weingeist hat geschrieben:Erich hat die Sache differenzierter gesehen, unterstellt aber auch zart unterschwellig einigen Winzern, dass sie den Umgang mit der Assemblage nicht beherrschen. Daher auch mein Hinweis, selbst einmal dabei zu sein, wenn solche Entscheidungen, die dann das Endergebnis (für uns Endkunden) bringen, getroffen werden. Wenn schlussendlich aus 10, 15 verschiedenen Cuvéetierungen (manchmal nach langen Diskussionen) die richtige herausgefiltert wird, wenn noch die Schnittverhältnisse verändert werden, usw.
Wie gesagt, für mich zählt letztlich das Ergebnis, ich hätte natürlich auch schreiben können, daß mancher Winzer das Assemblieren nicht "in meinem Sinne" beherrscht, aber das geht mir dann auch wieder ein bißchen in die falsche Richtung. Auch wenn die Vorlieben, wie ein Wein letztlich 'rüberkommen soll, sehr unterschiedlich sind, denke ich, daß man das in gewisser Weise auch generell bewerten kann. Was Christoph ja schon angeführt hat, ist, daß viele Cuvées letztlich eine geschmacklich belanglose Melange aus allen möglichen Aromen sind. Wir haben das bei unseren Blindverkostungen schon allzu oft erlebt, daß man solchen Weinen überhaupt kein Körnchen Charakter, Herkunft etc. entlocken kann, da bleibt dann nur so ein "irgendwas"-Gefühl übrig. Wenn das vom Winzer so gewollt ist, weil er damit eine entsprechende Klientel bedient, dann hat er seinen Job durchaus auch richtig gemacht, ich kann dann halt nix damit anfangen. Und ob das dann wirklich eine Cuvée von hoher Qualität sein kann? Ich würde sogar soweit gehen, daß viele dieser Cuvées eher für weniger weinaffine Leute bzw. nicht für Nerds wie uns gemacht sind, weil die Sachen einfach viel weniger anecken, das sind aus meiner Sicht eher die "Crowdpleaser". Z.B. in der Champagne ist die Assemblage ja eine ganz große Kunst, da ist aber der Ansatz der großen Häuser auch der, ständig Schäumer mit sich nie änderndem Geschmack zu produzieren, unabhängig von allen jahrgangsbedingten Schwankungen. Ob das jetzt ein lohnenswertes Ziel ist, muß jeder für sich selbst entscheiden, für mich ist es das nicht, deshalb kann ich die Kunst, die offensichtlich dahinter steckt, aus einer manchmal dreistelligen Zahl an Weinen ein immer gleichbleibendes Ergebnis zu kreieren, nicht wirklich schätzen.
Für mich ist eine Cuvée dann gelungen, wenn das Ergebnis dennoch einen Herkunftscharakter hat oder wenn die unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen Rebsorten dennoch erkennbar sind oder der Wein sonstige Alleinstellungsmerkmale aufweist. Wenn das gegeben ist, dann ist auch eine Cuvée (egal ob assembliert oder auch im gemischten Satz gewachsen und gemeinsam vinifiziert) für mich gelungen. Das funktioniert in der Regel (für mich!) in Gegenden, wo sowas deutlich mehr Tradition hat (wie z.B. in Frankreich oder Portugal) erheblich besser als in D oder A, wo der Fokus schon immer mehr auf die Reinsortigkeit ausgerichtet war und ist (das spiegelt sich letztlich auch in der ganzen Weingesetzgebung wieder, Ausnahme: Wiener Gemischter Satz). Und in Österreich -so mein bis jetzt ertrunkener Eindruck- können das -wieder für mich (und vielleicht noch für Christoph)- vornehmlich solche Querdenker wie Claus Preisinger, bei denen die Mehrzahl der Weine regelmäßig durch die Qw-Prüfung fallen bzw. gar nicht mehr angestellt werden, also als "Landwein Weinland" über die Theke gehen...