Heute komme ich endlich mal dazu, meine Notizen zu den Heger-Weinen aufzuarbeiten und hier zusammenzufassen. Es war wirklich eine sehr gut organisierte Veranstaltung mit sehr breitem Angebot. An dem Nachmittag haben wir gar nicht geschafft, alles zu probieren und spätestens bei den Rotweinen waren wir nicht mehr sehr sicher in der Analytik und Bewertung. Daher dazu dann hier nur ein paar Stichworte. Auch sonst bitte beachten, dass dies im Rahmen einer großen Präsentation geschah und man die Weine nicht einen Abend lang beobachten konnte.
Nach einem Willkommensschluck eines Silvaner Octav trocken vom Weinhaus Heger ging es für uns los mit dem Sekt
Blanc et Noir brut nature, ebenfalls vom Weinhaus Heger (die sicher anderes Traubenmaterial verwenden als das "eigentliche" Weingut Dr. Heger). Da war vor allem viel Säure, wenig Körper und viel Blubber. Netter Einstieg, aber für 24,50€ keinerlei Kaufzwang. Diesen Einschub, dass uns die Weine für das Gebotene zu teuer erschienen, sollte uns über den Nachmittag begleiten, v.a. bei Dr. Heger. Weiter ging es mit den Ihringer Ortsweinen, Grau- und Weißburgunder, Jg. 2023. An solchen Basisweinen entscheidet sich für mich meist, ob ich dem Winzer wohlgesonnen bin oder dem Rest der Kollektion eher entsage. Nun, sagen wir so, auf einer Weinmesse wäre ich schnell weitergegangen und nicht wiedergekommen. Die Weine waren beide dünn, oberflächlich, einfach nichtssagend, dabei säurebetont und in keinster Weise was ich mit badischen Burgundern assoziiert hätte.
Deutlich besser wurde es dann mit dem
2019 Muskateller *** 1G trocken aus dem
Ihringer Winklerberg. Noch sehr hell im Glas, sortentypisch aromatisch, von Alterung noch keine Spur, gute Säurestruktur, die dem Wein Frische verleiht. Der ist jetzt sehr gut trinkbar und bleibt das sicher noch ein paar Jahre.
Eher enttäuscht war ich dagegen vom
2023 Chardonnay 1G trocken Ihringer Winklerberg. Da hatte ich mir deutlich mehr versprochen als das was ich im Glas vorfand. Der Chardonnay war für mich eher grasig, für eine Erste Lage mit wenig Extrakt und Körper, insgesamt flach, kein Schmelz, kein Spiel, keine Trinkigkeit.
Durchaus interessant der
2024 Spätburgunder Fumé trocken - weiß gekeltert- (andere hätten ihn einfach Blancs de Noirs genannt), jedenfalls wenn man so einen Weißwein aus roten Trauben mit spürbarem Holzeinsatz mag (daher der Zusatz Fumé). Das war durchaus gut gemacht, der Wein war in sich stimmig, ist aber nicht mein Beuteschema.
Die Weiß- und Grauburgunder aus der 1.Lage waren ebenso wie der vielgelobte SIlvaner "Pferd Willi" nur als Fassprobe verfügbar, die wir nicht probiert haben.
Es ging dann an die großen Lagen, darunter die
Riesling GG-Vertikale vom V
orderen Winklerberg. Wir haben die Jahrgänge 2022, 2020 und 2019 probiert und waren etwas ratlos ob des dargebotenen. Ich zweifelte schon an meinem Urteilsvermögen bzgl. Riesling, aber Künstler und Dönnhoff haben dann gezeigt wie man Riesling macht, der mich rundum anspricht. Die Heger-Rieslinge taten es nicht, da war nichts für meinen Geschmack dabei. Zu brav, zu ausdruckslos, einfach von allem zu wenig. Und das bei einem GG. Der 2020er auch schon mit deutlichen ersten Reifetönen.
Aber es kamen ja noch die Burgunder GG, und da liegt deutlich Hegers Kernkompetenz. Den
2022er Weißburgunder GG Vorderer Winklerberg fand ich sehr gut gemacht. Ein eher ruhiger, leiser Vertreter seiner Art, aber mit viel Nachhall am Gaumen. Sicher ein sehr guter Essensbegleiter. Der
2023er GrauburgunderGG Vorderer Winklerberg hat mir ebenfalls gefallen, war an der Nase offener und vielversprechender als Gaumen, aber das wird sicher noch harmonischer über die kommenden Jahre.
Dann für mich der beste weiße GG der Heger-Kollektion:
2023er Weißburgunder GG "Rappenecker" aus der Großen Lage
Winklerberg Winklen (ja, Heger hat es mit den Lagenbezeichnungen seiner GG nicht leicht...). Toller Wein, bereits unheimlich voller Körper, Spannung und Intensität am Gaumen, der den Eindruck der Nase (Aprikose, Birne, Zitrusfrüchte) fortsetzt. Alles ausgewogen, harmonisch, wirklich wunderbar.
Dann noch die drei GG aus der
Großen Lage Ihringer Winklerberg Hinter Winklen, bei Heger tragen sie alle die Zusatzbezeichnung
"Gras im Ofen". Der Weißburgunder wieder sehr gut, kraftvoll, extraktreich, kommt für mich an den Rappenecker aber nicht ganz ran. Der Grauburgunder war dann wieder so gar nicht meins, der Chardonnay dagegen schon sehr - wobei der dann letztlich doch für mich gegen den Chardonnay "Falkenberg" vom Weingut Künstler klar verlor.
Bei den Rotweinen waren wir vom Ortswein
2021 Ihringer Spätburgunder trocken sehr angetan. Klare Fruchtaromen (Brombeere, Cranberries, Kirsche) in der Nase, am Gaumen vollmundig, Waldbeeren schmecke ich. Tannine sind gut eingebunden, geben Struktur. Sehr zugänglich und jetzt bestens trinkbar, und das sicher noch über mindestens 2-3 Jahre hinweg.
Wir haben dann noch die
2022er Spätburgunder der Großen Lagen probiert, die alles exzellente Rotweine sind. Genauere Notizen habe ich mir da nicht mehr gemacht, da sie für mich bei teils deutlich jenseits der 50€-Marke keinerlei Kaufreflexe auslösen.
Wer noch an den Eindrücken zu den Weinen von Künstler und Dönnhoff interessiert ist, der schaue hier:
- Weingut Künstler:
viewtopic.php?p=178308#p178308
- Weingut Dönnhoff:
viewtopic.php?p=178316#p178316