Sehr gute Ausweichmöglichkeiten in Pauillac mit voraussichtlich guter Wertentwicklung sind dieses Jahr auf jeden Fall diese zwei Weine aus verschiedenen Preisklassen:
Zum einen das eher als hässliches Entlein verschriene Grand-Puy-Ducasse mit überdurschnittlichen 92Pts in 2016. Das Gut hatte in 05/10/15 eine Wertsteigerung von durschnittlich +42%, bei einem ex nego Preis von günstigen 26€ in 2015.
Zum anderen Duhart Milon mit sehr guten 93,5 Pts in 2016. Hier hatte man in 05/10/15 ebenfalls eine Wertsteigerung von durschnittlich +42%, bei einem ex nego Preis von 48€ in 2015.
Bordeaux 2016
Re: Bordeaux 2016
Wenn hier immer wieder über die Preisentwicklung einzelner Chateau gesprochen wird:
Bordoverview.com ist da sehr hilfreich. Einfach das gewünschte Chateau anklicken und man erhält eine Übersicht über die Preise
beginnend mit 2004. 2016 ist, soweit schon bekannt, ebenfalls schon aufgelistet.
Grüße
dylan
Bordoverview.com ist da sehr hilfreich. Einfach das gewünschte Chateau anklicken und man erhält eine Übersicht über die Preise
beginnend mit 2004. 2016 ist, soweit schon bekannt, ebenfalls schon aufgelistet.
Grüße
dylan
Re: Bordeaux 2016
Die Frage der Wertentwicklung ist nur für denjenigen interessant, der die Weine irgendwann wieder verkaufen möchte (es sei denn, man geilt sich daran auf, dass der eigene Kellerbestand immer wertvoller wird).ledexter hat geschrieben:Sehr gute Ausweichmöglichkeiten in Pauillac mit voraussichtlich guter Wertentwicklung sind dieses Jahr auf jeden Fall diese zwei Weine aus verschiedenen Preisklassen:
Zum einen das eher als hässliches Entlein verschriene Grand-Puy-Ducasse mit überdurschnittlichen 92Pts in 2016. Das Gut hatte in 05/10/15 eine Wertsteigerung von durschnittlich +42%, bei einem ex nego Preis von günstigen 26€ in 2015.
Zum anderen Duhart Milon mit sehr guten 93,5 Pts in 2016. Hier hatte man in 05/10/15 ebenfalls eine Wertsteigerung von durschnittlich +42%, bei einem ex nego Preis von 48€ in 2015.
Eine wesentliche Voraussetzung, um die Weine verkaufen zu können, ist: die müssen fungibel sein, und das bezweifele ich für solche "Schätzchen" wie Grand-Puy-Ducasse ernsthaft. Solche Weine kann man als Privatmann, wenn überhaupt, nur mit erheblichem Abschlag gegenüber dem Marktpreis (was immer das ist, relevant sind hier nur Auktionsergebnisse, aber nicht Händlerpreise) wieder loswerden.
Bei Duhart mag das anders aussehen, richtig gut laufen wird der aber auch nur, wenn der Lafite-Hype irgendwann zurückkehrt.
Wer mit Bordeaux spekulieren möchte, tut gut daran, ordentlich Geld in die Hand zu nehmen und voll und ganz auf die blue chips zu setzen. In einer Welt, in der mit beinahe naturgesetzlicher Regelmäßigkeit die Reichen immer reicher (und auch mehr) werden, kann man langfristig damit nicht viel falsch machen.
"Langfristig" heißt aber eben auch langfristig. 2010 ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass sich ultrateure Jahrgänge preislich nicht sehr schnell entwickeln. Und ich befürchte nach wie vor, dass 2016 ultrateuer wird.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2016
In der Tat, und 2010 hat sich bei den überteuerten 1er GCC preislich nicht nach oben sondern nach unten entwickelt.UlliB hat geschrieben: 2010 ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass sich ultrateure Jahrgänge preislich nicht sehr schnell entwickeln. Und ich befürchte nach wie vor, dass 2016 ultrateuer wird.
Gruß
Ulli
Aktuell sind bei ebay der Margaux im Sofortkauf (oder Preisvorschlag!) zu 820, der Mouton zu 810 Euro zu haben.
