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GM vs. Vinum

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
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Michl

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GM vs. Vinum

BeitragSa 8. Dez 2018, 16:34

Heute hatte ich in einer Buchhandlung etwas Zeit und stöberte etwas im aktuellen GM und Vinum-Weinguide. Unglaublich, wie unterschiedlich die Punktewertungen ausfallen. Gefühl waren das nicht selten +/- 7 Punkte. Auch tendenziell konnte ich eigentlich keine Gemeinsamkeiten feststellen (hatte aber auch nicht so viel Zeit). Mir scheint, dass der GM jetzt auch deutlich im "lobenbergschen Sinn" die 100 P anstrebt, was ich nicht einmal ungerechtfertigt finde, wenn man sich deutlich macht, dass das Spektrum im 95-100 P-Bereich doch vielleicht etwas "zu weit" ausgelegt wird. Mit "klassischer" Interpretation des Punktespektrums hat das aber kaum mehr etwas zu tun (macht aber natürlich marketingtechnisch Sinn, weshalb z.B. Hofschuster meines Erachtens nie besondere Bedeutung erreicht hat). Wer nach Autorität im Weinbereich sucht (und das sind "gefühlt" viele Konsumenten) und die Führer vergleicht, wird aber nur mit Verunsicherung reagieren können.
Viele Grüße

Michl
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Bernd Schulz

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSa 8. Dez 2018, 22:04

Michl hat geschrieben:Heute hatte ich in einer Buchhandlung etwas Zeit und stöberte etwas im aktuellen GM und Vinum-Weinguide. Unglaublich, wie unterschiedlich die Punktewertungen ausfallen. Gefühl waren das nicht selten +/- 7 Punkte. Auch tendenziell konnte ich eigentlich keine Gemeinsamkeiten feststellen....


Marcus Hofschuster vertrat früher mal bei Wein-Plus die Auffassung, dass die professionellen Verkoster vielfach sehr nahe beieinanderliegen und somit in einem gewissen Sinn objektivierbare Bewertungen produzieren. Ich habe das damals schon nicht geglaubt und glaube es heute noch viel weniger.....

Ich bin natürlich nicht in allen, aber in erstaunlich vielen Fällen mit den Bewertungen im alten GM sehr gut klargekommen. Und wenn ich heute ältere deutsche Weine trinken und mir hinterher die entsprechenden Bewertung im GM anschauen (mir liegen die GM-Jahrgänge von 1998 bis 2011 vor), staune ich häufig genug über eine von meinem Urteil nur wenig abweichende Punktzahl. Insofern werde ich, wenn ich mir wieder mal einen aktuellen Weinguide kaufe (was eigentlich dringend fällig ist!) ganz klar zum Vinum, der ja die Fortsetzung des alten GMs darstellt, greifen!

Herzliche Grüße

Bernd
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Frühlingsplätzchen

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSa 8. Dez 2018, 22:08

Ich habe mich an die Kriterien des vinum-weinguide (ehemals Gault Millau) über die Jahre gewöhnt und kann somit die Bewertungen in vielen Fällen ganz gut einordnen.
Allerdings fallen mir einige Ausreißer bzw. für mich in keiner Weise nachvollziehbare Einzelwertungen auf. Ich vermute hier für den Aussenstehenden nicht nachvollziehbare Hintergründe bzw. persönliche Animositäten.
Hier wären in der Pfalz etwa die Wertungen für Bergdolt und an der Nähe diejenigen für Dönnhoff zu nennen.
Der "neue" Gault Millau har sich nach meinem Eindruck stabilisiert- nach einem wenig aussagekräftigen ersten Jahr beginnen die Bewertungen innerhalb des selbst gewählten Rahmens konsistenter und nachvollziehbarer zu werden.

