ledexter hat geschrieben:innauen hat geschrieben:
[...] Aber wenn man sieht, wie die Jahrgänge 2009/2010 bepreist sind und wenn man auf Pontet Canet der Meinung ist, im Jahr 2016 qualitativ ganz oben mitzuspielen, dann ist der Preis für den Verbraucher heftig. Eine Überraschung ist er angesichts von über 200 Euro für die vorgenannten Jahrgänge aber nicht.
Wobei man sagen muss, dass die 200 Eur wohl eher so zustande kamen, weil Parker 2009 und 2010 Pontet Canet je 100 Punkte gegeben hat. In diesem Jahrgang fehlt der extreme Preistreiber in Form von Parker. Durch den Punkte Wahn konnte Robert Parker damals auch richtig schön jegliche Preis-/ Wertanalyse verzerren, weil für 100 Punkte weit überdurchschnittliche Preise gezahlt wurden und diese Weine Trophäenstatus einnahmen.
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Warum hat denn Parker die Preise mit seinen Punkten getrieben? Weil es einen Konsens darüber gab, das er ein herausragender Verkoster war. Natürlich hat er in einigen Fällen daneben gelegen. Und selbstverständlich gab es irgendwann auch eine selbsterfüllende Prophezeiung. Genauso wie das Parker Bashing (überholte marmeladige Weine) einseitig war, weil er eben auch duftige filigrane Weine adelte.
Das ganze 100 Punkte Spiel konnte nur funktionieren, weil er tatsächlich wdie absolute Qualität der Spitzenweine eines Jahrgangs recht treffsicher bestimmen konnte. Weil er sich getraut hat einem Pontet Canet 2010 diese Punktzahl zu geben, obwohl das Weingut kein riesige Prestige aufweisen konnte. Klar werden nicht alle ihm in diesem Urteil folgen. Dass die Weine aber in sich stimmig und groß sind, hat sich als Erkenntnis durchgesetzt.
Wenn heute der WA oder vinous einem vergleichbaren Nobody die Höchstpunktzahl gäbe. Was soll´s? Warum all die Kreuzchentabellen im Jahrgang 2016 wie beim juristischen Staatsexamen? Der Kandidat hat 95,37 Punkte aus dem Durchschnitt von zehn Verkostern etc. Doch deshalb weil keinem Verkoster mehr allein zugetraut wird, die Jahrgangsbesten zu bestimmen.
Die Trophähen, von denen Du sprichst, werden die Weingüter selbst. Montrose, Haut Bailly, Comtesse etc. kosten jetzt alle deutlich über 100 Euro. Und das ist - so hart das klingt - auch eine Demokratisierung. Denn diese Weine befinden sich mittlerweile auf einem Qualitätsniveau, wo man keinen Premier Cru mehr braucht, weil man nichts mehr verpasst. Die Preisaufschläge von Mouton, Haut Brion und Lafite waren denn auch die geringsten. Diese Weine können sich vom Verfolgerfeld nicht mehr absetzen.
Grüße,
Wolf