Diese Preise liegen bezogen auf die Preisangaben bei bordeauoverview um einen Hunterter unter den seinerzeigen Subs-Preisen.
Ich selbst habe vor einigen Jahren noch den Lafite zu 550 Euro und den HB zu 450 Euro ersteigern können.
Wer also die Big 5 aus 2010 subskribiert hat dürfte sich noch heute in den Hintern beissen. Ähnliches kann
auch mit den 2016ern passieren, wenn man wieder so unbescheiden wie in 2010 werden sollte.
Grüße
dylan
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Re: Bordeaux 2016
Guten Morgen zusammen,
2016 ist in verschiedener Hinsicht ein Glücksfall, aber wie das mit dem Glück so sein kann: man muss ein Auge dafür haben - es kann einen auch achtlos passieren.
2016 ist zuallererst deshalb ein Glücksfall, weil es eine solche Kulmination aus Reinheit, Frische, Eleganz, Feinheit und Balance so noch nicht gegeben hat - zumindest nicht in dem Vergangenheitsfester, durch das zu schauen mir zusteht.
Mit 2016 ist auf einen Schlag die Emanzipation von der Fruchtexegesendominanz amerikanischer Provenienz gelungen, und es ist schon mehr als eine Randnotiz wert, wenn der Verkoster, der in der Vergangenheit meist am knauserigsten mit Punkten umgegangen war (freilich nicht ganz so objektblind wie die Dame mit den schönen Fingernägeln, der man einmal zuflüstern sollte, dass Latour 2000 durchaus mit elend viel Genuss getrunken werdenkann
), den Jahrgang (nach meiner Einschätzung) am Besten trifft: Quarin.
Auch wenn alle irgendwie auf Neal Martin gewartet haben, scheint die Zeit des sinnvollen Wartens auf einen Einzelnen vorbei zu sein, denn der letzte, auf den zu Warten es sich lohnte, ist Rene Gabriel gewesen. Seine Bewertungen im letzten Jahr haben Nachfrageströme, zumindest im deutschen Sprachraum, maßgeblich beeinflusst, während Neal Martin dies überhaupt nicht (oder etwas abgemildert: kaum) vermochte. Natürlich werden wir auch in Zukunft warten müssen, aber es ist egal auf wen, es geht nur darum, dass der Konsens, nach dem sich nun, bis zur Ausprägung des nächsten Orakels, die Nachfrage richten wird, erst dann Gestalt annehmen kann, wenn es keinen mehr gibt, auf den man warten muss. Abgesehen von den Diadochenkämpfen, die doch nur den Riss im Fundament das Parkerimperiums aufzeigen, muss man sich nun als interessierter Bordeauxfan mit neuen Kritikernamen auseinandersetzen, von denen teils aber völlig unklar ist, ob ihre Einwürfe jenseits der Erheiterung für den Moment Relevanz in der Sache haben.
Man kann hier viel lesen über Parallelen verschiedenster Art zu 2010 - ich halte das eher für eine Desorientierung, die, was die Subskription an sich betrifft, zu falschen Schlüssen führt. Man kann eine Parallele zwischen 2010 und 2016 sehen, indem man die Paare 2009 und 2010 zu 2015 und 2016 in Beziehung setzt. Der frischestrotzende 2016er tanzt aber mit dem Tanninmonument 2010 wie Fred Astaire mit....vielleicht Rainer Calmund.
2010 spielte sich in dem Moment ab, in dem die Dollarzeichen der erwartbaren Chinahype den bordelaiser Chateauxeignern den Blick verstellten für die Märkte, die als Legendenträger das haben, was nach Jahren geduldiger Entwicklung zu einer Sammler- und Trinkkultur wird: eine breite, reelle, bordeauxaffine Privatkundschaft.
Die Zeiten, in denen die europäischen Märkte mit Mengen geflutet wurden (weil die Adjustierung der Allokationen mit unterschiedlicher Fortüne betrieben wird), die entweder, wie in 2009, in andere Weltgegenden weitergeleitet wurden, oder, wie in 2010, dazu führten, dass die Preise oft bestenfalls stagnierten, sind wohl b.a.W. vorbei.
Die relevanten Weingüter geben nur noch solche Mengen in den Markt, dass es weniger eine Frage des besten Preises sein wird, als vielmehr, überhaupt an manche Weine zu kommen.