Herzliche Grüße
Roland
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EThC

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSo 9. Dez 2018, 09:33

Ich habe mich schon seit einigen Jahren von jeglichem Weinführer verabschiedet. Die Kopfschüttlereien meinerseits nahmen immer mehr zu, vor allem waren die Überbewertungen führend, aus meiner Sicht zu schlechte Bewertungen gab es eher selten. Heute sind mir die Bewertungen von Non-Professionals mit Verstand viel wertvoller und ich fahre recht gut damit. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, ständig was Wesentliches zu verpassen...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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puschel

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSo 9. Dez 2018, 12:04

Frühlingsplätzchen hat geschrieben:Ich habe mich an die Kriterien des vinum-weinguide (ehemals Gault Millau) über die Jahre gewöhnt und kann somit die Bewertungen in vielen Fällen ganz gut einordnen.
Allerdings fallen mir einige Ausreißer bzw. für mich in keiner Weise nachvollziehbare Einzelwertungen auf.
Bernd Schulz hat geschrieben:
Michl hat geschrieben:Heute hatte ich in einer Buchhandlung etwas Zeit und stöberte etwas im aktuellen GM und Vinum-Weinguide. Unglaublich, wie unterschiedlich die Punktewertungen ausfallen....

Ich bin natürlich nicht in allen, aber in erstaunlich vielen Fällen mit den Bewertungen im alten GM sehr gut klargekommen. ....Insofern werde ich, wenn ich mir wieder mal einen aktuellen Weinguide kaufe (was eigentlich dringend fällig ist!) ganz klar zum Vinum, der ja die Fortsetzung des alten GMs darstellt, greifen!

Hallo Zusammen,
hab mich schon 2018 fuer den vinum "alten GM" entschieden. Ja, Michl du hast recht, es gibt Ausreißer
und schlichtweg auch Fehler zwischen Text , Tabelle mit Bewertungen..., jedoch nicht n u r aus Gewohnheit
schätze ich den heutigen vinum mehr. Finde mich auch dort besser wieder. Dann gibt's noch MFW,
denen schenke ich wie auch Euren VKN mehr vertrauen. Nicht selten hab ich mich nach VKN hier im Forum
fuer einen Wein blind entschieden und bin noch nie richtig enttäuscht worden...., danke :D
Gruß Adi
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stollinger

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSo 9. Dez 2018, 12:30

Hallo,

vorsicht, geht etwas vom Thema weg: Ich lese recht gerne den französichen Weinführer La Revue du Vin de France mit Abstrichen auch Bettane&Desseauve. Meine eigene Einschätzung finde ich in der Regel besonders in der RVF wieder. Auch die Beschreibungen zu Wein und Winzern finde ich hier informativ.
Dieses Jahr habe ich dann erstmals einen deutschen Weinführer geschenkt bekommen, den Eichelmann. Ich muss sagen, dass mir hier die Beschreibungen etwa zu puristisch sind und ich eigentlich nicht wirklich einen Anhaltspunkt bekomme, welcher Wein z.B. im Fenster von 85 - 89 Punkten mir mehr Freude bereiten wird.

Ich glaube ein Problem ist hierbei, dass man mit einer recht abstrakten Zahl z.B. einen Riesling aus Rheinhessen, von der Mosel, aus Franken und Baden in Relation setzt. Auch viele andere Rebsorten sind über alle Regionen zu finden mit deutlich unterschiedlichen Stilistiken. Hier nur eine Zahl anzuführen funktioniert einfach nicht gut.

In Frankreich hingegen ist die Rebsorte stärker mit der Appelation verknüpft. Die Kapitelgestaltung nach Regionen und Appelationen macht es einfacher sich zurecht zu finden und nicht Äpfel mit Birnen vergleichen zu wollen.

Wie ist denn der Informationsghalt zu Weinen abseits der Bepunktung und die Kapitelgestaltung im GM und Vinum? Die alphabetische Sortierung im Eichelmann ist für mich einfach nur nervig!

Grüße, Josef

p.s.: Bei der RVF und B&D kommt es auch manchmal vor, dass weine z.B.bei BD 18 Punkte bekommen und in der RVF 13.5 o.Ä. Ich meine, der Grund liegt darin, dass m.M. B&D etwas moderner und internationaler wertet und bei der RVF Weine, die nicht Regio- und Sortentypisch sind, abgestraft werden.
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Der Wein-Schwede

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSo 9. Dez 2018, 17:10

Hallo Zusammen,

Here is my "two cents worth" of opinion regarding the Wine Guides:

Vinum (alte Gault-Millau) und Gault-Millau
Die Weine werden nicht blind verkostet und das sieht man bei den Punkten. D.h. gehobene Winzer kriegen immer mehrere "Bonus-Punkte" für die Weine, und 1-2 Trauben Winzer können nie mit einem Wein die 90 Punkten Grenze knacken. Habe ziemlich viele Spätburgunder, Weissburgunder und Chardonnay welche von diesen beiden Weinführern 91-95 Punkte bekommen haben probiert, und … naja... die sind ja in Ordnung aber brauche ich nicht wieder haben. Und andere Weine im 87-89 Punkten bereich können hervorragend sein. Nur Punkten ohne ausführliche Beschreibungen sind für mich nutzlos.
Diese zwei Weinführer brauche ich nicht länger.

Eichelmann
Punktet konservativer (teilweise korrekter) als die zwei o.g. Weinführern. Es wird behauptet das Eichelmann blind verkostet, und es könnte stimmen. In der neuen 2019 Ausgabe hat der Huber SB Bienenberg höher gepunktet als der Wildenstein! :o Das würde nie bei Vinum und Gault-Millau passieren, weil die wissen was im Glas ist.
Anderseits gibt es auch Bewertungen die ich nicht nachvollziehen kann, z. B. Chardonnay Bewertungen. Hier bekommt immer die alte berümte "Winzerliga" typ Huber, Knipser, Keller, Fürst, Heger etc. hohe Punkte (wahrscheinlich auch korrekt), aber ein "Neustern" wie der Knewitz bekommt nur Punkte wie im "Mittelfeld" wo alle diese "über-fruchtige", "niedrig-säurige", "alkohol-beeinflüssten" und völlig uninteressanten "Chardonnay-Suppen" sich befinden, welche auch manchmal unverschämte 30 Euro kosten (Lob hier für Vinum, die haben die Knewitz Weine verstanden!)

Falstaff
Punktet öfters viel höher als die anderen, manchmal korrekt aber machmal bekommen hier auch 86-87 Punkte-Weine 93-94 Punkte. :roll: :?
Aber, hier werden die Weine im Jedenfall mit Text beschrieben! Und nach ca. einem Monat nach der Erscheinung des Weinführers, wird auch alles auf Internet frei veröffentlicht.

Generell gesagt.
Wenn man nicht die Preferenzen und Bewertungskriterien der Verkoster kennt, sind die Punkte allein wie früher gesagt nutzlos. Persöhnlich habe ich wahrscheinlich "französische Geschmackspreferenzen", z.B finde ich fast immer die Spätburgunder welche von französichen Pinot Noir Klonen kommen besser als die Weine welche von deutschen Spätburgunderklonen kommen. Dieser Einfluss ist öfters grösser als "Terroir" finde ich.
Ein Tipp für alle Mitleser: Probiert ihr bei Weingut Klumpp die zwei besten SB des Weingutes, Pinot Noir Weiherberg und Spätburgunder Rothenberg. Die haben zwar nicht identisches Terroir, aber man kann hier wirklich den Klonenunterschied merken, französisch vs. deutch.

Wein-Plus.eu
Vielen Dank Weinforum! Hier habe ich meinen Weinführer gefunden! :D
Bin nach Empfehlung hier im Forum zu diesem Online-Weinführer gekommen. Hier werden die Weine sehr, sehr ausfürlich beschrieben. Und der Marcus Hofschuster scheint dieselbe Geschmachspreferenzen wie ich selbst zu haben. Und der Hofschuster probiert blind ohne zu wissen was im Glas kommt!
Dazu sind viele Verkostungen auf Youtube vorhanden! Ich finde es äusserst informativ (und man lernt auch viel davon) den gleichen Wein im Glas zu haben und probieren, und gleichzeitig zuhören wie der Herr Hofschuster den wein beschreibt! :D :geek:

Viele Grüsse
Rolf
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Bernd Schulz

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Re: GM vs. Vinum

BeitragSo 9. Dez 2018, 19:57

Der Wein-Schwede hat geschrieben:Es wird behauptet das Eichelmann blind verkostet, und es könnte stimmen.


