Und, nix für ungut, wenn mehrere nicht gerade bekloppte Weinfreunde die gleiche Assoziation haben.Frucht und so...vielleicht abseits der Heterogenität der Lage gibt es doch etwas, was Winzer und Lage vereint.
Gruß
Ralf
Gernot Hain, Piesport
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Re: Gernot Hain, Piesport
Ich habe zwar schon zweimal eine Woche Urlaub in Piesport gemacht, aber natürlich bin ich kein wirklicher Experte für das Piesporter Terroir und den Umgang der ortsansässigen Winzer mit demselbigen. Trotzdem würde ich ich mich erst einmal so weit aus dem Fenster lehnen, zu denken, dass "der Rest", insofern er aufgrund anderer Boden- und Mikroklimaverhältnisse einen anderen Weincharakter ergibt, tatsächlich nicht zählt. Das, was die führenden Piesporter Erzeuger als Goldtröpfchen etikettieren, wird wohl weitgehend aus dem (nicht ganz geringfügig bestockten) Südhang stammen. Oder vielleicht noch aus dem Osthang...EThC hat geschrieben:...hab ich auch gelesen, "Goldtröpfchen Südhang" halt. Und der Rest? Zählt der dann nicht? Das widerspricht sich doch von vorne bis hinten.

Man kann sich natürlich auch auf den Standpunkt stellen, dass die Grundaromatik eines Rieslings immer vorherrschend im Keller bestimmt wird. Ich sehe das anders: Gerade der Riesling transportiert den Boden und das Mikroklima besonders prägnant ins Glas (genau darauf beruht die Stärke und der Erfolg der Sorte!). Und gerade im M-S-R-Gebiet sind die Lagenunterschiede oft auf eine frappierende Art zu schmecken. Wenn ich mich mit Ralf treffe, tippen wir beim blinden Probieren natürlich auch immer mal wieder daneben, klar - aber wir tippen auch immer wieder mal richtig. Und keiner von uns beiden würde blind eine Wehlener Sonnenuhr mit einem Piesporter Goldtröpfchen verwechseln.
Aha! Die in der Sonnenuhr begüterten Wehlener Winzer zeigen also seit Jahrmillionen ein Schwarmverhalten, welches dazu führt, dass sie besonders elegante, finessenreiche, lebendige Weine mit einer eher hellblütigen Grundaromatik produzieren. Die Piesporter Erzeuger mit Besitz im Südhang des Goldtröpfchens führt ihr evolutionsbedingtes Schwarmverhalten dazu, opulent gelbfruchtige, eher barock-exotisch anmutende Rieslinge auf die Flasche zu bringen.EThC hat geschrieben:Ansonsten gehe ich da eher von so einer Schwarmverhalten der Winzer in den letzten Jahrmillionen aus, einer gemeinsamen Evolution, die wahrscheinlich sogar eher unbewußt vollzogen wurde.
Interessante These! Ich denke gerne darüber nach (ganz im Ernst!), aber ich glaube zunächst einmal weiter an die großen Einflüsse, die der jeweilige Boden und das jeweilige Klima auf den jeweiligen Geschmack des Weins haben.
Herzliche Grüße
Bernd
Zuletzt geändert von Bernd Schulz am Sa 20. Mai 2023, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gernot Hain, Piesport
...natürlich wird's was Einendes geben, aber wenn mir jemand erzählt, das sei das "Terroir" einer ganz offensichtlich heterogenen Lage, dann ploppen bei mir da zwangsläufig unendlich viele
auf. Sowas schlucke ich als recht rational denkender Mensch einfach nicht...

Viele Grüße
Erich
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Re: Gernot Hain, Piesport
Das kann ich gut verstehen - ich bin weit davon entfernt, die bei dir aufploppenden Fragezeichen grundsätzlich zu missbilligen!EThC hat geschrieben:...natürlich wird's was Einendes geben, aber wenn mir jemand erzählt, das sei das "Terroir" einer ganz offensichtlich heterogenen Lage, dann ploppen bei mir da zwangsläufig unendlich vieleauf.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Lagenbezeichung "Piesporter Goldtröpfchen" offenkundig viel zu weit gefasst ist

Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Gernot Hain, Piesport
...wahrscheinlich ist das so, wie bei vielen anderen Lagen auch.Bernd Schulz hat geschrieben:Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass die Lagenbezeichung "Piesporter Goldtröpfchen" offenkundig viel zu weit gefasst ist
Möglicherweise bezieht sich die vielzitierte Goldtröpfchen-Typizität im Wesentlichen nur auf die historischen Ausmaße vor 1971. Da lag das Goldtröpfchen nur nördlich und nordwestlich des Ortes Piesport und war vermutlich irgendwas um die 5 ha groß. Rundrum gab's mindestens 23 weitere Lagen, die dann alle 1971 im Goldtröpfchen aufgingen (Ausnahme Schubertslay, Gärtchen und Domherr). Nur was weiter oben liegt, wurde in den Lagen Falkenberg, Günterslay und Grafenberg zusammengefaßt.
Beim VDP ist quasi die Gesamtlage von West bis Ost als Große Lage klassifiziert, dementsprechend gehe ich davon aus, daß die Ausläufer der historischen Lagen nicht als minder wichtig angesehen werden. Also ganz anders als z.B. im Morstein, wo von 180 ha Fläche nur ca. 23 als GL ausgerufen sind.
Bei Molitor habe ich übrigens Folgendes gefunden:
Mit 80 hektar ist das 1971 erweiterte „Goldtröpfchen“ an dieser Fläche {Anm.: 500 ha Gesamtfläche in Piesport} beteiligt. Zusammen mit der Spitzenqualität der dort gelesenen Trauben hat dieser Name für den großen Markterfolg der Piesporter Weine gesorgt.
Da der Weinbergsname auch einigen benachbarten Lagen erlaubt wurde, wollten die Trierer Besitzer der Stammlage früher einmal die Bezeichnung „Urgoldtröpfchen“ einführen.

Viele Grüße
Erich
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