Weil hier einige Seiten über Chateau Batailley diskutiert wurde: der 2016er ist ein großer Pauillac, gleichwertig mit GPL, der aber etwa 50% teurer sein wird, und mithin (für mich), auch der Wein aus dieser großartien Appellation, der nicht nur beim Trinken ob seiner überragenden Eleganz sehr viel Freude machen wird (ja, mehr als 2009 und 2010), sondern auch in Ansehung des guten Gefühls für diejenigen, die ihn sich einlagern werden. Denn Batailley ist eine der wenigen verbliebenen Exklusivitäten in Bordeaux, und die Eigentümer haben durchaus ein Auge darauf, mit wem sie zusammenarbeiten. Dies bedeutet, dass (immer nach meiner Einschätzung) der deutsche Markt z.B. gesättigter mit GPL ist als mit Batailley - GPL gibt es bei verdammt vielen Negociants zu kaufen.
Generell wird der desaströse Frost 2017 die zu erwartenden Mengen reduzieren und die Preise meist auf das Niveau von 2010 (oder eben, wenn sich seitdem im jeweiligen Weingut viel getan hat - s. Batailley, sogar noch darüber) führen.
Anders als in 2015 sieht es aber für 2016 so aus, als ob die Nachfrage wieder eine Breite erreicht, die zuletzt für 2009 zu beobachten war.
Nicht zuletzt: 2016 ist in seiner floralen Anmut der Glücksfall der durchdringenden Andersartigkeit.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
2016 ist in verschiedener Hinsicht ein Glücksfall, aber wie das mit dem Glück so sein kann: man muss ein Auge dafür haben - es kann einen auch achtlos passieren.
2016 ist zuallererst deshalb ein Glücksfall, weil es eine solche Kulmination aus Reinheit, Frische, Eleganz, Feinheit und Balance so noch nicht gegeben hat - zumindest nicht in dem Vergangenheitsfester, durch das zu schauen mir zusteht.
Mit 2016 ist auf einen Schlag die Emanzipation von der Fruchtexegesendominanz amerikanischer Provenienz gelungen, und es ist schon mehr als eine Randnotiz wert, wenn der Verkoster, der in der Vergangenheit meist am knauserigsten mit Punkten umgegangen war (freilich nicht ganz so objektblind wie die Dame mit den schönen Fingernägeln, der man einmal zuflüstern sollte, dass Latour 2000 durchaus mit elend viel Genuss getrunken werdenkann

Auch wenn alle irgendwie auf Neal Martin gewartet haben, scheint die Zeit des sinnvollen Wartens auf einen Einzelnen vorbei zu sein, denn der letzte, auf den zu Warten es sich lohnte, ist Rene Gabriel gewesen. Seine Bewertungen im letzten Jahr haben Nachfrageströme, zumindest im deutschen Sprachraum, maßgeblich beeinflusst, während Neal Martin dies überhaupt nicht (oder etwas abgemildert: kaum) vermochte. Natürlich werden wir auch in Zukunft warten müssen, aber es ist egal auf wen, es geht nur darum, dass der Konsens, nach dem sich nun, bis zur Ausprägung des nächsten Orakels, die Nachfrage richten wird, erst dann Gestalt annehmen kann, wenn es keinen mehr gibt, auf den man warten muss. Abgesehen von den Diadochenkämpfen, die doch nur den Riss im Fundament das Parkerimperiums aufzeigen, muss man sich nun als interessierter Bordeauxfan mit neuen Kritikernamen auseinandersetzen, von denen teils aber völlig unklar ist, ob ihre Einwürfe jenseits der Erheiterung für den Moment Relevanz in der Sache haben.
Man kann hier viel lesen über Parallelen verschiedenster Art zu 2010 - ich halte das eher für eine Desorientierung, die, was die Subskription an sich betrifft, zu falschen Schlüssen führt. Man kann eine Parallele zwischen 2010 und 2016 sehen, indem man die Paare 2009 und 2010 zu 2015 und 2016 in Beziehung setzt. Der frischestrotzende 2016er tanzt aber mit dem Tanninmonument 2010 wie Fred Astaire mit....vielleicht Rainer Calmund.
