Das Etikett ist die Nagelprobe für jeden, ob er wirklich von Äußerlichkeiten abstrahieren kann:
Château Rauzan-Ségla 2009Direkt aus dem Weinkühlschrank, ist er natürlich noch etwas verhalten, obwohl sich schon gutes abzeichnet: Dunkel, tief; man erkennt die Reife des Jahrgangs, ohne daß er breit wirkte. Aber doch noch sehr zurückhaltend.
Am Gaumen sehr feine mundauskleidende Tannine, und davon eine Menge. Nicht barock, nicht spröde, mit deutlicher Tendenz ins Schwarze: Bitterschokolade, Oliventapenade, Lakritz - da hat wohl einer eine ganze Menge Toasting gesehen, kann es aber sehr gut mit der Substanz auffangen. Langsam kommt auch dunkle/schwarze Frucht durch, Cassis etc..
Die weiteren Notizen sind aus dem Gedächtnis:
Nach 6h im Dekanter präsentiert er sich umwerfend: Die schwarze Grundaromatik ist geblieben, aber die Bitternoten unterstützen jetzt aus dem Hintergrund. Er ist noch viel komplexer, und auch rote Frucht kommt jetzt hinzu (so Richtung Preißelbeer- oder Cranberry-Jam vielleicht?). Kraftvoll, aber seidig, keineswegs so üppig, wie es viele 2009er sind. Sehr harmonisch und doch spannend. Hier paßt einfach alles!
Großer Wein! Und ein heißer Kandidat für den WOTJ. Ich habe ja nicht so die große Bordeaux-Erfahrung, aber genau so stelle ich mir einen typischen Margaux vor. Bin schwer begeistert!