Deutschland 2019

Berichte, Erfahrungen, Prophezeiungen
Rieke Riesling
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von Rieke Riesling »

TOM hat geschrieben:Wenn ich das richtig sehe, gibt es das Thema noch nicht und so habe ich wohl die Ehre, "Deutschland 2019" diesmal zu eröffnen. Und um was kann es in dieser Jahreszeit gehen? Frostschäden!

Ich habe eher zufällig heute davon gehört und mal ein bisschen recherchiert: Das erinnert an 2017 und die Hiobsbotschaften.

Aber am Ende wurde es dann doch ein sehr gutes Jahr :-)
Ich komme mal zurück zu 2019. Wir hatten in dieser Nacht Frost bis -4°. Mittels Frostschutzkerzen haben wir versucht das schlimmste abzuwenden, mal sehen in 1..2 Tagen wissen wir mehr.

MfG Matthias
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Frostschutz 2019 1.jpg
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Moselglück
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von Moselglück »

:cry:
Bild ...Medizin für Feinschmecker! :D
Rieke Riesling
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von Rieke Riesling »

Rieke Riesling hat geschrieben: Ich komme mal zurück zu 2019. Wir hatten in dieser Nacht Frost bis -4°. Mittels Frostschutzkerzen haben wir versucht das schlimmste abzuwenden, mal sehen in 1..2 Tagen wissen wir mehr.

MfG Matthias
Jetzt kann man die Frostschäden erkennen. Wir sind aber alles in allem glimpflich davon gekommen. Nur da wo die Frostschutzkerzen zuweit entfernt waren, sind einige Triebe erfroren. Das ist aber insgesamt nicht der Rede wert.

Insgesamt ist mein Fazit zu den Frostschutzkerzen, sie helfen ganz gut, der Aufwand ist von der Zeit (Aufstellen, Anzünden, Kontrolle während des Abbrandes sowie abräumen) vertretbar. Nur halt die Kosten von ca 3.000 Euro/ha, sind nicht überall erwirtschaftbar. Zumal man die Kerzen vorhalten muss, diese müssen also schon weit vor dem Ereignis geordert werden. Wenn Frostgefahr ist bekommt man sie fast nicht mehr oder wenn doch, nur sehr überteuert.
Rieke Riesling
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von Rieke Riesling »

Uns macht die Trockenheit und Hitze immer mehr zu schaffen. 2018 war es schon sehr trocken, allerdings sind in 2019 auch die Wasserreserven in den tieferen Bodenschichten fast aufgebraucht. Man kann dies bei unserem Weißburgunder auf dem Weinberg in Quedlinburg erkennen. Die Reben sind relativ dürr ausgetrieben und haben keine richtige Laubwand bilden können. Die Geiztriebe die zur Bildung von ausreichend Blattmasse gebraucht werden kommen fast gar nicht. Den Laubschniitt kann ich mir sparen. Das Ergebnis ist eine sehr luftige Laubwand, wo die Trauben relativ frei hängen.
WB QLB 2.JPG
Dadurch sind die Beeren der Sonne ausgeliefert (was normalerweise gern gesehen wird, da die Beern so besser abhärten). Allerdings haben die hohen Temperaturen ende Juli mit der Sonneneinstrahlung nun zu massiven Sonnenbrandschäden geführt. Die Beeren, teilweise ganze Trauben trocknen ein und fallen (hoffentlich noch) ab. In Quedlinburg schätze ich etwa 35% Sonnbrand.
Sicherlich ist dies eine art natürliche Ertragsregulierung, nur leider sind so manche Stöcke sehr stark betroffen, andere wieder gar nicht, wo dann noch ausgedünnt werden muss.
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stollinger
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von stollinger »

Ich finde in dem Zusammenhang den Dürremonitor, der auf der Seite des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) veröffentlicht wird (https://www.ufz.de/index.php?de=37937), interessant. Tiefrot ist außergewöhnliche Dürre; gelb ungewöhnlich trocken.

2019
https://files.ufz.de/~drought/SM_Lall_aktuell.pdf

im gleichen Zeitraum 2018 sah es so aus:
https://www.ufz.de/export/data/2/211113 ... -07-31.png

Wenn ich das richtig überblicke, ist es, außer in Teile von Baden, in allen deutschen Weinbaugebieten noch mal deutlich trockener als letztes Jahr. 2015 gab es auch im Süden Deutschlands schon eine außergewöhnliche Dürre in viele Teilen. In 14, 16 und 17 gab es im Sommer in nur sehr lokal Dürren oder Trockenheit.