2010 spielte sich in dem Moment ab, in dem die Dollarzeichen der erwartbaren Chinahype den bordelaiser Chateauxeignern den Blick verstellten für die Märkte, die als Legendenträger das haben, was nach Jahren geduldiger Entwicklung zu einer Sammler- und Trinkkultur wird: eine breite, reelle, bordeauxaffine Privatkundschaft.
Die Zeiten, in denen die europäischen Märkte mit Mengen geflutet wurden (weil die Adjustierung der Allokationen mit unterschiedlicher Fortüne betrieben wird), die entweder, wie in 2009, in andere Weltgegenden weitergeleitet wurden, oder, wie in 2010, dazu führten, dass die Preise oft bestenfalls stagnierten, sind wohl b.a.W. vorbei.
Die relevanten Weingüter geben nur noch solche Mengen in den Markt, dass es weniger eine Frage des besten Preises sein wird, als vielmehr, überhaupt an manche Weine zu kommen.
Weil hier einige Seiten über Chateau Batailley diskutiert wurde: der 2016er ist ein großer Pauillac, gleichwertig mit GPL, der aber etwa 50% teurer sein wird, und mithin (für mich), auch der Wein aus dieser großartien Appellation, der nicht nur beim Trinken ob seiner überragenden Eleganz sehr viel Freude machen wird (ja, mehr als 2009 und 2010), sondern auch in Ansehung des guten Gefühls für diejenigen, die ihn sich einlagern werden. Denn Batailley ist eine der wenigen verbliebenen Exklusivitäten in Bordeaux, und die Eigentümer haben durchaus ein Auge darauf, mit wem sie zusammenarbeiten. Dies bedeutet, dass (immer nach meiner Einschätzung) der deutsche Markt z.B. gesättigter mit GPL ist als mit Batailley - GPL gibt es bei verdammt vielen Negociants zu kaufen.
Generell wird der desaströse Frost 2017 die zu erwartenden Mengen reduzieren und die Preise meist auf das Niveau von 2010 (oder eben, wenn sich seitdem im jeweiligen Weingut viel getan hat - s. Batailley, sogar noch darüber) führen.
Anders als in 2015 sieht es aber für 2016 so aus, als ob die Nachfrage wieder eine Breite erreicht, die zuletzt für 2009 zu beobachten war.
Nicht zuletzt: 2016 ist in seiner floralen Anmut der Glücksfall der durchdringenden Andersartigkeit.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2016
@ ledexter
Danke für den Grand Puy Ducasse, der ist bis jetzt komplett an mir vorbei gegangen. Gute Bewertung, einzig Lobenberg (91p)und Boxberger bezeichnen ihn als überextrahiert.
@ M. Hilse
Super Einblick, danke! Dass es ihnen der Batailley angetan hat, hab ich an ihren Bewertungen ablesen können. Interessant...gleiches Niveau wie GPL ist natürlich eine Ansage.
Ich denke, dass hier manche ins Grübeln kommen. Ich kenne ja nur den 09er, und wenn 16 wirklich nochmal einen draufsetzt, dann ist 1. der aktuelle Preis wohl angemessen und wenn man ihrem GPL-Vergleich eine Prognose für die Zukunft ableiten darf, dann gibt's viell. eine Wertsteigerung noch dazu.
Gruß, T.
Danke für den Grand Puy Ducasse, der ist bis jetzt komplett an mir vorbei gegangen. Gute Bewertung, einzig Lobenberg (91p)und Boxberger bezeichnen ihn als überextrahiert.
@ M. Hilse
Super Einblick, danke! Dass es ihnen der Batailley angetan hat, hab ich an ihren Bewertungen ablesen können. Interessant...gleiches Niveau wie GPL ist natürlich eine Ansage.
Ich denke, dass hier manche ins Grübeln kommen. Ich kenne ja nur den 09er, und wenn 16 wirklich nochmal einen draufsetzt, dann ist 1. der aktuelle Preis wohl angemessen und wenn man ihrem GPL-Vergleich eine Prognose für die Zukunft ableiten darf, dann gibt's viell. eine Wertsteigerung noch dazu.
Gruß, T.
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Re: Bordeaux 2016
Hallo Herr Hilse,Matthias Hilse hat geschrieben: Weil hier einige Seiten über Chateau Batailley diskutiert wurde: der 2016er ist ein großer Pauillac, gleichwertig mit GPL, der aber etwa 50% teurer sein wird
haben Sie für Ihre Annahme schon Insiderwissen ?
