienen alte Referenzen weniger.
Gruß Rainer
Viele Grüße
Rainer
"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
Rainer
"Nein, Alkohol trinke ich nicht. Ich trinke hier einen Schoppen Winzerwein!"
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Re: Bordeaux 2019
Der sehr hoch bewertete Clinet ist draußen @ € 52,- ex nego.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2019
Das geht aber früh los heute...Matthias Hilse hat geschrieben:Der sehr hoch bewertete Clinet ist draußen @ € 52,- ex nego.
Minus 19% zum 2018er, etwa 72 € EVP. Ja, gut bewertet, aber der war zumindest in der Vergangenheit nicht mein Fall. Einer von den ganz Üppigen

Gruß
Ulli