Grüße, Josef
TOM
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von TOM »

Zunächst mal Matthias und Josef vielen Dank für die Einblicke.
Ich frage mich, wie das andere Regionen machen. Teile Spaniens und Italiens bspw. müssten doch dieses Problem bereits viel länger haben. Wird dort künstlich bewässert oder kommen Tempranillo, Sangiovese, Merlot und Co einfach mit weniger Wasser aus?
Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut. (Eduard Mörike)
Rieke Riesling
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von Rieke Riesling »

Nun es ist zur Zeit schon eine außergewöhnliche Dürre bei uns. Oft ist es in den Südlicheren Ländern so, dass hier im Winter die Bodenwasservorräte wieder aufgefüllt werden. Dann ist die Erziehungsform dort anders. Hier versuchen wir bisher eine hohe Laubwand zu bekommen, die möglichst jeden Sonnenstrahl einfängt. Das ist natürlich für den Wasserhaushalt nicht so gut. In südlicheren Ländern wir eher vesucht die Triebe kürzer zu lassen und auch den Boden zu beschatten um möglichst Wassersparend zu arbeiten. Und klar Töpfchenbewöässerung ist auch ein Therma. Wir haben auf unserem jüngstem Weinberg dies von vornherein mit eingeplant und gebaut. Da stehen die Reben natürlich Top und auch der Sonnenbrand ist nicht höher als sonst. (100% verhindern kann man das nicht bei entsprechender Witterung.)
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UlliB
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von UlliB »

TOM hat geschrieben: Ich frage mich, wie das andere Regionen machen. Teile Spaniens und Italiens bspw. müssten doch dieses Problem bereits viel länger haben. Wird dort künstlich bewässert oder kommen Tempranillo, Sangiovese, Merlot und Co einfach mit weniger Wasser aus?
Zu Italien und Spanien kann ich nicht viel sagen, aber zu Österreich:

In der Wachau ist mittlerweile eigentlich alles bewässert; mit Ausnahme von ein paar wenigen Altanlagen, die man an einer Hand abzählen kann, erreicht dort die bewässerte Fläche mittlerweile fast 100%. In den angrenzenden Teilen von Niederösterreich (Kremstal, Kamptal) ist es noch nicht ganz so weit, aber die bewässerte Fläche wächst dort auch kontinuierlich. Großflächig bewässerte Rebanlagen habe ich auch in der Steiermark gesehen (gefühlt > 75% der Gesamtfläche).

In Deutschland wird man darum auch nicht herumkommen, der bewässerte Anteil nimmt ja schon jetzt sichtbar zu, und mit weiteren Dürresommern wird der Druck zunehmen. In vielen Weinbaugebieten fehlt in den letzten vier Jahren im Prinzip ein kompletter Jahresniederschlag.

Die Bewässerung wirft allerdings ein zusätzliches Problem auf, zumal die Notwendigkeit hierfür ja nicht nur den Weinbau trifft, sondern andere landwirtschaftliche Kulturen gleichermaßen: woher das Wasser nehmen? Hier droht absehbar ein Konflikt mit der Trinkwasserversorgung. Auch hierfür gibt es Lösungen, die z.B. in Kalifornien schon praktiziert werden, z.B. die Verwendung von Grauwasser in der Landwirtschaft, oder das Zurückhalten und Speichern von Oberflächenwasser. Es regnet ja schon noch mal, nur häufig zu unpassenden Zeiten, und dann gelegentlich so heftig und in solchen Mengen, dass die Böden das Wasser gar nicht aufnehmen können.

All das wird viel Geld kosten, aber Alternativen gibt es eigentlich keine.

Gruß
Ulli
Ollie
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von Ollie »

Auch absehbar ist das aufkommende Problem mit der Zeilenbegruenung, die in direkter Wasserkonkurrenz zu den Reben steht, aber noetig ist, um bei zunehmenden Starkregenereignissen am Hang den Oberboden zu halten; sie muss also mitbewaessert werden, was den Wasserverbrauch nochmal steigert. Durch die erhoehte Verdunstungsrate steigt dann aber die Luftfeuchtigkeit ueber dem Boden, was Pilzbefall usw. verstaerkt, weshalb mehr in die Prophylaxe gesteckt werden muss.

Cheers,
Ollie
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.

"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard, copropriétaire de Château Smith Haut Lafitte)
stollinger
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Re: Deutschland 2019

Beitrag von stollinger »

Das Thema Bewässerung und Speicherbecken wird jedenfalls von Verbänden schon in den Medien lanciert:

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/wi ... n-100.html

Man wünscht sich Fördermittel...

Ich hoffe, dass die Winzer auch durch natürliche Maßnahmen und nicht nur durch Bewässerung ihren Teil beitragen. Z.B. so, wie es Matthias beschrieben hat. Als Konsumenten könne wir wahrscheinlich auch mithelfen, indem wir neuen Weintypen und Rebsorten aufgeschlossen gegenüber stehen.

Grüße, Josef
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