Ein EVP von > € 90 für GPL 16 scheint mir doch etwas hoch gegriffen,
VG Georg
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Re: Bordeaux 2016
Sorry, wer rechnen kann, ist klar im Vorteil, würde ja "nur" bei € 75 landenRotundweiss hat geschrieben:Hallo Herr Hilse,Matthias Hilse hat geschrieben: Weil hier einige Seiten über Chateau Batailley diskutiert wurde: der 2016er ist ein großer Pauillac, gleichwertig mit GPL, der aber etwa 50% teurer sein wird
haben Sie für Ihre Annahme schon Insiderwissen ?
Ein EVP von > € 90 für GPL 16 scheint mir doch etwas hoch gegriffen,
VG Georg

- sorgenbrecher
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Re: Bordeaux 2016
Lieber Herr Hilse,
um Ihre Ausführungen im Gesamtkontext einordnen zu können, habe ich nochmals Ihre damaligen Gedanken zum Jahrgang 2010 gelesen:
Nun stellt sich natürlich wie immer die Frage bezüglich der Preiswürdigkeit für dieses Niveau. Hier verstehe ich Sie so, dass Sie davon ausgehen, dass es ein deutlich verknapptes Angebot geben wird und dieses zudem auf eine hohe Nachfrage trifft.
Hier muss ich gestehen, dass ich skeptisch bin was das enge Angebot betrifft, Ihnen jedoch bzgl. der weltweiten Nachfrage durchaus zustimme. Das Lied von den knappen Mengen höre ich nun schon deutlich zu häufig (und würde es wohl selbst singen wenn ich Gründe für die Sinnhaftigkeit der Subskription zu hohen Preisen aufgrund meines wirtschaftlichen Geschäftsmodells finden müsste) um noch daran zu glauben.
Die stilistischen Unterschiede haben meines Erachtens nicht das geringste mit den zu erwartenden Preismechanismen in den folgenden Jahren zu tun, hier hilft ein Vergleich mit den Hochpreis-Jahrgängen 2009 und 2010 durchaus, und fast alle Top-Weine sind heute unter oder auf Sub-Preisniveau breit verfügbar obgleich die angenommene Qualität weitestgehend bestätigt wurde.
Für mich persönlich resultiert das in der Überzeugung, dass eine Subskription nur dann Sinn macht, wenn die Preise der für mich interessanten Weine (LLC, Comtesse, LMHB, HB, Rauzan-Segla, VCC) unterhalb der aktuellen Marktpreise der 2010er liegen. Ist das nicht der Fall, warte ich lieber auf die Preisentwicklung nach der Arrivage....und bin der festen Überzeugung, dass es dann auch noch nach 2019 eine breites Angebot auf einem Preisniveau gibt, dass maximal auf Subskriptionspreis, sehr wahrscheinlich aber auch drunter liegen wird.
um Ihre Ausführungen im Gesamtkontext einordnen zu können, habe ich nochmals Ihre damaligen Gedanken zum Jahrgang 2010 gelesen:
Nun muss ich gestehen, dass mir eine möglichst kurze und prägnante Zusammenfassung schwer fällt. Ich nehme jedoch zunächst qualitativ und stilistisch mit, dass 2016 aus Ihrer Sicht ein exzellenter Jahrgang ist, in welchem der Fokus auf Frische, Eleganz, Reinheit und Feinheit liegt und der -wenn auch nicht stilistisch, da außergewöhnlich im Vergleich zu den vorangegangenen "Jahrhunderjahren"- qualitativ auf dem Niveau von 2009 und 2010 liegt.Matthias Hilse hat geschrieben:Guten Abend zusammen,
die Hermeneutik eines Jahrgangs erschließt sich nicht vom Hörensagen (auch Terminatoren gelangen da an ihre Grenzen), sondern aus dem theoretischen Studium klimatischer Bedingungen und der praktischen In-Gaumen-Nahme der Testate.
Wie nicht anders zu erwarten bei einem Jahrgang, bei dem das, was ephemer ist und am wenigsten lang vorhält, die Primärfrucht, relativ weniger dominant ausgeprägt ist als in qualitativ ähnlichen Jahrgängen wie 2009 und 2005, bleibt der Jahrgang 2010 bisher weitgehend gefangen in einer Diskussion um sein Preisgefüge, wo es zunächst, um überhaupt eine Basis für Preisdiskussionen zu haben, um seine Verortung in den Koordinaten von Stil und Qulität gehen müsste.
