Um vielleicht auch die Franzosen selbst mal zu Wort kommen zu lassen, die
RVF hält zwar im Prinzip den Jahrgang für "groß" an der Rhône, aber das ist interessanterweise nicht die Spitzenkategorie
Wie das die Tester nach den jährlichen Fassproben gesehen haben, hatte ich hier (
http://chezmatze.wordpress.com/2011/06/ ... rankreich/) schon einmal (ab-)geschrieben, getrennt nach Anbauregionen. Mittlerweile ist der Guide Vert ja draußen. 2009 und 2010 werden an Nord- wie Südrhône als gleichwertig angesehen, allerdings mit anderen Schwerpunkten. 2009 wird als fruchtig-opulent und 2010 als wuchtig-strukturiert beschrieben. Höhere Säure bei gleich viel Extrakt, 2010 derzeit unzugänglicher, beide aber mit langer Lagerpflicht.
Im Qualitätsvergleich der Jahrgänge haben die RVF-Leute übrigens die Jahrgänge 2005, 1999, 1998, 1991 und 1990 höher eingeschätzt als 2010. An der Südrhône waren dies 2006 (nein, kein Schreibfehler), 2005, 2004, 1998, 1990 und 1989. Das nur mal zur Orientierung.
Was
Bettane & Desseauve zur Rhône gesagt haben, übersetze ich hier einfach mal ohne weiteren Kommentar: "Der Jahrgang 2010 war ein Jahrgang der Trockenheit im Rhônetal. Mit 15-30% Ernteeinbußen gegenüber den vorherigen Jahrgängen haben die Weinberge im Norden wie im Süden konzentrierte und strukturierte Weine produziert, die sich später öffnen werden als gewöhnlich. Konzentration der Tannine, der Säure, violettere Weine, mineralischer, frische Aromen (schwarze und rote Johannisbeere, Himbeere, Veilchen), gepaart mit einer gewissen Mineralität ohne Unreifenoten charakterisieren die Roten, die eine echte Persönlichkeit annehmen werden. Diesen fleischigen Charakter findet man auch in den Rosés von guter Qualität, die intensiv und reif sind. Die Weißen sind weniger opulent als 2009 und damit ausgewogener. Im gesamten Tal dürfte allerdings der Jahrgang 2009 als noch größer, homogener, fleischiger, fruchtiger und würziger gelten. Die Weine besitzen einen unmittelbar zugänglichen Stil, reichhaltig und generös."
Soweit diese Herren.
Ich war vorgestern bei Chapoutier und habe einen Teil der 2009er probieren dürfen (die 2010er sind natürlich noch nicht draußen). Die Roten haben mir dabei gut gefallen, in der Tat sehr zugänglich, aber nicht übertrieben üppig. Jenes Problem dürfte dann eher Châteauneuf gehabt haben. Die Weißen waren für mich (der ich auch mangelnde - reife - Säure im Wein ein wenig unerfreulich finde) überraschenderweise nicht so gut wie die 2008er. Von den 2010ern habe ich bislang nur kleine und Genossenschaftsweine getrunken.
Ich muss zugeben, dass ich mittlerweile sogar zweimal nachdenke, bevor ich mir eine große Flasche aus einem extrem langlebigen Jahrgang in den Keller lege. Ich möchte jene nämlich noch (schrecklich egoistisch, ich weiß) auf ihrem Höhepunkt bei voller Leistung meiner Geschmacksknospen erleben

. Deshalb habe ich mir auch den 2008er Méal gekauft (in Rot), da dürfte es in 10-15 Jahren soweit sein.