Alte Nebbiolos in Bergisch Galdbach
Verfasst: Do 9. Aug 2012, 16:51
Am ersten August-Samstag trafen sich im schönen Bergisch Gladbach eine Handvoll Weinfreunde, um einer ganzen Batterie gut abgehangener Nebbiolos auf den Zahn zu fühlen. Die Weine stammten aus zuverlässiger Quelle und benahmen sich entsprechend: ein Totalausfall bei neun Flaschen mit 35 Jahren und mehr auf dem Buckel ist ja nicht schlecht. Dass es ausgerechnet einen 61er Gaja traf, war zwar ärgerlich, konnte der allgemeinen Freude über eine sehr ordentlich Performance der angestellten Oldies aber keinen Abbruch tun. Wie nicht anders zu erwarten wurde das Hauptprogramm durch ein mehr als respekatbles Rahmenspektakel flankiert.
Neben viel Spaß gab es auch einiges zu lernen. Nämlich: auch alte Nebbiolos vertragen viel (locker vier bis fünf Stunden) Luft. Vielfach scheint mittägliches Doppel-dekantieren ein erfolgsversprechender Weg. Vorsichtige Gemüter ziehen zu diesem Zeitpunkt nur den Korken und "audouzen". Außerdem: 1964 ist ein absolut phänomenaler Jahrgang im Piemont, der im besten Falle Weine mit Struktur, Dichte und Feinheit im Weltklasse-Format hervorgebacht hat. Hier scheint, bei den besseren Vertretern, keine Eile angesagt. Und zu guter letzt: Bruno Giacosa ist und bleibt (womöglich im Duett mit Giacomo Conterno) auf hohem Niveau der Primus inter pares der Nebbiolo-Elite. Ein blind eingestreuter und im ursprünglichen Programm nicht vorgesehener 74er Bussia Riserva Speciale zeigte den hochklassigen Mit-Probanden eindrücklich, wo im Piemont der Hammer hängt. Waren alle Weine gut bis sehr gut, war der Giacosa trotz des vermeintlich schwächeren Jahres dann doch in seiner eigenen Liga unterwegs.
Vorgeplänkel - Teil 1
Klaus Keller - Riesling trocken "Dalsheimer Hubacker" Großes Gewächs 2005
Üppige, reife, süße Nase. Exotische Frucht. Ordentlich Boytritis. Schöne Mineralik. Die Nase füllt das große Burgunder-Glas problemlos aus. Auch am Gaumen üppig, cremig, etwas - wie gewohnt - barock. Sehr schöne Länge. Viel Kraft und Druck, unter den Unmengen an Frucht und Süße lauert erstklassige Struktur. Gefällt mir nach wie vor gut, auch wenn - vor allem im direkten Vergleich mit der parallel getrunkenen 08er Abtserde - Präzision und Klarheit zu Wünschen übrig lassen. Es kommt halt am Ende darauf an, welche Stilistik man bevorzugt. (94)
Klaus Keller - Riesling trocken "Abtserde" Großes Gewächs 2008
Doppel-dekantiert. Zu Beginn irritierende Nase ohne jegliche Frucht. Von Anfang an jedoch phänomenale, präzise, fast Laser-hafte Länge, die keine Fragen und schon gar keine Wünsche offen lässt. Das ist absolutes High End! Fast ewige Länge mit klarsten Konturen. Nach gut 20 Minuten entwickelt sich in der Nase eine betörende Frucht, die bei aller Exotik (Ananas) eine bemerkenswerte Kühle und Feinheit ausstrahlt und den Eindruck hinterlässt, dass selbst das große Burgunder-Glas zwei Nummern zu klein ist. Alles in allem deutlich mineralischer als der Hubacker. Ganz toller Wein, riesiges Potenzial!! (96+)
Fortsetzung folgt...
Neben viel Spaß gab es auch einiges zu lernen. Nämlich: auch alte Nebbiolos vertragen viel (locker vier bis fünf Stunden) Luft. Vielfach scheint mittägliches Doppel-dekantieren ein erfolgsversprechender Weg. Vorsichtige Gemüter ziehen zu diesem Zeitpunkt nur den Korken und "audouzen". Außerdem: 1964 ist ein absolut phänomenaler Jahrgang im Piemont, der im besten Falle Weine mit Struktur, Dichte und Feinheit im Weltklasse-Format hervorgebacht hat. Hier scheint, bei den besseren Vertretern, keine Eile angesagt. Und zu guter letzt: Bruno Giacosa ist und bleibt (womöglich im Duett mit Giacomo Conterno) auf hohem Niveau der Primus inter pares der Nebbiolo-Elite. Ein blind eingestreuter und im ursprünglichen Programm nicht vorgesehener 74er Bussia Riserva Speciale zeigte den hochklassigen Mit-Probanden eindrücklich, wo im Piemont der Hammer hängt. Waren alle Weine gut bis sehr gut, war der Giacosa trotz des vermeintlich schwächeren Jahres dann doch in seiner eigenen Liga unterwegs.
Vorgeplänkel - Teil 1
Klaus Keller - Riesling trocken "Dalsheimer Hubacker" Großes Gewächs 2005
Üppige, reife, süße Nase. Exotische Frucht. Ordentlich Boytritis. Schöne Mineralik. Die Nase füllt das große Burgunder-Glas problemlos aus. Auch am Gaumen üppig, cremig, etwas - wie gewohnt - barock. Sehr schöne Länge. Viel Kraft und Druck, unter den Unmengen an Frucht und Süße lauert erstklassige Struktur. Gefällt mir nach wie vor gut, auch wenn - vor allem im direkten Vergleich mit der parallel getrunkenen 08er Abtserde - Präzision und Klarheit zu Wünschen übrig lassen. Es kommt halt am Ende darauf an, welche Stilistik man bevorzugt. (94)
Klaus Keller - Riesling trocken "Abtserde" Großes Gewächs 2008
Doppel-dekantiert. Zu Beginn irritierende Nase ohne jegliche Frucht. Von Anfang an jedoch phänomenale, präzise, fast Laser-hafte Länge, die keine Fragen und schon gar keine Wünsche offen lässt. Das ist absolutes High End! Fast ewige Länge mit klarsten Konturen. Nach gut 20 Minuten entwickelt sich in der Nase eine betörende Frucht, die bei aller Exotik (Ananas) eine bemerkenswerte Kühle und Feinheit ausstrahlt und den Eindruck hinterlässt, dass selbst das große Burgunder-Glas zwei Nummern zu klein ist. Alles in allem deutlich mineralischer als der Hubacker. Ganz toller Wein, riesiges Potenzial!! (96+)
Fortsetzung folgt...