Ich erlaube mir daher einen Versuch der Einordnung.
Bordeaux 2010 – der polarisierende Jahrgang der Dialektik der Perfektion
Auch wenn es dem Wortsinn nicht widerspräche, kontinuierlich Jahrhundertjahrgänge auszurufen, würde ein dauerhaft exzessives Qualitätsniveau vermuten lassen, dass etwas mit der Kalibrierung nicht stimmt. Schon früh ist die dem bereits während der Ernte als Jahrhundertereignis gefeierten Jahrgang 2009 nachgefolgte Ernte 2010 in den Ruf geraten, als möglicher Zwilling auch nicht von schlechten Eltern zu sein.
In der Nachfolgezeit einer weltweiten Banken- und Finanzturbulenz ist aber das Wort Credibilität selbst in eine Vertrauenskrise geraten, dergestalt, dass superlative Duplizität ihrem Wesen nach in Frage gestellt wird.
Wenn überdies einem kolossal attributsreichen Jahrgang, bei dem es neben viel Frucht auch viel Tannin, Extrakt und Säure zu interpretieren gilt, eine „Vorernte“ mit der unerträglichen Leichtigkeit seduktiver Frucht gegenübersteht, ist die Apologetik vorgezeichnet.
Fast möchte ich von einer babylonischen Verkostungsverwirrung sprechen, die den Bordeaux-Jahrgang 2010, der an Reinheit und Klarheit alles aus der Ahnengalerie mythischer Jahrgänge überstrahlen wird, in den Nebel der Distinktionslosigkeit zieht
Um es deutlich zu formulieren: am Bild, dass 2009 der primus inter pares der großen Jahrgänge des letzten Jahrzehnts ist und überdies äonische Qualitäten besitzt, hat sich nichts geändert. Auch gebührt der Lorbeer der Brillanz in der Breite 2009.
Wenn es aber um die großen Terroirs geht, dann ist 2010 zumindest ebenbürtig – ich persönlich halte ihn in der Spitze für das Alter Ego von 2009. Unter der Annahme, dass, wenn in der sinnlichen Rezeption das Empfinden von Perfektion möglich ist, Vollkommenheit nicht dem Postulat der Identität unterliegt, ist 2010 die dialektische Wiederkehr der 2009er Perfektion.
Camouflage wäre wohl der treffendste Begriff für das Verbergen der Exzellenz im Verwirrspiel überbordender Attributsträger. Nicht wenige Verkoster haben sich auf der Suche nach der scheinbaren Defizienz des Jahrgangs auf einen Holzweg begeben und dort einen Mangel ausgemacht, wo exorbitant-komplexe Fülle zu finden wäre. Vielleicht ist das Aufblättern von Pontet-Canet in den Verkosterannalen hilfreich, interpretatorische Irrwege zu erkennen. Nicht selten wurde noch vor kurzem das als qualitativ minderwertig prognostiziert, was jetzt als große Reüssite gefeiert wird.
Fast hat es den Anschein, als ob sich der Jahrgang 2010 für seine exzellente Klasse legitimieren müsste. Niemand würde dies ohne das Wissen um 2009 erwarten, denn schon ein Blick auf die klimatischen Rahmenbedingungen genügt, das intrinsische Potential von 2010 zu erkennen. Weil aber das maximale Quantum an Akklamation schon für 2009 verbraucht scheint, erachten viele die faktische qualitative Duplizität – bei kompletter stilistischer Disparität – als äußerst suspekt. Im Vordergrund steht dabei die Befürchtung, einem potemkinschen Marketingbluff aufzusitzen.
Wie aber läßt sich ein Jahrgang wie 2010 verstehen? Das naturgemäß iterative Rebenwachstum wird von zyklischen Klimaprozessen begleitet und bedingt. Diese Prozesse, etwa Sonnenscheindauer, Tages- und Nachttemperaturen und Niederschläge, können sehr differenziert ausgeprägt sein und dabei unterschiedliche Veränderungsformen vom einen zum anderen Extrem durchlaufen. So wie z.B. eine stetige Veränderung von „trocken“ bis „nass“ denkbar ist, ist auch der sprunghafte Aggregatswechsel möglich.