Ich hoffe doch sehr, dass Eichelmann über weite Strecken nicht mehr selber verkostet! Als der erste "Eichelmann" anno 2002 herauskam, wurde er von sämtlichen Weinfreunden in meinem Umkreis für eine absolute Lachnummer gehalten - ein solider Winzer wie F.J. Eifel bekam von Eichelmann 5 Sterne und zählte damit zu den "Weltklasseerzeugern", während J.J. Prüm mit 2 Sternen unter ferner liefen rangierte (der Karthäuserhof musste gar mit einem Stern vorlieb nehmen und befand sich damit in Eichelmanns Einschätzung unter dem St.Laurentius-Sekthaus). Das mit vielen ausgesprochen krassen Bewertungen gespickte Buch besitze ich heute noch, obwohl es mir zur Orientierung nicht im Geringsten getaugt hat. Wenn ich mal ganz schlechte Laune habe, blättere ich darin.... oder ich nehme den genauso lustigen 2003er zur Hand.... :mrgreen: :twisted:

Später hat Eichelmann dann einzelne Gebiete an andere Verkoster delegiert. In der Zeit, als Wolfgang Faßbender für die Verkostung der Moselweine verantwortlich war, wurden die Bewertungen deutlich vernünftiger. Wer im Augenblick beim Eichelmann am Werke ist, weiß ich allerdings nicht genau.

Herzliche Grüße

Bernd
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toff

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Re: GM vs. Vinum

BeitragDi 11. Dez 2018, 16:35

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich hoffe doch sehr, dass Eichelmann über weite Strecken nicht mehr selber verkostet! Als der erste "Eichelmann" anno 2002 herauskam, wurde er von sämtlichen Weinfreunden in meinem Umkreis für eine absolute Lachnummer gehalten - ein solider Winzer wie F.J. Eifel bekam von Eichelmann 5 Sterne und zählte damit zu den "Weltklasseerzeugern", während J.J. Prüm mit 2 Sternen unter ferner liefen rangierte (der Karthäuserhof musste gar mit einem Stern vorlieb nehmen und befand sich damit in Eichelmanns Einschätzung unter dem St.Laurentius-Sekthaus). Das mit vielen ausgesprochen krassen Bewertungen gespickte Buch besitze ich heute noch, obwohl es mir zur Orientierung nicht im Geringsten getaugt hat. Wenn ich mal ganz schlechte Laune habe, blättere ich darin.... oder ich nehme den genauso lustigen 2003er zur Hand.... :mrgreen: :twisted:


Eine kleine Anekdote hierzu: ein Mensch aus dem näheren privaten Umfeld von Eichelmann hat mir einmal erzählt, dass Eichelmann Riesling eigentlich nicht besonders schätzt. Das könnte die in der Tat eigenartigen Moselbewertungen von damals erklären.

Beste Grüße

Christopher
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Bernd Schulz

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Re: GM vs. Vinum

BeitragDi 11. Dez 2018, 18:17

toff hat geschrieben:Eine kleine Anekdote hierzu: ein Mensch aus dem näheren privaten Umfeld von Eichelmann hat mir einmal erzählt, dass Eichelmann Riesling eigentlich nicht besonders schätzt. Das könnte die in der Tat eigenartigen Moselbewertungen von damals erklären.


Die Moselbewertungen waren zwar besonders eigenartig, aber Merkwürdigkeiten gab es auch ansonsten in Hülle und Fülle. So bedachte Eichelmann z.b. einen halbtrockenen Bacchus Kabinett vom fränkischen Weingut Hirn mit 85 Punkten, während ein trockener Silvaner Kabinett von Egon Schäffer (der auch damals schon gute Frankenweine im klassischen Stil erzeugte) zwar gar nicht so schlecht beschrieben, aber mit gerade mal 81 Punkten bewertet wurde. Diverse Dominas, Dornfelder und Rosés konnten bei Eichelmann durchaus hohe Punktzahlen einfahren - so wurde ein Spätburgunder Weißherbst trocken aus der berühmten Lage Flomborner Feuerberg (in der das Weingut Michel-Pfannebecker begütert war), mit satten 88 Punkten versehen; die trockene Spätburgunder Auslese aus dem Recher Herrenberg von Stodden erhielt dagegen 82 Punkte..... :o :mrgreen:

Herzliche Grüße

Bernd

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