Also, mit etwas Abstand und der zweiten Verkostung gestern Abend dann auch meine Notizen zu einer sehr schönen, familiären Online Weinprobe. Bis dahin hatte ich zwar häufig teilgenommen, aber nicht mitgemacht.
Disclaimer: Ich bin in Sachen Weinbeschreibung noch
in der Ausbildung
1. 2018 Trarbacher Hühnerberg Riesling Kabinett trocken
Dezente Nase, noch sehr verschlossen. Fruchtbetonte Aromen mit leichten Kräutertönen.
Im Geschmack dezente Säure, sehr zurückhaltend. Nach einem Tag kommt die Säure frischer und knackiger daher.
Im Abgang druckvoll.
Der Wein braucht Luft aber vor allem noch Zeit.
2. 2010 Trarbacher Hühnerberg Riesling Kabinett trocken
Der Wein kommt mit einer schönen gereiften beerigen (Johannisbeere) Nase daher. Dezente Reifetöne, die aber nicht auf das tatsächliche Alter schließen lassen. Nach einem Tag entwicklen sich Kräutertöne (Dill).
Im Geschack vollmundig mit einer dominanten Säure und schönen Botrytisnoten, was bei einem Kabi eher ungewöhnlich ist. Die Säure ist am nächsten Tag ausgeglichener, aber immer noch kräftig.
Der Abgang ist lang aber säurebetont und eher auf der spitzen Zunge als hinten.
Auch wenn der Wein schon 10 Jahre alt ist sollte er noch ein paar Jährchen bekommen. Martin Müllen erzählte im Livestream, dass der Wein auch erst überhaupt seit einem Jahr "trinkbar" ist.
3. 2016 Trarbacher Hühnerberg Riesling Spätlese trocken
Der Wein macht sofort den Eindruck sehr viel Luft zu benötigen und zeigt sich zunächst sehr verschlossen. Dann kommt in der Nase eine klare Kräuterdominanz. Nach einigen Minuten entwickelt sich eine ganz leichte, nicht unangenehme Petrolnote.
Im Geschmack sehr vollmundig, verliert dies aber an Tag 2 etwas.
Langer Abgang mit einem leichten Bitterton, der am 2 Tag deutlich zurückgegangen, aber nicht ganz verschwunden ist.
Am 2. Tag ist das Bouquet deutlich offener (z.B. Pampelmuse) und frischer und er gefällt insgesamt deutlich besser.
4. 2015 Trarbacher Hühnerberg Riesling Spätlese trocken
Der Wein begrüßt mit einer tollen, fruchtbetonten, frischen Nase. Mit etwas Luft zeigen sich erste Sekundäraromen, die ich aber nicht genau benennen mag.
Die kläre Säure ist sehr gut eingebunden und mit etwas Luft entwickelt er einen schönen Schmelz.
Der Abgang ist nahtlos, lang und langlebig.
Bereits in wenigen Minuten entwickelt sich der Wein sehr gut und diese verbessernde Entwicklung setzt sich am 2. Tag fort.
Der Wein zeigt klares Potential für eine schöne Entwicklung über die nächsten Jahre. Mein klarer Favorit der Probe.
5. 2018 Trarbacher Hühnerberg Riesling Spätlese* trocken
Deutliche, intensive begeisternde Nase mit klarer Betonung auf gelbfruchtigen Tönen und süßen Blütenoten.
Ein begeisterndes Spiel und eine tolle Struktur. Honigaromen. Kein leichter Wein sondern ein komplexer "Winterwein".
Der Abgang ist deutlich lang, vollmundig und seidig.
Am 2. Tag verbessert sich der gute Eindruck nochmals und der Abgang bekommt zusätzlich einen Durck und ist gefühlt endlos.
Dieser Wein begeistert, hinterlässt lediglich das klare Gefühl, ihn viel zu früh geöffnet zu haben. Die nächste Flasche (zum Glück noch zum Vorzugspreis erstanden) geht frühestens 2022 auf.
Junior und Senior haben munter "gestritten", dass der Wein eigentlich 2 Sterne hätte haben müssen. Ich kann das nicht beurteilen, sehe aber auch kaum Luft nach oben
6. 2018 Trarbacher Hühnerberg Riesling Spätlese
Klare süße Frucht, zunächst aber noch verschlossen und zurückhaltend. Die Nase wird mit Zeit offener, am 2. Tag deutlich besser.
Der Geschmack ist vollmundig mit einer aber zu geringen Säure und somit zu wenig Druck und Spiel zu der sehr deutlichen Süße.
Im Abgang lang, aber auch hier fehlt die Säure.
Ein sicherlich toller Wein, dem die für mich aber leider entscheidende Zutat zu sehr fehlt um die Begeisterung anderer zu teilen.
Im Livestream gab es die interessante Info, dass 2018 für starke Säure im edelsüßen Bereich schwierig gewesen sei. Ein Blick in mein VinoCell verrät dass wir tatsächlich trotz vieler Winzerbesuche nur eine einzige 2018er edelsüße Auslese gekauft haben (Pfeffingen Scheurebe). Der im Livestream genannte Ausblick auf 2019 zu dem Thema lässt aber schon gleich das Portemonaie bei mir aufgehen
So, noch ist von allen Weinen etwas da. Der 2018er Kabinett hat sich zum gestrigen Penne All Amatriciana allerdings als erwartbar zu säurebetont erwiesen. Heute wird u.a. grüner Spargel gegrillt und es werden immer 2 Weingläser auf dem Tisch stehen - die Probe geht weiter
Vielen Dank auch für die anderen Eindrücke, das macht Spaß hier auch nur mitzulesen.