Versteht man das Klima als die soziale Prägung der Rebe und den Boden als ihre genetische, dann wurde der Jahrgang 2010 erratisch und dehydriert sozialisiert...
Bei fast allen großen Terroirs, eher mehr auf der linken als auf der rechten Seite, sind äußerst beachtliche, brillante Weine von großer Rasse und beeindruckender Definition entstanden, die die Perfektion der 2009er Ernte dialektisch widerhallen lassen.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Nun stellt sich natürlich wie immer die Frage bezüglich der Preiswürdigkeit für dieses Niveau. Hier verstehe ich Sie so, dass Sie davon ausgehen, dass es ein deutlich verknapptes Angebot geben wird und dieses zudem auf eine hohe Nachfrage trifft.
Hier muss ich gestehen, dass ich skeptisch bin was das enge Angebot betrifft, Ihnen jedoch bzgl. der weltweiten Nachfrage durchaus zustimme. Das Lied von den knappen Mengen höre ich nun schon deutlich zu häufig (und würde es wohl selbst singen wenn ich Gründe für die Sinnhaftigkeit der Subskription zu hohen Preisen aufgrund meines wirtschaftlichen Geschäftsmodells finden müsste) um noch daran zu glauben.
Die stilistischen Unterschiede haben meines Erachtens nicht das geringste mit den zu erwartenden Preismechanismen in den folgenden Jahren zu tun, hier hilft ein Vergleich mit den Hochpreis-Jahrgängen 2009 und 2010 durchaus, und fast alle Top-Weine sind heute unter oder auf Sub-Preisniveau breit verfügbar obgleich die angenommene Qualität weitestgehend bestätigt wurde.
Für mich persönlich resultiert das in der Überzeugung, dass eine Subskription nur dann Sinn macht, wenn die Preise der für mich interessanten Weine (LLC, Comtesse, LMHB, HB, Rauzan-Segla, VCC) unterhalb der aktuellen Marktpreise der 2010er liegen. Ist das nicht der Fall, warte ich lieber auf die Preisentwicklung nach der Arrivage....und bin der festen Überzeugung, dass es dann auch noch nach 2019 eine breites Angebot auf einem Preisniveau gibt, dass maximal auf Subskriptionspreis, sehr wahrscheinlich aber auch drunter liegen wird.
Gruß, Marko.
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Re: Bordeaux 2016
Wenn man verstehen will, warum Batailley einen größeren Sprung gemacht hat als anderswo, hilft dieser Artikel http://www.decanter.com/wine/wine-regio ... ey-351999/. Batailley befindet sich in Familienbesitz, und so wie es bei den Tesserons und Pontet Canet ein paar Jahre gedauert hat, bis die neue Generation Maßgebendes verändern konnte, ist es Philip Casteja nach der Einführung eines Zweitweins und vielen sonstigen Veränderungen in der Vinifikation mit dem Jahrgang 2015 gelungen, den Batailley der Zukunft zu präsentieren. 2016 markiert für mich momentan das Niveau, das hier überhaupt möglich ist.toska hat geschrieben: @ M. Hilse
...
Ich denke, dass hier manche ins Grübeln kommen. Ich kenne ja nur den 09er, und wenn 16 wirklich nochmal einen draufsetzt, dann ist 1. der aktuelle Preis wohl angemessen und wenn man ihrem GPL-Vergleich eine Prognose für die Zukunft ableiten darf, dann gibt's viell. eine Wertsteigerung noch dazu.
Gruß, T.
Ich würde Batailley mit Duhart Milon und GPL vergleichen, das dürfte helfen, Potential, egal in welcher Hinsicht, zu erkennen.
Als ich 2009 den Kunden, bei denen es im Gespräch darum ging, Bordeaux zu kaufen, die auch zur "Anlage" taugen, Batailley empfahl, haben das viele für einen schlechten Witz gehalten. Wenn ich das hier richtig lese, gilt das für 2016 auch so. Hedgefondsmanager würden für so eine Rendite richtig gut bezahlt werden

In einem Punkt darf man sicher sein: es ist verdammt viel mehr Batailley 2009 in den Markt geflossen, als es 2016 jemals geben wird....
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse